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Kundendienst - Hallo, ist da jemand?

Was tun, wenn man mit einem großen Unternehmen in Kontakt treten will? Persönlich vorbeischauen? Wird immer schwieriger. - Ein "Aufgespießt" von KONSUMENT-Chefredakteur Gerhard Früholz.

 KONSUMENT-Chefredakteur Gerhard Früholz (Bild: U. Romstorfer/VKI)
E-Mail: Chefredakteur
Gerhard Früholz

Welche Firma ist noch gleich „um´s Eck“? Einen Brief schreiben? An welche Adresse eigentlich? Heutzutage schickt man eine E-Mail. Oder man muss eine Hotline anrufen. Weder das eine, noch das andere ist ein Honiglecken. Die neuen Kommunikationswege täuschen Nähe zum Kunden vor, die es in der Praxis nicht gibt.

Häufig wird zunächst auf die Website verwiesen ...

Schnell eine E-Mail geschrieben? Viel Glück. Immer öfter geht das nur mehr über „Kontaktformulare“. Und da möge man bitte genau angeben, worum es geht, „damit das Anliegen möglichst rasch bearbeitet werden kann“. Nicht selten kommt die Antwort prompt und lautet in etwa so: Derzeit sei aufgrund des großen Andrangs mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Aber: Es gäbe ja noch die Website mit vielen Fragen und Antworten („FAQs“) mit deren Hilfe man sein Problem vielleicht ohnehin selbst lösen könnte.

... oder auf eine Hotline

Der Verweis auf die Hotline gibt Hoffnung. Engelsgeduld und robuste Nerven, am besten beides, sind dafür gute Voraussetzungen. Wer überhaupt durchkommt, hat nur die erste Hürde geschafft. Beruhigende Musik, ein paar tröstende Wort vom Tonband mit Bitten um Geduld oder die Auswahl per Zifferntaste in diversen Menüs sorgen zunächst für Kurzweil. Und dann macht man Bekanntschaft mit dem Begriff „Warteschleife“. Ach ja, man könne es ja auch auf der Homepage versuchen, tönt es automatisch aus dem Hörer.

Schlussendlich muss man sich langwierigen Wartezeiten hingeben

Sie meinen es gibt keine Steigerung? Doch.

  • Zuletzt in der Kommunikation mit dem Kundendienst eines Onlineportals für Flugbuchungen gefunden: „Eine Antwort auf diese Nachricht wird nicht gelesen und nicht beantwortet.“
  • Oder als Antwort auf eine Urgenz des Kunden: „Von einer erneuten Anfrage ist abzusehen, weil es die Bearbeitungszeit abermals verzögern würde.“
  • Auch nicht schlecht: „Wir haben momentan leider eine außergewöhnlich lange Bearbeitungszeit von ca. 12(!) Wochen. Wir tun unser Bestes, um alle Anfragen so schnell wie möglich zu bearbeiten.“

Arme Kunden – und armes Personal.

Leserreaktionen

Aus der Seele gesprochen

Mit Ihrem Artikel sprechen Sie mir aus der Seele! Es gibt jedoch auch Firmen, die Anfragen total ignorieren, so wie in meinem Fall. Bei dieser Firma Archos dürfte es System haben. 2010 habe ich bei Libro einen MP3-Player Archos 3 Vision gekauft. Da in der Bedienungsanleitung keinerlei Hinweis auf Akkuladezeiten angeführt war, habe ich mich mit dieser Frage „vertrauensvoll“ per Mail an Archos gewandt. Jedoch keine Reaktion. Nach etlichen Tagen und dem 3. erfolglosen Versuch habe ich das Mail dann gleichlautend noch einmal von meinem Firmenaccount aus gesendet. Siehe da, ich bekam die erhoffte Antwort auf den Firmenaccount!

Ende Oktober, ich hatte das Gerät einige Wochen nicht in Betrieb, wollte ich es wieder verwenden. Da es nicht mehr funktionierte, ging ich davon aus, dass der Akku leer war. Ich schloss es am PC an, der Akku ließ sich nicht mehr laden bzw. das Gerät zeige keinerlei Reaktion. So wandte ich mich wieder „vertrauensvoll“ mit dem Problem per Mail sämtlian Archos. Keinerlei Reaktion! Auch nicht nach einigen Woche und nach dem 7. Mail! Es wurde einfach ignoriert. Keinerlei Antworten.

Ich fühle mich gelinde gesagt „ver...“. Ich hätte nur einfach das tolle Gerät weiter verwenden wollen, ev. reparieren oder auch ein neues kaufen, bei entsprechender Antwort. Aber es wird nicht mehr hergestellt, konnte ich herausfinden. Wahrscheinlich deshalb. Man hätte mir dies zumindest mit einer Zeile mitteilen können. Aber wahrscheinlich ist es die von allen Herstellern geleugnete „Sollbruchstelle“ So schaffe ich mir keine zufriedenen Kunden …

Anton Hofreiter
E-Mail
(aus KONSUMENT 2/2015)

Persönliche Erfahrungen

Sie sprechen mir mit Ihrem Artikel zu den Kundendiensten gewisser Firmen aus der Seele. HP antwortet prinzipiell und beharrlich nicht – es gibt nicht einmal eine Telefonnummer – und Mails werden prinzipiell nicht beantwortet. Im Vergleich dazu Dell – mustergültig! News – ich wollte eine Profil-Ausgabe bestellen – erstmalig am 25.09.14. Die angeführte Mail-Adresse ist sichtlich nur eine Finte. Canon – das versprochene Cash-back nach dem Kauf einer PowerShot G16 zu bekommen, war ein Hürdenlauf! Sony – auch hier kann ich ähnliches berichten.

Vermutlich müsste man derartige Firmen ernsthaft und großflächig boykottieren, dass sie nachdenklich werden?!

L. Miedl
E-Mail
(aus KONSUMENT 2/2015)

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