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Mann hält Pillen und Tabletten in der rechten Hand, in der linken ein Glas Wasser - Konzept NEM Gelenke - Nahrungsergänzung
Nahrungsergänzung Test - Sind Nahrungsergänzungsmittel für Knochen und Knorpel sinnvoll ? Bild: Ground-Picture / shutterstock.com

Nahrungsergänzungsmittel für Gelenke im Test - Kein Nutzen

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Mittel für Knochen und Knorpel sollen bei Gelenksbeschwerden helfen. Doch die Beweislage ist dürftig und manche Präparate sind riskant für die Gesundheit. Bewegung und gutes Essen sind besser.

Machen NEM für Knorpel und Gelenke Sinn?

Wir haben 17 Präparate getestet. Was steckt in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) für Knorpel und Gelenke? Wie sinnvoll sind die Mittel?

Wir haben gemeinsam mit der Stiftung Warentest 17 Nahrungsergänzungsmittel (NEM) getestet, die im Internet, in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern und Supermärkten mit einem Bezug zur Erhaltung der Knochen- und Knorpelfunktion oder allgemein zur Gesundheit der Gelenke angeboten werden.

Wie haben wir getestet?

Wir haben überprüft, ob die Wirksamkeit der in den Präparaten enthaltenen Substanzen durch Studien belegt ist. Außerdem haben wir kontrolliert, ob wichtige Gebrauchs- bzw. Warnhinweise zur Einnahme der Mittel gegeben werden. Ebenfalls interessiert hat uns, ob die Werbeaussagen zu den Produkten zulässig waren.

Diese Nahrungsergänzungsmittel waren im Test

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Gruppenbild der Nahrungsergänzungsmittel in unserem Test
Nahrungsergänzungsmittel für Knochen und Knorpel - im Test waren u.a. NEMs folgender Marken: Abtei - dm - Doppelherz - Dr. Böhm - Klosterfrau - Müller - Nature Love - Raab Vitalfood - Tetesept - etc. Bild: Stiftung Warentest, Here / shutterstock.com; Montage: VKI

Was hilft bei Arthrose?

Schmerz bekämpfen, Verschleiß abbremsen: Arthrose lässt sich bestenfalls eindämmen. Doch nur für wenige Therapien und Arzneien ist die Wirksamkeit durch Studien belegt.

Bewegungstherapie: Um Hüftarthrose zu behandeln, eignet sich laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen etwa Physiotherapie, Wassergymnastik und Dehnübungen. Kräftigungstraining lindert Knieschmerzen.

Schmerzmittel: Tabletten der Gruppe nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) bewerten wir als geeignet bei Schmerzen. Dazu gehören Diclofenac, Naproxen und Ibuprofen. Länger angewendet, können sie Magen und Darm schädigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden erhöhen.

Körpereigene Stoffe: Glucosamin, Chondroitin, Hyaluronsäure und Kollagen sind Bestandteile von Gelenkknorpeln. Der Körper bildet normalerweise genug davon selbst, eine Nahrungsergänzung ist überflüssig. Medikamente und Glucosamin zur Schmerzlinderung bewerten wir als wenig geeignet, da ihre Wirkung nicht ausreichend belegt ist.

Pflanzliche Mittel: Präparate etwa aus Hagebutte oder Teufelskralle dienen als Hausmittel, um leichte Schmerzen zu lindern. In NEM ist eine Wirkung auf Knorpel, Knochen oder Gelenke nicht ausreichend belegt. Die Wurzeln der Teufelskralle enthalten entzündungshemmende und schmerzstillende Stoffe. Ihren Einsatz in Medikamenten beurteilen wir als eingeschränkt geeignet, da die Wirkung nicht hinreichend belegt ist.

