Zum Inhalt

Hygiene im Haushalt - Kein Grund zur Panik

Test: Nicht nur auf öffentlichen WCs fühlen sich Bakterien wohl. Auch im Geschirrschwamm für den Abwasch oder in den Furchen eines Schneidbretts können Krankheitserreger lauern. Wir haben uns auf die Suche nach Keimschleudern im Haushalt gemacht.

Haltestangen in der U-Bahn, Schiebegriffe von Einkaufswägen im Supermarkt, Liftknöpfe oder gar Türschnallen von Bahnhofs­toiletten: Es gibt vieles, vor dem einem ­grausen kann. Besonders dann, wenn rundherum vielleicht auch noch gehustet und ­geschnäuzt wird. Doch viele fürchten sich zu Unrecht vor Krankheitserregern im öffent­lichen Raum, wie unser Test Hygiene - Keimen auf der Spur zeigte. Denn ganz entgegen unseren Erwartungen fielen die an zahlreichen Orten gemessenen Keimbelastungen weit weniger schlimm aus als gedacht. Echt ungustiös ging es lediglich auf den untersuchten öffentlichen WCs zu.

Sauberkeit zu Hause

Schon damals war klar, dass wir uns bei ­unserem Hygiene-Test nicht auf neuralgische Punkte außer Haus beschränken werden. In den eigenen vier Wänden ist Sauberkeit ein mindestens genauso wichtiges Thema. Und in jedem Haushalt findet sich vermutlich die eine oder andere vernachlässigte Ecke, die sich schnell zu einer unvermuteten Brutstätte für Keime entwickeln kann.

Test: Wo Keime gedeihen

Geht es um Bakterien im häuslichen Umfeld, werden meistens die Bereiche Küche und ­Badezimmer an erster Stelle genannt. Vor allem dort, wo gekocht wird, fühlen sich nicht nur Menschen, sondern auch Mikro­organismen wohl. Besonders gute Vermehrungsbedingungen finden sie in Abwasch­lappen bzw. -schwämmen und feuchten ­Geschirrtüchern. Aber auch Schneidbretter und Arbeitsplatten können im Fall des Falles von Krankheitserregern besiedelt werden. Ähnliches gilt für das unterste Fach im Kühlschrank, wo sich mit der Zeit alles sammelt, was aus gekühlten Lebensmitteln so vor sich hin saftelt und anschließend nach unten tropft. Im Bad sind das Waschbecken bzw. die ­Ablageflächen neben der Armatur, wo meist die Zahnbürsten im Becher geparkt werden, Hotspots für Keime. Auch hier ist es immer schön feucht, was einen Bakterien­rasen zum Blühen bringen kann.

Computermaus

Und noch einen Gegenstand haben wir als mögliche Bakterienschleuder ausgemacht: die Computermaus, die bei der Arbeit am Laptop oder Stand-PC im Dauereinsatz ist.

Proben aus neun Haushalten

50 Mal abgeklatscht

Insgesamt neun Haushalte suchten wir für unsere Hygiene-Untersuchung aus. Dort mussten die Tester an jeweils fünf verschiedenen Stellen Proben ziehen. Wie dabei vorgegangen wurde, zeigt Ihnen das Bild auf Seite 23. Für jeden sogenannten Abklatsch gab es einen gebrauchsfertigen Tupfer in ­einem Röhrchen mit Nährlösung. Nach dem Öffnen der Phiole musste mit dem befeuch­teten Tupfer an mehreren Stellen zum Beispiel über ein Schneidbrett oder die Ablagefläche des Waschbeckens gestrichen werden.

Tupfer in die Nährlösung

Anschließend kam der Tupfer zurück in die Nährlösung. Der Ort der Probennahme ­wurde im jeweiligen Prüfprotokoll vermerkt, und natürlich auch die Nummer der jewei­ligen Testeinheit. Zusätzlich wurden in den Räumlichkeiten unserer Untersuchungs­abteilung Proben genommen, und zwar von der Projektleiterin für den Test höchstpersönlich.

