Respektlos oder zeitgemäß? Nur in fünf der 30 Zuschriften, die bei uns in der Redaktion eingegangen sind, findet sich Zustimmung. Hier die gesammelten Leserbriefe zu diesem Thema.
Zu Beginn nochmals der in KONSUMENT 1/2022 erschienene Leserbrief, auf den sich die nachfolgenden beziehen:
Ottoversand: Unpassendes Du-Wort
Das Versandhaus Otto hat seinen Werbeauftritt dahingehend geändert, dass die Kunden nur mehr mit dem Du-Wort angesprochen/angeschrieben werden. Als Begründung wurde mir mitgeteilt: „Wir wollen vertrauter mit Ihnen sprechen – einfach so, wie wir es auch bei Otto täglich miteinander tun: freundlich, begeisternd und lebensfroh. Und weil wir gemerkt haben, dass dies mit einem unkomplizierten ‚Du‘ am besten klappt, haben wir diese Ansprache in unsere Markenphilosophie übernommen. Ein ‚Du‘ spricht sich nicht nur leichter und lebendiger als ein steifes ‚Sie‘ – wir finden, das ‚Du‘ hebt unser Gespräch auf eine persönlichere Ebene. Eine Ebene, auf der wir uns auf Augenhöhe und mit einem guten Gefühl begegnen. Wir wollen Sie auch in Zukunft inspirieren – mit unserer Mode und unserem menschlichen Umgang miteinander. Und wir hoffen, mit unserer neuen Ansprache an Sie eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der Sie sich respektiert und wertgeschätzt fühlen.“
Ich meine, dass in unserem Kulturkreis und in unserer deutschen Sprache das Du-Wort in der Familie und unter Freunden vorbehalten sein sollte. Mag sein, dass dies firmenintern (z.B. bei Ikea) üblich ist, gegebenenfalls auch im Kontakt mit Jugendlichen, aber bei vermutetem großem Altersunterschied völlig unpassend ist.
Gerhard Pascher