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Steinschlag, Felsen liegen auf der Strasse
Steinschläge, Muren, Hochwasser: der Klimawandel führt zu mehr Risiken im Alpengelände. Wie sollen wir reagieren? Bild: RGB-Pictures / Shutterstock.com

Serie Unsere Alpen: Gefahren nehmen zu

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Was wissen wir (nicht) über Stürze, Muren, Hochwasser und Permafrost? Wie können wir uns vorbereiten, dass das Leben in den Alpen durch den Klimawandel gefährlicher wird?

Am 3. Juli 2022 donnert der Gletscher, als ein 6.480 Kubikmeter großer Teil davon in sich zusammenstürzt. Zwei Bergsteigergruppen werden von einer Lawine aus Felsen, Eis und Schnee ­erfasst und mitgerissen. Elf Menschen werden nur noch tot gefunden. Der Gletschersturz an der Südtiroler ­Marmolata ist eine der dramatischsten alpinen Katastrophen der jüngeren ­Vergangenheit.

Hänge rutschen, Muren und Lawinen gehen ab, Wassermassen strömen ins Tal, Felsblöcke stürzen, Gletscher brechen ab. Erst wenn Menschen im Gebirge unterwegs sind oder diese Prozesse nahe von Siedlungen oder Infrastruktur passieren, werden aus solchen Naturereignissen auch Naturgefahren. Obwohl wir viele von ihnen nicht vorhersagen können, gilt als gesichert: Der Lebensraum in den Alpen wird gefährlicher.

Niederschlagszeiten verschieben sich

"Ein Treiber dafür sind die Veränderungen im Klima. Dazu kommt, dass sich Niederschlag auch saisonal verschiebt. Die Schneefallgrenze und die Schneemächtigkeit werden sich entsprechend der Höhenlage verändern", sagt eine, die es wissen muss. Margreth Keiler leitet das Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ist Professorin an der Universität Innsbruck. Die Geografin erforscht, wie sich alpine Prozesse verändern. Ein wichtiger Motor dabei sind die Gletscherschmelze und weitere klimabedingte Umweltveränderungen.

Der kalte Unbekannte

Über eine davon, das Abschmelzen des alpinen Permafrostes, weiß man wenig. Permafrost, das ist Material im Untergrund, das mindesten über zwei auf­einanderfolgende Jahre unter null Grad hat oder gefroren ist. Er findet sich auf rund zwei Prozent der Staatsfläche. Wo genau, ist jedoch schwer zu erheben. "Man kann Permafrost nur über Langzeittemperaturmessungen im Untergrund feststellen. Die Verteilungskarten, die es gibt, basieren auf Wahrscheinlichkeiten", erklärt Jan Beutel.

Der Geoinformatiker der Universität Innsbruck ist einer der wenigen, die den österreichischen Permafrost und seine Veränderungen erforschen. Trockenheit, starke Erwärmung und Stark­regenereignisse setzen dem "Klebstoff der Alpen" zu. Durch ein Auftauen des Untergrundes ändern sich Zusammenhalt, Reibung und ­andere wichtige Eigenschaften des Materials.

Felsstürze wahrscheinlicher

"Ein komplett gefrorener Körper ist wasser­undurchlässig. Ist ­etwa der Fels um einen Gletscher sehr warm und kommt dazu noch warmer Niederschlag, dann taut dieses warme Wasser den gefro­renen Untergrund in der Tiefe auf. Auf diese Weise schmilzt der Permafrost von innen noch mehr und Wasserdruck baut sich auf", so Beutel. Im Zusammenspiel mit dem Rückgang der Gletscher werden so Felsstürze wahrscheinlicher. 632 ­davon fanden Forschende in fünf Wänden im Salzburger Kitzsteinhorn über einen Zeitraum von sechs Jahren. Die meisten und massivsten dort, wo zuvor Gletscher waren.

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