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Sonnenschutzmittel - Der entscheidene Faktor

  • Sprays und Lotionen mit Schutzfaktor 15 bis 20
  • Fünf Produkte „nicht zufriedenstellend“
  • Nicht übertreiben beim Sonnenbaden

Lichtschutzfaktor: eine unbekannte Größe

Der Lichtschutzfaktor ist hier zu Lande noch immer eine unbekannte Größe. 78 Prozent aller Teilnehmer einer österreichischen Studie zum Thema „Kosmetik“ konnten nicht sagen, was die Zahl bedeutet, die auf Sonnenschutzmitteln angegeben ist. Der Lichtschutzfaktor gibt einen Anhaltspunkt, wie lange man sich mit dem Schutz in der Sonne aufhalten kann, ohne Sonnenbrand zu bekommen. Wer ungeschützt schon nach zehn Minuten zur „Rothaut“ wird, sollte mit Lichtschutzfaktor 20 zwanzig Mal so lang in der Sonne braten dürfen, also mehr als 3 Stunden. Soweit die Theorie.

In der Praxis schaut das allerdings anders aus. Die wenigsten Leute cremen sich so gründlich ein wie unter Testbedingungen (siehe dazu auch unser Interview mit Professor Hönigsmann: Inhaltsverzeichnis - "Besser dick auftragen"). Außerdem tritt die Hautrötung erst 6 bis 24 Sunden nach dem Sonnenbad auf.

UV-Licht sorgt für gute Laune

Nach dem langen Winter und dem kühlen Frühling hungern wir alle nach Sonne. Ihre UV-Strahlen sorgen dafür, dass im Gehirn das „Gute-Laune-Hormon“ Serotonin ausgeschüttet wird. Aber gleichzeitig schaden sie der Haut. Langsam spricht sich  das auch herum. Daher sind Sonnenschutzmittel mit höheren Schutzfaktoren zwischen 15 und 20 derzeit besonders gefragt.

Schon ein Mittel mit Lichtschutzfaktor 10 filtert 90 Prozent der aggressiven UVB-Strahlen aus, ein Mittel mit Faktor 20 schon 95 Prozent. Hunderprozentigen Schutz gibt es jedoch nicht, nicht einmal mit Faktor 60. Dieser wäre auch nicht wünschenswert. Etwas Sonne braucht die Haut nämlich, um ihre eigenen Schutzmechanismen – Bräune und Lichtschwiele (Verdickung der obersten Hautschicht) – zu entwickeln.

Gegen Sonnenbrand und Hautkrebs

Wirksam sind Lichtschutzmittel vor allem gegen UVB-Strahlen, die Sonnenbrand und Hautkrebs fördern. Doch auch die UVA-Strahlung rückt der Haut zu Leibe: Sie dringt tief ein und lässt sie vorzeitig altern. Auch ein Zusammenhang mit Hautkrebs wird nicht ausgeschlossen. Daher nach dem Vorsichtsprinzip  nicht die volle mögliche Zeit in der Sonne bleiben, sondern nach zwei Dritteln in der Schatten wechseln!

Nicht alle Sonnenschutzmittel erfüllen ihren Zweck optimal. Bei fünf Produkten wurde der angegebene Schutzfaktor um mehr als 20 Prozent unterschritten, was das Testurteil „nicht zufriedenstellend“ bedeutet, und zwar bei Annemarie Börlind Natural Beauty Sonnen-Milch, Avon Bronze All Round Protection Sonnenlotion, Sun Dance Sonnenmilch, Lavera Sun sensitive Family Sun-Spray und Tiroler Nussöl Sonnenmilch. Beim letztgenannten Produkt kam dies übrigens nicht das erste Mal vor.

Produkt von "Müller" sehr gut und billig

„Sehr gut“ schnitten die Lotion Sun Ozon von Müller ab, die gleichzeitig auch das preiswerteste Produkt im Test ist,  weiters Ambre Solaire Sonnenmilch, der Solar Expertise Pflege-Spray von L´Oréal und die Nivea Sun Feuchtigkeits-Sonnenmilch. Der Spray von Nivea Sun hingegen konnte wegen  nicht zufriedenstellender Anwendungshinweise nur „durchschnittlich“ bewertet werden.

