Nach der Aufregung der letzten Tage hat der Fahrzeughandel Kulanz versprochen. Der derzeitige Bio-Anteil sei zwar unbedenklich, aber man sei bereit, sich etwaige Schadensfälle nochmals anzusehen.
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Nicht nur in Deutschland ist die Diskussion um die Beimengung von pflanzlichen Rohstoffen zu Kfz-Treibstoffen wieder neu entflammt. Auch in Österreich werden die kritischen Stimmen wieder lauter.
Biosprit: ökologische Effekt ist umstritten
Der ökologische Effekt ist umstritten, Gegner befürchten, dass Biosprit nicht nur keine Verbesserung der Umweltbilanz bringt sondern im Gegenteil sogar zu einer Verschlechterung führt, weil die gesteigerte Nachfrage nur durch eine Zerstörung von Wäldern und anderen Naturräumen gedeckt werden könne. Die UNO warnt vor der Verknappung von Grundnahrungsmitteln wie Mais oder Weizen, die stark subventionierten Pflanzen-Treibstoffe wären dafür verantwortlich, dass immer weniger Menschen genug zu essen haben.
Teurer als normaler Treibstoff
Und Bio-Treibstoffe sind nicht nur teurer als Treibstoffe aus fossilen Quellen, sie sind zudem von geringerer Qualität: Sie bedingen einen höheren Verbrauch und kürzere Service-Intervalle. Auch das Argument der Unabhängigkeit von ausländischen Energielieferanten wird relativiert, da doch ein Großteil der Energiepflanzen importiert werden muss. Nur Vertreter der Landwirtschaft bleiben dabei: Biosprit garantiert stabile Preise und mehr Klimaschutz, den Kritikern wird vorgeworfen, Horrorszenarien zu zeichnen.
E5 und D7 in Österreich
In Österreich wird dem Benzin fünf Prozent Ethanol (E5) zugemischt, dem Diesel knapp sieben Prozent Raps (D7). Nach Ansicht der meisten Experten ist diese Beimengung völlig unbedenklich für Motoren. Das stimmt auch, wenn man die große Masse der Fahrzeuge im Auge hat. Dennoch gab und gibt es viele Autofahrer, die über Schwierigkeiten klagen – und zwar so gut wie ausschließlich über Biodiesel, nicht über den Zusatz bei Benzin.
Ein Beitrag in der ORF-Sendung „Konkret“ hat heftige Reaktionen hervorgerufen. „Unzählige“ Schreiben seien in der Redaktion eingelangt, vor allem Modelle von Renault und Toyota seien betroffen. Der Schaden betrage oft mehrere tausend Euro. Daraufhin hat das Bundesgremium des Fahrzeughandels eine Schlichtungsstelle für alle Betroffenen eingerichtet, die einlangende Beschwerden an die Autohändler weiterleitet. Bis Ende März sollen gut 100 Beschwerden eingelangt sein.
Bleibt der Konsument über?
Offiziell wird nach wie vor die Unbedenklichkeit bescheinigt – „nach bestem Wissen und Gewissen“. Und man unterstellt den Autofahrern, selbst schuld zu sein („wer weiß, bei welchem Bauern der tankt“). Wenn sich alle abputzen, bleibt meist der Konsument über. Intern wird aber sehr wohl eingestanden, dass Probleme auftauchen könnten. Sie liegen im Bereich der Einspritzanlage, sei es, dass die Ventile durch die Rapsbeigabe verstopft würden oder die Einspritzpumpe nicht richtig arbeite. Diese Hochdruckpumpe (1700 bar) könne schon bei geringfügigen Anomalien zu Schaden kommen. Es sind vor allem ältere Fahrzeuge, die die Anforderungen für Biosprit nicht immer erfüllen.
Kulanz bei Service-Nachweis
Auf Anfrage erklärten sich sowohl Renault als auch Toyota zur Kulanz bereit – auch über die Garantie hinausgehend. Voraussetzung sei, dass ein regelmäßiges Service (in der Vertragswerkstatt) nachgewiesen werden könne. „Wenn alles in Ordnung ist, und das Fahrzeug nicht über 10 jahre alt ist, können wir was tun, so Richard Sauer, bei Renault Österreich für Kundenreklamationen zuständig.
Betroffenen Autofahrern kann man also nur empfehlen, hartnäckig zu sein. Die Kosten sollte der Fahrzeughandel leicht tragen können. Wo es sich doch um nur 100 Fälle bei 2,8 Millionen Diesel-Pkw in Österreich handelt…
Jedenfalls mehren sich die Stimmen, die dafür plädieren, die Erhöhung auf einen 10-prozentigen Bioanteil bei Benzin zu überdenken. Die Einführung von E10 hat in Deutschland zu der bekannten Welle der Entrüstung geführt, schätzungsweise 10 Prozent der Benzin-Kfz vertragen den hohen Bio-Anteil nicht. Die geplante Einführung in Österreich im Jahr 2012 sollte verschoben werden, und es sollte für mindestens acht Jahre (das Durchschnittsalter des PKW-Bestandes) auch E5 weiterhin angeboten werden.