Krank machende Pestizide
Der Umweltmediziner Dr. Hans-Peter Hutter von der Organisation „Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt“ untersuchte die Auswirkungen der hohen Pestizidbelastung auf die Gesundheit der Plantagenarbeiter: Das Risiko, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes zu entwickeln, ist bei ihnen sechs- bis achtmal so hoch. Überdies „legen die Resultate nahe, dass die Pestizidanwender ein deutlich höheres Risiko aufweisen, an Krebs zu erkranken als Arbeiter, die im Bio-Anbau tätig sind“, so der Umweltmediziner. Schwindel, Augenbrennen und Hautreizungen, Müdigkeit oder Schlaflosigkeit treten bei Arbeitern im Bananenanbau vermehrt auf. Auch das Krebsrisiko steigt. Vier Fünftel der Befragten, die Pestizide regelmäßig anwenden, gaben an, bei der Arbeit keine Masken oder Handschuhe zu tragen.
Gesundheitliche Belastung und niedriger Lohn
Jorge Acosta von der ecuadorianischen Gewerkschaft ASTAC, der Südwind bei den Recherchen unterstützte, setzt sich für die Rechte der Arbeiter ein. „Neben den gesundheitlichen Belastungen ist der niedrige Lohn das größte Problem für die Menschen”, so Acosta. Der monatliche Durchschnittslohn von Plantagenarbeitern beträgt rund 325 Euro, viele haben keine Sozialversicherung. Laut der Statistikbehörde in Ecuador wäre ein monatliches Einkommen von rund 590 Euro nötig, um die grundlegenden Ausgaben eines Haushaltes tätigen zu können. Kritisch sei auch, dass Arbeiter eingeschüchtert und verfolgt würden, wenn sie für ihre Rechte eintreten wollen. „Wir von der Gewerkschaft ASTAC haben mit unseren Beschwerden schon die Vereinten Nationen angerufen, weil es uns in Ecuador kaum gelingt, zu unserem Recht zu kommen”, kritisiert Acosta.
Gütesiegel im Vergleich
In anderen Ländern, die Bananen exportieren, sieht die Situation ähnlich aus. Die Großkonzerne Chiquita, Del Monte und Dole dominieren den Handel mit Bananen und teilen die Hälfte des Weltmarktes unter sich auf. In den meisten Ländern Europas beherrschen drei bis vier Supermarktketten bis zu 90 Prozent des Lebensmittelhandels – in Österreich sind das REWE, Spar und Hofer. Im Handel liegen die Kilopreise zwischen 0,99 und 2,30 Euro. „Bei Preisen unter einem Euro kann man sich ausrechnen, dass es entlang der Wertschöpfungskette nicht viel Fairness gibt“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Obwohl Ecuador weltweit die meisten Bananen exportiert und der zweitgrößte Produzent von Bio-Bananen ist, werden nur auf sechs Prozent der Anbaufläche Bio-Bananen und auf drei Prozent Fairtrade-Bananen angebaut.
Fairtrade
Fairtrade steht für soziale Nachhaltigkeit in der Produktion. Zudem ist in den Fairtrade-Bedingungen festgelegt, den Pestizideinsatz auf ein Mindestmaß zu reduzieren und „soweit unvermeidbar die am wenigsten giftigen Pestizide in der geringstmöglichen Ausbringungsmenge anzuwenden“.
Rainforest Alliance
Die großen Lebensmittelkonzerne setzen bei Bananen zunehmend auf das Siegel der Rainforest Alliance. Die Studie „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ der Entwicklungsorganisation Oxfam ergab jedoch, dass durch das Rainforest-Alliance(RA)-Siegel die größten Probleme auf Bananenplantagen wie die Belastung durch Pestizide und die Verletzung von Arbeitsrechten nicht gelöst werden. „Leider werden die RA-Standards oft mangelhaft umgesetzt“, kritisiert Konrad Rehling von Südwind. „Zudem kommt es immer wieder zu Gesetzesverstößen auf RA-zertifizierten Bananenplantagen.“ Grundsätzlich begrüße Südwind jedoch Zertifizierungen gegenüber rein konventionell produzierter und gehandelter Ware: „Weil damit die Einhaltung gewisser Öko- und Sozialstandards entlang der Lieferkette zumindest überprüfbar wird“, ergänzt Rehling.
Im Übrigen werden auch bei Fairtrade-Betrieben hin und wieder Mängel beanstandet – unter anderem finden, so die Kritik, Arbeitnehmerrechte zu wenig Beachtung. Korrekturen müssen immer wieder vorgenommen werden – aber das ist kein Grund, soziale oder ökologische Gütesiegel grundsätzlich infrage zu stellen.