Kopfhörer bieten Hörgenuss auf eng begrenztem Raum, ohne dass sich Nachbarn oder Familienmitglieder bei ihrer eigenen Beschäftigung gestört fühlen. Kein Wunder, dass diese Geräte oft um des lieben Friedens willen gekauft werden. Und sie haben einen weiteren Vorteil: Hochwertige Hi-Fi-Kopfhörer gibt’s zwar kaum unter 70 Euro, das ist aber immer noch ein Bruchteil dessen, was Sie für klanglich gleichwertige Lautsprecher ausgeben müssen.
Kopfhörer - Ohrenfreude
Sie müssen gut passen
Unabhängig von Preis, Bauform und Verwendungszweck – das wichtigste bei Kopfhörern ist, dass sie ebenso bequem wie rutschsicher sitzen. Deshalb ist das ausgiebige Probetragen das Um und Auf beim Kopfhörerkauf. Wenn es bereits nach zehn Minuten drückt und zwickt, kann es nicht das richtige Modell sein, selbst wenn der Klang Sie begeistert. Womit wir beim zweiten wichtigen Punkt angelangt sind: Probe hören. Nehmen Sie am besten eine Ihrer Lieblings-CDs mit, deren Klang Ihnen vertraut ist. Leider werden Probetragen und Probehören nur mehr von wenigen Fachgeschäften angeboten und beschränken sich auch dort auf die teuren Hi-Fi-Hörer. Die preisgünstigeren Modelle werden meist nur noch in der Blisterverpackung verkauft.
Anderes Hörerlebnis
Rechnen Sie damit, dass sich der Höreindruck – ohne Rücksicht auf den
modellabhängigen Klang – vom gewohnten Hören über Lautsprecher unterscheidet.
Beim Kopfhörer dreht sich die Schallquelle nämlich mit, wenn Sie den Kopf
bewegen. Besonders bei klassischer Musik, wo man die Position der einzelnen
Instrumente recht gut orten kann, ist dies manchmal irritierend.
Möchten Sie
einen vorhandenen Kopfhörer gegen ein anderes Modell austauschen, dann müssen
Sie darauf achten, dass dessen Impedanz (frequenzabhängiger Innenwiderstand,
angegeben in Ohm) im gleichen Bereich liegt. Sonst kann es zum Beispiel
passieren, dass Sie die Musik nur noch als leises Geräusch im Hintergrund hören.
Darauf sollten Sie achten
Bügel: Meist aus Kunststoff, selten aus Metall (und somit
durch vorsichtiges Verbiegen an die Kopfform anpassbar). Neben den herkömmlichen
Kopfbügeln gibt es Nackenbügel, die hinter den Ohrmuscheln über den Nacken
verlaufen. Vorteil: festerer Sitz beim
Joggen oder beim Bücken. Nachteil:
Legt man den Kopf nach hinten, lehnt sich an oder legt sich hin, verrutscht der
Hörer.
Hörmuschel: Beinhaltet die Schallwandler. Man findet offene Konstruktionen, halb offene und geschlossene. Dies hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Klangqualität. Offen: Außengeräusche dringen weitgehend ungehindert ans Ohr. Umgekehrt hört die Umgebung entsprechend deutlich mit. Halb offen: Die Geräusche sind in beiden Richtungen gedämpft. Geschlossen: Außengeräusche gelangen praktisch nicht ans Ohr, ebenso dringt fast nichts nach außen. Die völlige akustische Abschottung kann ein Nachteil (Telefon, Türglocke) oder sogar ein Risiko sein, etwa wenn Sie den Alarm eines Rauchmelders nicht mehr hören.
Links/Rechts-Kennzeichnung: Bei Qualitätsprodukten sind die linke und die rechte Hörmuschel deutlich gekennzeichnet.
Klinkenstecker: 3,5 mm-Klinkenstecker sind weit verbreitet, für 6,35 mm-Buchsen (zum Beispiel bei Hi-Fi-Anlagen) gibt’s – oft mitgelieferte – Adapter. Diese sollten am besten aufgeschraubt und nicht nur aufgesteckt werden können. Bei Geräten mit Spezialbuchsen sind Ersatzkopfhörer schwierig zu finden.
