Insassensicherheit steigt weiter
Scheiben splittern, Blech verbeult und Dummys werden in die Gurte gepresst. Am Ende blieb von 15 Testkandidaten im jüngsten EuroNCAP-Crashtest nicht mehr als ein Haufen Schrott. Mit den begehrten fünf Sternen durften sich sechs Testkandidaten dekorieren, präsentieren ÖAMTC und VKI (Verein für Konsumenteninformation) die Ergebnisse.
Erwachsene sind besser geschützt
"Ausreißer mit horrenden Werten bei Front- und Seitencrash und nicht einmal drei Sternen, wie diesmal der Chevrolet Matiz, kommen aber immer wieder vor", zieht ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang Bilanz. "Die Insassensicherheit steigt aber insgesamt weiter. Kinder sind im Auto zunehmend sicherer unterwegs, aber immer noch nicht gleich gut geschützt wie Erwachsene." Die größte Diskrepanz gibt es nach wie vor beim Fußgängerschutz: "Der Citroen C6, ein besonders ausgewogenes Fahrzeug im Test, hat erstmals das Maximum von vier Sternen auch im Fußgängerschutz erreicht, der Jeep Grand Cherokee nicht einen einzigen Punkt, geschweige denn einen Stern", so Lang weiter. - Die wichtigsten Resultate zusammengefasst:
Fünf Sterne für ein Drittel der Fahrzeuge
Bringt ein Hersteller einen neuen Wagen auf den Markt, will er dazu auch Sicherheit, möglichst mit fünf Sternen, verkaufen. Das Argument kommt in beinahe allen Fahrzeugklassen zum Tragen, wie ein Blick auf die Ergebnisse zeigt.
Die Fünfstern-Autos:
- Fiat Punto und Toyota Yaris (Kleinwagen),
- Fiat Croma und Peugeot 407 Coupe (Mittelklasse),
- Citroen C6 (obere Mittelklasse),
- Mazda 5 (Minivan).
Die Vierstern-Autos:
- Daihatsu Sirion, Kia Rio, Mitsubishi Colt und VW Fox (Kleinwagen)
- Seat Leon (Kompaktklasse)
- Mazda 6 (Mittelklasse)
- Citroen Berlingo (Minivan)
- Jeep Grand Cherokee (Geländewagen)
Beim Chevrolet Matiz, dem schlechtesten Fahrzeug im Test, wurde der dritte Stern abgewertet, weil dem Fahrer bei einem Crash lebensgefährliche Brustverletzungen drohen.
Kinder schlechter geschützt als Erwachsenen
Die Ergebnisse bei der Kindersicherheit werden bei jeder Crashtest-Generation kontinuierlich besser. Sechs Autos haben mit vier (von fünf möglichen) Sternen abgeschnitten: VW Fox, Seat Leon, Fiat Croma, Mazda 6, Peugeot Coupe und Citroen C6. "Über vier Sterne hinaus kam bisher noch kein Fahrzeug", weiß Peter Blazek, Redakteur beim Testmagazin „Konsument“. "Die Autohersteller müssen sich gewaltig anstrengen, damit Kinder künftig im Fahrzeug gleich sicher unterwegs sind wie Erwachsene."
Top -Fußgängerschutz: Citroen C6
Eine kleine Sensation konnte der Citroen C6 für sich verbuchen, der mit einem innovativen Konzept als erstes Auto die Höchstwertung von vier Sternen im Fußgängerschutz erreichte. Eine aktive Motorhaube springt in Sekundenbruchteilen auf, wenn ein Zusammenstoß mit einem Fußgänger registriert wird. Dadurch werden Aufprallenergien abgefedert und schwere Kopfverletzungen vermieden. "Derartige gezielte Designlösungen sind aber rühmliche Ausnahmen. Der Fußgängerschutz wird von den Autoherstellern noch immer nicht in dem Maße weiterentwickelt, wie die Insassensicherheit“ , kritisiert Blazek. Enttäuschende Ergebnisse lieferten etwa der Mitsubishi Colt, der Fiat Croma und der Mazda 6 mit jeweils nur einem mickrigen Stern.
Jeep Grand Cherokee: ein Flop
Mit null Punkten im Fußgängerschutz schoss der Jeep Grand Cherokee den Vogel ab: "Dieses Resultat ist unter jeder Kritik", so Blazek weiter. Bei einem Unfall wäre ein Fußgänger zumindest schwer verletzt.
"Der serienmäßige Einbau von zusätzlichen Airbags und intelligenten Sicherheitsgut-Erinnerungssystemen", freut ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. Zehn der getesteten Fahrzeuge haben Kopfairbags für Seitencrashs, vier verfügen sogar über Knieairbags für den Fahrer. Alle Autos im Test mit Ausnahme des Chevrolet Matiz erinnern mittels "Seatbelt-Reminder" den Fahrer automatisch daran, den Gurt anzulegen. In zehn Autos wird der Beifahrer aufgefordert, in zwei Autos (Mazda 6 und Citroen C6) sogar die Passagiere auf den Rücksitzen.
Hausaufgaben für die Autohersteller
"Die Crashtest-Ergebnisse sind im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Zurücklehnen können sich die Autohersteller trotzdem nicht", sagt Lang. "Sie müssen weiter Hausaufgaben machen, um die Fahrzeugsicherheit zu verbessern." Die Forderungen des ÖAMTC-Cheftechnikers:
- Weiche Strukturen: Bei der Erwachsenensicherheit im Auto gibt es immer noch zu hohe Belastungen in den Bereichen Brust und Oberschenkel. Unbedingt notwendig sind weniger steife Strukturen hinter den Armaturenbrettern bzw. eine bessere Abstimmung der Airbag/Rückhaltesysteme.
- Kindersicherheit: Bei der Kindersicherheit dürfen sich die Autohersteller nicht mit einem Mittelmaß von drei Sternen zufrieden geben. Es ist noch verstärkte Zusammenarbeit zwischen Auto- und Kindersitzherstellern notwendig, damit die Maximalwertung von fünf Sternen möglich wird.
- Fußgängersicherheit: Bei der Fußgängersicherheit müssen zumindest drei Sterne Standard werden. Das Ziel sollten aber innovative Entwicklungen sein (wie sie beim Citroen C6 umgesetzt wurden), damit vier Sterne möglich werden.