Sonne, Wind und Wasser trocknen die Haut aus. Daher darf man von einem Sonnenschutzmittel auch eine gewisse Pflegewirkung erwarten. Schlechter als „durchschnittlich“ wurde kein Produkt bei der Feuchtigkeitsanreicherung bewertet.

"Wasserfest" ist relativ zu verstehen

Den Begriff „wasserfest“ sollte man nicht zu wörtlich nehmen. So darf sich ein Produkt schon nennen, wenn nach zweimal 20 Minuten noch die Hälfte des urspünglichen Schutzes vorhanden ist. Bei Lotionen ist das schon seit Jahren kein Problem. Geprüft wurden daher nur die Sprays, die das ebenfalls alle schafften. Dennoch: Nach dem Baden heißt es nochmals „einschmieren“.

Inhaltsstoffe sind weitestgehend in Ordnung

Wenig zu kritisieren gab es bei den Inhaltstoffen. Im Test zeigten sich nur vereinzelt unbedeutende Nebenwirkungen, wie etwa Jucken und Spannungsgefühle. Wer gegen einen Stoff empfindlich ist, kann sich in unserer Tabelle informieren. Ohne Konservierungsmittel und damit auch ohne die unter Verdacht geratenen Parabene kommen fünf Produkte aus, nämlich die Delial-Sonnenmilch und die Sprays von  L`Oreal, Clarins, Ladival und Lavera Naturkosmetik (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis -  "Stichwort Parabene".

Rechtzeitig und reichlich

Wer die Urlaubssonne ohne schmerzhafte Nachwirkungen genießen möchte, sollte den Sonnenschutz auf das Urlaubsziel abstimmen. Je näher dem Äquator und je höher im Gebirge, desto stärker ist die Strahlung. Sand, Wasser oder Schnee verstärken sie zusätzlich. Am Beginn des Aufenhalts einen noch höheren Schutzfaktor wählen!

Halbe Stunde vor dem Sonnenbad auftragen

Lotion oder Spray sollte rechtzeitig aufgetragen werden, nämlich eine halbe Stunde vorher, eher zu dick als zu sparsam und überall, wo die Haut nicht durch Kleidung geschützt ist. Zu lang darf man sich nicht der Sonne aussetzen, die tägliche Schutzdauer lässt sich auch durch mehrmaliges Eincremen nicht verlängern. Zwischen 11 und 15 Uhr, wenn die Sonne ihre volle Kraft entfaltet, sollte man in den Schatten wechseln. Aber auch dort kann man durch das Streulicht einen Sonnenbrand erwischen, ebenso bei bewölktem Himmel.

Keine Deos und kein Parfum

Verzichten sollte man beim Sonnenbad auf Deos und Parfums. Sonst bekommt man möglicherweise verfärbte Stellen auf der Haut, die sich nur langsam zurückbilden.

Stichwort Parabene

Parabene sind schon lange zugelassene Konservierungsstoffe, die grundsätzlich als gut untersucht gelten. Seit einiger Zeit tauchen Berichte auf, denen zufolge es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und diesem Stoff geben könnte. Die Untersuchung, auf die sich diese Meldungen beziehen, ist in der Fachwelt nicht unbestritten, die Kosmetik-Industrie spricht von „Panikmache“.

Stellungnahme der Krebshilfe Österreich

Wir möchten auf das Fazit einer Stellungnahme der Krebshilfe Österreich verweisen, das uns für besorgte Konsumenten als Orientierungshilfe geeignet erscheint:

„Das tatsächliche Risiko lässt sich aufgrund der mangelhaften Datenlage gegenwärtig nicht abschätzen. Vorsorglich fordern wir deshalb, das Risiko zu minimieren, und Parabene möglichst nicht mehr für Achselsprays oder für andere Kosmetika, die am Oberkörper eingesetzt werden, zu verwenden.“

Parebene finden Sie in der Liste der Inhaltstoffe auf Verpackungen unter folgenden Bezeichnungen:  Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Butyl-, Isopropyl- und Isobutylparaben.

Im aktuellen Test sind folgende Produkte frei von Parabenen: Delial-Sonnenmilch und die Sprays von  L`Oreal, Clarins, Ladival und Lavera Naturkosmetik.

Wo gibt es die besten Produkte?

Viele geteste Sprays und Lotionen findet man in den unterschiedlichsten Geschäften. Einige Produkte sind Handelsmarken:

Sun Ozon gibt es bei der Drogeriekette Müller (Informationen: Industriestraße 7, 3130 Herzogenburg, Tel. 02782/82507-0) und Ambre Solaire Sun Sonnenmilch bei Schlecker (Informationen: Stelzerstraße 5, 4020 Linz, Tel. 0732/77 82 91-0).

Die Produkte von Lancaster und Clarins sind ausschließlich in Parfümerien erhältlich, Ladival wird nur in Apotheken abgegeben.

Yves Rocher -Produkte gibt es in Yves-Rocher-Geschäften sowie auf Bestellung (Informationen: Alser Straße. 10, 1090 Wien. Tel 01/408 68 80).

Besser dick auftragen

  Univ.-Prof. Dr. Herbert Hönigsmann, Dermatologie, AKH, Wien  Univ.-Prof. Dr. Herbert Hönigsmann 
Vorstand der klinischen Abteilung für
spezielle Dermatologie und
Umweltdermatosen am Wiener AKH

 

Sonnenschutz wird immer wichtiger. Mittlerweile sind bereits Sonnencremen mit Schutzfaktor 60 keine Seltenheit. Wie sinnvoll sind so hohe Filter?

Prof. Hönigsmann: Eigentlich wären diese hohen Faktoren nicht angebracht, denn weder in den Tropen noch in den Bergen wird die 60-fache Sonnenbranddosis der Haut erreicht. Schließlich ist der Tag ja gar nicht so lang. Allerdings weiß man, dass der Konsument niemals das Sonnenschutzmittel so dick aufträgt wie bei den üblichen Testverfahren. Man kann davon ausgehen, dass die Anwender in der Praxis maximal ein Drittel dieser Schichtdicke auftragen – daher ist der tatsächliche Schutzfaktor natürlich auch geringer!

Viele Leute klagen über allergische Reaktionen auf die Sonnencreme. Sind chemische Lichtschutzfaktoren daran schuld?

Prof. Hönigsmann: Allergien auf chemische UV-Filter sind bei uns sehr selten. Außerdem gibt es eine Alternative, nämlich physikalische Filter wie Zink- oder Titandioxid. Allerdings gibt es hier weniger Akzeptanz bei den Anwendern, denn sie hinterlassen auf der Haut einen weißen Film. Und je höher der Sonnenschutzfaktor ist,  desto unangenehmer wird dieses optische Problem.

Chemische Lichtschutzfaktoren sind kürzlich wegen angeblicher hormonähnlicher Wirkung in Kritik geraten. Wie ernst ist dieser Vorwurf?

Prof. Hönigsmann: Tatsächlich hat eine Gruppe Wissenschafter in Zürich an Zellkulturen eine östrogenartige Wirkung von chemischen UV-Filtern nachgewiesen. Diese Testergebnisse lassen sich jedoch nicht auf den Menschen übertragen und wurden auch in Folgestudien schon widerlegt! Es besteht hier also kein Grund zur Panik!

Neuester Trend sind sogenannte Repair-Substanzen, die Sonnenschäden in den Zellen reparieren sollen. Was halten Sie davon?