Ohrpölster: Aus Schaumstoff, an den Rändern zum Teil mit Kunststoffüberzug. Ohrpölster sind Verschleißteile und sollten daher austauschbar sein. Für Markenhörer gibt es Originalersatzteile. Die entsprechende Passform vorausgesetzt, genügen aber auch preisgünstigere Universalpölster. Eine üppige Polsterung ist keine Garantie für guten und druckfreien Sitz der Hörer. Die Hörmuscheln und Ohrpölster können ohraufliegend oder ohrumschließend konstruiert sein. Da die Ohren stark durchblutet sind, wird es unter ohrumschließenden Kopfhörern sehr heiß.
Kabel: Der mechanisch am stärksten belastete Teil des Kopfhörers. Nur in Einzelfällen mittels Steckverbindung mit dem Hörer verbunden und somit austauschbar. Daher: Vorsicht mit dem Kabel! Unerheblich ist, ob es ein- oder beidseitig geführt ist. Kabellänge auf Anwendungsbereich abstimmen: 1 bis 1,5 m für unterwegs, 3 bis 4 m für daheim. Praktisch sind Kabelboxen fürs schonende Aufrollen.
Gängige Bauformen
Ohrhörer: Bestehen aus zwei Ohrstöpseln, meist ohne
Bügel, mitunter auch mit Kopf- oder Nackenbügel oder zum Einhängen in die
Ohrmuscheln. Ab 5 Euro, leicht, Platz sparend, aber oft mit geringer
Klangqualität. Leichtkopfhörer: Am Ohr aufliegend, mit Kopf- oder
Nackenbügel oder zum Einhängen in die Ohrmuschel. In erster Linie für die
Verwendung unterwegs. Preislich (ab 10 Euro) und klanglich eine Stufe
höher stehend als die Ohrhörer.
Hi-Fi-Kopfhörer: Für zu Hause. Am Ohr aufliegend oder
das Ohr umschließend, mit Kopfbügel. Ausführung als kabelgebundene Modelle
und mit Funk- oder Infrarotübertragung. Beim Preis und beim Klang eine
eigene Klasse, ab 35 Euro aufwärts.
Funk- und Infrarothörer: Nicht nur Vorteile
Verlockend ist die Aussicht auf erhöhte Bewegungsfreiheit auf jeden Fall. Die Sendestation wird mittels Klinkenstecker an die Kopfhörerbuchse des TV- oder Musikgeräts angeschlossen, während man selbst einen Hörer ohne störendes Kabel aufsetzt. Bei Infrarotmodellen kann man sich freilich nicht weiter als zehn Meter vom Sender entfernen und muss damit in Sichtkontakt bleiben, bei Funkmodellen ist der Aufenthalt in einem anderen Zimmer oder im Garten kein Problem (Reichweite etwa 30 Meter).
Mit Störgeräuschen muss man rechnen. Infrarothörer klingen tendenziell besser als Funkhörer. Alle drahtlosen Kopfhörer haben aber ein mehr oder weniger starkes Grundrauschen, das bei leisen Musikpassagen störend wirkt. Darüber hinaus wird die Funkübertragung durch Fremdquellen, wie beispielsweise Handys, beeinträchtigt. Anspruchsvolle Musikfreunde und Hi-Fi-Freaks sind mit kabelgebundenen Hörern besser bedient.
Sendepausen durch leere Akkus. Kabellose Hörer müssen mit Strom versorgt werden. Dafür werden heute vorwiegend Standardakkus verwendet. Wie lange sie genügend „Saft“ für den Hörgenuss liefern, ist von Modell zu Modell sehr unterschiedlich. Es können 4, aber auch 30 Stunden sein. Bei häufiger und länger dauernder Benützung ist die Anschaffung eines zweiten Akkusatzes eine Überlegung wert. Die Ladegeräte sind oft in den Sender eingebaut. Je nach Modell muss man entweder die Akkus zum Laden aus dem Hörer entfernen oder diesen auf die Sendestation aufsetzen. Bei einzelnen Modellen kann man ein Netzkabel an den Kopfhörer anstecken und – wenn auch drahtgebunden – weiterhören.
