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Rotwein Glas Herz EKG-Herzlinie
Schützen ein bis zwei Achtel Rotwein am Tag vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall? Bild: LIDIIA/stock.adobe.com (generiert durch KI)

Ist Rotwein gesund fürs Herz?

Wir haben geprüft, ob es wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass der moderate Konsum von Rotwein vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt und ob er den Blutdruck- und den Cholesterinspiegel senken kann. 

Schützt Rotwein vor Herzinfarkt und Schlaganfall?

Wissenschaftliche Belege fehlen. Studien können weder einen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegen noch eindeutig widerlegen. Den Blutdruck und den Cholesterinspiegel dürfte Rotwein zumindest nicht senken.

Gesundheits-Gütesiegel für Rotwein

Im März dieses Jahres vergab die österreichische Plattform „Wein und Gesund“ Gesundheits-Gütesiegel für Rotweine. Den ausgezeichneten Weinen wurde attestiert, sie enthielten Stoffe „mit einer optimalen Auswirkung auf den Organismus“. Wir wunderten uns, denn Alkohol gilt prinzipiell als gesundheitsschädlich. „Wein und Gesund“ argumentiert jedoch, dass das für Rotwein in moderaten Mengen nicht gelte. Ein bis zwei Gläser am Tag sollen sogar gesund sein und das Risiko für Herz und Kreislauf senken

Keine Belege gefunden

Unser Kooperationspartner medizin-transparent.at analysierte für uns vorliegende Studienergebnisse. Ergebnis: Es gibt keine Belege dafür, dass Rotwein die Herzgesundheit fördert – selbst wenn man ihn nur in Maßen trinkt. Wer damit wirbt, tut dies ohne wissenschaftliche Grundlage. Durch die Studien lässt sich jedoch ein positiver Effekt auch nicht ausschließen.

Illustration Mann Oberkörper Herz-Kreislauf-Erkrankung
Bild: miss irine/stock.adobe.com (generiert durch KI)

Scheinbarer Schutzeffekt

Die Wissenschafter:innen von medizin-transparent fanden zwei Beobachtungsstudien. In diesen wurde das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Rotwein trinkenden Menschen mit dem jener verglichen, die gar keinen Alkohol trinken. Dabei zeigte sich ein scheinbarer Schutzeffekt von Rotwein: Wer ihn in moderaten Mengen trank, hatte offenbar ein geringeres Herzinfarkt-Risiko als Abstinente.

Das kann aber ein Trugschluss sein. Denn die Nicht-Trinkenden in den Studien waren in einem schlechteren Gesundheitszustand als die Rotwein-Gruppe. So hatten sie etwa häufiger Diabetes, Übergewicht und hohen Blutdruck. Die beiden Gruppen waren also unterschiedlich gesund in die Studie gestartet, was einen sinnvollen Vergleich kaum zulässt. Die Verzerrung ließe sich nur umgehen, wenn alle Teilnehmenden jeweils per Los einer der beiden Gruppen zugeteilt würden.

Unzureichende Studienlage

Solche Studien wurden durchgeführt, allerdings mit wenigen Menschen. Zudem liefen sie höchstens zwei Jahre und fokussierten nur auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte. Es zeigte sich, dass Rotwein weder den Blutdruck noch den Cholesterinspiegel senkt. Die angeblich gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein wird mit Stoffen aus der Schale von Weintrauben begründet. Bislang steht der Nachweis jedoch aus, dass diese die Gesundheit fördern. Doch selbst wenn, ist fraglich, ob nicht Traubensaft denselben Effekte hätte.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: Cochrane/medizin transparent

Stimmt das, was die berichten?

Tagtäglich berichten Medien von neuen Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen?

In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. medizin-transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf: https://medizin-transparent.at/rotwein-gesund/ 

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