Prof. Hönigsmann: Wir waren am AKH an den internationalen Studien dazu beteiligt. Diese Substanzen können tatsächlich die Zellreparatur beschleunigen. Da sie nur im Dunklen wirken, sind sie eigentlich für die Zeit nach dem Sonnenbad gedacht. Mittlerweile gibt es aber auch Sonnencremen, die diese Repairenzyme zusätzlich zu UV-Filtern enthalten. Sicher eine Methode mit Zukunft!

Anbieteradressen:

Ambre Solaire: LOREAL Österreich GmbH, Am Europlatz 3, A-1120 Wien, (01) 536 51-600

Avon Cosmetics,  Reisenerstraße 55-57, A-1030 Wien, (01) 713 55 52

Annemarie Börlind: Börlind GmbH, Lindenstraße 15, D-75365 Calw, (0049 7051) 600 00

Clarins & Nobil Cosmetic VertriebsgmbH,  Braunhubergasse 28, A-1110 Wien, (01) 749 36 21-0

Delial: Sara Lee Österreich, Mollardgasse 33, A-1060 Wien, (01) 597 55 41-0

DM Drogerie Markt GesmbH, Kasernenstraße 1, A-5071 Wals-Siezenheim, (0662) 85 83-0

Eucerin: Beiersdorf GesmbH, Laxenburger Straße 151, A-1100 Wien, (01) 614 00-0

L`Oréal Österreich GmbH , Am Europlatz 3, A-1120 Wien, (01) 536 51-600

Ladival: Stada Arzneimittel GmbH, Muthgasse 36/2, A-1190 Wien, (01) 367 85 85-45

Lancaster Group Austria GesmbH, Alpenstraße 114, A-5020 Salzburg, (0662) 63 30 00-0

Lavera Naturkosmetik: Fritz Naturprodukte, Hart-Puch 103, A-8184 Anger, (03175) 26 76-0

Müller: MHA Reinhard Müller Handelsgmbh & Co KG, Industriestraße 7, A-3130 Herzogenburg, (02782) 825 07-0

Nivea Sun: Beiersdorf GesmbH, Laxenburger Straße 151, A-1100 Wien, (01) 614 00-0

Schlecker Anton GesmbH,  Anton Schlecker Straße 1, A-4055 Pucking, (07229) 847

Tiroler Nußöl: HCK Hamburger Cosmetik Kontor GmbH & Co KG, Frankenstraße 3, D-20097 Hamburg, (0049 40) 25 33 46-30

Yves Rocher GesmbH, Mariahilfer Straße 91, A-1060 Wien, (01) 595 47 04

Kompetent mit Konsument

  • Klarer Sieger.  Sun Ozon Feuchtigkeits-Sonnenmilch von Müller ist nicht nur „sehr gut“, sondern auch das preiswerteste Produkt im Test.
  • Reichlich auftragen.  Nur dann entfaltet der Sonnenschutz die volle Wirkung.
  • Mit Maß.  Auch das beste Sonnenschutzmittel  ist kein Freibrief zum „Grillen“. Kinder unter einem Jahr sollten gar nicht in die Sonne.

So haben wir getestet

In einem internationalen Gemeinschaftstest: 17 Sonnenschutzmittel (11 Lotionen, 6 Sprays) mit Lichtschutzfaktoren von 15 bis 20.

Die Einhaltung des Lichtschutzfaktors wurde mit der Colipa SPF Testmethode geprüft.

Die Feuchtigkeitsanreicherung wurde an 20 Personen mit Hilfe von Corneometermessungen an den Unterarminnenseiten bestimmt.

Die Entnahme wurde von 20 Probanden bei Temperaturen von 20 und 40 Grad Celsius beurteilt.

Die Anwendungshinweise auf der Verpackung wurden bewertet. Als Orientierung dienten die Empfehlung des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel zur Auslobung von Sonnenschutzmitteln.

Zur Bestimmung der Wärme- und Kältebeständigkeit wurden die Produkte 24 Stunden bei – 5 Grad und zehn Tage bei + 40 Grad  Celsius  aufbewahrt. Danach wurde visuell festgestellt, ob sie sich verändert hatten.

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