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Fotografieren: Konzertfotografie - Im Rampenlicht

Musiker in Aktion: Der Fotograf muss das Kunststück vollbringen, nahe am Geschehen zu sein, ohne zu stören.

Freiheit des Straßenbildes

Ein schönes Schloss, sagen wir: in Niederösterreich. Sie fotografieren es und verkaufen Ihre Aufnahme als Ansichtskarte. Dürfen Sie das? Ja, rechtlich spricht nichts dagegen, hierzulande gilt die sogenannte Freiheit des Straßenbilds. Anderes Beispiel: Sie spazieren auf der Straße und machen Fotos von Passanten. Auch das dürfen Sie, und zwar ohne weitere Einschränkung, wenn Sie die Fotos für den Eigengebrauch machen.

Veröffentlichung von Fotos

Kompli­zierter wird es, wenn Sie die Aufnahmen veröffentlichen wollen. Dann haben Sie insbesondere darauf zu achten, dass Sie keine "berechtigten Interessen" der abgebildeten Person verletzen, das heißt, Sie dürfen sie beispielsweise nicht in verächtlicher Weise darstellen. Richtig heikel wird die Sache, wenn es sich bei der Person um eine berühmte Persönlichkeit handelt, die ihr Konterfei vermarktet. Hier sind gegebenenfalls das Recht am eigenen Bild und das Recht auf freie Meinungsäußerung gegeneinander abzuwägen.

Fotografierverbot während Aufführungen

Warum wir Sie mit solchen juristischen ­Details behelligen? Weil die (nicht nur, aber insbesondere) für Konzert- und Bühnenfotografen relevant sind. Oft macht zudem der Veranstalter von seinem Hausrecht Gebrauch und spricht für das Publikum ein Fotografierverbot während der Aufführung aus. Überwachen lässt sich dieses Verbot jedoch kaum, in Zeiten, da Fotos auch mit dem Handy geschossen werden können.

Brief vom Anwalt wahrscheinlich

Doch wer meint, mit dem gelungenen Schnappschuss einer berühmten Band das große Geld zu machen, wird bei Veröffentlichung dieses Bildes garantiert ein Schreiben vom Anwalt der Band erhalten.


Lesen Sie auch unsere anderen Berichte zum Thema Fotografieren: Portrait 11/2011, Landschaften 12/2011, Winteraufnahmen 1/2012, Schnappschüsse 2/2012, Reisefotografie 7/2012, Reportage 8/2012, Blitzaufnahmen 11/2012, Sportfotografie 2/2013, Kinderaufnahmen 5/2013.

Erlaubnis vom Veranstalter, hautnah am Geschehen

Erlaubnis vom Veranstalter

Also: Wer bei einem Konzert Fotos machen möchte, und dies nicht nur für den privaten Gebrauch, muss vorher beim Veranstalter um Erlaubnis bitten. Je berühmter die Künstler, desto schwieriger wird es sein, diese ­Erlaubnis zu erhalten – es sei denn, Sie arbeiten für eine bekannte Zeitung. Als Hobby­fotograf werden Sie größere Chancen bei Veranstaltungen haben, deren Bedeutung sich auf den lokalen oder maximal regio­nalen Bereich beschränkt. Hier könnten sich die Musiker gar freuen, wenn Aufnahmen gemacht werden; und noch mehr, wenn die Bilder in der lokalen Zeitung erscheinen.

Nicht stören

Bild: VKI 
Die Aktion während
des Auftritts

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Das Konzert steht im Mittelpunkt – und nicht Sie, der Fotograf. Je unauffälliger Sie agieren, desto besser, denn schon das ständige Klicken Ihrer Kamera kann Musiker wie auch Besucher irritieren. Normalerweise wird Ihnen ein Platz an der Bühnenrampe eingeräumt. Von dort sind allerdings nur unschöne Aufnahmen aus Untersicht möglich, die zu ­physiognomischen Verzerrungen führen können.

Wenn Sie Glück haben, dürfen Sie mit auf die Bühne gehen und Position an der Seite beziehen, wo Sie hautnah am ­Geschehen sind und doch so weit weg, dass Sie üblicherweise nicht weiter stören.

Extreme Lichtverhältnisse, aussagekräftige Ausschnitte

Extreme Lichtverhältnisse

Im Zuschauerraum ist es dunkel, auf die Bühne fällt helles, gerichtetes Licht. Ein extremer Licht-Kontrast. Unternehmen Sie erst gar nicht den Versuch, das fotografisch so einzufangen, dass sowohl im erleuchteten Bereich als auch im Schatten Zeichnung ist. Es wird Ihnen nicht gelingen! Das ist aber auch gar nicht weiter schlimm. Nehmen Sie die Situation als Chance! Als Chance zu Aufnahmen mit harten Kon­t­rasten, wo das eine, der bildwichtige Teil, deutlich zu erkennen ist und das andere im Dunkel versinkt. Der Musiker im Scheinwerferlicht, alleine, herausgehoben – das hat doch etwas! Der Fotograf kann in diesem Augenblick beinahe dankbar sein für die extremen Lichtverhältnisse.

Aussagekräftige Ausschnitte suchen

    Bild: VKI

Je näher Sie am Geschehen sind,
desto mehr eröffnen sich Ihnen
intime Momente.

Musik spricht uns unmittelbar an, geht uns, wie man gerne sagt, unter die Haut. So jedenfalls der Glücksfall, bei Musik, die uns gefällt. Idealerweise transportieren Konzertaufnahmen etwas von diesem Ereignis.

Übersichtsaufnahmen von weiter weg mögen das Konzert dokumentieren, mehr aber auch nicht. Geht es um das Besondere und Charakteris­tische dieses Konzerts, kommen Sie nicht umhin, nach aussagekräftigen Ausschnitten zu suchen.

Akustisches Ereignis optisch einfangen

Dabei steht Ihnen, medien­bedingt, ein äußerst eingeschränktes Ausdrucksrepertoire zur Verfügung. Mit einem Foto – oder auch mehreren – alles sagen, so lautet die Herausforderung. Sie haben das akustische Ereignis optisch einzufangen, und zwar so, dass Sie auch etwas von den Empfindungen erzählen, die die dargebotene Musik auslöst. Das ist nicht gerade wenig. Gelungen ist eine Aufnahme zweifellos, wenn der Betrachter sich im wahrsten Sinne ein Bild von dem Konzert machen kann.

Details zeigen, private Momente

Details zeigen, die sonst verborgen bleiben

Fangen Sie das Mienenspiel der Künstler ein! Das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, mit weit aufgerissenem Mund – dieser Musiker spielt mit Sicherheit keine Mozart-Sonate. Er improvisiert, ist in einem leicht entrückten Zustand. Mit Großaufnahmen dieser Art können Sie Details zeigen, die dem Konzertbesucher aufgrund der räumlichen Distanz in der Regel verborgen bleiben.

Bildsprache der Musik anpassen

Ist die Musik schräg, kann auch die Aufnahme buchstäblich schräg sein. Wobei eine Punkband verständlicherweise anders ins Bild zu setzen ist als etwa die Wiener Philharmoniker es wären. Es geht darum, für das jeweilige Sujet die adäquate Ausdrucksform zu finden. Und das gilt, allgemein gesprochen, auch für die Umsetzung Ihrer Bildidee. Arbeiten Sie jedoch für einen Auftraggeber, dann stehen nicht Ihre, sondern dessen Wünsche und Vorstellungen im Vordergrund.

Private Momente

Bild: VKI
Die Konzentration vor
dem Auftritt

Wenn der Auftritt vorüber und die Arbeit getan ist, sollten Sie Ihre Kamera weiter schussbereit halten. Der Druck ist weg, die Anspannung weicht. Nun zeigen sich viele Musiker gelöst – das sind schöne Motive, die insbesondere bei bekannteren Persönlichkeiten eine Seite zeigen, die in der Regel ­unbekannt ist: die private.

Dazu ist allerdings notwendig, dass Sie den Künstlern auch wirklich nahekommen können, also beispielsweise Zutritt zum Backstagebereich haben. Was natürlich ebenfalls mit dem ­Veranstalter auszuhandeln ist.

Buchtipp: Fotografieren

Die Möglichkeit jederzeit, schnell und einfach Fotos erstellen zu können ruft auch einen Überdruss hervor. Die Flut der vielen beliebigen und nichtssagenden Fotos nährt die Sehnsucht nach dem Besonderen,  nach authentischen Bildern. Weg von der Massenware und hin zum individuellen und unverwechselbaren Ausdruck.

In unserem Buch "Fotografieren statt knipsen"  wollen wir ungewohnte Wege gehen und zusammenbringen, was sonst streng getrennt ist: Fototheorie und Fotopraxis. Es soll – anhand vieler Beispiele – Lust darauf machen, die eigene Kreativität zu entdecken und das Thema Fotografie buchstäblich mit anderen Augen zu sehen.

Wir wollen Möglichkeiten aufzeigen und Anregungen bieten, die Sie unterstützen zu Ihrem eigenen, ganz persönlichen Ausdruck in der Fotografie zu finden.

www.konsument.at/fotografieren

Aus dem Inhalt

  • Zeichnen mit Licht
  • Schärfe und Unschärfe
  • Flächen, Linien, Perspektive
  • Porträt- und Landschaftsfotografie
  • Architekur- und Sachfotografie

184 Seiten, 19,60 € + Versand

Fotografieren statt knipsen

 

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