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Naturkosmetik: Gesichtscremen - Nicht Natur pur

  • Naturkosmetik-Feuchtigkeitscremen im Test
  • Die meisten haben eine gute Pflegewirkung
  • Einige verkeimten bei der Belastungsprüfung
  • Beeinträchtigung durch Parfümierung

Beliebte Naturkosmetik

Es ist noch nicht gar so lange her, da taten breitere Käuferschichten Naturkosmetik als Spleen von Müsli-Freaks spöttisch ab. Das hat sich mittlerweile gründlich geändert. Jetzt schwärmen auch Stars wie Nicole Kidman und Julia Roberts öffentlich für Produkte von Dr. Hauschka & Co – und die Hersteller freuen sich über saftige Zuwachsraten, wobei die Marken Dr. Hauschka, lavera, Weleda, Logona und Sante den Löwenanteil unter sich aufteilen.

Was bedeutet Naturkosmetik?

Unter Naturkosmetik werden landläufig solche Produkte verstanden, die aus chemisch unbehandelten Stoffen pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs – eben Naturstoffen – erzeugt werden. Eine gesetzlich festgeschriebene Definition auf europäischer Ebene gibt es bislang nicht, in Österreich regelt dies das Kodexkapitel Kosmetikmittel. Als Naturkosmetik beworbene Cremen, Lotionen & Co können jedoch durchaus synthetisch hergestellte Stoffe enthalten, insbesondere Konservierungsmittel. Details finden Sie in der Tabelle: Gesichtscremen natur, siehe rechts .

Inhaltsstoffe aus Bio-Landwirtschaft

Eine Sonderstellung nehmen Produkte mit Inhaltstoffen aus biologischer Landwirtschaft ein. Sie werden nach genau definierten Richtlinien erzeugt und sind an den Bezeichnungen „aus biologischem (oder ökologischem) Anbau“, „aus kontrolliert biologischem Anbau“ (kbA), „aus biologischer (oder ökologischer) Landwirtschaft“ oder „aus biologischem (oder ökologischem) Landbau“ zu erkennen. Zudem hat auf der Verpackung ein Hinweis auf die zuständige Bio-Kontrollstelle zu stehen.

Getestet wurden Gesichtscremen (Naturkosmetik-Feuchtigkeitscremen) für normale bis trockene Haut. Als Feuchtigkeitsspender waren die Produkte großteils in Ordnung. Noch Stunden nach der Anwendung war die Haut der Probandinnen gut mit Feuchtigkeit versorgt (am besten beim Feuchtigkeitsfluid Aloe Vera von dm/alverde). 

Meist ohne Konservierungsstoffe

Synthetische Konservierungsstoffe können bei empfindlicher Haut Irritationen verursachen. Bei der Herstellung von Naturkosmetik wird meist auf solche Konservierungsstoffe verzichtet. Das macht die Cremen mitunter anfällig für Keime. Und diese können auf der Haut ebenfalls Schaden anrichten, Reizungen oder sogar weitergehende Infektionen hervorrufen.

Auf Hygiene achten

Bei den frisch geöffneten Cremen wurden nur bei der alva Sanddorn-Feuchtigkeitscreme erhöhte Keimzahlen festgestellt. Alle anderen Produkte waren in Ordnung. Anders beim anschließenden Belastungstest: Bei dieser Prüfung wurden absichtlich Keime (Bakterien und Pilze) in die Cremen eingetragen. In sorgfältig konservierten Produkten sterben die Krankheitserreger großteils ab. Bei vier Cremen war das nicht der Fall. Neben der alva Sanddorn-Feuchtigkeitscreme erhielten auch die Kräutergarten Kräutercreme mit Arnika und Avocado, die Logona Tagescreme Rose und die neobio Gurken-Feuchtigkeitscreme Minuspunkte für die mikrobiologische Qualität und wurden im Testurteil abgewertet.

Sehr gut verträglich

Hinsichtlich der Anwendung der Cremen hatten die Probandinnen wenig Anlass zur Kritik. Alle Produkte waren sehr gut verträglich. Auch mit Konsistenz, Verteilbarkeit und dem Einziehen der Cremen in die Haut waren die Testerinnen großteils zufrieden. Am meisten überzeugte die lavera Faces Wildrose Feuchtigkeitscreme, am wenigsten gefiel die Kräutergarten Kräutercreme von Styx: Sie hatte für etliche Testerinnen eine zu feste Konsistenz und zog nur schlecht in die Haut ein.

 

Stark parfümiert

Probleme verursachten allerdings die zur Parfümierung eingesetzten ätherischen Öle. Sie dufteten teils so intensiv, dass manche Testerinnen es als aufdringlich empfanden. Drei Probandinnen stiegen sogar vorzeitig aus den Prüfungen aus, weil ihnen der Geruch der Produkte unerträglich wurde. „Es riecht wie ein Duftbaum im Auto“, beschrieb eine von ihnen. Fragen Sie deshalb nach einem Tester und schnuppern Sie vor dem Kauf des Produktes, das je nach Marke in Reformhäusern, Bioläden, Drogerien beziehungsweise Drogeriemärkten oder Apotheken erhältlich ist. Als „Mogelpackung“ haben wir Apotheker Scheller Fältchenmildernde Tagescreme Quitte entlarvt. Dieses Produkt ist das einzige im Test, das eine größere Füllmenge vortäuscht als tatsächlich vorhanden ist.

