Zum Inhalt
Ginko Blätter und Tabletten auf weißem Hintergrund
Kann Ginkgo-Extrakt die geistige Leistungsfähigkeit von Demenzkranken verbessern? Bild: jaroslava V / Shutterstock.com

Ginkgo bei Demenz

Kann Ginkgo-Extrakt die geistige Leistungsfähigkeit von Demenzkranken verbessern?

Möglicherweise. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Ginkgo-Extrakt die geistige Leistung bei Demenz verbessern kann – das ist jedoch nicht gut abgesichert. Wie groß dieser Effekt ist, lässt sich nicht genau sagen.

Stetiger Verlust des Gedächtnisses

Demenz sorgt für einen stetigen Verlust des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit. Die betroffene Person tut sich im Alltag immer schwerer - etwa beim Kochen, Einkaufen oder bei der Körperpflege. Die Erkrankung tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. Unter den 65- bis 69-Jährigen liegt der Anteil bei etwa einem Prozent. Zwischen 85 und 89 Jahren sind 16 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen betroffen.

Alzheimer und vaskuläre Demenz

Die häufigste Form von Demenz ist Alzheimer, darunter leiden etwa zwei Drittel der Demenzkranken. Am zweithäufigsten ist die vaskuläre Demenz, die durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn entsteht, oft infolge eines oder mehrerer Schlaganfälle. Eine Heilung gibt es nicht bei Demenz. Ein Fortschritt wäre, wenn sich der geistige Abbau zumindest eine Zeit lang aufhalten ließe. So könnte die Lebensqualität und die Selbstständigkeit der Betroffenen länger erhalten bleiben.

Hoffnung darauf machen Hersteller von Ginkgo-Präparaten. Kapseln und Tabletten mit einem Extrakt aus den Blättern des in Ostasien heimischen Baumes sollen Denkvermögen, Konzentration und Gedächtnis von Demenz-Erkrankten verbessern. Dass dies funktioniert, sei wissenschaftlich belegt, behaupten die Hersteller.

Forschungsergebnisse näher angesehen

Unsere Kooperationspartner von medizin-transparent.at haben sich die Forschungsergebnisse dazu näher angesehen. Bisher durchgeführte Studien deuten auf einen möglichen Behandlungseffekt hin. An Demenz Erkrankte, die Ginkgo-Extrakt einnahmen, schienen bei Denk-, Gedächtnis- und Konzentrationsaufgaben oft besser abzuschneiden als Betroffene, die Placebo-Präparate ohne Wirkstoff erhielten. Auch im Alltag schienen sie zumindest vorübergehend etwas besser zurechtzukommen - etwa im Haushalt oder bei der Körperpflege.

Sehr unterschiedliche Studienergebnisse

Allerdings war das nicht in allen Studien der Fall. Am ehesten zeigte sich ein Effekt, wenn die Betroffenen leicht bis mittelschwer an Alzheimer oder vaskulärer Demenz erkrankt waren und den Ginkgo-Extrakt über eine Dauer von fünf bis sechs Monaten mit einer Dosierung von nicht weniger als 240 mg pro Tag eingenommen hatten.

Unklar ist, wie stark die Verbesserung durch die Ginkgo-Behandlung ausfällt. Die Studien kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Viele der Arbeiten weisen zudem Mängel in der Durchführung auf. Nicht unbedingt vertrauenerweckend ist auch die Tatsache, dass die meisten Studien von einem Unternehmen finanziert wurden, das Ginkgo-Präparate herstellt.

Unerwünschte Nebenwirkungen

In mehreren Studien war zu beobachten, dass deutlich mehr Teilnehmende, die Ginkgo-Präparate bekamen, die Einnahme aufgrund von unerwünschten Wirkungen abbrachen als jene, die nur ein Placebo-Mittel erhalten hatten. Mögliche Nebenwirkungen sind etwa Kopfschmerzen oder Magenprobleme. Schwere Nebenwirkungen traten in den Studien nicht gehäuft auf. Nicht ausschließen lassen sich Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. So verstärkt Ginkgo möglicherweise die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Mitteln.

Kooperation mit medizin-transparent.at

Logo Medizin Transparent
Bild: medizin-transparent.at

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf medizin-transparent.at

Wir empfehlen auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gesundheits- und Krankenpflege: Fehler vermeiden

Gesundheits- und Krankenpflege: Fehler vermeiden

Immer mehr Menschen brauchen Pflege. Vielfach wird diese durch pflegende Angehörige oder professionelle Pflegekräfte geleistet. Dabei gilt es, die Pflegemaßnahmen sorgfältig auszuwählen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang