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Illustration zeigt 5 Personen mit leeren Sprechblasen
Immer mehr Unternehmen duzen ihre Kunden. Das mögen viele nicht. Bild: Dzianis Rakhuba/Shutterstock

Leserbriefe: Wenn Firmen Kunden duzen 2/2022

In KONSUMENT 1/2022 hatten wir dazu einen Leserbrief veröffentlicht und unsere Leserinnen und Leser dazu aufgerufen, Ihre Meinung dazu zu äußern. Die allermeisten lehnen das eindeutig ab.

Respektlos oder zeitgemäß? Nur in fünf der 30 Zuschriften, die bei uns in der Redaktion eingegangen sind, findet sich Zustimmung. Hier die gesammelten Leserbriefe zu diesem Thema.

Zu Beginn nochmals der in KONSUMENT 1/2022 erschienene Leserbrief, auf den sich die nachfolgenden beziehen:

Ottoversand: Unpassendes Du-Wort

Das Versandhaus Otto hat seinen Werbeauftritt dahingehend geändert, dass die Kunden nur mehr mit dem Du-Wort angesprochen/angeschrieben werden. Als Begründung wurde mir mitgeteilt: „Wir wollen vertrauter mit Ihnen sprechen – einfach so, wie wir es auch bei Otto täglich miteinander tun: freundlich, begeisternd und lebensfroh. Und weil wir gemerkt haben, dass dies mit einem unkomplizierten ‚Du‘ am besten klappt, haben wir diese Ansprache in unsere Markenphilosophie übernommen. Ein ‚Du‘ spricht sich nicht nur leichter und lebendiger als ein steifes ‚Sie‘ – wir finden, das ‚Du‘ hebt unser Gespräch auf eine persönlichere Ebene. Eine Ebene, auf der wir uns auf Augenhöhe und mit einem guten Gefühl begegnen. Wir wollen Sie auch in Zukunft inspirieren – mit unserer Mode und unserem menschlichen Umgang miteinander. Und wir hoffen, mit unserer neuen Ansprache an Sie eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der Sie sich respektiert und wertgeschätzt fühlen.“

Ich meine, dass in unserem Kulturkreis und in unserer deutschen Sprache das Du-Wort in der Familie und unter Freunden vorbehalten sein sollte. Mag sein, dass dies firmenintern (z.B. bei Ikea) üblich ist, gegebenenfalls auch im Kontakt mit Jugendlichen, aber bei vermutetem großem Altersunterschied völlig unpassend ist.

Gerhard Pascher

Respektlosigkeit

Der Leserbrief spricht mir aus der Seele! Auch ich empfinde es als unangebracht uns (zugegeben älteren) Menschen mit dem Duzen zu begegnen. Und wenn mich dann noch (wie mir kürzlich passiert) eine ca. 20 Jahre junge Kassiererin kaugummikauend duzt, dann kommt das vielleicht bei sehr jungen Leuten an, aber ich finde es respektlos.

Eva-Maria Irschara

Fehlverhalten

Als Kunde von Ottoversand wurde auch ich schriftlich mit dem Du-Wort kontaktiert, was ich völlig unpassend finde! Ich (70Jahre) wurde des öfteren von jungen Mitarbeitern verschiedener Firmen ohne meine Einwilligung mit dem Du-Wort angesprochen.

Daraufhin stellte ich diese Personen zur Rede, mit der Bemerkung, dass diese Ausdrucksweise bei so großem Altersunterschied unpassend, respektlos und anstandslos ist. Die Reaktion darauf war eine sofortige Entschuldigung ihres Fehlverhaltens.

Eigentlich müsste die Geschäftsführung aller Firmen ihre Mitarbeiter dahingehend schulen, die Kunden höflich und mit Respekt zu behandeln!

Friedrich Sirk

Geschäftsbeziehung

Ich bin schon bei einigen Unternehmen auf diese Unhöflichkeit gestoßen. Personen, die mich duzen dürfen, suche ich mir selbst aus. Ich muss sie schon einige Zeit kennen und ihnen vertrauen. Zu allen anderen schafft das „Sie“ die nötige Distanz. Ich empfinde dieses penetrante Du-Sagen als ausgesprochen respektlos.