Spritzen ins Knie: Injektionen mit kortisonähnlichen Glokukortikoiden sollen bei Schmerzen und Entzündungen helfen. Laut einer US-Studie des Tufts Medical Centers in Boston könnten sie aber dem Gelenkknorpel schaden, Verschleiß sogar beschleunigen. Studienergebnisse zu Hyaluronsäurespritzen sind widersprüchlich. Sie legen allenfalls eine kurzfristige Linderung von Schmerzen nahe. Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zeigen mehrere wissenschaftliche Auswertungen keinen klaren Nutzen.

Sitzender Mann greift sich mit beiden Händen auf das rechte Knie - Konzept Knieschmerz Arthrose, Skelett des rechten Beines als Illustration darüber gelegt
Was hilft bei Arthrose? Helfen Injektionen ins Knie? Bild: WBMUL / shutterstock.com

Bewegen und gut essen

Was kann man tun, um Gelenkbeschwerden vorzubeugen?

Aktiv werden: Nicht nur altersbedingter Verschleiß der Gelenke und große Belastung können Arthrose verursachen, sondern auch zu wenig Bewegung. Körperliche Aktivität regt Stoffwechsel und Durchblutung an und versorgt die Gelenkflüssigkeit mit Nährstoffen. Sie stärkt die Muskeln, verbessert die Stabilität der Gelenke und kann Schmerzen lindern.

Nicht übertreiben: Besonders bei Knieproblemen haben sich regelmäßiges Kräftigungs- und Beweglichkeitstraining bewährt – am besten 2-3 Mal die Woche. Auch moderates Wandern, Treppensteigen oder Radfahren können Beschwerden vorbeugen und halten die Gelenke in jedem Alter gesund und fit. Aber nicht übertreiben und vermeiden Sie abrupte Bewegungen oder Sprünge. Das kann die Gelenke überstrapazieren.

Richtig ernähren: Gesunde Menschen, die abwechslungsreich und ausgewogen essen, können auf NEM in der Regel verzichten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, wenig Fleisch und viel vitaminreiches Gemüse zu essen, dazu etwas Lein-, Walnuss- oder Rapsöl als Quelle für Omega-3-Fettsäuren sowie kalziumhaltige Milchprodukte.

Auf das Gewicht achten: Je mehr Kilos auf Gelenken wie Hüfte oder Knie- und Fußgelenken lasten, desto höher ist das Risiko für Arthrose. Zu viel Körperfett setzt zudem Botenstoffe frei, die zu Gelenkentzündungen führen können. Zu viele Kilos auf der Waage, sollte eine Ernährungsumstellung zur Folge haben, am besten mit fachärztlicher Hilfe.

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Schwarz-silberne Körperwaage, Türkise Turnschuhe und Handeln, Wasserflasche, Äpfel und anderes Obst, Maßband
Gelenkbeschwerden vorbeugen - Übergewicht vermeiden, Sport treiben, gesund essen Bild: siam.pukkato / shutterstock.com

Das bietet der aktuelle Nahrungsergänzungsmittel Test

Wir haben 17 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel getestet, die mit einem Bezug zur Erhaltung der Knochen- und Knorpelfunktion oder allgemein zur Gesundheit der Gelenke verkauft werden. Der Test bietet werbefreie, unabhängige Testergebnisse.

So testen wir Nahrungsergänzung

Gemeinsam mit Stiftung Warentest haben wir 17 Nahrungsergänzungsmittel getestet, darunter zwei Bio-Produkte. Die Packungen oder Produktbezeichnungen der Mittel stellen einen Bezug zu Knochen oder Knorpeln her und machen entsprechende Gesundheitsversprechen zu Knochen oder Knorpeln. Die Produkte werden über Apotheken, Drogeriemärkte, den Lebensmittelhandel, Reformhäuser oder Onlineshops angeboten.

