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Medikamente: Mittel bei Asthma - Mehr Luft!

  • 500.000 Österreicher leiden an Asthma
  • Jedes zehnte Kind ist betroffen
  • Neue Medikamente bringen bessere Lebensqualität
  • 83 Präparate im Test

Husten aus dem Kinderzimmer

Welcher Schreck, wenn ich aufgewacht bin und aus dem Kinderzimmer Husten und das pfeifende, zischende Atmen gehört habe! Und diese Angst, wenn meine Tochter nach Luft gerungen hat und ihre Lippen blau wurden! Seit sie beim Spezialisten ist, hat meine Kleine nur noch selten akute Anfälle, und wir alle können wieder aufatmen“, berichtet eine besorgte Mutter. Asthma ist die häufigste chronische Krankheit von Kindern unter zehn Jahren. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt.

Blaue Lippen

Asthma bronchiale ist eine chronische Entzündung und Überempfindlichkeit der Atemwege: Die entzündungsbereite Schleimhaut der Bronchien reagiert krankhaft auf äußere Reize (Trigger) und schwillt an. Dadurch verkrampft sich die Muskulatur der Bronchialwand, und die Luftwege verengen sich noch mehr. Zudem verstopft eingedickter, glasiger Schleim die Bronchien. In der Folge staut sich die Luft in der Lunge und kann nur mühsam ausgeatmet werden, wodurch das typische pfeifende Atemgeräusch und Kurzatmigkeit entsteht, aus der Atemnot werden kann.

Wenige Reize genügen

Diese Anfälle sind sehr beängstigend. Oft genügen schon wenige Reize, um sie auszulösen: Anstrengung, kalte Luft, Nebel, (Zigaretten-) Rauch, Parfums, Lösungsmittel und Umweltschadstoffe. Auch Ärger, Kummer, Hektik, Angst und Überforderung, sogar Weinen und Lachen können Anfälle auslösen oder verstärken.

 

Vererbung oder Infekte

Neben ererbten Anlagen kann Asthma als Folge von Atemwegsinfekten entstehen, die durch Viren oder Bakterien hervorgerufen wurden, oder als Reaktion auf  bestimmte Medikamente oder Naturheilmittel wie Gelee royal und Echinacea. Auch Allergien gegen Pollen, Tierhaare, Hausstaub, Schimmelpilze, Lebensmittelzusätze, Chemikalien in Möbeln und Teppichen können insbesondere bei Kindern die Ursache sein. Bei den kleinen Patienten macht sich Asthma oft durch einen hartnäckigen, pfeifenden Husten nach Erkältungen, nach körperlicher Anstrengung oder während der Nacht bemerkbar (ohne dass eine Erkältung vorliegt). In der anfallsarmen Zeit kann die Lungenfunktion dagegen völlig normal sein.

Ein Leben lang

Meist besteht die Krankheit ein Leben lang. Auch wenn Anfälle ausbleiben, hält die Bereitschaft dazu latent an. Asthma muss immer mit Medikamenten behandelt werden. Je früher die Krankheit erkannt und je konsequenter sie behandelt wird, desto günstiger der Verlauf. Asthma ist bisher nicht heilbar, aber in den meisten Fällen gut behandelbar. Schweres, unbehandeltes Asthma dagegen kann Herz und Lunge dauerhaft schädigen und lebensgefährlich werden.

Mit Asthma leben

Leiden Sie an Asthma, müssen Sie lernen, mit der Krankheit umzugehen und bei einem Anfall nicht panisch, sondern so überlegt wie möglich zu handeln. Ärzte, Selbsthilfegruppen und Kliniken bieten Schulungen an, bei denen Sie und Ihre Kinder trainieren, das eigene Verhalten an die Krankheit anzupassen und die Medikamente den Lebensbedingungen entsprechend zu dosieren. So können Sie zum Regisseur Ihrer Lebensqualität werden.

 

Asthma-Tagebuch

Grundlage der Therapie ist ein Asthma-Tagebuch und das Peak-Flow-Meter, das Ihnen Ihr Arzt verschreibt. Mit diesem kleinen Gerät können Sie messen, wie stark Ihr Atemstrom ist (Peak-Flow = Spitzenfluss). Die Messwerte geben Auskunft darüber, wie stark Ihre Luftwege eingeengt sind. Auch Kinder ab fünf Jahren können mit dem Peak-Flow-Meter eigenverantwortlich umgehen.

