Wieder fast 20 Stück…
Mitte Juni lud der Bezirksvorsteher zu einem Zwischenbericht.
Nicht nur in unserer Gruppe – auch in allen anderen – war die Teilnehmerzahl
mittlerweile drastisch geschrumpft. Die große Schar der ursprünglich über 800
Therapiewilligen war an diesem Abend auf etwa 80 bis 90 „eiserne“ geschrumpft.
Kein Wunder, daß von den Verbliebenen auch Enttäuschung über die versprochene,
aber nicht erfolgte Betreuung geäußert wurde. Prof. Kunze und der
Bezirksvorsteher sahen jedoch den Erfolg der Aktion durch all das nicht
gefährdet. Dafür wurden wir erneut darauf hingewiesen, daß wir ja
Selbsthilfegruppen seien, es also nur an uns liege, was wir aus dem Gebotenen
machen. Verwirrte Gesichter. Geboten – was denn? Ach, stimmt – wir bekamen doch
alle einen Nicorette-Inhalator geschenkt. Angeblich das derzeit effizienteste
Mittel zur Nikotinersatztherapie. Dabei handelt es sich um einen
zigarettenähnlichen Gegenstand, in den man eine Nikotinkapsel einlegt. Die
sonstigen Schadstoffe, die beim Rauchen entstehen, fallen hier weg. Für die
meisten von uns blieb es beim einmaligen Versuch. Das pure Nikotin brannte auf
den Lippen, der Zunge, im Mund, bis in den Magen. Da ist ja der Raucherhusten
angenehmer…
So lautet also die Bilanz, daß sich neun Monate nach Beginn
dieser vielversprechenden Aktion nahezu alle Gruppen aufgelöst hatten. Meine
Gruppe bestand nur mehr aus fünf Personen. Was uns noch sporadisch
zusammenführte, war inzwischen eher Gewohnheit, als der ursprüngliche Gedanke
der Raucherentwöhnung. Eine Zeitlang hatte ich es geschafft, bei neun, zehn
Zigaretten pro Tag zu bleiben. Dann kam eine dazu, dann noch eine – und
irgendwann hatte ich aufgehört, mitzuzählen. Nicht lange, und ich war wieder da,
wo ich am Anfang war: knapp unter 20 Stück.
PS: Auch der Bezirksvorsteher, Initiator des Projektes, hat sein
Ziel – Nichtraucher zu werden – noch nicht erreicht. Wirklich Grund zur Freude
hat somit nur das Institut für Sozialmedizin: Mehr als 800 Teilnehmer lieferten
wertvolle Daten für eine Studie über das Gesundheitsbewußtsein der
Wiener.
Ganz aufgeben will der Herr Bezirksvorsteher aber noch nicht: Ab Mai
sollen wieder Gruppentreffen stattfinden, für sechs Wochen ist kompetente
Betreuung in Aussicht gestellt.