Und irgendwann einmal habe ich nach gerechnet. Nicht, weil ich ein Gröschelzähler bin, sondern aus wirtschaftlichem Interesse. Wenn Herr Rudi von der Fleischtheke im Supermarkt meines Vertrauens nämlich dauerhaft das tut, was er gelegentlich mit mir tut, müsste das auf Sicht gesehen ein ziemliches Geschäft sein. Darf's ein bisschen mehr sein?
Heißt: Ich sehne mich nach 40 dag Prosciutto, auf der Waage landen aber 5 dag extra. Das sind über zehn Prozent mehr, als ich wollte. Ehe der berühmte Satz folgt: „Fünfundvierzig dürfen’s sein?“ Klar dürfen’s. Wie immer. Wiewohl die gleiche Frage noch nie erklang, wenn ein bisserl weniger Ware als verlangt gemessen wurde.
7,5 Millionen Euro extra, bitte!
Und nun die simple Rechnung: Käme es über den Tag verteilt hundert Mal zum routinierten „Dürfen’s“, und würde jedes „Dürfen’s“ eine Differenz von 50 Cent bedeuten, hätte Herr Rudi seinem Arbeitgeber am Jahresende ungefähr 15.000 Extra-Euro beschert. Unter der Annahme, dass im In- und Ausland etwa 2.800 Filialen dieses Supermarkts und daher – grob geschätzt – weitere 5000 Rudolfe und Rudolfinen existieren, ergibt das ein Gesamt-„Dürfen’s“ von 7,5 Millionen Euro.
Darf's mehr sein? - „Auf gar keinen Fall.“
Also habe ich unlängst dem geschätzten Herrn Rudi auf die Frage „Achtzig dürfen’s sein?“ (statt 75) ganz gelassen geantwortet: „Auf gar keinen Fall.“ Es war ein Emotionstest. Aber es geschah … genau nix. Der gute Mann reagierte völlig entspannt, sagte „Kein Problem“ und minimierte das Faschierte, bis die Waage 75,09 zeigte. Er lächelte. Ich lächelte. Erledigt.
Ich kam erst Wochen später wieder, um 30 dag Schinken zu kaufen. Und Herr Rudi nutzte die Gelegenheit meiner Unaufmerksamkeit, um sich tatsächlich so lange zu spielen, bis die Anzeige exakt 30,00 dag offenbarte. Grandios, er hatte sich meinen Test genau gemerkt. Ich lachte laut auf. Er lachte laut mit. Und sagte nur: „Ich schwör‘s, am Ende werden‘S die paar Deka schmerzlich vermissen.“