"Sehr gut" für preiswertes Produkt

Insgesamt vier Feuchtigkeitscremen (Weleda, Dr. Hauschka, Sante, lavera) erzielten schlussendlich ein „gutes“ Testurteil. Das einzige „sehr gut“ heimste das Feuchtigkeitsfluid Aloe Vera von dm/alverde ein. Die Creme ist auch bei der Feuchtigkeitsanreicherung konkurrenzlos „sehr gut“. Zusätzliches Plus dieses Produkts: Es ist mit 11,83 Euro pro 100 ml eines der preiswertesten im Test. Die „guten“ Cremen kosten mit 22,25 (Sante) bis 45,17 Euro pro 100 ml (Dr. Hauschka) rund zwei bis vier Mal so viel.

Die bessere Wahl?

Wer Naturkosmetik mag, kann also unter mehreren guten Cremen wählen. In ihrer Wirkung sind sie durchaus mit konventionellen Produkten vergleichbar. Andererseits herrscht aber auch darüber, ob Naturkosmetik besondere Vorteile gegenüber konventionellen Produkten hat, eine rege Diskussion. Kritiker meinen, dass Naturstoffe für die Haut ebenso Fremdstoffe sind wie chemisch-synthetische Substanzen. Zudem sind auch natürliche Wirkstoffe nicht immer sanft. So können etwa Teebaumöl, Schafgarbe, Ringelblume oder Propolis zu Hautunverträglichkeiten führen.

Tatsächlich Natur

Ob in Tube oder Tiegel tatsächlich echte Naturkosmetik steckt, ist nicht leicht zu erkennen. Auf der Verpackung sind zwar die Inhaltstoffe in abnehmender Reihenfolge ihrer Konzentration aufgelistet, doch die Deklaration erfolgt nach dem international einheitlichen System der „International Nomenclature of Cosmetic Ingredients“ (INCI) auf Englisch. Etliche Hersteller führen die Zutaten auch in deutscher Übersetzung an, manchmal allerdings nur sehr klein und schwer leserlich.

Problem Hautunverträglichkeit

Ohne Fachwissen ist oft nicht zu erkennen, welche Bezeichnungen für Natur-, welche für synthetische Stoffe stehen. Doch nicht immer steckt die Chemie hinter Hautunverträglichkeiten. Auch gerne zugesetzte Naturprodukte wie Teebaumöl, Schafgarbe, Ringelblume oder Propolis können zum Problem werden. Daher besser beraten lassen!

Was Sie tun können,

damit sich in den Cremen keine gesundheitsbedenklichen Keime ansammeln:

  • Tube statt Tiegel . Cremen sind in Tuben mit kleinen Öffnungen besser vor Keimbefall geschützt als in Tiegeln.
  • Sauber entnehmen. Creme nur mit sauberen Fingern oder noch besser mit einem sauberen Spatel entnehmen und Gebinde gleich danach wieder gut verschließen.
  • Kühl aufbewahren. Natürliche Hautpflegemittel halten am besten, wenn sie bei 18 bis 20 Grad aufbewahrt werden. Starke Temperaturschwankungen sind nicht empfehlenswert.
  • Zügig aufbrauchen . Mindesthaltbarkeitsdatum beziehungsweise Piktogramm auf der Packung in Form eines geöffneten Cremetiegels mit Verfallsdatum beachten. Das Verfallsdatum gibt an, wie lange das Produkt nach dem ersten Öffnen haltbar ist. 
  • In den Mistkübel. Wenn sich Aussehen oder Geruch der Creme verändert hat, sollte sie nicht mehr verwendet werden.

Orientierungshilfe: Naturkosmetik-Label

Auf den Packungen etlicher Produkte finden sich Naturkosmetik-Labels. In der Regel stammen sie von deutschen beziehungsweise internationalen Organisationen. Beispiele sind „Kontrollierte Naturkosmetik BDIH“, das neuform-Warenzeichen , auch „Drei-Häuser-Logo“ oder Ecocert. Österreichische Naturkosmetik-Siegel gibt es nicht.

Um ein Label zu erhalten, müssen die Produkte vorgegebenen Mindeststandards entsprechen. In der Regel verzichten die Hersteller auf Tierversuche und genmanipulierte Produkte. Erlaubt ist dagegen der Einsatz von naturidentischen Konservierungsstoffen, etwa Benzoesäure. Ebenfalls verwendet werden dürfen Rohstoffe vom lebenden Tier.
Die Rohstoffe stammen, soweit möglich, aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft. Neben der ökologischen Verträglichkeit wird auch auf die soziale Verträglichkeit in der Produktion geachtet.

