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Werbefahrten: Abzocke der Einsamen - Kommentar von KONSUMENT-Redakteurin Veronika Kaiser

Gewinnverständigungen oder Einladungen zu Werbefahrten vermitteln den Anschein, dass dem Menschen etwas gutes getan wird. In der Regel sind sie aber pure Abzocke.

Veronika Kaiser (Bild: Wilke) 
Dr. Veronika Kaiser

Jetzt, in der toten Saison, landen sie bald wieder zu Hunderttausenden in den Briefkästen: Gewinnverständigungen und Einladungen zu Busreisen nach Sopron, Znaim oder anderswohin inklusive Gratisessen und tollen Sachpreisen. Dies geschieht keineswegs aus Menschenliebe. Hier werden gutgläubige Senioren zu Werbeveranstaltungen gekarrt, wo sie überteuerten Tand kaufen sollen. Ins Ausland, denn bei uns sind solche Veranstaltungen gesetzlich streng geregelt.

Keine Zeit für Besichtigungen

Sobald die Reisenden das Gasthaus hinter der Grenze erreicht haben, müssen sie stundenlang den Sermon redegewandter Vertreter über sich ergehen lassen, ehe ein Essen von mäßiger Qualität serviert wird. Zum Stadtbummel bleibt keine Zeit. Und wer sich beschwert, nichts kauft oder seine Mitreisenden darauf hinweist, dass die angebotenen Wärmedecken oder Wunderpillen sauteuer sind, riskiert, dass er die Heimfahrt auf eigene Faust antreten muss.

Briefkastenfirmen: schwer zu verfolgen

Warum wir solche Geschäftemacher nicht vor Gericht bringen? Auf den Einladungen ist nur ein Postfach angegeben. Das wechselt blitzschnell, so wie der Firmenname. Und warum fahren immer noch Leute mit, wo sich doch schon herumgesprochen haben sollte, dass man hier nur sein Geld loswird? Die Frage ist falsch gestellt. Vielmehr sollte man fragen, warum sich alte Menschen so einsam fühlen, dass sie sogar solche Abzock-Ausflüge als willkommene Abwechslung zum trüben Alltag empfinden.

Leserreaktionen

Abzocken der Einsamen

 

Ihrem Bericht kann ich voll zustimmen. Auch meiner Mutter, verstorben 2008, wird über ihren Tod hinaus die Aushändigung ihres 1. Preises (12.000 Euro in bar) zugeschrieben. Voraussetzung ist, sie meldet sich zu einer Busfahrt zum Designer Outlet Parndorf an. Die EU-Gewinnzentrale, 6961 Wolfurt, Postfach 4, verweist in diesem ominösen Schreiben auch auf ein Zustellungsprotokoll aus dem Jahr 2009, aus dem hervorgeht, wann und wie oft meine Mutter von ihrem Gewinn verständigt wurde. Als Nachsatz in diesem Schreiben heißt es, sollte auch diesmal keine Reaktion Ihrerseits erfolgen, dann wird Ihr Gewinn gespendet. Es ist wirklich sagenhaft, mit welchen unseriösen Methoden gearbeitet wird und wie Werbefahrten angeboten werden.

 

Gertrude Putz
E-Mail
(aus Konsument 03/2010)

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