Anschließend kamen alle gut verschlossenen Tupfer samt Nährlösung in die Untersuchungsanstalt. Dort wurden sie auf einer Agarplatte (Testplättchen) ausgestrichen und die so ­angelegten Bakterienkulturen in einem ­Wärmeschrank (Inkubator) bebrütet.

Darmbakterien & Co

Gesucht wurde vor allem nach Bakterien, die auf fäkale Verunreinigungen hinweisen. Das kann besonders im Küchenbereich, wo Lebensmittel verarbeitet werden, prob­lematische Folgen haben. Auf unserer Watchlist standen deshalb coliforme Keime, E. Coli (eine Untergruppe der Coliformen) ­sowie Enterokokken: Alle diese Keime zählen zu den Darmbakterien und sind sogenannte ­Hygieneindikatoren. Staphylokokken, nach denen wir ebenfalls fahndeten, sind da­gegen eine Art Eiterkeime.

Eiterkeime aus Wunden

Sie werden vor allem mit Schnupfen und Husten verbreitet, können aber auch aus Wunden stammen. Kein Wunder – wo mit Messern hantiert wird, wie etwa in der Küche beim Kochen, passiert schnell einmal ein kleiner Ritzer, den man nicht gleich bemerkt, oder ein Schnitt, der kurz blutet.

Unhygienische Schneidebretter

Im grünen Bereich

So wie bei unserem Test im Vorjahr waren die Untersuchungsergebnisse auch diesmal ­wieder für Überraschungen gut: Von insgesamt 50 untersuchten Proben waren nämlich gleich einmal 44 einwandfrei! Selbst das Testlabor war erstaunt, wie sauber es offenbar in unseren Testhaushalten zugeht.

Unangekündigte Kontrolle

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Keiner unserer Testhaushalte wusste, an welchem Tag die Probenziehung stattfand. Nur so konnte verhindert werden, dass jemand noch schnell sauber machte, um im Vergleich mit anderen nicht als Putzmuffel oder gar als Schmutzfink mit einem grin­digen Kühlschrank dazustehen, in dem sich unzählige Keime tummeln.

"Keine Kolonienbildung"

Alle diese Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Weder in den überprüften Kühlschränken noch auf den getesteten PC-­Mäusen war ein Keimwachstum nachweisbar. „Keine Koloniebildung“, vermerkten die ­Experten dazu in ihren Prüfprotokollen. Auch bei den Waschbecken gab es keine Prob­leme. Lediglich in einem von zehn fanden sich coliforme Erreger, die auf eine fäkale Verunreinigung hinweisen. Aber auch diese Keime waren nur geringfügig nachweisbar.

Alarmstufe Rot

Umso heftiger ging es dagegen bei den restlichen fünf Poben zu. Auf einem zerfurchten Schneidbrett, das offenbar schon bessere Tage gesehen hat, wimmelte es von coliformen Keimen; diese Darmbakterien waren laut Laborgutachten hochgradig nachweisbar. Keine angenehme Vorstellung, dass Tag für Tag frisches Gemüse oder Brot, wenn nicht gar rohes Fleisch mit einer derart besiedelten Unterlage in Berührung gekommen ist. Dieses Testergebnis zeigt nachdrücklich, dass Schneidbretter – egal ob aus Holz oder aus Kunststoff – tatsächlich ein hygienisches Problem darstellen können, wenn sie in die Jahre gekommen sind.

Handlungsbedarf bei Tüchern und Schwämmen

Richtig ungustiös wurde es dann bei den ­Abwaschtüchern bzw. Schwämmen. In vier von zehn fanden wir nicht nur jede Menge coliforme Keime, sondern auch noch E. Coli, die als Untergruppe der Coliformen noch ­eindeutiger auf eine Verunreinigung durch Darmbakterien hinweisen. In einem weiteren Abwaschfetzen waren Eiterbakterien in hoher Zahl nachweisbar.

