Machen NEM für Knorpel und Gelenke Sinn?
Wir haben 17 Präparate getestet. Was steckt in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) für Knorpel und Gelenke? Wie sinnvoll sind die Mittel?
Wir haben gemeinsam mit der Stiftung Warentest 17 Nahrungsergänzungsmittel (NEM) getestet, die im Internet, in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern und Supermärkten mit einem Bezug zur Erhaltung der Knochen- und Knorpelfunktion oder allgemein zur Gesundheit der Gelenke angeboten werden.
Wie haben wir getestet?
Wir haben überprüft, ob die Wirksamkeit der in den Präparaten enthaltenen Substanzen durch Studien belegt ist. Außerdem haben wir kontrolliert, ob wichtige Gebrauchs- bzw. Warnhinweise zur Einnahme der Mittel gegeben werden. Ebenfalls interessiert hat uns, ob die Werbeaussagen zu den Produkten zulässig waren.
Diese Nahrungsergänzungsmittel waren im Test
- Abtei Aktiv Kollagen 5000
- Alsiroyal Gelenk-Elixier
- Dr. Böhm Gelenkskomplex
- Dr. Loges Flexiloges Gelenknahrung
- dm Mivolis Glucosamin 1.250 Nährstoff-Komplex
- Doppelherz Aktiv Glucosamin 1550
- Doppelherz System Kollagen 11000 Plus
- Hübner Arthoro Arthro
- Klosterfrau Kollagen 5000 Aktiv
- Müller Silavit Glucosamin 1500
- Nature Love Knochen & Knorpel MSM
- Orthomol Chondroplus
- Pure Encapsulations Chondro Aktiv
- Quiris Healthcare CH-Alpha Plus
- Raab Vitalfood Hagebutten
- Salus Salusan Ortho
- Tetesept Glucosamin 1550
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Was hilft bei Arthrose?
Schmerz bekämpfen, Verschleiß abbremsen: Arthrose lässt sich bestenfalls eindämmen. Doch nur für wenige Therapien und Arzneien ist die Wirksamkeit durch Studien belegt.
Bewegungstherapie: Um Hüftarthrose zu behandeln, eignet sich laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen etwa Physiotherapie, Wassergymnastik und Dehnübungen. Kräftigungstraining lindert Knieschmerzen.
Schmerzmittel: Tabletten der Gruppe nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) bewerten wir als geeignet bei Schmerzen. Dazu gehören Diclofenac, Naproxen und Ibuprofen. Länger angewendet, können sie Magen und Darm schädigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden erhöhen.
Körpereigene Stoffe: Glucosamin, Chondroitin, Hyaluronsäure und Kollagen sind Bestandteile von Gelenkknorpeln. Der Körper bildet normalerweise genug davon selbst, eine Nahrungsergänzung ist überflüssig. Medikamente und Glucosamin zur Schmerzlinderung bewerten wir als wenig geeignet, da ihre Wirkung nicht ausreichend belegt ist.
Pflanzliche Mittel: Präparate etwa aus Hagebutte oder Teufelskralle dienen als Hausmittel, um leichte Schmerzen zu lindern. In NEM ist eine Wirkung auf Knorpel, Knochen oder Gelenke nicht ausreichend belegt. Die Wurzeln der Teufelskralle enthalten entzündungshemmende und schmerzstillende Stoffe. Ihren Einsatz in Medikamenten beurteilen wir als eingeschränkt geeignet, da die Wirkung nicht hinreichend belegt ist.
Spritzen ins Knie: Injektionen mit kortisonähnlichen Glokukortikoiden sollen bei Schmerzen und Entzündungen helfen. Laut einer US-Studie des Tufts Medical Centers in Boston könnten sie aber dem Gelenkknorpel schaden, Verschleiß sogar beschleunigen. Studienergebnisse zu Hyaluronsäurespritzen sind widersprüchlich. Sie legen allenfalls eine kurzfristige Linderung von Schmerzen nahe. Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zeigen mehrere wissenschaftliche Auswertungen keinen klaren Nutzen.
Bewegen und gut essen
Was kann man tun, um Gelenkbeschwerden vorzubeugen?
Aktiv werden: Nicht nur altersbedingter Verschleiß der Gelenke und große Belastung können Arthrose verursachen, sondern auch zu wenig Bewegung. Körperliche Aktivität regt Stoffwechsel und Durchblutung an und versorgt die Gelenkflüssigkeit mit Nährstoffen. Sie stärkt die Muskeln, verbessert die Stabilität der Gelenke und kann Schmerzen lindern.
Nicht übertreiben: Besonders bei Knieproblemen haben sich regelmäßiges Kräftigungs- und Beweglichkeitstraining bewährt – am besten 2-3 Mal die Woche. Auch moderates Wandern, Treppensteigen oder Radfahren können Beschwerden vorbeugen und halten die Gelenke in jedem Alter gesund und fit. Aber nicht übertreiben und vermeiden Sie abrupte Bewegungen oder Sprünge. Das kann die Gelenke überstrapazieren.
Richtig ernähren: Gesunde Menschen, die abwechslungsreich und ausgewogen essen, können auf NEM in der Regel verzichten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, wenig Fleisch und viel vitaminreiches Gemüse zu essen, dazu etwas Lein-, Walnuss- oder Rapsöl als Quelle für Omega-3-Fettsäuren sowie kalziumhaltige Milchprodukte.
Auf das Gewicht achten: Je mehr Kilos auf Gelenken wie Hüfte oder Knie- und Fußgelenken lasten, desto höher ist das Risiko für Arthrose. Zu viel Körperfett setzt zudem Botenstoffe frei, die zu Gelenkentzündungen führen können. Zu viele Kilos auf der Waage, sollte eine Ernährungsumstellung zur Folge haben, am besten mit fachärztlicher Hilfe.
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Das bietet der aktuelle Nahrungsergänzungsmittel Test
Wir haben 17 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel getestet, die mit einem Bezug zur Erhaltung der Knochen- und Knorpelfunktion oder allgemein zur Gesundheit der Gelenke verkauft werden. Der Test bietet werbefreie, unabhängige Testergebnisse.
So testen wir Nahrungsergänzung
Gemeinsam mit Stiftung Warentest haben wir 17 Nahrungsergänzungsmittel getestet, darunter zwei Bio-Produkte. Die Packungen oder Produktbezeichnungen der Mittel stellen einen Bezug zu Knochen oder Knorpeln her und machen entsprechende Gesundheitsversprechen zu Knochen oder Knorpeln. Die Produkte werden über Apotheken, Drogeriemärkte, den Lebensmittelhandel, Reformhäuser oder Onlineshops angeboten.
Bewertung: Die Beurteilung erfolgte auf der Basis von wissenschaftlicher Literatur, die dem aktuellen Wissensstand entspricht. Wir baten die Anbieter um Studien, die den Nutzen ihrer Produkte für die deklarierten Effekte und die getroffenen Werbeaussagen belegen. Gutachterinnen und Gutachter sichteten Produkte, Inhaltsstoffe, Werbeaussagen sowie weitere Informationen, etwa Mengenangaben und Verbraucherhinweise auf der Verpackung und in der Packungsbeilage. Zusätzlich suchten sie nach Studien zu werblich hervorgehobenen Inhaltsstoffen. Auf dieser Grundlage prüften sie, ob günstige Effekte belegt und Nutzen und Risiken der Mittel ausreichend geklärt sind. Unser Vorgehen orientiert sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin. Bei der Beurteilung bezogen wir auch Veröffentlichungen von Fachgesellschaften und Behörden mit ein, etwa von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Wir berücksichtigten auch Rechtsvorschriften wie die Health-Claims-Verordnung zu gesundheitsbezogenen Werbeslogans auf Lebensmitteln.
NEM Test - Keine Empfehlung
Nahrungsergänzungsmittel - Mittel für Knochen und Knorpel sollen bei Gelenkbeschwerden helfen. Doch die Beweislage ist dürftig und manche Präparate sind riskant für die Gesundheit. Bewegung und gutes Essen sind besser.
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