Abgesehen davon pflege ich mit Unternehmen eine rein geschäftliche Beziehung. Sie sind keine Freunde oder Familie, ich bestelle, sie liefern, ich bezahle und sonst nichts.

Ich bin 64 Jahre alt und werde jetzt wahrscheinlich als hoffnungslos altmodisch abgestempelt wie wahrscheinlich viele meiner Altersgruppe. Aber wie viele dieser Altersgruppe sind denn Kundinnen und Kunden bei Otto und Co.?

Sylvia Gabsdiel

Zeitgemäßer

Ich finde, das Du-Wort ist viel zeitgemäßer und passender als die Höflichkeitsform! Ich bin 50+ und habe überhaupt nichts daran auszusetzen. Im gesamten englischsprachigen Raum gibt es die Sie-Form ja auch nicht und das finde ich gut so! Dass sich daran, vor allem, wenn es eh nur um Werbung usw. geht, jemand stört, kann ich nicht nachvollziehen!

Manuela M.

Einseitig

Bei Firmen, mit denen ich schon jahrelang in Kontakt bin, stört mich deren Verwendung des Du-Wortes nicht sonderlich. Allerdings wäre dazu zu sagen, dass ich umgekehrt die betreffenden Ansprechspartner der Firma nicht mit Du tituliere. Es ist also eine einseitige Verwendung des Du-Wortes. Grundsätzlich sollte jedoch das Du-Wort schon einem persönlichen Freundeskreis vorbehalten bleiben.

Dr. Klaus Marchesani

Verkaufsstrategie

Ich finde es auch unpassend, von Firmen mit Du angesprochen zu werden. Im Deutschen gibt es ein Du und ein Sie. Ich möchte mir die Freunde, bei denen man zum freundschaftlichen Du übergeht, selbst aussuchen. Die Markenphilosophie von Ottoversand hat nichts mit Vertrauen, sondern mit einschleimender Verkaufsstrategie zu tun.

Mag. Herbert Galas

Manipulation

Dem Leserbrief kann ich nur zustimmen. Das Duzen wird für Manipulation verwendet. Mein Beispiel: Vor 5 Jahren habe ich zur Firma Maxenergy gewechselt und war eigentlich zufrieden. Von Beginn an wurde ich auch mit meinem Vornamen angesprochen, bei einem Treuespiel habe ich auch mitgemacht. Jetzt aber wurde ohne Vorwarnung mein Stromlieferungsvertrag gekündigt, ohne dass mir eine Alternative angeboten wurde. Die Kündigung war natürlich auch in der Du-Form und ich habe es als Zumutung empfunden.

Ing. Kurt Schaffer

Nicht unser Sprachgebrauch

In vielen Bereichen der Werbung ist das Du-Wort Mode geworden. Besonders störend habe ich es im telefonischen Kontakt mit Firmen empfunden. Vor allem in Deutschland dürfte das Du und das Tschüß auch in der Kommunikation von Firmen, offenbar auch mit Behörden, üblich sein, was überhaupt nicht unserem österreichischen Sprachgebrauch entspricht.

DI Helmut Schretzmayer

Unsitte

Das „Du“ wird nicht nur im Versandhandel praktiziert. Auch beinahe in jedem Supermarkt, Gastbetrieb, Baumarkt, Bekleidungsgeschäft oder sonstigem Kaufladen wird man mit „Du“ angesprochen! Sogar dann, wenn man der Großvater des Verkäufers oder der Verkäuferin sein könnte!

Diese Unsitte nimmt überhand, ist unpassend, respektlos und verärgert! Aber schaut man die Gesamtentwicklung der Gesellschaft an, darf einen nichts mehr wundern. Ein Trauerspiel!

E. Waschgler

Benehmen gefragt

Ich habe bei Ottoversand seit Jahren nicht eingekauft, aber beim ersten Schreiben nach dieser Zeit wurde ich sofort mit Du angesprochen. Das heißt, dass dieses Schreiben sofort im Altpapier landet. Glauben die Firmen wirklich, dass sie mit „Auf jung und dynamisch“ mehr Kunden gewinnen?

Auch eine junge Stimme von einem Hotel in der Steiermark sprach mich telefonisch mit Du an. Ich erklärte sehr höflich, dass sie der Stimme nach meine Enkelin sein könnte und ich es in meinem Alter nicht gewohnt bin, beim ersten Telefonat mit Du angesprochen zu werden. Die junge Dame erklärte mir, ich könnte ja beim Einchecken den Wunsch, mit Sie angesprochen zu werden, bekanntgeben. Unnötig zu erwähnen, dass das Einchecken nicht stattgefunden hat.

Meine Mutter hat mich gelehrt, dass man zu Menschen, die man nicht kennt oder die älter sind, immer Sie zu sagen hat. Das halte ich bis jetzt so und ich finde es richtig. Benehmen ist immer gefragt! In den 70er Jahren hat mich mein Lehrherr zwar mit meinem Vornamen aber trotzdem mit Sie angesprochen.

Dann das Argument, mit DU redet es sich leichter. Warum? Mein Satz bleibt der gleiche und wird sich nicht verändern. Es sind viele Firmen, die mit Du schreiben. Leider kann ich mir nicht alle merken, die im Altpapier landen.

Waltraud Zimmermann

Firmenphilosophie

Ich habe bei Ottoversand auch die Erfahrung gemacht, mit Du angesprochen zu werden und an die Kontaktadresse geschrieben, dass ich das nicht möchte. Mir wurde dann erklärt, das sei ihre Firmenphilosophie. Meine ist es, nichts mehr bei diesem Versandhandel zu bestellen und ich habe gebeten, keine Werbung mehr zu bekommen. Es kam auch nichts mehr.

Dr. Heidemarie Greimel

Keine Wertschätzung

Auch ich finde es äußerst merkwürdig, in E-Mails oder Zuschriften von diversen Firmen – und es werden derer immer mehr – plötzlich mit dem Du-Wort oder/und meinem Vornamen angesprochen zu werden. Ich kann mich auch nicht erinnern, dieses – außer mir bekannten Personen – jemals angeboten zu haben und empfinde dies als eher despektierlich und sicher nicht als „Wertschätzung“.

Hier scheint man wohl zu glauben, im Englischen gebräuchliche Formen in die deutsche Sprache übernehmen zu müssen, um „in“ zu sein.

Horst Hiebl

Korrekte Anrede erwünscht

Leider schafft es auch das Infrastrukturministerium nicht, eine korrekte Anrede in den E-Mails zu verwenden. Gerade habe ich – trotz Protest – ein solches erhalten. Vielleicht können Sie darauf hinwirken, dass sich ein respektvoller Umgang durchsetzt. Ich sehe dies ähnlich wie im Leserbrief.

Brigitta Beghella

Vorgetäuschte Intimität

Du Wort: auch wir finden es unpassend und Intimität vortäuschend. Deswegen werden wir nicht eher ein Produkt erwerben. Aber offenbar sind wir schon in so eine Gesellschaft abgerutscht, dass man meint, damit Kunden anzusprechen.

Dr.Wolf Burian

Fehl am Platz

Auch ich habe mich bei Ottoversand beschwert, da ich nicht mit Du angesprochen werden möchte. Ich stehe mit der Firma nur in einem Geschäftsverhältnis, kenne niemanden persönlich und in dieser Anonymität ist das Du-Wort einfach fehl am Platz. Allerdings wurde mir auf meine Beschwerde der gleiche Text gemailt, den auch der Verfasser des Leserbriefs erhalten hat. Schade.

Helga Biladt

Auf Augenhöhe

Ich finde ein passendes Du absolut in Ordnung. Respekt und Achtung zeigt man auch mit einem Du. Mit meinen 63 Jahren und meiner 48 jährigen beruflichen Tätigkeit als leitender Angestellter war das Du stets mein Umgang zu Mitarbeitern und Kunden und diese haben mir dies stets gedankt. Auch mit einem Du kann man sich stets auf Augenhöhe begegnen.

Nicht nur bei Otto oder Ikea – auch im Handel merke ich, dass bereits vielfach das Du einkehrt, und ich werde trotzdem stets mit dem nötigen Respekt behandelt. Also für mich ist ein respektvolles Du absolut in Ordnung.

Otto Grafoner

Einvernehmen

Wenn ich mit jemandem per „Du“ bin, hat das einen Grund. Und beruht natürlich auf Einvernehmen. Seit einigen Jahren bürgert sich leider die respektlose Duzerei ein. Beginnend bei Fundraising-Keilern, glauben viele Menschen und Unternehmen, damit eine – sehr oft ungewollte – Nähe zu erreichen. Viele Menschen, auch junge, lehnen das aber ab. Wie ich.

Helmut Pokluda

Du-Freunde selbst aussuchen

Ich halte diesen seit einiger Zeit um sich greifenden Unfug, der offenbar auf dem Mist einiger Marketing-„Experten“ gewachsen ist, für eine Zumutung. Ich schätze ein freundschaftliches „Du-Wort“ sehr, aber ich möchte mir meine Du-Freunde selbst aussuchen, und irgendwelche Firmen gehören für mich ganz sicher nicht dazu.

Ein unrühmliches Beispiel in dieser Hinsicht ist der sattsam bekannte Energielieferant Maxenergy, der auch irgendwann begann, mich aufdringlich mit seiner „Du-Wort“- Philosophie zu belästigen. Ich widersprach dem sofort mehrmals schriftlich, was dieses Unternehmen aber nicht hinderte, mich weiterhin penetrant mit „Du“ anzuschreiben, „weil das jetzt leider so programmiert sei“. Inzwischen habe ich die Geschäftsverbindung zu Maxenergy beendet und damit einen einseitigen „Du-Freund“ weniger.

Franz Wutzl

Champagner und Küsschen

Maxenergy schreibt mir: „Lieber Axel, Du kennst uns als zuverlässigen und serviceorientierten Partner ... kündigen wir hiermit den zwischen uns bestehenden Energiebelieferungsvertrag ... wir werden Dich nicht mehr mir Energie beliefern ...“ – ein Vorgang zwischen Du-Brüdern?

Firmen, die mich per Du anschreiben, schließe ich gleich als „Partner“ aus! Denn ich will nicht Partner sein, sondern Kunde, um den man sich bemüht. Und ganz generell: für mich gehört zum Du-Wort auch ein Schlückchen Champagner und ein Küsschen.

Axel Kurzmann

Konstruiert

Was Ottoversand als Begründung für das Duzen angibt, ist im Sinne der Meinungsfreiheit ein möglicher Standpunkt. Wie dieser beim Einzelnen ankommt ist wohl subjektiv sehr unterschiedlich. Also überlegte ich: Er wirkt auf mich konstruiert und ignoriert die im Folgenden angeführten möglichen Aspekte.

Jemanden OHNE dessen Einverständnis zu duzen kann auch bedeuten: mangelnden Respekt, Distanzlosigkeit, Unhöflichkeit, Aufdringlichkeit, Frechheit, Ungezogenheit. Weiters kann es auch bedeuten, sich über den Geduzten zu stellen, ihn abzuwerten, zu blamieren, zu demütigen, seine Freiheit in ungerechtfertigter Weise einzuschränken, sein Recht, sich selbst auszusuchen, wem er das Du-Wort gewährt, zu beschneiden. Diese ungefragte „Verbrüderung“ ist unangenehm, ein unzulässiger Übergriff auf die Privatsphäre.

Im englischsprachigen Raum gibt es als Anrede nur das „you“, das gewöhnlich mit „du“ übersetzt wird. In Wirklichkeit ist es aber das „Sie“ – unsere formelle Anrede. In der alten englischen Sprache gab es nämlich auch zwei Anreden: Das „thu“ (= unser „Du“) ist aber im Laufe der Entwicklung der Sprache ausgestorben. Übrig blieb nur die Anrede „you“. Das „you“ hat dann einen Bedeutungswandel durchgemacht. Es steht also für „Du“ und „Sie“.

Ich persönlich möchte mir selbst aussuchen, wem ich das Du-Wort anbiete. Ich würde einer Firma, die mich ungefragt duzt, in entsprechender Form – durchaus auch scharf formuliert – mitteilen, dass sie dies zu unterlassen hat. Freilich würde ich zwischen einer nicht direkt an meine Person gerichteten Werbeaussage und einer an mich persönlich gerichteten Nachricht differenzieren.

