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Sonnenschutzmittel für den Winter - Dick auf(ge)tragen

Sonne und Kälte setzen der Haut auf der Piste hart zu. Doch nur jedes zweite Produkt im Test schützt gut vor zu viel Sonne. Gegen Kälte helfen fettreiche Cremen.

Strahlender Sonnenschein, trockene Kälte, glitzernder Schnee – so soll es sein. Doch was für Wintersportler einerseits eine gute Basis für einen gelungenen Tag auf der Piste ist, stellt andererseits für ihre Haut eine arge ­Belastung dar. Im Winter neigt sie ohnehin dazu, auszutrocknen, rau und schuppig zu werden: Bei Temperaturen von weniger als 8 Grad drosselt die Haut die Talgproduktion, ihr Eigenschutz ist reduziert. Kälte im Freien und trockene Luft in beheizten Räumen fordern zusätzlich ihren Tribut.

Eiseskälte auf der Piste

Am Berg ist die Haut extremen Bedingungen ausgesetzt. Die UV-Belastung ist hoch und vor allem jetzt, im Jänner und Februar, können Kälte und Wind der Haut gewaltig zu schaffen machen. Auf der Piste kommt noch der Fahrtwind hinzu. Er lässt die Haut zusätzlich auskühlen. Das gilt nicht nur für sportlich-rasante Fahrer, sondern auch für ­solche, die gemütlich unterwegs sind. Bei ­minus 10 Grad Außentemperatur und einem Tempo von 20 Stundenkilometern kühlt die Hautoberfläche auf minus 20 Grad, bei einem Tempo von 60 Stundenkilometern auf min­destens minus 35 Grad ab. Und wenn es am Berg minus 20 Grad hat und windig ist, kann die Temperatur auf der Hautoberfläche ohne Weiteres auf minus 40 bis minus 60 Grad ­sinken.

Kälte, Wind und Fahrtwind können im schlimmsten Fall Erfrierungen im Gesicht ­verursachen. Das Fatale dran: Man spürt sie vorerst nicht; erste An­zeichen einer drohenden Erfrierung kann man allerdings sehen. Bilden sich im Gesicht weiße Stellen, heißt es unverzüglich: ab ins Warme, in die nächst­gelegene Hütte.

Kälteschutzmaske tragen

Damit Erfrierungen gar nicht erst entstehen, sollte an eisig kalten Jänner- und Februar­tagen eine Kälteschutzmaske aus wasser­abweisendem und wärmeisolierendem Material Teil der Sportausrüstung sein. Am Berg ist auch die UV-Belastung wesentlich höher als im Tal. Die ultraviolette Strahlung nimmt pro 1000 Höhenmeter um 15 bis 20 Prozent zu und wird obendrein vom Schnee reflektiert und verstärkt. UV-Strahlen dringen auch durch Wolken und Nebel, die UV-Belastung ist daher selbst bei bedecktem Himmel hoch.

Mindest-Lichtschutzfaktor 20

Neben einer den Lichtverhältnissen ange­passten Skibrille darf ein Sonnenschutzmittel für den Winter mit einem Mindest-Lichtschutzfaktor (LSF) 20 auf der Piste nicht fehlen. Um die Haut zusätzlich vor Kälte zu schützen, sollte die Sonnencreme zudem ­fettreich und möglichst wasserarm sein. ­Sogenannte Wasser-in-Öl-Gemische (W/O-Emulsionen) sind da die erste Wahl. Sie bestehen aus winzigen Wasserkügelchen, die in Öl eingeschlossen sind.

Sonnenmilchpräparate ungeeignet, UVB-Strahlung

Sonnenmilchpräparate ungeeignet

Wasserreiche Sonnenmilchpräparate für den Sommer sind für ­Skifahrer und Snowboarder nicht geeignet. Sie können die Haut aufgrund ihres hohen Wassergehalts irritieren, bei Temperaturen unter 0 Grad gefrieren und u.a. Hautrötungen oder geplatzten Äderchen verursachen. Die Haut der Lippen ist besonders empfindlich. Um sie vor Sonne, Kälte und Wind zu schützen, empfehlen sich Fettstifte mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 20.

Produkte mit LSF 50 getestet

Wir haben gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest Sonnenschutzmittel für den Winter getestet. Diese Cremen sind teils als Kombination aus Creme und Lippenschutzstift, teils als Creme ohne Schutzstift erhältlich und – so wie es sein soll – fettreicher als Sommer-Sonnenschutzmittel. Die Tuben enthalten 20 bis maximal 40 ml Sonnencreme, und auch diejenigen mit Lippenstift passen problemlos in die Anoraktasche. Das ist zweifelsohne praktisch. Denn so sind sie zum Nachcremen und zum Erneuern des Lippenschutzes am Berg stets zur Hand.

Gute Sonnenschutzmittel schirmen die Haut vor UVB- und UVA-Strahlen ab. Die mittelwelligen UVB-Strahlen verursachen Sonnenbrand und fördern die Entstehung von ­Hautkrebs. Die längerwelligen UVA-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein. Um sie abzuwehren, reagiert die Haut mit Pigmentierung: Sie wird braun. UVA-Strahlen lassen die Haut obendrein schneller altern und fördern ebenfalls die Entstehung von Hautkrebs.

Schutz vor UVB-Strahlen

Der auf den Tuben aufgedruckte Lichtschutzfaktor bezieht sich auf den Schutz vor UVB-Strahlen und bietet einen Anhaltspunkt, wie lange man sich mit dem Mittel eingecremt in der Sonne aufhalten kann, ohne einen ­Sonnenbrand zu bekommen. Je höher der Faktor, desto länger. Wer beispielsweise ­ungeschützt schon nach zehn Minuten in der Sonne rote Haut bekommt, könnte mit Lichtschutzfaktor 30 theoretisch dreißig Mal so lange (also 5 Stunden) in der Sonne ­bleiben. So weit die Theorie. In der Praxis ­folgen Sie besser dem Rat von Hautärzten und nutzen maximal zwei Drittel der errechneten "erlaubten" Zeit auf der Piste aus.

Schutz nicht immer eingehalten

Schutz nicht immer eingehalten

Die Sonnencremen und Schutzstifte im Test bieten laut Anbietern Lichtschutzfaktor 30, der Stift von Piz Buin nur Lichtschutzfaktor 20. Warum hier der Hersteller den Schutzfaktor für die empfindlichen Lippen niedriger als für das Gesicht angesetzt hat, können wir nicht nachvollziehen. Die Laboruntersuchungen haben außerdem zutage gebracht, dass der versprochene Sonnenschutz nicht immer eingehalten wird.

Ambre Solaire, Piz Buin: - 20 %

Die Cremen von Ambre Solaire und Piz Buin unterschreiten den angege­benen Lichtschutzfaktor gleich um mehr als 20 Prozent. Hier droht erheblich früher ein Sonnenbrand, als laut Lichtschutzfaktor 30 zu erwarten wäre.

LSF: mehr als angegeben

Bei Tiroler Nussöl wiede­rum ist der Lichtschutzfaktor bei Weitem zu niedrig angegeben. Diese Creme hatte nicht wie ausgelobt Lichtschutzfaktor 30, sondern mehr als Faktor 100. Auch das ist alles andere denn ideal. Derartige Mengen an Filter­substanzen können bei empfindlicher Haut ­Irritationen verursachen.

UVA-Schutz: Patzer bei Nivea und Piz Buin 

Insgesamt bieten nur drei Produkte (von den Kombis aus Creme und Lippenstift dm/Sun Dance und Ladival; von den Cremen ohne Stift Ilrido) so wie ­versprochen Lichtschutzfaktor 30. Das Logo UVA im Kreis weist darauf hin, dass ein Mittel auch vor UVA-Strahlen schützt. Damit der UVA-Schutz gegeben ist, muss das Verhältnis von UVA- zu UVB-Faktor 1 : 3 betragen. Bis auf die Nivea Sun Alpin Creme und den Lippenschutzstift von Piz Buin hielten dies alle ­Produkte im Test ein. Nivea patzte beim UVA-/UVB-Verhältnis und der Piz-Buin-Lippenschutzstift bietet gar keinen UVA-Schutz.

Nachcremen, Wasser-in-Öl

Immer wieder nachcremen

Damit Sonnenschutzmittel voll wirken, muss man sie dick auftragen. Es gilt: Viel hilft viel. Vor allem Kinder neigen aber dazu, zu wenig Creme zu verwenden. Für kleine Pistenflitzer ist daher ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor besonders wichtig. Stark exponierte Stellen wie Nase und Ohrläppchen müssen sorgfältig eingecremt werden. Damit der UV-Schutz tagsüber erhalten bleibt, öfter nachcremen. Das Nachcremen stabilisiert den Sonnenschutz, verlängert ihn aber nicht!

Haut an Belastung gewöhnen

Gewöhnen Sie Ihre Haut langsam an die ­intensive Wintersonne in den Bergen. Zwischen 11 und 14 Uhr ist die UV-Belastung am höchsten. Verbringen Sie daher an den ersten Urlaubstagen Ihre Mittagspause besser nicht auf der Sonnenterrasse.

Auch der Lippenschutz muss immer wieder erneuert werden. Nehmen Sie separat einen Lippenschutzstift auf die Piste mit, falls Sie kein Kombinationsprodukt aus Creme und Stift haben. Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass die Stift-Kappe gut geschlossen ist, sonst ist der Schutzstift danach ein Fall für den Mistkübel.

Wasser-in-Öl

Für eine Prüfung des Kälteschutzes gibt es derzeit keine anerkannte reproduzierbare Prüfmethode, die praktische Aussagekraft für kalte Tage auf der Piste hätte. Doch grundsätzlich gilt: Je höher der Fettgehalt einer Creme, desto besser schützt sie vor Kälte. Achten Sie daher beim Kauf auf die Produktkennzeichnung. Wasser-in-Öl-Emul­sionen (W/O) sind prinzipiell fettreicher als Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W).

