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Sonnenschutzmittel für Kinder - Gute um wenig Geld

  • Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 30 und 50(+) im Test
  • Die billigsten Produkte sind in beiden Gruppen die besten
  • Eine Creme bietet nur unzureichenden UVA-Schutz

Im Sommer gibt es im Freien jede Menge zu tun: Ball spielen, Schaukeln und Rutschen testen, Sandburgen bauen, ausgiebig im Wasser pritscheln und zwischendurch einfach auf der Decke liegen. Damit schöne Sommertage nicht mit Sonnenbrand und Tränen enden, muss die empfindliche ­Kinderhaut gut geschützt werden. Viel hilft in diesem Fall wirklich viel: T-Shirt anziehen, Kapperl und Brille aufsetzen und auf die freien Hautstellen reichlich Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen.

Ab in den Schatten

Die besten Plätze für Liege­decken und Sandkisten sind nicht in der prallen Sonne, sondern im Schatten! Wir haben gemeinsam mit anderen Konsumentenschutzorganisationen die Qualität von Sonnenschutzmitteln für Kinder mit Lichtschutzfaktor (LSF) 30, LSF 50 und LSF 50+ in einem internationalen Test geprüft.

„Dünnhäutige“ Kids

Lichtschutzfaktor 30 bzw. 50 und 50+, das kommt Ihnen vielleicht sehr hoch vor. Doch Kinderhaut ist dünn und durchlässig, das ihr eigene Schutzsystem noch nicht gut ausgebaut. Die Fähigkeit, sich durch ­Bräune und Verdickung der obersten Hautschicht (Lichtschwiele) vor UV-Strahlen zu schützen, entwickelt die Haut nach und nach. Erst mit der Pubertät ist diese Entwicklung dann abgeschlossen.

Mehr Sonnenbrände - mehr Gefahren

UV-Strahlen können daher in Kinderhaut tief eindringen und Schäden verursachen, die erst Jahre später zutage treten. Besonders gefährdet sind Kinder mit heller Haut, für diese sollten deshalb Sonnenschutzmittel mit LSF 50 und darüber eingekauft werden. Zudem verbringen Kinder mehr Zeit im Freien und in der Sonne als Erwachsene und sind dadurch höherer UV-Belastung ausgesetzt. Hautschäden summieren sich von der Kindheit bis ins hohe Alter. Mit der Anzahl und Schwere von Sonnenbränden steigt auch das Risiko für Spätfolgen, im schlimmsten Fall Hautkrebs.

Gut und günstig

Guter Sonnenschutz ist daher bei allen Freizeitaktivitäten wichtig. Die auch bei uns erhältlichen Sonnenschutzmittel im Test stammen aus Drogerie- und Supermärkten, aus der Apotheke und dem ­Reformhaus. Es sind sowohl preiswerte als auch sehr teure Mittel vertreten. Die gute Nachricht gleich vorweg: Die günstigsten Sonnenschutzmittel sind die besten. Unter den Sonnenschutzmitteln mit LSF 30 teilen sich Müller/Cadeavera sun Sonnenmilch für Kinder um 1,33 Euro je 100 ml und dm/Sun Dance Kids Sonnen Milch um 1,45 Euro je 100 ml Platz eins. Das beste Sonnenschutzmittel mit LSF ab 50, Lidl/Cien Sun Sonnenspray für Kinder, gibt es um wohlfeile 2 Euro je 100 ml.

Lichtschutzfaktor entscheidend

UVA und UVB

Gute Sonnenschutzmittel schirmen die Haut sowohl gegen UVB- als auch gegen UVA-Strahlen ab. UVB-Strahlen verur­sachen den gefürchteten Sonnenbrand und fördern die Entstehung von Hautkrebs. Sie sind es aber auch, die die Haut dazu ­anregen, eine sogenannte Lichtschwiele zu bilden. Die macht letztlich den „natür­lichen“ Sonnenschutz aus. UVA-Strahlen sind langwelliger und dringen tiefer in die Haut ein. Sie sorgen dafür, dass die Haut braun wird, beschleunigen aber auch ihre Alterung und fördern ebenfalls die Entstehung von Hautkrebs. Aus diesem Grund tritt in Österreich im September 2010 ein Solarienverbot für Jugendliche in Kraft. Für Erwachsene gilt: „Künstlich“ erworbene Bräune, sei es im Solarium mit UVA-Strahlen oder durch einen Selbstbräuner, schützt keineswegs vor Sonnenbrand.

Lichtschutzfaktor entscheidend

Der Lichtschutzfaktor bezieht sich ausschließlich auf den Schutz vor UVB-Strahlen. Er gibt einen Anhaltspunkt, wie lange man sich mit dem Mittel eingecremt in der Sonne aufhalten kann, ohne rote Haut zu bekommen. Je höher der Faktor, desto länger. Wer beispielsweise ungeschützt bereits nach zehn Minuten einen Sonnenbrand bekommt, kann mit Lichtschutzfaktor 30 theoretisch dreißig Mal so lange (also fünf Stunden) in der Sonne bleiben. In der Praxis sollte diese errechnete Zeit aber nicht ausgeschöpft werden. Denn abhängig vom Hauttyp, der Intensität der Sonneneinstrahlung und der Menge aufgetragener Sonnencreme (meistens wird zu wenig aufgetragen) sind starke Abweichungen möglich. Nach maximal zwei Drittel der errechneten Zeit heißt es: Weg aus der Sonne und ab in den Schatten!

Lichtschutzfilter: auch Schattenseiten

Kein Produkt im Test unterschreitet den angegebenen Lichtschutzfaktor. Bei Annemarie Börlind Sun For Kids wurde im ­Labor allerdings ein weitaus höherer Faktor ermittelt als auf der Packung angegeben. Da wurde bei der Herstellung eindeutig zu tief in den Lichtschutzfaktor-Topf gegriffen. Wie gesagt: Kinderhaut ist empfindlich. Chemische Lichtschutzfilter (sie dringen in die Haut ein und wandeln dort UV- in Wärmestrahlung um) können die Entstehung von Hautirritationen begünstigen. Manche Filtersubstanzen stehen zudem unter dem Verdacht, hormonähnlich zu wirken. Physikalische Lichtschutzfilter (Deckpigmente aus Zinkoxid oder Titanoxid) reflektieren das Sonnenlicht an der Hautoberfläche. Sie hinterließen bei frü­heren Produktgenerationen auf der Haut einen weißen Film.

Mittlerweile werden mineralische Filtersubstanzen meistens unter Anwendung von Nanotechnologie aufbereitet: Sind die Deckpigmente stark zerkleinert, wirken sie transparent. Nach derzeitigem Wissensstand sollten in Cremen enthaltene Nanopartikel bei gesunder Haut unproblematisch sein und nicht in den Körper eindringen können. Ob ein Produkt Nanopartikel enthält, muss derzeit nicht einmal deklariert werden. Regelungen zur Größe und Oberflächenbeschaffenheit von Nanopartikeln sind deshalb längst überfällig.

Wasserfest

Hautirritationen

Auch andere Inhaltstoffe von Sonnenschutzmitteln wie Konservierungsstoffe, Emulga­toren, Farbstoffe und Parfum können Haut­irritationen hervorrufen. Etliche Produkte im Test werden, wie unsere Tabelle zeigt, bereits ohne solche Substanzen hergestellt. Erwachsene mit empfindlicher Haut werden hier vielleicht ebenfalls gerne zugreifen.
 

Beim UVA-Schutz gepatzt

Das Logo UVA im Kreis weist darauf hin, dass ein Mittel auch vor UVA-Strahlen Schutz bietet – in EU-Ländern ist das mittlerweile obligatorisch, in anderen Ländern noch nicht. Damit der UVA-Schutz gegeben ist, muss das Verhältnis UVA- zu UVB-Faktor mindestens 1 : 3 betragen. Bei Ultrasun Professional Protection kids formula reflex, dem einzigen Produkt im Test mit ausschließlich physikalischen Lichtschutz­filtern, passt dieses Verhältnis nicht. Das Mittel schützt nicht ausreichend vor UVA-Strahlen. Bei allen anderen Produkten war das UVA/UVB-Verhältnis tadellos.

Damit der UV-Schutz erhalten bleibt, muss im Lauf des Tages immer wieder einmal gut nachgecremt werden. Vor allem nach dem Baden und Abtrocknen. Denn auch bei als „wasserfest“ deklarierten Sonnenschutzmitteln geht der Schutz durch Schwimmen, Schwitzen oder Abrieb nach und nach verloren. Wichtig zu wissen: Damit ein Sonnenschutzmittel als „wasserfest“ bezeichnet werden darf, reicht es, wenn es nach zweimal zwanzig Minuten langem Baden noch die Hälfte des ursprünglichen Schutzes ­bietet. Die meisten als „wasserfest“ ausgelobten Sonnenschutzmittel im Test werden dieser Anforderung gerecht. Außer: Nivea Sun Kids Pflegende Sonnenmilch und ­Daylong Kids Liposomale Sonnenschutz-Lotion. „Extra wasserfest“ prangt bei diesen beiden auf der Packung, doch von „wasserfest“ keine Spur. Besonders ärgerlich: Daylong Kids Liposomale Sonnenschutz-Lotion ist mit 20,90 Euro pro 100 ml noch dazu das bei Weitem teuerste Produkt im Test.

Erhöhte Keimbelastung

Anlass zu Kritik gaben noch die Produkte von Garnier, Ambre Solaire und Ambre ­Solaire delial. Bei der mikrobiologischen Untersuchung wurden sowohl im Spray mit LSF 30 als auch im Spray mit LSF 50+ erhöhte Keimbelastungen festgestellt

Tabelle: Sonnenschutzmittel für Kinder Lichtschutzfaktor 30

Tabelle: Sonnenschutzmittel für Kinder Lichtschutzfaktor ab 50

Tipps für den Sonnenschutz

  • Dick auftragen. Beim Auftragen des Sonnenschutzmittels nicht sparen. Vor allem besonders exponierte Hautstellen (Gesicht, Nacken, Ohren, Arme) reichlich eincremen. Der Schutz ist unmittelbar nach dem Auftragen gegeben, die Mittel wirken sofort. Öfter nachcremen, für die Lippen einen Schutzstift mit hohem LSF verwenden.
  • Lichtschutzfaktor-Wechsel bringt nichts. Verwendet man zunächst ein Mittel mit LSF 10, lässt sich der Schutz nicht dadurch verlängern, dass man später einen höheren LSF wählt. Der LSF jenes Mittels, das als erstes aufgetragen wurde, ist entscheidend.
  • Besser kürzer als zu lange. Kinder sollten besser kürzer als zu lange in der Sonne bleiben. Zwischen 12 und 16 Uhr nur im Schatten spielen lassen. Auch dort eincremen. Zusätzlich T-Shirt anziehen, Kapperl und Brille aufsetzen. Für Kinder im ersten Lebensjahr ist pralle Sonne überhaupt tabu. Kinderwagen mit Sonnenschirm ausstatten.
  • Kleidung schützt. T-Shirts, Kapperln und ­Sonnenschirme aus blickdichtem Gewebe ­schirmen UV-Strahlen besser ab als solche aus transparenten Stoffen. Ob ein Gewebe blickdicht ist, erkennen Sie, wenn Sie es gegen das Sonnenlicht halten. Kräftig gefärbte Textilien (rot, blau, dunkelgrün) schützen obendrein ­besser als helle, trockene besser als nasse. Der UV-Schutz, den ein blickdichtes färbiges T-Shirt oder ein Sonnenschirm bietet, entspricht Lichtschutzfaktor 50 und mehr.
  • Brille anpassen lassen. Leichte Brillen mit Seitenschutz (damit auch seitlich kein Licht ­einstrahlt) und braunen oder grauen Scheiben sind am besten. In Ruhe aussuchen lassen. ­Blinzelt das Kind trotz Sonnenbrille, sind die Scheiben zu hell, zu dunkle Scheiben sind ­wiederum im Schatten störend. Das Gestell vom Optiker anpassen lassen, damit nichts drückt.

