"Ein Diskonter hat eine Doppelpackung Herren-T-Shirts zum Preis von 4,99 Euro angeboten. Es soll sich um Bio-Baumwolle nach dem GOTS-Standard Natur Pur handeln: "Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau – vollständiger Verzicht auf chemisch-synthetische Behandlung. Die Herstellung findet unter strenger Beachtung von Sozial- und Umweltkriterien statt. Die Artikel sind schadstoffgeprüft und daher besonders geeignet für hautsensible Menschen." Kann das alles stimmen?" - Leser fragen und unsere Experten geben Antwort - hier Mag. Raphael Fink.
Anspruchsvolles und empfehlenswertes Siegel
Das GOTS-Siegel stellt im Textilbereich, insbesondere was Umweltaspekte und Glaubwürdigkeit anbelangt, ein anspruchsvolles und empfehlenswertes Siegel dar. Es nimmt die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zu Kennzeichnung und Vertrieb in den Blick. Die sozialen Kriterien sind vom Anspruchsniveau her etwas geringer als die Umweltkriterien. Auch tragen die Kontrollen von GOTS – sowohl angekündigt wie auch unangekündigt – zur Glaubwürdigkeit des Labels bei.
Stimmige Werbung
Prinzipiell kann das GOTS-Siegel ab einem Anteil von 70 Prozent zertifizierten Fasern verwendet werden – bei den Bezeichnungen „organic“, „bio“ oder „kontrolliert biologischer Anbau“ müssen mindestens 95 Prozent der Fasern GOTS-zertifiziert sein. Das müsste im vorliegenden Fall so sein. Außerdem formuliert GOTS Kriterien im Hinblick auf die Gesundheitsverträglichkeit bestimmter chemischer Stoffe wie etwa Formaldehyde, giftige Schwermetalle oder funktionelle Nanopartikel. Insofern ist an der Werbung per se nichts auszusetzen.
Weitere Siegel
Alternativ kann man auch auf den Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN-zertifiziert) schauen. Dieser ist zum Teil strenger als die GOTS-Kriterien. Höhere Sozialstandards setzt etwa die Fair Wear Foundation. Oeko-Tex 100 weist vor allem Giftfreiheit nach.