Impfung gegen Infekte

Auch sonst können Sie selbst vieles tun: Lassen Sie sich gegen Infektionen der oberen Luftwege (Grippe und Pneumokokken) impfen, das ist eine gute Vorbeugung. Meiden Sie Reizstoffe und Situationen, die einen Anfall auslösen. Ein Schal vor Mund und Nase schützt in der kalten Jahreszeit vor eisiger Luft oder Infektionen. Ist die Ursache Ihres Asthmas eine Allergie, halten Sie in der Pollenflugzeit den Aufenthalt im Freien möglichst kurz. Entspannungsmethoden wie etwa Biofeedback können Ihnen helfen, der Angst vor und bei einem Anfall entgegenzuwirken.

Reichlich trinken

Lernen Sie das Atmen mit gespitzten Lippen („Lippenbremse“), das Abhusten des Schleims und den Einsatz von Klopfmassagen. Reichlich zu trinken kann den Schleim dünnflüssiger machen. Atemgymnastik und regelmäßiger Ausdauersport helfen Ihnen, die Lungenfunktion zu verbessern. Bei allergischem Asthma kann außerdem ein Klimawechsel – ein Urlaub an der Meeresküste oder im Hochgebirge – helfen.

Zwei Gruppen an Medikamente

Um Asthma erfolgreich zu behandeln, gibt es zwei große Gruppen an Medikamenten: die so genannten Reliever und die Controller. Die Reliever können eine Asthmaattacke lindern. Mit sofort einsetzender Wirkung erweitern sie spürbar rasch die Atemwege. Dazu gehören vor allem die kurz wirkenden Beta-2-Sympathomimetika, die Parasympatholytika und Xanthinderivate wie Theophyllin-Präparate. Die Controller dagegen wirken über lange Zeit ursächlich gegen die Entzündung und die allergische Reaktion – hauptsächlich sind es Glukokortikoide, salopp auch Kortisone genannt. Dazu kommen noch lang wirkende Beta-2-Sympathomimetika, Mastzellenstabilisatoren und Theophyllin mit verzögerter Wirkstoffabgabe (Retardpräparate).

Belastbarkeit erhalten

Ziel der Behandlung ist, die Lungenfunktion und die körperliche Belastbarkeit bestmöglich zu erhalten, den Schlaf ungestört durch Hustenanfälle zu gestalten, Atemnot zu mildern und Fehlzeiten am Arbeitsplatz beziehungsweise in der Schule zu minimieren. Nehmen Sie die vom Arzt verordneten Medikamente immer gewissenhaft ein, auch dann, wenn Sie sich gesund fühlen.
Asthma kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Man teilt es in vier Stufen ein. Daran orientiert sich auch die Behandlung, die vom Arzt jeweils angepasst wird. Die Therapie bei Kindern entspricht jener von Erwachsenen. Für Kinder gibt es spezielle, niedrig dosierte Medikamente.

Asthma Stufe 1 : Nur bei einem Anfall werden Medikamente verabreicht. Geeignet dafür sind die kurz wirkenden Beta-2-Sympathomimetika Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin. Parasympatholytika wirken langsamer und schwächer und sollten deshalb nur eingesetzt werden, wenn die anderen Wirkstoffe entweder nicht vertragen werden oder allein nicht ausreichend wirken.

Asthma Stufe 2 : Um einen Anfall abzufangen, sind ebenfalls Beta-2-Sympathomimetika geeignet, nicht aber als Dauertherapie. Dazu dienen Kortisone zum Inhalieren. Sie dämpfen die Entzündung in den Bronchien, sodass es seltener zu Anfällen kommt, und sollten kontinuierlich täglich angewendet werden. Selbst bei langjährigem Einsatz sind die Nebenwirkungen sehr gering. Kinder müssen sorgfältig überwacht werden und eine möglichst geringe Dosierung bekommen, um das Wachstum nicht zu beeinträchtigen.