Zusammenfassung

  • Preiswert und tadellos. Müller/Cadeavera sun Sonnenmilch für Kinder (1,33 Euro/100 ml) und dm/Sun Dance Kids Sonnen Milch (1,45 Euro/100 ml) sind Testsieger in der Produktgruppe mit LSF 30. Lidl/Cien Sun Sonnenspray für Kinder (2 Euro/100 ml) ist das beste Sonnenschutzmittel mit LSF ab 50.
  • UVB-Schutz passt bei den meisten. Kein ­Mittel im Test unterschreitet den angegebenen Lichtschutzfaktor. Doch bei Natural Beauty ­Sonnen-Milch/Annemarie Börlind Sun For Kids ist der Lichtschutzfaktor bei Weitem höher als auf der Packung angegeben.
  • Auch UVA-Schutz ist Pflicht. In EU-Ländern müssen Sonnenschutzmittel mit UVA-Schutz ausgestattet sein. Ausgenommen Ultrasun Professional Protection kids formula reflex schirmen die ­getesteten Mittel UVA-Strahlen gut ab. Sonnenschutzmittel besser von daheim mitnehmen, falls Sie außerhalb der EU Urlaub machen.

Testkriterien

Testkriterien Im internationalen Gemeinschaftstest: 16 Lichtschutzmittel für Kinder mit den Lichtschutzfaktoren 30 (12) und 50 bzw. 50+ (4). Einhaltung des Lichtschutzfaktors (UVB). In Anlehnung an SPF-Testmethode 2006. UVA/UVB-Verhältnis (1:3). Bestimmung der UVA-Schutzwirkung (COLIPA-Ratio) in Anlehnung an COLIPA-Guideline 2007.

Wasserfestigkeit. Um die Wasserfestigkeit zu ermitteln, wurde die Lichtschutzfaktormessung zweimal je Proband ausgeführt. Auf einer Rückenhälfte Testung ohne Wasser, auf der anderen Rückenhälfte wurde 15 Minuten nach dem Auftragen der Mittel (standardisiert) gewässert. Ausserdem wurde die Wasserfestigkeit der Produkte nach 2x20 Minuten langem Baden ermittelt. Entnahme bei 20 °C und 40 °C. 20 Probanden beurteilten die Entnahme.

Mikrobiologische Qualität. Bestimmung der Gesamtkeimzahl und Nachweis bestimmter Mikroorganismen in Anlehnung an Ph.Eur. 6.4. Ausgabe, 2.6.12/13 und Prüfung auf ausreichende Konservierung in Anlehnung an Ph.Eur. 6. Ausgabe, 5.1.3.

Anwendungshinweise. Bei der Bewertung orientierten wir uns an den Empfehlungen der EU/2006 und an denen des IKW/2808.

Lesbarkeit/Beschriftungen. Überprüfung gemäß den Vorschriften der Kosmetik- und Fertigpackungsverordnung sowie des LFBG.

Wärme-/Kältebeständigkeit: Zur Prüfung der Stabilität wurden die Produkte 24 Stunden bei –5 °C und zehn Tage bei 40 °C aufbewahrt und anschließend visuell begutachtet. Alle waren einwandfrei.

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