Am 12. Juni ist es wieder so weit: in Sao Paulo, Brasilien, wird die Fußball-WM eröffnet. Im Focus kritischer Beobachter steht dabei ein kleines, rundes Leder: der Brazuca, offizieller Spielball der Weltmeisterschaft.
Kinderarbeit, miserable Löhne, Ausbeutung von Arbeitern: Bereits vor Jahren gab es Kritik an den Produktionsbedingungen von Fußbällen, vor allem die Kinderarbeit in Pakistan stand dabei im Zentrum von Kritikern. Dass Fußbälle von Kinderhänden unter katastrophalen Bedingungen zusammengenäht wurden, hat dem Image der Markenhersteller Adidas, Nike und Puma großen Schaden zugefügt. Alle Großproduzenten, die in Pakistan arbeiten lassen, schlossen sich daher der Initiative der IMAC (Independent Monitoring Association for Child Labour – Unabhängiger Verband zur Überprüfung von Kinderarbeit) an, die seit 1997 unangemeldete Kontrollen durchführt.
Handgenähte Fußbälle aus Pakistan
In der Industriestadt Sialkot, wo die meisten Fußbälle der Welt zusammengenäht werden, wurden Nähzentren gegründet, um die Kontrolle der Betriebe zu erleichtern. Die Bemühungen führten schließlich dazu, dass Kinderarbeit aus der Fußballindustrie Pakistans (anders als der anderer Länder) weitgehend verbannt wurde. Leider bedeutet das aber nicht, dass es den Kindern von Sialkot heute besser geht: Da die Einkommen der Erwachsenen (etwa 40 Euro pro Monat) nicht ausreichen, um eine ganze Familie zu ernähren, sind die Familien auf die Arbeit der Kinder angewiesen. Diese sind nun in den Werkhallen der Auto- oder der Metallindustrie zu finden, wo es keine Kontrollen gibt. Immer noch bekommt ein (erwachsener) Näher pro Ball, für den er rund 1440 Nadelstiche durchführen muss und rund drei Stunden benötigt, nur 60 Cent bezahlt. Die Bälle werden in Europa um bis zu 100 Euro verkauft.
Adidas im Rampenlicht
Mit der Entwicklung neuer Materialien und technischen Neuerungen in der Herstellung wird die Fußballproduktion zunehmend nach China und Thailand ausgelagert. Während in Pakistan nach wie vor mit der Hand genäht wird, ist man vor allem in China auf Maschinenproduktion umgestiegen. Dort, in einer Fabrik in Shenzhen, wird auch der diesjährige WM-Ball hergestellt.
Die International Consumer Research and Testing (ICRT), eine Organisation, die im Auftrag von Verbraucherorganisationen, darunter dem VKI in Österreich, Untersuchungen durchführt, hat die aktuelle Unternehmenspolitik von Adidas, den offiziellen WM-Sponsor und Hersteller des WM-Balles seit 1970, überprüft.
Ergebnis: Der deutsche Konzern hat seine Lektion gelernt. Nach Bekanntwerden von Missständen wie Kinderarbeit, zu niedrigen Löhnen oder exzessiven Überstunden setzte der Sporthersteller einige Maßnahmen:
2011 unterschrieb Adidas das “Freedom of Association Protocol” der Fair Play Alliance, um Arbeiterrechte zu fördern. Im Jahr 2012 folgte die Zusammenarbeit mit dem Fair Wage Network”, um gerechte Löhne zu gewährleisten. Adidas ist zudem Mitglied der Fair Labor Association (FLA). Trotzdem sind laut ICRT noch nicht alle Missstände beseitigt – im Jahr 2012 etwa wurden im Vorfeld der Olympischen Spiele die miserablen Arbeitsbedingungen von Arbeitern in Bangladesh bekannt, die für Marken wie Adidas oder Nike im Einsatz waren.
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