Bewertung: Die Beurteilung erfolgte auf der Basis von wissenschaftlicher Literatur, die dem aktuellen Wissensstand entspricht. Wir baten die Anbieter um Studien, die den Nutzen ihrer Produkte für die deklarierten Effekte und die getroffenen Werbeaussagen belegen. Gutachterinnen und Gutachter sichteten Produkte, Inhaltsstoffe, Werbeaussagen sowie weitere Informationen, etwa Mengenangaben und Verbraucherhinweise auf der Verpackung und in der Packungsbeilage. Zusätzlich suchten sie nach Studien zu werblich hervorgehobenen Inhaltsstoffen. Auf dieser Grundlage prüften sie, ob günstige Effekte belegt und Nutzen und Risiken der Mittel ausreichend geklärt sind. Unser Vorgehen orientiert sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin. Bei der Beurteilung bezogen wir auch Veröffentlichungen von Fachgesellschaften und Behörden mit ein, etwa von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Wir berücksichtigten auch Rechtsvorschriften wie die Health-Claims-Verordnung zu gesundheitsbezogenen Werbeslogans auf Lebensmitteln.

NEM Test - Keine Empfehlung

Nahrungsergänzungsmittel - Mittel für Knochen und Knorpel sollen bei Gelenkbeschwerden helfen. Doch die Beweislage ist dürftig und manche Präparate sind riskant für die Gesundheit. Bewegung und gutes Essen sind besser.

Altersbedingte Abnutzung und Arthrose

Schmerzen in Rücken, Knien, Händen oder Füßen können Anzeichen für eine altersbedingte Abnutzung der Gelenke sein, die oft zu Arthrose führt. Ursache dafür ist, dass die glatte Knorpelschicht auf den Gelenksflächen dünner und ­rauer wird. 

Einer Umfrage des deutschen ­Robert-Koch-Instituts zufolge vermuten fast 40 Prozent der befragten Frauen und über 20 Prozent der Männer im ­Alter von 65 bis 79 Jahren, dass sie an Arthrose erkrankt sind.

Gelenksprobleme bei Jüngeren

Gelenkspro­b­leme können aber auch bereits im ­jüngeren Alter auftreten. Betroffen sind vor allem Menschen, die Sport wie Fußball intensiv betreiben oder im Beruf viel knien, hocken oder schwer heben müssen. Viele versuchen ihr Leid mit Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) zu lindern. 

Gemeinsam mit der Stiftung Warentest haben wir 17 Präparate ­unter die Lupe genommen, die im Internet, in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern und Supermärkten angeboten werden. Auswahlkriterium war, dass die Aufmachung der Produkte einen Bezug zur Erhaltung der Knochen- und Knorpelfunktion oder allgemein zur Gesundheit der Gelenke herstellt.

Wirksamkeit nicht belegt

Wir prüften unter anderem, ob die Wirksamkeit der in den Mitteln enthaltenen Substanzen belegt ist, ob wichtige Warnhinweise auf den Packungen vorhanden, Werbeaussagen zulässig sind. 

Ernüchterndes Fazit: Für keines der Mittel liegen ausreichende wissenschaftliche Belege vor, die einen Vorteil für die Gesund­erhaltung von Knochen, Knorpeln oder Gelenken zeigen. Wer Gelenksprobleme hat, sollte ärztliche Hilfe suchen, rät das deutsche Bundesinstitut für Risiko­bewertung (BfR). 

Ärztliche Therapien

NEM könnten Krankheiten weder heilen noch lindern. Dafür bieten sich Medikamente und Therapien an, die von der Krankenkasse bezahlt werden. Die getesteten Präparate muss man hingegen aus der eigenen Tasche bezahlen. Außerdem kann es mit un­kalkulierbaren Risiken verbunden sein, wenn man auf die Mittel setzt. Im besten Fall sind sie überflüssig. 

Höchstmengen überschritten

15 der 17 Präparate offenbarten allerdings mehr oder weniger große Mängel. So überschreitet etwa Chondroplus von Orthomol gleich für acht Vitamine und Mineralstoffe die vom BfR empfohlenen Höchstmengen. Für Vitamin E wird die empfohlene Höchstmenge gar um das Dreifache überschritten. Auch wenn dies nicht akut gesundheitsgefährdend ist, vergrößern hohe Dosen des Vitamins bei Männern ab 55 möglicherweise das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Auf der Verpackung findet sich dazu nicht einmal ein Warnhinweis.

