Kommunikation ist mehr als Sprache, ist außerdem Augenkontakt, Gestik, Berührung. Das gilt auch und vor allem im Umgang mit Menschen mit Demenz.
Die Mutter ist unruhig, sagt, sie wolle nach Hause gehen. Aber dies hier sei doch ihr Zuhause, betonen wir. Immer wieder die gleichen Fragen, immer wieder die gleichen Antworten. Sie fragt nach ihrem Mann, wo der denn bleibe. Vater sei doch schon vor zehn Jahren gestorben, antworten wir, wie oft wir es ihr noch sagen müssten. Sie sucht ihre Brille. Die liege doch da, vor ihren Augen, auf dem Kästchen, wo sie sie gerade vorhin abgelegt habe.
Herausforderung für die ganze Familie
So geht es jeden Tag. Immer das gleiche Ritual. Geradewegs zum Verzweifeln ist es, und zwar für beide Seiten. Die Mutter weiß weder aus noch ein, und wir wissen nicht, wie wir ihr helfen sollen. Die Mutter ist dement, und wir sind latent dem Nervenzusammenbruch nahe.
Demenz (häufigste Form: Alzheimer-Demenz) äußert sich im Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten – die betroffene Person verliert ihre Erinnerungsfähigkeit, ihre Sprache, ihr Denkvermögen. Im wahrsten Sinne in Mitleidenschaft gezogen wird dabei das soziale Umfeld, so stark wie bei kaum einer anderen Krankheit. Es ändert sich nicht nur das Leben des erkrankten Menschen, es ändert sich auch das der Kinder, Verwandten, Freunde. Fortan ist für diese Menschen vieles nicht mehr so, wie es war.
Mal langsamer, mal schneller
Ein Kennzeichen der Demenzerkrankung ist, dass sie keinem linearen, vorhersagbaren, regelhaften Ablauf folgt. Das Schwinden der kognitiven Kräfte erfolgt mal langsamer, mal schneller. Zwischendurch kann es auch immer wieder lichte Momente geben. So ist jeder Krankheitsverlauf anders, ganz individuell. Daher lassen sich auch kaum allgemeine Empfehlungen geben.
Wenn man das Wort nicht findet
Wortfindungsschwierigkeiten kennt wohl jeder von uns. Man ringt nach einem Wort, aber es will einem partout nicht einfallen. Angestrengt denkt man nach, doch gerade das scheint die falsche Strategie zu sein. Später, in einem ruhigen Moment, als man schon gar nicht mehr an das gesuchte Wort denkt, ist es plötzlich wieder da, aufgetaucht wie aus dem Nichts, und man wundert sich, dass es einem überhaupt entfallen konnte. Es lag einem ja auch buchstäblich auf der Zunge, nur der Zugriff klappte nicht. Psychologen umschreiben dieses Phänomen mit dem Fachterminus "feeling of knowing" – man weiß, dass man etwas weiß, nur kommt man im Moment nicht darauf.
Die Kommunikation neu ausrichten
Wortfindungsschwierigkeiten sind also nicht unbedingt ein Krankheitszeichen, können es jedoch sein. Mit ihnen kann sich der Beginn einer demenziellen Erkrankung ankündigen. Sobald ein Mensch nur noch unzusammenhängend redet, sich an vieles nicht mehr erinnern kann, sollte unbedingt eine Abklärung vorgenommen werden.
Und wenn dieser Mensch damit beginnt, immer wieder wie scheinbar aus heiterem Himmel zu schreien, ohne ersichtlichen Grund, spätestens dann scheint klar zu sein, dass bei ihm eine Form der Demenz vorliegt.
Erfolgt die Bestätigung durch eine medizinische Untersuchung, so haben wir, das Umfeld dieser Person, unser Verhalten ihr gegenüber neu auszurichten. Das betrifft auch und vor allem die Kommunikation.
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