Südwind und Global 2000 prüften über 40 Schoko-Produkte auf Pestizide und bewerteten deren ökologische und soziale Qualität. Ergebnis: Nur ein Schoko-Hase und eine Eigenmarken-Schokolade können sich fair und bio nennen.
Nach dem Osterhasen-Check testeten Südwind und GLOBAL 2000 nun auch 21 Eigenmarken-Schokoladentafeln von österreichischen Supermärkten und bewerteten diese nach ihrer ökologischen und sozialen Qualität mit einem Ampelsystem.
Schlechte Umwelt- und Arbeitsbedingungen
In zwölf getesteten Schokoladentafeln und zwölf Osterhasen wurden Pestizide festgestellt – bis zu vier verschiedene Substanzen in einem einzigen Produkt. Sieger wurden der Hase von EZA und die Eigenmarken-Schokolade Spar Natur*pur. Acht der Schoko-Hasen und sieben Eigenmarken-Tafeln wurden als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft. Grund für diese Einstufung sind die miesen Umwelt- und Arbeitsbedingungen im Kakaoanbau. Das zeigt der von Südwind und GLOBAL 2000 präsentierte Report „Bittersüße Schokolade - Hinter den Kulissen der internationalen Schokoladenindustrie".
Viele verbotene Pestizide eingesetzt
Mehr als die Hälfte der weltweit verfügbaren Kakaobohnen wachsen in der Elfenbeinküste, in Ghana und in Indonesien. "In der Kakao-Produktion werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt längst verboten sind“, warnt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeits-Experte von GLOBAL 2000. „Die nachgewiesenen Pestizid-Rückstände in den getesteten Schokoladen deuten auf einen massiven Einsatz von Pestiziden in der Produktion hin – mit enormen negativen Folgen für die Gesundheit der Kakao-Bauern und -Bäuerinnen und die Umwelt”, so Wildenberg.
Kakaoanbau ist nicht rentabel
Martin Wildenberg und Caroline Sommeregger von der Menschenrechts-Organisationen Südwind waren im vergangenen November in Ghana und Kamerun, und besuchten Kakaobäuerinnen und -bauern. Der Kakaoanbau ist nicht rentabel. In Ghana verdienen Kakaobauern rund 80 Cent am Tag, in der Elfenbeinküste rund 50 Cent. Über zwei Millionen Kinder arbeiten in dieser Region unter missbräuchlichen Bedingungen im Kakaoanbau. „Der Gewinn für die Bauern und Bäuerinnen ist so gering, dass sie keine Landarbeiter bezahlen können. So müssen die eigenen oder fremde Kinder die anstrengende und gefährliche Arbeit erledigen”, beschreibt Sommeregger die Situation in Ghana. „Um Kinderarbeit auszuschließen und ein faires Einkommen für Bäuerinnen und Bauern sicherzustellen, sollten Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf ihrer Schokolade auf das FAIRTRADE-Siegel achten“, empfiehlt Caroline Sommeregger, Schokolade-Expertin von Südwind.
Spritzmittel in der Schokolade
In zwölf getesteten Schokoladentafeln konnten Pestizide nachgewiesen werden – bis zu vier verschiedene. Die festgestellten Mengen in den Schokoladentafeln und Osterhasen bergen zwar keine direkten Gesundheitsrisiken für die KonsumentInnen, einige der Chemikalien (wie bspw. Endosulafn, Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin und Permethrin) sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung auch in kleinsten Mengen. Dr. Hans-Peter Hutter, Sprecher von „ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt” erklärt: „Es ist ratsam, die Aufnahme selbst geringer Mengen von Pestiziden zu vermeiden. Schließlich nimmt man Pestizide ohnehin über viele Lebensmittel zu sich. Ich empfehle daher Konsumentinnen und Konsumenten Schokolade zu kaufen, die aus biologischem und pestizidfreiem Anbau stammen.“