Da ich recht gut werberesistent bin, würde ich im ersteren Fall der Firma vielleicht mitteilen, dass dieses „inspierierende und das restliche Blabla“-Duzen mich nicht anspricht, sogar den gegenteiligen Effekt, nämlich nichts zu kaufen, hat. Aber wer nimmt sich die Zeit und macht sich die Mühe, solche Firmen anzuschreiben? Es müssten viele sein, damit dies einen Erfolg hat. Und manchen wird es auch egal sein, dass sie mit Du angesprochen werden, was auch in Ordnung ist.

Angela Ludwig

Anders als bei Ikea

Auch ich stellte vor einiger Zeit fest, dass Ottoversand mit mir plötzlich per Du ist. Ich empfinde das als Frechheit und bin geneigt, nichts mehr dort zu bestellen. Wie kommt eine Firma dazu, mich mit dem Du-Wort anzureden? Ich entscheide normalerweise selber, ob ich mit jemandem per Du sein will.

Auch die Anspielung auf die Firma Ikea lasse ich nicht gelten, weil Ikea das Du allgemein hält und nicht mit mir „per Du-Martina“ ist. Diese neue Markenphilosophie von Otto ist folglich aus meiner Sicht völlig daneben und unerhört.

Mag. Martina Fritsch

Unterstützt Respektlosigkeit

Ich empfinde das Du-Wort als respektlos. Es gehört für mich nur zu Freunden und in die Familie. Weiters kann es bei Unstimmigkeiten leichter zu einer Entgleisung der Worte kommen. Du Arschloch sagt man leichter als Sie Arschloch. Gerade heutzutage haben die Jugendlichen nicht mehr den gebührenden Respekt gegenüber den Erwachsenen, wie es meiner Meinung nach eigentlich sein sollte. Das wird mit den du Ansprachen diverser Firmen noch unterstützt.

Sabine Linhart

Feudalherrschaft

Für mich ist es von geringer Bedeutung, wie ich angesprochen werde. Aufgrund der Gepflogenheiten, spreche ich jedoch mir nicht bekannte Personen selbstverständlich mit „Sie“ an. Das „Sie“ wurde vermutlich aus der Zeit der Feudalherrschaft übernommen, mir scheint es nicht mehr ganz zeitgemäß.

Außer in der deutschen Sprache, kenne ich nur wenige Fälle, wo derartige Unterscheidungen getroffen werden. Lediglich im Japanischen gibt es sehr strenge Regeln der Ansprache. Dort ändert sich nicht das Personalpronomen, sondern gleich der ganze Satz, zudem gibt es dort vier Stufen der Anrede.

Ernst Quietensky

Beidseitige Vereinbarung

Das Du-Wort setzt in Österreich eine beidseitige „Vereinbarung“ voraus. Außer, wo es gebräuchlich ist, Familie z.B. Ist auch eine Sache des Respekts und der Sympathie! Einfach einen „Fremden“ per Du anzusprechen, ist eigentlich nicht ok. Die Jüngeren sehen das meist lockerer.

Peter Aigelsreiter

Herabsetzung

Auch ich mag es überhaupt nicht, von Personen oder Unternehmen mit Du angesprochen zu werden. Wenn etwa das Versandhaus Otto meint, damit würden sich Kunden „respektiert und wertgeschätzt fühlen“, dann erzeugt das bei mir den exakt gegenteiligen Effekt. Ich fühle mich in diesem Fall vielmehr entwürdigt und herabgesetzt, als wäre ich noch ein unmündiges Kind.

Mit wem ich per Du sein will, möchte ich bitte jedenfalls selbst entscheiden!

Dr. Heinz Waldegg

Sprachkünstlich geschaffen

Das „sprachkünstlich“ geschaffene „Sie“ gehört eliminiert! Ich verkehre – mein Alter erlaubt mir dies – mit 90 Prozent meiner Kommunikationspartner per „Du“. Das „Sie“ wurde seinerzeit – so wie das „Ihr“, das heute auch niemand mehr einfordert – geschaffen, um Distanz zum Gesprächspartner darzustellen.

Dieses Bestreben ist aus herablassendem als auch aus devotem Motiv möglich. Vermutlich findet jeder die Anrede „Du bist ein angenehmer Mensch!“ höflicher als „Mir scheint, Sie sind ein Trottel!“.