Tipp: Damit es bei gleichzeitiger Verwendung von zwei Kopfhörern in einem Raum zu keinem Frequenz-Salat kommt, sollten Sie einen Funk- und einen Infrarothörer anschaffen. Der Betrieb weiterer Infrarothörer in jeweils anderen Räumen ist kein Problem. Bei Funkkopfhörern ist in diesem Fall eine Umschaltmöglichkeit des Sendekanals erforderlich.
Infrarot-Modelle haben eine Reichweite von etwa 10
Meter und benötigen "Sichtkontakt" zum Sender. Funkkopfhörer funktionieren auch durch Mauern hindurch
und bis etwa 30 Meter.
Sonderbauformen
Dolby-Surround: Seit einigen Jahren sind Dolby-Surround-Kopfhörer auf dem Markt, die – nach anfänglichen Kinderkrankheiten – mittlerweile recht beeindruckende Raumklangerlebnisse vermitteln | |
Einohrhörer: Zu den Sonderbauformen zählen aber beispielsweise auch Einohrhörer, die man als Kontroll-instrument (etwa zum nebenbei Mithören von Radiosendungen) verwenden kann. |
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Bügelhörer mit Mikro: Spezialmodelle sind auch tragbare Freisprecheinrichtungen und Bügelhörer mit Mikrofon zum Telefonieren (mit Kabel oder – dank „Bluetooth“ – ohne). Sie sind zum Teil Mono, können aber manchmal auf Stereo umgeschaltet und so auch zum Musikhören (zum Beispiel vom Handy oder Notebook) verwendet werden. | |
Ringschleifenverstärker: Keine Kopfhörer im
eigentlichen Sinn, aber einen ähnlichen Zweck erfüllend, sind
Ringschleifenverstärker für den Radio- oder Fernsehton. Diese Geräte
erzeugen ein Signal, das von Hörgeräten mit eingebauter Telefonspule
empfangen werden kann. |
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Induktivschleifen: Nach dem gleichen Prinzip funktionieren tragbare Induktivschleifen fürs Handy. |
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Was für wen?
Mobile Anwender: „Musik ist mein ständiger
Begleiter.“
Die Klangqualität steht beim Musikhören
unterwegs zwar nicht an erster Stelle, sollte aber nicht vernachlässigt werden.
Meist werden von den Geräteherstellern Ohrhörer mit wenig berauschender
Klangqualität mitgeliefert. Der Austausch gegen Leichtkopfhörer für rund 15 bis
30 Euro ist empfehlenswert. Nachteil: Sie sind größer und daher schwerer zu
verstauen. Keinesfalls sollten Sie unterwegs einen Hörer mit geschlossener
Bauweise tragen, denn der lässt keine Umweltgeräusche an Ihr Ohr!
Familien: „Wir kommen uns nicht in die Quere.“
Der Vater
will fernsehen, die Kinder möchten Musik hören, der Opa gleichfalls, aber einen
anderen Sender, und die Mutter möchte lesen. Da können Kopfhörer Konflikte
vermeiden. Wobei für den Fernsehton die Qualität kabelloser Infrarot- oder
Funkkopfhörer völlig ausreicht. Deren Preise bewegen sich zwischen 50 und 220
Euro. Der Rest hängt von den jeweiligen Ansprüchen an den Klang ab sowie vom
Wunsch nach mehr oder weniger Bewegungsfreiheit in der Wohnung.
Hi-Fi-Freaks: „Hochgenuss setzt guten Ton voraus.“
Auch
wenn die Grenzen zwischen Leicht- und Hi-Fi-Kopfhörern fließend sind und
Letztere mitunter schon ab 35 Euro angeboten werden, werden Sie feststellen,
dass es gute Klangqualität erst ab 70 Euro gibt. Das ausgiebige Probehören und
Probetragen ist unerlässlich, und es kommen im Grunde nur Modelle mit Kabel
infrage. Wobei das Grundrauschen kabelloser Modelle bei heißen Rhythmen
natürlich weniger ins Gewicht fällt als bei den leisen Passagen klassischer
Musik.
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