Gewinnverständigungen oder Einladungen zu Werbefahrten vermitteln den Anschein, dass dem Menschen etwas gutes getan wird. In der Regel sind sie aber pure Abzocke.
Dr. Veronika Kaiser |
Jetzt, in der toten Saison, landen sie bald wieder zu Hunderttausenden in den Briefkästen: Gewinnverständigungen und Einladungen zu Busreisen nach Sopron, Znaim oder anderswohin inklusive Gratisessen und tollen Sachpreisen. Dies geschieht keineswegs aus Menschenliebe. Hier werden gutgläubige Senioren zu Werbeveranstaltungen gekarrt, wo sie überteuerten Tand kaufen sollen. Ins Ausland, denn bei uns sind solche Veranstaltungen gesetzlich streng geregelt.
Keine Zeit für Besichtigungen
Sobald die Reisenden das Gasthaus hinter der Grenze erreicht haben, müssen sie stundenlang den Sermon redegewandter Vertreter über sich ergehen lassen, ehe ein Essen von mäßiger Qualität serviert wird. Zum Stadtbummel bleibt keine Zeit. Und wer sich beschwert, nichts kauft oder seine Mitreisenden darauf hinweist, dass die angebotenen Wärmedecken oder Wunderpillen sauteuer sind, riskiert, dass er die Heimfahrt auf eigene Faust antreten muss.
Briefkastenfirmen: schwer zu verfolgen
Warum wir solche Geschäftemacher nicht vor Gericht bringen? Auf den Einladungen ist nur ein Postfach angegeben. Das wechselt blitzschnell, so wie der Firmenname. Und warum fahren immer noch Leute mit, wo sich doch schon herumgesprochen haben sollte, dass man hier nur sein Geld loswird? Die Frage ist falsch gestellt. Vielmehr sollte man fragen, warum sich alte Menschen so einsam fühlen, dass sie sogar solche Abzock-Ausflüge als willkommene Abwechslung zum trüben Alltag empfinden.