Klaus Fischler

Gefühl der Gleichwertigkeit

Das Du-Wort ist nicht nur bei Ottoversand oder Ikea gängig, sondern bereits in vielen Unternehmen. Diese persönliche Ansprache, gibt dem/der MitarbeiterIn das Gefühl gleichwertig zu sein, unabhängig von der Position im Unternehmen.

Es gibt keine Trennung mehr von jung und alt, unterschiedlichen Nationen oder Ausbildungsstandards. Und dahin soll sich unsere Gesellschaft ja auch entwickeln, hin zu einer Gemeinschaft in der der/die Kassierer/Kassakraft bei Spar, der/die KellnerIn im Wirtshaus und der/die ManagerIn im internationalen Unternehmen einander gleichwertig sind. Warum will man diesen Fortschritt verhindern?

Kerstin Hechenleitner

Kein automatisches Duzen

Vor mehr als einem Jahr hat das Businessnetwork Xing plötzlich auf Du umgeschaltet. Mein schriftlicher Einwand war vergeblich und ich bin aus Xing ausgestiegen. Auch die Fotobuchsoftware Pixum hat vor Kurzem auf Du umgestellt. Meine Korrespondenz mit einem hochrangigen Marketingmanager hat zwar Zustimmung ergeben, aber trotzdem kann das Du nicht unterdrückt werden.

Auch in einem Restaurant eines traditionellen Eigentümers wurde ich – das erste (und letzte) Mal dort gewesen – geduzt. Mein konsequentes Sie hat den Kellner dann aber auf Sie umschwenken lassen. Ich fand es sehr despektierlich, als Seniorin und neuer Gast geduzt zu werden.

Ich habe jahrzehntelang in amerikanischen Unternehmen gearbeitet und bin daher den respektvollen firmeninternen Umgang mit Du und you gewohnt. Aber in Österreich will ich keineswegs als Seniorin automatisch geduzt werden.

Hanna Tiechl

Im Geschäftsverkehr unmöglich

Ich finde das Du-Wort außerhalb von Familie und Freunden absolut unpassend. Im Geschäftsverkehr absolut unmöglich. Es beweist sich spätestens bei der ersten Reklamation etc.

Auch im privaten Kreis fragt der Ältere den Jüngeren, ob er ihm das Du anbieten darf. Ich habe es auch schon einmal abgelehnt, weil ich Distanz wahren wollte. Mit einer Erklärung ist das Gegenüber nicht beleidigt. Auch besteht mit Bürokollegen schon jahrelang ein freundschaftliches Verhältnis, obwohl wir Sie zueinander sagen.

Gertraud Aichinger

Noch unpassender

Ich habe mit Interesse Ihren Artikel hinsichtlich Du-Wort gelesen. Finde ich auch eher unpassend. Noch unpassender als bei Ottoversand finde ich es aber bei Wüstenrot. Wüstenrot ist ein Finanzdienstleister und spricht mit im Newsletter ständig mit „du“ (nicht einmal „Du“) an. Schrecklich.

Dr. Thomas Gruber

Vor den Kopf gestoßen

Ich finde (obwohl das wahrscheinlich spießig ist) das Du-Wort in Geschäften auch unangenehm und fühle mich dadurch richtig vor den Kopf gestoßen.

Monika Blazek

Inkonsequent

Viele Versandhäuser oder Konzerne verwenden das Du in ihrer Werbung, begonnen mit IKEA. Dort hatte ich vor langer Zeit eine Verkäuferin mit Du angesprochen und auf ein ebensolches gewartet, da die Werbung diese „Vertrautheit“ suggeriert. Doch die Verkäufer und Verkäuferinnen müssen nach wie vor die förmliche Sie-Anrede verwenden. Das finde ich schon mal sehr inkonsequent und (für mich) störend. Entweder oder.

Nun auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen (55) stört mich persönlich ein gegenseitiges Du nach wie vor nicht, ich kann aber Menschen verstehen, die es stört. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass das Du eine Ebene auf Augenhöhe vermittelt, im Gegenteil. Auch ein Sie kann freundlich, begeisternd und lebensfroh sein, war es ja früher auch immer.

Werbung sollte sich auf Produkte und deren Vorzüge konzentrieren und nicht auf die Ansprache der Personen. Konzerne, die Güter für alle Altersgruppen anbieten, sollten das Sie respektieren und auch so vermitteln.

Katharina Cernohorsky

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