 

Cremen im Tiegel sollten nur mit
einem Spatel entnommen werden.

Naturkosmetik: Anbieteradressen

alva: APOFIT Handels GmbH ,
Mühlbach Schörgstätt 6,
A-5162 Obertrum am See,
(06219) 204 24,
www.apofit.at

Apotheker Scheller : Dr. Scheller Cosmetics AG,
Schiller Straße 21-27,
D-73054 Eislingen,
(0049 7161) 803-0,
www.dr-scheller-cosmetics.com

dm Drogerie Markt GesmbH ,
Kasernenstraße 1/4/105,
A-5071 Salzburg,
(0662) 85 83-0,
www.dm-drogeriemarkt.at

Dr. Hauschka: Apotheke Zum Rothen Krebs,
Lichtensteg 4,
A-1010 Wien,
(01) 533 67 91,
www.hauschka.at

Kräutergarten: Styx Naturkosmetik GmbH,
Am Kräutergarten 1,
A-3200 Ober-Grafendorf,
(02747) 74 29,
www.styx.at

lavera: Fritz Naturprodukte,
Hart-Puch 83,
A-8184 Anger,
(0317) 52 67 60,
www.fritz-naturprodukte.at

Logona: AL Naturkost Handels GesmbH ,
Am Öko-Park 3,
A-8230 Hartberg,
(03332) 65 43-0,
www.logona.com

neobio: Biofit Naturprodukte GmbH & Co KG,
Mayrwiesstraße 18,
A-5300 Hallwang,
(0662) 43 63 83,
www.neobio.de

Sanoll Königskerze: Gsund & Schön Naturprodukte,
Haberedt 1 B,
A-4775 Taufkirchen an der Pram,
(07719) 86 88-8,
www.gesund-und-schoen.at

Sante Naturkosmetik: AL Naturkost Handels GmbH ,
Am Ökopark 3,
A-8230 Hartberg,
(03332) 65 43-0,
www.sante.de

Weleda GesmbH & Co KG,
Hosnedlgasse 27,
A-1220 Wien,
(01) 256 60 60,
www.weleda.at

Naturkosmetik: Kompetent mit Konsument

  • Preiswerter Testsieger. Das Feuchtigkeitsfluid von dm/alverde ist das beste und zugleich eines der preiswertesten Produkte im Test. Die Cremen von Weleda, Dr. Hauschka, Sante und lavera sind gut, kosten zum Teil aber erheblich mehr.
  • Gut verträglich. Sämtliche Cremen sind sehr gut verträglich, die meisten auch angenehm in der Anwendung. Die zur Parfümierung verwendeten ätherischen Öle waren allerdings etlichen Testerinnen zu intensiv.
  • Heikle Produkte. Die meisten Naturkosmetik-Cremen enthalten keine synthetischen Konservierungsmittel. Mit ihnen ist daher achtsamer umzugehen als mit konventionellen Produkten.
  • Starke Parfümierung. Die zur Parfümierung eingesetzten ätherischen Öle duften teilweise sehr stark, deshalb vor dem Kauf einen Tester benutzen.

Naturkosmetik - Gesichtscremen: So haben wir getestet

Im Test: Elf Gesichtscremen (Naturkosmetik), die speziell Feuchtigkeitsanreicherung ausloben. Der Test erfolgte in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest.

  • Feuchtigkeitsanreicherung. Die Feuchtigkeitsanreicherung wurde an den Unterarminnenseiten von jeweils 30 Personen mit dem Corneometer geprüft. Die Testpersonen wendeten die Produkte zwei Wochen lang morgens und abends an. Die Messungen erfolgten vor der ersten und zwölf Stunden nach der letzten Anwendung.
  • Anwendung. Je 30 Probanden testeten die Produkte zwei Wochen lang im Halbseitentest im Gesicht. In einem Fragebogen beurteilten sie unter anderem Konsistenz, Verteilbarkeit, Einziehen und Glätte der Haut. Weiterhin wurde die Verträglichkeit festgehalten. Alle Produkte waren „sehr gut“ verträglich.
  • Stabilität.  Zur Prüfung der Stabilität wurden die Produkte 24 Stunden bei –5 °C und zehn Tage bei +40 °C aufbewahrt und anschließend visuell begutachtet.
  • Mikrobiologische Qualität. Bestimmung der Gesamtkeimzahl und Nachweis bestimmter Mikroorganismen sowie Prüfung auf ausreichende Konservierung unter Berücksichtigung der SCCP-Leitlinien.
  • Deklaration. Wir überprüften die Deklaration gemäß den Vorschriften der Kosmetik- und Fertigpackungsverordnung sowie des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuches.
  • Abwertung. War das Urteil für die Feuchtigkeitsanreicherung „befriedigend“, konnte das Testurteil nicht besser lauten. War die Mikrobiologische Qualität „weniger zufriedenstellend“, wurde das Testurteil um eine Stufe abgewertet. War sie „nicht zufriedenstellend“, wurde das Testurteil auf „nicht zufriedenstellend“ abgewertet.

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