Zum Inhalt
Trivago-Schriftzug auf der Fassade der Firmenzentrale
Trivago verurteilt - Hauptsache, die Provision stimmt Bild: nitpicker Shutterstock

Trivago: 30 Mio € Strafe wegen Irreführung

Zimmer mit höchsten Provisionen hervorgehoben: Australisches Gericht verurteilt Hotel-Suchmaschine.

"Trivago vergleicht und du entscheidest!" Die Suchmaschine wirbt damit, die günstigsten Preise für Hotelübernachtungen hervorzuheben (siehe YouTube-Video – Link unten). Laut australischem Gericht hatte Trivago das aber nicht getan - im Gegenteil. Das Unternehmen gehört zur Expedia-Gruppe und hat seinen Sitz in Düsseldorf. Es zeigte Kunden bevorzugt jene Angebote, bei denen die höchste Provision heraussprang. Nun setzte ein australisches Gericht die Strafe dafür mit 44,7 Mio. australischen Dollar (AUD) fest. Das sind über 30 Mio. Euro.

39 Mio. € Provision

Trivago hatte zugegeben zwischen Dezember 2016 und September 2019 etwa 58 Mio. AUD (nach Kurs vom April 2022 etwa 39 Mio. Euro) an Provision erhalten zu haben - für Angebote, die nicht die günstigsten waren. Kunden hatten deswegen etwa 38 Mio. AUD (25,6 Mio. Euro) zu viel bezahlt.

Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Kommission

Die Australische Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Kommission (ACCC) hatte die kundenfeindliche Irreführung vor Gericht gebracht und eine Strafe von 90 Mio. AUD (60 Mio. Euro) gefordert. Im aktuellen Geschäftsbericht 2021 berichtet nun die Trivago-Geschäftsführung, dass Trivago maximal 15 Mio. AUD (10 Mio. Euro) zu zahlen bereit gewesen wäre. Aber es gäbe erhebliche Unsicherheiten („there is considerable uncertainty regarding how the Australian Federal Court would calculate the penalties that will be ultimately assessed on us“). Die Unsicherheit hat ein Ende. Das Höchstgericht legte die Strafe nun mit 44,7 Mio. AUD (etwa 30,2 Mio. Euro) fest.

Strafen in Österreich niedriger

Dr. Beate Gelbmann aus unserer Rechtsabteilung: „Da sieht man wieder, dass in anderen Ländern deutlich höhere Strafen verhängt werden als in Österreich.“

In Sidney nachgehakt

Wir kontaktierten die Kolleginnen und Kollegen der ACCC. Ob sie von der ACCC auf der Basis dieses Urteils eine Sammelklage starten, um das zu viel bezahlte Geld für die Konsumenten zurück zu holen? Antwort: Nein. Die betroffenen Kunden müssten einzeln oder als Gruppe selbst Trivago klagen. Die Antwort im Wortlaut: "Unfortunately, it is not something that the ACCC is able to do, but consumers can of course start their own individual or collective civil action in the courts here. In this case, the court ruling did not include compensation orders for consumers, some of our cases do."

 

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Klarna-Probleme: Mahnung trotz Zahlung

Klarna-Probleme: Mahnung trotz Zahlung

Wir haben sehr viele Beschwerden zu Klarna. Die Arbeiterkammer hat den Zahlungsdienstleister erfolgreich geklagt. Enttäuschte Kund:innen schäumen in Onlinekommentaren.

WhatsApp: unklare Änderungen gesetzwidrig

WhatsApp: unklare Änderungen gesetzwidrig

2021 hatte WhatsApp die Nutzungsbedingungen geändert. Doch die Änderungen waren unklar. Daraufhin haben wir WhatsApp Ireland Limited geklagt und waren nun beim Obersten Gerichthof (OGH) erfolgreich.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang