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Steckdosenleisten - Brandgefährlich

Steckdosenleisten (auch Verteiler genannt) erfüllen häufig nicht die erforderlichen Sicherheitsbedingungen. Und das gilt nicht nur für billige No-Name-Produkte aus Fernost.

Steckdosen gibt es immer zu wenige. Es gibt wohl keine Wohnung, die damit ausreichend ausgestattet ist, und wenn doch, dann am falschen Platz. Verlängerungskabel und Steckdosenleisten sind daher heiß begehrt; in Baumärkten, Elektrogeschäften und Diskontern werden sie nicht zufällig in großen Mengen angeboten.

Heftige Sicherheitsmängel

Leider sind viele dieser Massenartikel brandgefährlich – im wahrsten Sinn des Wortes. Die deutsche Stiftung Warentest hat 19 Steck­dosenleisten einer Überprüfung unterzogen, 11 davon – also mehr als die Hälfte – zeigten arge Sicherheitsmängel. Wir haben die Testergebnisse von Produkten, die in Österreich erhältlich sind oder zumindest per Internet bestellt werden können, in einer ­Tabelle zusammengestellt. Da das Angebot, vor allem jenes von No-Name-Produkten, unüberschaubar groß ist, kann diese Liste nur als Orientierungshilfe dienen.

Starke Hitzeentwicklung

Im Zentrum der Überprüfung stand die elektrotechnische ­Sicherheit. So wurde kontrolliert, ob die in den Steckdosenleisten verwendeten Isolierstoffe Hitze und Feuer, die bei einem Kurzschluss entstehen könnten, standhalten. Dazu wurde ein glühender Draht an die Kunststoffteile gehalten. Zwei Modelle, die nicht in Österreich vertrieben werden, ­gingen daraufhin in Flammen auf. Der häufigste Mangel betraf die starke Hitzeentwicklung bei hohem Stromfluss. Im Test ­wurden 20 Ampere durch die Stromverteiler gejagt, insgesamt sieben Mal stieg dadurch die Temperatur höher, als die Norm es zugesteht. Im Extremfall waren es über 120 Grad Celsius – und das bei einem neuen Produkt. Wenn sich im Lauf der Zeit die Kontakte abnutzen, können sich die Steck­dosen noch stärker erhitzen.

Ein weiterer Schwachpunkt sind die Metallbügel-Schutzkontakte, die sich bei drei Leis­ten stark verbogen. Und letztlich lässt auch die mechanische Festigkeit der Stecker zu wünschen übrig.

Teuer ist nicht gleich gut

Qualität der Kabel in Ordnung

Die Qualität der Kabel bot hingegen keinen Anlass für Beanstandungen. Die strengeren Vorschriften machen sich hier bezahlt. Waren früher Kupferdrähte mit einem Querschnitt von 1 mm² zulässig, so sind es jetzt 1,5 mm². Alte Kabel sind deutlich dünner als heute auf dem Markt erhältliche; wer noch alte in Gebrauch hat, sollte sie tunlichst ersetzen. Positiv auch die Spannungsfestigkeit: In keinem Fall schlug der Strom auf andere Teile in der Steckdose über, auch wenn sie mit einer Spannung von 2.000 Volt belastet wurde.

Teuer heißt nicht unbedingt gut

Der Preis ist keine Qualitätsgarantie. Die ­getesteten einfachen Steckdosenleisten kos­ten zwischen drei und sieben Euro, und es waren beileibe nicht nur die billigsten, die den Test nicht bestanden. Selbst unter den deutlich teureren Verteilersteckdosen mit Überspannungsschutz gab es Ausfälle. Unter anderem beim Hochpreisprodukt von Brennenstuhl, das in Österreich um 40 Euro angeboten wird. Die vergleichsweise preiswerten Modelle von APC und Belkin (15 bzw. 17 Euro) überstanden die Sicherheitsprüfung dagegen weitgehend unbeschadet.

Überspannungsschutz

Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz sind vor allem im ländlichen Bereich sinnvoll. Denn dort besteht eine erhöhte Gefahr, dass Blitzeinschläge Spannungsimpulse auslösen, die Schäden an elektronischen Geräten verursachen könnten. Dieser Überspannungsschutz funktioniert bei allen getesteten ­Modellen.

Master-Slave-Technik

Doch das Produkt von Brennenstuhl neigt zur Überhitzung bei hohem Stromzufluss, und ein simulierter Kurzschluss bei einem angeschlossenen Gerät führte zu einer Stichflamme. Weiterer Anlass für Ärger: die an sich sinnvolle Master-Slave-Technik. Diese erkennt, wenn beispielsweise der Computer (Master) heruntergefahren wird, und schaltet automatisch auch den Drucker (Slave) ab. Allein: Die Leiste selbst verbraucht etwa 10 Watt. Das ist weit mehr, als die meisten Drucker benötigen.

Testtabelle: Steckdosenleisten

Gute Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz

APC Surge Protector Essential P5B-GR

Nach allen Kriterien gute Leiste mit 5 Steckplätzen. Schützt angeschlossene Geräte vor Stoßspannungen bis 6.000 Volt. Mit LED-Anzeigen für den integrierten 10-Ampere-Schutzschalter und für Erdung. Unter anderem bei Conrad- und DiTech-Versand erhältlich.

Belkin F9H400de2M

Ebenfalls durchwegs gute Leiste mit 4 Steckplätzen. Schützt angeschlossene Geräte vor Stoßspannungen bis 6.000 Volt. Mit integ­rierter 16-Ampere-Sicherung, die vom Benutzer zurückgestellt werden kann. Erhältlich bei Mediamarkt und Saturn.

Zusammenfassung

  • Auf sorgfältige Verarbeitung achten. Achten Sie beim Kauf von Verteilersteckdosen auf stabile, bruchfeste Materialien und sorgfältige Verarbeitung. Stecker sollten nicht locker sitzen. Die Schutzkontakte müssen stabil sein und sollten stets flexibel zurückfedern.
  • Vermeiden Sie Überlastung. Heizlüfter, Wärmestrahler oder große Haushaltsgeräte besser nicht an einem Verteiler anschließen, sondern direkt an der Wandsteckdose. Auch kleine Verbraucher können in Summe hohe Wattzahlen erreichen. Die Belastungsgrenze (3.500 Watt) ist unbedingt einzuhalten. Steckdosenleisten auch niemals zur Verlängerung hintereinander stecken – das könnte zu einer Überhitzung führen. Die Leisten nicht auf Heizkörper legen und nicht durch Decken, Vorhänge etc. abdecken.
  • Wasser meiden. In direkter Umgebung von Dusche, Badewanne oder Waschbecken ­dürfen Steckdosenleisten, ebenso wie jede Art von Elektrogeräten, nicht verwendet werden. Auch für den Einsatz im Freien eignen sie sich nicht, außer sie sind entsprechend gekennzeichnet (Schutzklasse IP44 oder höher).
  • FI-Schalter. Der Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) bietet bestmöglichen Schutz vor Stromunfällen, weil er bei kleinsten Abweichungen des Stromflusses sofort abschaltet.
  • Kinderschutz. Die meisten Leisten sind mit einem integrierten Kinderschutz (Shutter) ausgerüstet. Die in den Löchern sitzenden Plättchen sollen verhindern, dass Kleinkinder mit einem spitzen Gegenstand darin herumstochern. Achtung: Nachrüstbare Plättchen sind unsicher.

Testkriterien: Steckdosenleisten

Der Test wurde von der Stiftung Warentest durchgeführt: Geprüft wurden 19 Steckdosenleisten, darunter 4 mit Überspannungsschutz.

Elektrische Sicherheit
In Anlehnung an DIN VDE 0620–1:2010–02 Überprüfung der dort genannten Grenzwerte: Schutzkontakte (Abs. 10), Spannungsfestigkeit (Abs. 17), Temperaturverhalten bei hohem Stromfluss (Abs. 19), Isolierung, Sicherheitsabstände (Abs. 27), Schutz vor Hitze und Feuer (Abs. 28) und ggf. elektronische Schalter (Fehlersimulation in Anlehnung an DIN 61058-1, Abs. 23).

Maßgenauigkeit
In Anlehnung an die DIN VDE 0620–1:2010–02 (Abs. 9) mit den Normblättern DIN 49441-R1/R2 für Stecker und DIN 49440–1 und -2 für Steckdosen. Überprüft wurde die Mindestlänge des Anschlusskabels.

Mechanische Festigkeit
In Anlehnung an DIN VDE 0620–1: 2010–02 überprüft: Stecker (Abs. 24.2) mit 1.000 Fallprüfungen, Kabel (Abs. 23.2: Zugentlastung) und Steckdosen (Abs. 24.4: Schlagprüfung).

Produktinformation
Es wurde überprüft, ob wichtige Infos (z.B. zur bestimmungsgemäßen sowie zur unzulässigen Verwendung) auf der Steckdosenleiste zu finden sind (ggf. auch auf Anleitung, Beipackzettel oder Verpackung). Bei Geräten mit Überspannungsschutz wurden die Informationen in Anlehnung an die EN 61643–11:2007–08 (Abs. 7.2.1) kontrolliert.

Prüfung des Überspannungsschutzes
Prüfung des Schutzpfades L gegen PE in Anlehnung an DIN EN 61643–11 (VDE 0675-5-11): 2007–08 (Abschnitt 7.5.4, 7.6.4, 7.6.7 und 7.7.1) unter Berücksichtigung der Anbieterangaben.

Reaktionen der Hersteller

Wir haben das Produkt Brennenstuhl Secure-Tec Automatic noch einmal vom TÜV prüfen lassen. Ergebnis: Die Nachprüfungen (bei gleichen Testmethoden) bestätigen in keinem Fall die Ergebnisse der Stiftung Warentest:

  • Die betriebsbedingte Erwärmung liegt unter den Grenzwerten.
  • Die Maßhaltigkeit, die mechanische Festigkeit und die Vollständigkeit der Produktinformation waren in allen Fällen normenkonform.
  • Die Eigenleistungsaufnahme der Master-Slave-Technik im Stand-by-Betrieb ist mit nur 1,8 Watt sehr gering.

Hugo Brennenstuhl GmbH & Co. KG
Tübingen

 

Leserreaktionen

Prüfzeichen

Etwas ratlos ließ mich dieser Artikel zurück: Wenn die Produkte nicht die erforderlichen Sicherheitsbedingungen erfüllen, warum haben die dann alle die TÜV-, DVE-, ÖVE- oder was sonst noch für Prüfzeichen?

Reinhard Schweiger
E-Mail
(aus KONSUMENT 1/2012)

Nicht alle Produkte haben ein Prüfzeichen. Und die Prüfkriterien waren zum Teil strenger als in den Normen festgelegt.

Die Redaktion

Bestanden oder nicht?

Im Testbericht wird festgestellt, dass alle Überspannungsschutzleisten den Überspannungstest bestanden haben. Laut Tabelle aber hat ein Artikel nicht bestanden. Was ist nun korrekt?

Harald Fischer
E-Mail
(aus KONSUMENT 11/2011)

Die Leiste von Brennenstuhl hat zwar auch (wie die anderen) einer Belastung von 2000 Volt standgehalten. Aber der vorgeschaltete 16-Ampere-Schutzschalter, der sich üblicherweise im Sicherungskasten befindet, schaltete ab. Passiert dies während eines Urlaubs, könnten wichtige Geräte unbemerkt ausfallen. Aus diesem Grund wurde Brennenstuhl negativ beurteilt.

Die Redaktion

Auf Prüfzeichen achten

Mir fehlt ein Hinweis, wie Laien ebenfalls sehr einfach erkennen können, ob es sich um ein geprüftes Produkt handelt. Immer sollte ein VDE- bzw. ÖVE-Prüfzeichen aufgebracht sein. Und zwar am Kabel wie auch am Gerät selbst. Zumindest aber ein CE-Zeichen im Sinne der EG-Niederspannungsrichtlinie. Letzteres, um wenigstens den guten Willen des Produzenten nachvollziehen zu können, dass er seine Geräte normkonform hergestellt hat.

Ing. Matthias Glöckl
Erlauf
(aus KONSUMENT 11/2011)

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