Neue Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Kortisondosis bei zusätzlicher Gabe von Montelukast-Tabletten deutlich verringert werden kann. Mittel mit den Inhaltstoffen Cromoglizinsäure, Ketotifen und Nedocromil (Mastzellenstabilisatoren) wirken deutlich schlechter und weniger zuverlässig als Kortisone, Parasympatholytika wirken deutlich schlechter und weniger zuverlässig als Beta-2-Sympathomimetika.

Asthma Stufe 3 : Bei einem akuten Anfall gilt dasselbe wie für Stufe 1 und 2, es werden also Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin zum Inhalieren eingesetzt. Zur Dauertherapie sind diese Mittel jedoch nicht geeignet, dafür sind die entzündungshemmenden Kortisone notwendig. Sind diese zu schwach, können zusätzlich die lang wirkenden Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren mit den Inhaltstoffen Formoterol und Salmeterol angewendet werden. Reicht das nicht aus, werden außerdem Montelukast oder Theophyllin gegeben. Verschlimmert sich das Asthma, können bedarfsweise zusätzlich Parasympatholytika eingesetzt werden. 

Asthma Stufe 4 : Hier gelten die gleichen Angaben wie für Stufe 3. Die Kortisone zum Inhalieren müssen jedoch hoch dosiert und durch Kortisone zum Einnehmen ergänzt werden.
Bei Kombinationsmitteln besteht die Gefahr, dass eine Komponente zu hoch dosiert ist und dadurch das Risiko von unerwünschten Wirkungen steigt. In der Schwangerschaft und Stillzeit lautet der Grundsatz: Ein Asthmaanfall der Mutter ist für das Kind in der Regel ungünstiger als das Inhalieren eines Asthmamittels.

 

Nebenwirkungen sind selten

Nebenwirkungen bei Asthmamitteln zum Inhalieren sind dosisabhängig, relativ selten und gut behandelbar. Vereinzelt kommt es zu krampfartigen Verengungen der Bronchien und sinkendem Blutdruck, zu Benommenheit, Herzrasen oder Herzstolpern. In diesen Fällen sollten Sie sofort den Arzt aufsuchen. Sehr selten ist ein juckender Hautausschlag. Er kann eine allergische Reaktion anzeigen und sollte mit dem Arzt besprochen werden. Wenn Kinder unruhig werden und nicht mehr schlafen können, sollten Sie sich über die Fortführung der Behandlung mit dem Arzt beraten.

Angst vor Kortison ist unbegründet

Die weit verbreitete Angst vor Kortison in Inhalationsmitteln ist unbegründet: Es wirkt nahezu ausschließlich in Bronchien und Lunge. Wachstumsstörungen bei Kindern gleichen sich wieder aus. Tritt eine Pilzinfektion im Mund auf, sollte der Arzt aufgesucht werden. Bei Behandlungen Erwachsener über Jahre hinweg kann die Mundschleimhaut austrocknen, dagegen helfen Inhalationen. Wird die Haut ein wenig dünner, sollte sie mit fettenden und Feuchtigkeit spendenden Cremen gepflegt werden.

Alternativmedizin: Wirkungsnachweis fehlt

Für Homöopathika, Naturheilmittel und komplementäre Heilmethoden fehlt der Wirksamkeitsnachweis; möglicherweise kann ein kurzfristiger Scheineffekt erreicht werden. Lassen Sie bei der Beurteilung von Alternativangeboten Ihren gesunden Menschenverstand walten.

Vier Stufen von Asthma

Asthma kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten und wird daher in vier Stufen eingeteilt.

Stufe Bezeichnung des Schweregrades Erwachsene Kinder
1 intermittierendes
Asthma
höchstens ein Mal pro Monat tagsüber und höchstens zwei Mal pro Monat nachts weniger als sechs Anfälle pro Jahr
2 leichtes persis-tierendes Asthma häufiger als zwei Mal wöchentlich (nicht täglich) und zwei Mal pro Monat nachts seltener als ein Mal pro Monat und höchstens zwei Mal pro Monat nachts
3 mittelgradiges persistierendes
Asthma
täglich, und jede Woche auch nachts öfter als ein Mal pro Woche tagsüber, mehr als zwei Mal pro Monat nachts
4 schweres persis-tierendes Asthma ständig; eingeschränkte körperliche Aktivität an den meisten Tagen und in den meisten Nächten
intermittierend: unterbrochen; persistierend: bleibend, dauerhaft   
Konsument 5/2005   

Interview: Schulung ist wichtig

   Dr. Cordula Hutter, Lungenfachärztin (Foto: Penzes)

Interview mit Dr. Cordula Hutter; Fachärztin für Lungenkrankheiten in Wien

Müssen Kinder unter Asthma leiden?