Keimrasen auf den Agarplatten

Alle Proben hatten gemeinsam: Ihre Agarplatten waren am ­Ende der Bebrütungszeit vollständig von ­einem Keimrasen bedeckt. Man mag gar nicht daran denken, dass mit solcherart ­besiedelten Tüchern und Schwämmen Geschirr gewaschen wird oder Arbeitsplatten abgewischt werden. Hier herrscht wirklich ­Alarmstufe Rot und es ist Handlungsbedarf gegeben! Wie Sie vermeiden, dass Putz­utensilien und Küchengeräte zu Keim­schleudern werden, und was Sie sonst noch tun können, damit Bakterien sich bei Ihnen zu Hause vor allem in Lebensmitteln nicht breit­machen können, erfahren Sie [Asset Included (Id:318899006744;Type:MagazinArtikel)]

Öfter mal wechseln

Wie unser Test insgesamt zeigt, ist von einigen Ausnahmen abgesehen alles im grünen Bereich. Zumindest in unseren Testhaus­halten wird offensichtlich so geputzt, dass krank machende Mikroorganismen in der Regel keine Chanche haben. Unter Beobachtung halten sollte man aber Schneidbretter aus Holz oder Kunststoff. Abwaschtücher und -schwämme müssen regelmäßig heiß gewaschen oder besser gleich ausgetauscht werden. Sie können nämlich zu echten Keimbrutstätten werden, wenn man hier nach­lässig ist. Und passiert beim Hantieren in der Küche ein Malheur, sofort ein Pflaster auf die Wunde geben und gut verkleben. Sonst machen sich schnell Eiterbakterien dort breit, wo sie sicher nicht hingehören.

Zusammenfassung

  • Schön sauber. In unseren Testhaus­halten wird weitgehend gut geputzt. Im Großteil der gezogenen Proben waren daher keine Keime nachweisbar.
  • Vorsicht, belastet! In Schneidbrettern mit tiefen Kerben, egal ob aus Holz oder Kunststoff, können sich schnell Bakterien einnisten. Zeigen sich Rillen an der Oberfläche, am besten weg mit dem Brett.
  • Echt eklig. Vier von zehn Abwasch­tüchern bzw. -schwämmen waren stark mit Darmbakterien oder Eiterkeimen belastet. Regelmäßig erneuern oder heiß waschen, sonst kann es zu Problemen kommen.
  • Wunden abdecken. Auch wenn man sich beim Hantieren in der Küche nur ritzt, Pflaster drauf! Sonst können Eiterkeime auswandern.

Testkriterien

In neun Haushalten und in den Büroräumlichkeiten des VKI wurden von Abwasch­tüchern bzw. Schwämmen, Schneidbrettern, Kühlschrankablageflächen, PC-Mäusen und aus Waschbecken Proben mit Tupfern in einer Nährlösung (Abklatsch) genommen und anschließend im Labor untersucht. Gesucht wurde nach Darmbakte­rien sowie Eiterkeimen.

[Asset Included (Id:318899077992;Type:Bild)] [Asset Included (Id:318899078077;Type:Bild)]

 

[Asset Included (Id:318899078673;Type:Bild)]Mit einem gebrauchsferti­gen Tupfer wurden Flächen, wie hier die Glasplatte eines Kühlschranks, bzw. die Oberseite einer PC-Maus, an mehreren Stellen bestrichen. Anschließend kam der Tupfer zurück in die Nähr­lösung. Im Labor erfolgte dann die Unter­suchung auf Art und Anzahl der gefun­denen Keime.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Luftreiniger im Test premium

Luftreiniger im Test

Pollen, Feinstaub, Corona-Viren – diese Schadstoffe sollen Luftreiniger aus der Raumluft holen. Die meisten Geräte verbessern deren Qualität, zumindest mit neuen Filtern. Nur drei erledigen insgesamt einen guten Job.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang