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Sonnenschutzmittel - Billig braun

  • Alte Kosmetikregel einmal mehr bestätigt
  • Alle Produkte erfüllen ihre wichtigsten Funktionen

Zum Urlaub am Strand gehört der Sonnenbrand wie die Sterne zum Nachthimmel – viele Menschen ergeben sich immer noch diesem vermeintlichen Schicksal. Der Drang, möglichst schnell braun zu werden, lässt vergessen, dass sonnenentwöhnte Haut ein wenig Zeit braucht, um der Kraft der Sonnenstrahlen standhalten zu können.

Gefahr Hautkrebs

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Jeder Sonnenbrand schädigt die Haut und erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Wer bis jetzt noch nicht viel Sonne getankt hat, sollte sich daher zu Beginn eines Urlaubs am Meer oder im Hochgebirge nicht zu lange den Strahlen aussetzen und Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden. Auch im Schatten muss man sich schützen, wenn die Strahlen von Sand oder Wasser reflektiert werden.

Normal empindliche Haut

Im Test diesmal Lotionen und Sprays mit einem Schutzfaktor von 15 bis 20; das reicht in der Regel für normal empfindliche Personen zum Einstieg nach langer Sonnenpause. Wir haben zehn gängige Produkte ausgewählt, wobei ein paar bekannte Marken (etwa Nivea) nicht vertreten sind: Deren neue Kreationen waren zum Teststart leider noch nicht auf dem Markt.

Erfreuliches Ergebnis:

Anders als in den Vorjahren erfüllen alle getesteten Produkte ihre Funktion. Dagegen wurde die alte Regel von Kosmetiktests, „Die Billigen sind am besten“, einmal mehr bestätigt. Der versprochene Lichtschutzfaktor wird ausnahmslos eingehalten, auch bei der Feuchtigkeitsanreicherung zeigten sich keine groben Mängel. Lediglich die Sonnenmilch von Helena Rubinstein und der Sonnenspray von Piz Buin versorgen die Haut mit etwas weniger Feuchtigkeit.

Das einzige „durchschnittliche“ Endurteil für Eucerin Schutzspray ist auf die nicht bestandene Prüfung der Wasserfestigkeit zurückzuführen. Nach zweimal 20-minütigem Wasserkontakt waren im Fall Eucerin nur noch zehn Prozent des ursprünglichen Schutzes nachzuweisen – weit weniger als vorgeschrieben. Allzu sehr sollte man sich auch bei anderen Produkten nicht auf deren Wasserfestigkeit verlassen: Wenn man sich nach dem Baden abtrocknet, bleibt wahrscheinlich in keinem Fall viel Sonnenschutz erhalten.

Spray vs. Lotion

Die Entscheidung für Lotion oder Spray sei jedem selbst überlassen. Viel mehr Bedienungskomfort darf man sich von einem Spray nicht erwarten. Denn mit Sprühen allein ist es nicht getan, man muss auch in diesem Fall das Mittel gründlich verreiben.

Wenig Wissen über UVA-Strahlen

Ihre wichtigste Funktion erfüllen jedenfalls alle getesteten Sonnenschutzmittel. Sie absorbieren beziehungsweise reflektieren die gefährlichen UVB-Strahlen in ausreichendem Maß. Ob sie auch vor den längerwelligen UVA-Strahlen genügend Schutz bieten, bleibt offen. Alle Mittel versprechen dies zwar, doch mangels anerkannter Messmethode lässt sich das nicht exakt überprüfen. Man weiß auch noch zu wenig über die Wirkung der UVA-Strahlen: Fest steht, dass sie das Bindegewebe zerstören können und die Haut vorzeitig altern lassen. Außerdem stehen sie im Verdacht, Allergien auszulösen.

Fragwürdige Zusätze

Auch anderen Werbeversprechungen fehlt bislang der wissenschaftliche Nachweis. So wird häufig Vitamin E wegen seiner Wirkung als Radikalfänger zugesetzt. Freie Radikale sind aggressive Sauerstoffverbindungen, deren Entstehung durch Sonneneinstrahlung gefördert wird und die Zellen irreparabel schädigen können. Vitamin E kann diese freien Radikale nachweislich neutralisieren. Es ist allerdings umstritten, ob die in den Sonnenschutzmitteln enthaltenen Mengen für einen wirkungsvollen Schutz ausreichen.

Rechnen mit Sonnenschutzfaktor

Keinesfalls sollte man sich von einem hohen Lichtschutzfaktor verleiten lassen, Berechnungen darüber anzustellen, wie viele Stunden man in der Sonne braten kann. Ein Faktor 20 besagt zwar, dass man seine Haut 20-mal länger der Sonne aussetzen kann als ohne Schutzmittel. Aber wer weiß schon, wie lange seine Haut braucht, bis sie einen Sonnenbrand bekommt? Das hängt schließlich nicht nur davon ab, welcher Hauttyp (hell oder dunkel) man ist; es kommt beispielsweise auch darauf an, ob man den Urlaub schon vorgebräunt antritt oder nicht. Und nicht zuletzt darauf, wo man sich befindet – die Strahlungsintensität steigt mit der Seehöhe und mit der Nähe zum Äquator; Schnee, Sand und Was- ser verstärken die Wirkung zusätzlich.

Was also sagt mir Faktor 20?

Dass ich eine Zeitdauer, die mir unbekannt ist, mit 20 multiplizieren kann. Daraus lassen sich nicht einmal ungefähre Zeiten errechnen. Man sollte die Angaben zum Lichtschutzfaktor lediglich als Richtwert betrachten: Faktor 20 bietet mehr Schutz als Faktor 15. Es ist daher als positiv anzusehen, dass einige Anbieter neben den Zahlen auch Schutzklassen (Basis bis Sunblock) angeben.

Auch Anwendungshinweise finden sich mittlerweile auf manchen Verpackungen – wenn auch nur sehr kurz gefasst. Zumindest drei Angaben sollten darauf zu finden sein: 

  • Das Lichtschutzmittel reichlich und mindestens 20 Minuten vor dem Sonnenbad auftragen.
  • Die maximale Schutzdauer pro Tag lässt sich nicht durch mehrfache Anwendung verlängern.
  • Sonnenbrand unbedingt vermeiden – vor allem bei Kindern.

Allergische Reaktionen

Manche Inhaltstoffe können Allergien verursachen, das gilt vor allem für Duftstoffe, Konservierungsmittel und Emulgatoren. Sie sind in der Tabelle angeführt.

Kosmetikunternehmen im Ethik-Ranking: Die Hersteller bemühen sich

Nur ein Handelsunternehmen. Die großen Kosmetikunternehmen haben erkannt, dass sozial und ökologisch verantwortliches Handeln immer wichtiger für den Erfolg auf dem Markt wird. Keiner der sieben befragten Hersteller hat eine Teilnahme am Ethik-Test verweigert. In krassem Gegensatz dazu stehen die großen Handelsketten, die Kosmetika teils selbst produzieren, teils in Lohnfertigung erzeugen lassen. Für sie scheint ethisches Verhalten kein Thema zu sein – im Vertrauen darauf, dass ihre Kunden nur an niedrigen Preisen interessiert sind? Einzige rühmliche Ausnahme bildet die Drogeriemarktkette dm, die ihre Kunden offenbar höher einschätzt.

Keine Höchstnote. Berauschend sind die Ergebnisse in keinem Fall, kein Unternehmen hat vier Ethik-Kreise erreicht. Diesem Ziel am nächsten kommt der führende Kosmetikhersteller L’Oréal aus Frankreich. Trotz des Fehlens eines Betriebsrates am österreichischen Standort liegt seine Stärke vor allem im sozialen Bereich, dessen Kriterien zu 77 Prozent erfüllt werden – die höchste Quote in diesem Segment. Bei weitem am schlechtesten unter den gewerteten Unternehmen schneidet ticomex (Tiroler Nussöl) ab, das sowohl im Umwelt- als auch im sozialen Bereich arge Lücken offenbart.

Öffentlicher Druck. Generell steht es mit der Umweltverantwortung am schlimmsten, am weitesten gediehen ist der Stand in der Informationsoffenheit. Im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen vor allem die Fragen Gentechnik und Tierversuche. Wohl nicht zuletzt aufgrund des großen öffentlichen Druckes scheint hier das Verantwortungsbewusstsein der betroffenen Unternehmen recht hoch zu sein. Unter den sechs produzierenden Unternehmen scheut nur L’Oréal die Klarstellung, auf gentechnische Verfahren zu verzichten. Auch das Handelsunternehmen dm verpflichtet sich strikt zur Kennzeichnung gentechnischer Produkte. Sechs von sieben gewerteten Unternehmen sprechen sich gegen Tierversuche aus – nur Lancaster mag nicht darauf verzichten.

Dem Test Unternehmens-Ethik Kosmetikunternehmen wurden elf bekannte Markenanbieter unterzogen – Hersteller und Handelsketten. Nicht alle sind beim vorliegenden Test Sonnenschutzmittel mit Produkten vertreten. Der Ethik-Test wurde vom IMUG (Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V., Hannover) durchgeführt (contact@imug.de). Dabei wurden Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Informationsoffenheit berücksichtigt. Die Prozentangaben besagen, in welchem Ausmaß die Kriterien erfüllt wurden.

Eine ausführliche Beschreibung können Sie anfordern unter Tel: (01) 588 770.

Preiswerte Testsieger. Preiswerte Handelsmarken von Drogerieketten haben die Nase vorn. Renommierte Kosmetikmarken kosten ein Vielfaches. Der Preisrahmen reicht von 30 Schilling bis 227 Schilling pro 100 Milliliter.

Lichtschutz und Feuchtigkeit erfüllt. Alle getesteten Produkte halten den versprochenen Lichtschutzfaktor (15 bis 20) ein und versorgen die Haut mit genügend Feuchtigkeit.

Vorsichtig beginnen. Zumindest zu Beginn des Urlaubs sollten Sie sich gegen die Sonne gut schützen; die Haut braucht Zeit, um sich an die Strahlen zu gewöhnen. Reichlich eincremen. Kinder unter drei Jahren nur kurzzeitig in die pralle Sonne lassen.

Der Test wurde gemeinsam mit der Stiftung Warentest durchgeführt und umfasst zehn Sonnenschutzmittel mit Sonnenschutzfaktoren zwischen 15 und 20. Einkauf: Dezember 2000 bis Jänner 2001.

Einhaltung des Lichtschutzfaktors
Die Bestimmung erfolgte gemäß COLIPA SPF Testmethode vom Oktober 1994.

Feuchtigkeitsanreicherung
Die Feuchtigkeitsanreicherung der Hautoberfläche wurde mit Corneometermessungen an den Unterarminnenseiten von 20 Personen bestimmt. Die Messungen wurden über einen Zeitraum von sechs Stunden in stündlichem Rhythmus durchgeführt, und zwar gegen Positivstandard und gegen Leerfeld.

Entnahme bei plus 20 Grad/40 Grad Celsius
20 Probanden beurteilten die Entnahme der Produkte bei Temperaturen von 20 und 40 Grad Celsius.

Mogelpackung
Geprüft wurde, ob die Verpackung eine größere Füllmenge vortäuscht. Nur bei Helena Rubinstein war dies der Fall.

Anwendungshinweise
Es wurde überprüft, welche Anwendungshinweise zum sinnvollen Gebrauch der Sonnenschutzmittel auf der Verpackung zu finden sind.

Wärme-/Kältebeständigkeit
Die Produkte wurden 24 Stunden bei minus fünf Grad Celsius und zehn Tage bei plus 40 Grad Celsius aufbewahrt. Danach wurde visuell festgestellt, ob sich die Produkte verändert hatten.

Wasserfestigkeit
Bei Sprays: Die Bewertung erfolgte nach der australischen Norm. Bei Lotionen gibt es erfahrungsgemäß keine Probleme.

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