Fettcremes, Kälteschutzmasken

Sie können den Kälte­schutz zusätzlich verstärken, indem Sie über das Sonnenschutzmittel eine reine Fettcreme (wie zum Beispiel Vaseline) auftragen und auf der Piste eine Kälteschutzmaske auf­setzen. Geeignete Kälteschutzmasken ­erhalten Sie übers Internet und im Sport­handel. Probieren Sie die Maske auf jeden Fall auch mit Helm und Skibrille an, die Teile müssen zusammenpassen. Finger weg von Gesichtsmasken, die Feuchtigkeit aufnehmen, denn sie können vereisen, Haut­schäden sind dabei nicht ausgeschlossen.

Testtabelle: Sonnenschutzcreme und -stift für den Winter

Testtabelle: Sonnenschutzcreme für den Winter

Zusammenfassung

  • Mängel beim UV-Schutz. Die Cremen von Garnier Ambre Solaire und Piz Buin unterschreiten den angegebenen Lichtschutzfaktor um mehr als 20 Prozent. Nivea Sun Alpin Creme hält den UVA-/UVB-Faktor nicht ein, und der Lippenschutzstift von Piz Buin bietet keinen UVA-Schutz.
  • Fettreiches gegen Kälte. Mit wirk­samem Kälteschutz ist vor allem bei fettreichen Wasser-in-Öl-Emulsionen (Ladival, Tiroler Nussöl M) zu rechnen. Reine Fettcreme, über das Sonnenschutzmittel aufgetragen, erhöht den Kälteschutz. ­Lippen nicht vergessen! An klirrend kalten Tagen zusätzlich eine Kälteschutzmaske verwenden. Zur Standardausrüstung gehört neben dem Helm auch eine den Lichtverhältnissen angepasste Skibrille.

Testkriterien

Im Test: sieben Sonnenschutzmittel für den Winter; vier Produkte sind eine Kombination aus Sonnencreme und Stift für die Lippen, drei Produkte sind reine Sonnencremen.

Einhaltung des Lichtschutzfaktors: Die Produkte wurden in Anlehnung an die SPF-Testmethode 2006 geprüft.

UVA-/UVB-Verhältnis (1:3): Die UVA-Schutzwirkung (COLIPA Ratio) wurde in Anlehnung an die Colipa-Methode (in-vitro) 2009 getestet.

Werbeaussagen, Beschriftungen: Ein Experte prüfte nach Vorschriften der Kosmetik- und Fertigpackungs-Verordnung und des LFGB.

Nutzinhalt, Entleerbarkeit: Bestimmung der Inhaltsmenge, die ohne Zerstören des Behältnisses entnommen werden konnte.

Mogelpackung: Laut Gesetz dürfen Fertigpackungen keine größeren Füllmengen vortäuschen, als in ihnen enthalten ist.

Reaktionen

Stellungnahme L’ORÉAL Deutschland GmbH betreffend "Garnier Ambre Solaire UV Ski Creme LSF 30"

"Sie haben für unser Produkt Garnier Ambre Solaire UV Ski Creme LSF 30, das nur in Österreich und in der Schweiz vertrieben wird, einen Lichtschutzfaktor ermittelt, der den ausgelobten Wert um 20 % unterschreitet. Wir sind erstaunt über diesen zu niedrigen Wert, insbesondere, wenn man ihn mit dem von uns in einem unabhängigen Testinstitut ermittelten Wert vergleicht. Der von uns ermittelte Wert belegt den ausgelobten Lichtschutzfaktor von 30. Wir bitten um Nachprüfung des Wertes in einem weiteren Testinstitut"

Mit freundlichen Grüßen
L’ORÉAL Deutschland GmbH
i.A.Britta Klebon

Stellungnahme Beiersdorf AG betreffend "Nivea Sun Alpin SPF 50+"

"Beiersdorf Sonnenschutzprodukte unterliegen hohen Sicherheits- und Qualitätsprüfungen. Die Anforderungen dafür sind festgelegt in der Europäischen Cosmetic Directive sowie der deutschen Kosmetik-Verordnung. Alle eingesetzten UV-Filter sind von der EU offiziell zugelassen und werden nur in den zugelassenen Konzentrationen eingesetzt. Das getestete Produkt Nivea Sun Alpin SPF 50+ erreichte in der vorliegenden Testung des VKI nicht den empfohlenen Wert bezüglich UVA zu UVB Ratio nach der EU Empfehlung.

Wir weisen darauf hin, dass es aufgrund verschiedener Bestimmungsmöglichkeiten des UVA-Schutzes zu methodisch bedingten Abweichungen des UVA-Schutzfaktors kommt. Die EU Empfehlung hat im Gegensatz zur SPF Bestimmung (UVB Schutzfaktor) keine methodische Empfehlung zur Bestimmung des UVA Schutzes ausgesprochen. Dies lässt Spielräume im Ergebnis zu. Nivea Sun Alpin SPF 50+ ist ein für den Konsumenten sicheres und bewährtes Produkt. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass das betroffene Produkt für eine mittelfristige Formelüberarbeitung vorgesehen ist."

Beiersdorf AG
GBU Product Development Skin Care

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