Nein, Asthma hat man – doch man muss nicht asthmakrank sein. Oft können Eltern nicht akzeptieren, dass Asthma nicht heilbar ist. Deshalb ist die Schulung ein ganz wichtiger Bestandteil der Behandlung: Sie gibt den Eltern die nötige Information, und die Kinder trainieren Atemübungen und den Umgang mit dem Peak-Flow-Meter zur Selbstkontrolle. Die Kurve im Tagebuch zeigt ihnen, wie sich ihre Atmung unter Therapie allmählich stabilisiert. Später brauchen sie nur noch gelegentlich reinpusten um zu sehen, ob sie noch im richtigen Bereich sind oder die Therapie geändert werden muss. Motivierte Kinder arbeiten toll mit.

Kann sich die Krankheit unbemerkt verschlechtern?

Ja, es gibt „schleichende“ Anfälle. Sie sind gefährlich, weil sich die Atemmuskulatur erschöpft. Aber Kinder sagen nichts über Atemnot, deshalb kann das gefährlich werden. Wenn ein Asthma-Kind still wird, sich zurückzieht, nicht mehr spielt, sind das Warnsignale. Dann sollte man zum Arzt gehen.

Wie kann man einen guten Arzt finden?

Durch Mundpropaganda. Man muss ausprobieren, bei welchem Arzt man gut aufgehoben ist.

Pulver oder Spray?

Asthmamittel gibt es als Pulver oder Spray. Beides ist gleich wirksam, vorausgesetzt der Wirkstoff wird tief genug eingeatmet. Günstig sind Sprays vor allem bei schwerem Asthma, weil sie sich leichter inhalieren lassen. Knopfdruck und Einatmen müssen aber gut koordiniert werden.

Einiges bleibt in der Mundhöhle

Trotzdem gelangen nur 20 Prozent des Wirkstoffs in die Lunge, der Rest bleibt in der Mundhöhle hängen. Deshalb tritt gelegentlich Heiserkeit und manchmal eine Pilzinfektion mit weißen Flecken an der Mundschleimhaut auf. Dies lässt sich vermeiden, wenn nach dem Inhalieren der Mund gründlich ausgespült oder etwas gegessen wird.

Pulver bei leichtem bis mittlerem Asthma

Als Pulver werden die Mittel genau dosiert in eine Kammer eingegeben und dann mit einem kräftigen Atemzug möglichst tief in die Lunge eingeatmet. Diese Darreichungsform eignet sich vor allem bei leichtem bis mittelschwerem Asthma und bei Kindern ab dem Schulalter.

Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „Medikamente“, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest in Berlin häufig verschriebene Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilt. Es gibt vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht. Im Test: Asthmamittel, die zur Behandlung von leichtem bis schwerem Asthma häufig verschrieben werden.

Geeignet
sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet
sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.

Mit Einschränkung geeignet
sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.

Wenig geeignet
sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Informationen im Internet

Kindgerechte Atemübungen bei

Adressen von Kurzentren und Fachärzten

Asthma - Kompetent mit Konsument

  • Den Arzt fragen. Wenn Sie ein Mittel mit schlechter Bewertung einnehmen, klären Sie ab, warum Sie gerade dieses bekommen.
  • Zigarette ade. Hören Sie zu rauchen auf! Meiden Sie Passivrauchen.
  • Selbstmanagement. Gute Zusammenarbeit mit dem Lungenfacharzt und eine Atemschulung verhelfen zu Selbstständigkeit.
  • Gutes Kortison. Goldstandard der Dauertherapie sind Kortisone zum Inhalieren. Die Angst davor ist unbegründet!

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