NEM gelten als Lebensmittel. Deshalb können sie im Gegensatz zu Medikamenten ohne Zulassungsverfahren, Wirksamkeits- und Sicherheitsnachweise auf den Markt gebracht werden. Darauf wiesen auch die Anbieter hin, als sie um Studien gebeten wurden, die den Nutzen ihrer Präparate belegen. 

Dass die getesteten Mittel Gelenks­beschwerden lindern oder Arthrose vorbeugen, behauptet allerdings auch keiner der Anbieter explizit. Das dürften sie gar nicht. Gesundheitsbezogene Aussagen (Health Claims) müssen nämlich von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) zugelassen werden. Bisher hat die Efsa alle Health Claims bezüglich des Erhalts der Gelenksgesundheit abgelehnt.

Blenden mit Botschaften

Viele Anbieter versuchen auch auf ­andere Weise zu vermitteln, dass ihre Pillen, Pulver und Elixiere bei Gelenksbeschwerden hilfreich sind. So bilden die meisten einfach ein Gelenk auf der Verpackung ab. Das kann den Anschein erwecken, die Einnahme wirke sich ­positiv auf die Gelenke aus.

NEM haben jedoch – wie der Name schon andeutet – allenfalls die Funktion, Defizite etwa an ­bestimmten Vitaminen auszugleichen. Was Menschen mit Gelenksprobl­emen dagegen wirklich hilft, ist ­Bewegung. Körperliche Ertüchtigung lindert Beschwerden, hält den Bewegungs­apparat fit und kostet nichts.

Tabelle

Klicken Sie auf den Link. Filtern, vergleichen, sortieren, ausdrucken: In unserem Produktfinder stellen wir Ihnen die Ergebnisse von 17 Produkten zur Verfügung. (Stand: März 2024) Eine Anleitung für die Nutzung unserer Produktfinder gibt es unter konsument.at/produktfinder-hilfe.

Produktfinder

KONSUMENT-Tipps

- Nicht blenden lassen: Die Anbieter von NEM verwenden für ihre Präparate gerne Namen wie "Gelenknahrung" oder "Gelenk-Elixier". Lassen Sie sich weder davon noch von Bildern auf den Verpackungen blenden, die Gelenke zeigen. Weder können Nahrungsergänzungsmittel Gelenksbeschwerden heilen noch taugen sie zur Prophylaxe.

- Aktiv sein: Nicht nur altersbedingter Verschleiß der Gelenke und zu große Belastung können Arthrose verursachen, sondern auch zu wenig Bewegung. Körperliche Aktivität regt Stoffwechsel und Durchblutung an und versorgt die Gelenksflüssigkeit mit Nährstoffen. Sie stärkt die Muskeln, verbessert die Stabilität der Gelenke und kann Schmerzen lindern. Dabei sollten Sie allerdings nicht übertreiben, bereits moderates Wandern, Treppensteigen oder Radfahren tragen dazu bei, die Gelenke fit zu halten.

- Gewicht beachten: Je mehr Kilos auf tragenden Gelenken wie Hüfte oder Knie- und Fußgelenken lasten, desto größer ist das Risiko für Arthrose. Zu viel Körperfett setzt zudem Botenstoffe frei, die zu Gelenksentzündungen führen können.

- Auf die Ernährung achten: Abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung, die auf wenig Fleisch und viel vitaminreichem Gemüse basiert – dazu Lein-, Walnuss- oder Rapsöl als Quelle für Omega-3-Fettsäuren sowie kalziumhaltige Milchprodukte –, ist ebenfalls eine entscheidende Grundlage für die körperliche Gesundheit.

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