Nicht nur die Qualität der Digitalkameras wurde getestet sondern auch, wie umweltgerecht sie gestaltet sind – Schlagwort Öko-Design.
Elektronikmüll wächst und wächst
Auf jeden Bürger Europas entfallen derzeit rund 14 kg Elektronikschrott pro Jahr. Der Wert wächst jährlich um 5 Prozent, schneller als bei jedem anderen Hausmüll. Digitalkameras sind zwar recht klein, aber sie werden massenhaft erzeugt, ihre Lebensdauer beträgt geschätzte 18 Monate und sie enthalten eine Reihe gefährlicher Stoffe (Schwermetalle, Kleber, Chemikalien).
Über 80 Prozent der potenziellen Auswirkungen einer Kamera auf die Umwelt werden durch ihr Design bestimmt. Das heißt der Hersteller hat es in der Hand, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das die Umwelt weitgehend schont oder aber sehr gefährdet. Man spricht vom Öko-Design eines Produktes.
Was macht ökologisches Design aus?
Das Öko-Design ist abhängig vom Gewicht und der Art der verwendeten Materialien. Vor allem Printplatte, Verdrahtung, Akku und Display sind jene Bereiche, in denen gefährliche Substanzen Verwendung finden (Blei, Quecksilber, Phthalate, …).
Eine wichtige Rolle spielt auch die Lebensdauer. Je länger die Kameras in Verwendung sind, desto weniger Müll fällt an. Damit in Zusammenhang steht auch die Frage, wie leicht man eine Kamera reparieren kann. Billige Modelle lassen sich kaum auseinandernehmen und schon gar nicht wieder zusammenbauen.
Recycling und Zubehör
Am Ende des Kameralebens sollten die Teile ebenfalls leicht voneinander getrennt werden können (je mehr Schrauben und je weniger Klebstoff, desto besser). Die unterschiedlichen Materialien sollten möglichst rein sein (Metall, Kunststoff, …); umso leichter kann man sie recyceln und umso wertvoller sind die recycelten Stoffe. Verbundstoffe sind da ein großer Nachteil.
Neben der eigentlichen Kamera gilt es noch Folgendes zu prüfen: den Akku (wie hoch ist der Energieverbrauch, wie lange hält er), die Verpackung (meist ist sie überdimensioniert oder es wird nicht recyclierbares plastifiziertes Papier verwendet) und schließlich auch die Bedienungsanleitung (manche davon sind schwerer als die Kamera und umfassen über 20 Sprachen; je einfacher die Bedienung, desto kürzer kann die Bedienungsanleitung ausfallen).
Öko-Design-Untersuchung
Im Rahmen des aktuellen Digitalkamera-Tests wurde auch eine Öko-Design-Untersuchung vorgenommen. Dafür wurden von jenen 10 Markenherstellern, die auch dem Ethik-Test unterzogen wurden, jeweils 2 Modelle (für Einsteiger bzw. Fortgeschrittene) ausgewählt.
Ergebniss: bestenfalls durchschnittlich
13 der 20 Modelle wurden mit einem D (= schlecht) bewertet, der Rest mit C (= durchschnittlich). Am schlechtesten wurde die Verpackung beurteilt, nicht viel besser die Bedienungsanleitung. Die Zerlegbarkeit (dismantling) kann noch als gut bis akzeptabel bezeichnet werden. Nur durchschnittlich sind hingegen Reparaturfähigkeit und Recycling zu werten. Einzig die Lebensdauer des Akkus wurde durchwegs gut beurteilt.
Am besten wurde die Pentax Optio E80 bewertet. Sie ist die einzige Kamera, die in keinem Teilbereich schlechter als durchschnittlich abgeschlossen hat. Sie liefert den Beweis, dass auch billige Kameras (mittlerer Preis 95 €) umweltverträglich gestaltet werden können. Als Marke konnte Samsung brillieren (beide Modelle landeten im Spitzenfeld). Große Verlierer sind Nikon und Sony (beide Modelle am unteren Ende des Rankings).
Ethik-Test als Gesamtbewertung einer Marke
Natürlich kann man vom Öko-Design zweier Modelle nicht auf das Umwelt-Standing einer Marke schließen. Andere Modelle derselben Marke können auf ganz andere Werte kommen. Außerdem müssen auch die Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt berücksichtigt werden. Daher wird auch unser Ethik-Testurteil nicht infrage gestellt – hier hat ja Nikon am besten abgeschnitten. Selbst wenn man die Öko-Design-Ergebnisse in das Ethik-Testurteil integrieren würde, bliebe die Reihenfolge unverändert: klarer Vorsprung für Nikon, Pentax als Schlusslicht.