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Krampfadern - Schwere Beine

  • Krampfadern sind kein kosmetisches Problem, sondern eine chronisch fortschreitende Erkrankung
  • Sie kann in jedem Stadium und jedem Alter gezielt behandelt werden.

Häufiges Problem

Etwa die Hälfte der österreichischen Bevölkerung hat Venenprobleme. Die Palette der Beschwerden reicht von geröteten Äderchen, den harmlosen Besenreisern, über schwere Beine bis zu wulstartigen Krampfadern.

Entstehung von Krampfadern

Venen transportieren das verbrauchte Blut mit den Abfallprodukten des Stoffwechsels zum Herzen zurück, unterstützt von den Beinmuskeln: Wenn man sich bewegt, pressen sie die Venen zusammen; ventilartige Klappen in den Venen gewährleisten den Weitertransport des Blutes. Wenn die Gefäßwände an Elastizität verlieren, werden die oberflächlichen Venen länger und breiter, schlängeln sich und beulen die Haut aus: Krampfadern (Primäre Varikose) entstehen. Die Venenklappen können sich nicht mehr schließen, woraufhin sich das Blut in den Beinvenen staut und durch die Schwerkraft fußwärts versackt.

Unbedingt behandeln

In der Folge entstehen Schwellungen und Entzündungen im Bereich der Unterschenkel, die ohne Behandlung zu Gewebsschäden und schlecht heilenden Geschwüren führen. Immerhin ein Prozent der Bevölkerung leidet an diesen gefürchteten „offenen Beinen“. Das beeinträchtigt die Lebensqualität, führt zu jahrelangen Behandlungen, Krankenständen und Arbeitsunfähigkeit. Als Komplikation droht auch eine Venenentzündung.

Übergewicht, rauchen, sitzen

Erbfaktoren, Körpergröße, wenig Bewegung, Übergewicht, Rauchen und eine überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit tragen zur Entstehung von Krampfadern bei. Frauen leiden öfter darunter als Männer, weil weibliche Hormone (Östrogen) das Bindegewebe erschlaffen lassen. In der Schwangerschaft entwickelt jede dritte Frau Krampfadern, die sich nach der Entbindung aber größtenteils wieder zurückbilden. Mit zunehmendem Alter kommt es häufiger zur Ausbildung von Krampfadern.

Unansehnlich und schmerzhaft

Die bläulich durch die Haut schimmernden Adern sind unansehnlich und schmerzen meist auch. Die Beine fühlen sich schwer und müde an, die Knöchel schwellen an. Diese Beschwerden bessern sich im Liegen und bei Bewegung. Es können nächtliche Fuß- und Wadenkrämpfe auftreten. Schon bei den ersten Anzeichen von Venenproblemen sollte man den Arzt aufsuchen. Da die Veranlagung zu Krampfadern nicht beeinflusst werden kann, zielt die Therapie darauf ab, den schädlichen Rückfluss des venösen Blutes zu beheben, das Aussehen zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden. Die therapeutische Palette umfasst Kompressionsverbände bzw. medizinische Kompressionsstrümpfe, Verödungsmaßnahmen und Operation.

Kompression und Venenmedikamente

Kompressionsstrümpfe üben Druck auf die Venen aus und sorgen dafür, dass sie nicht schmerzen und sich nicht dehnen. Personen, die sich nicht operieren lassen wollen oder deren Gesundheitszustand es nicht zulässt, sollten Kompressionstrümpfe tragen, und zwar immer: Korrekt verwendet gelten sie als das A und O der Behandlung chronischer Venenleiden. Allerdings ist das Tragen im Sommer unangenehm; jüngere Menschen wehren sich häufig aus ästhetischen Gründen dagegen; älteren Personen gelingt es oft nicht, die engen Strümpfe überzustreifen.

Zweizug-Kompressionsstrümpfe bevorzugen

Stützstrümpfe reichen nicht aus, es sollten Zweizug-Kompressionsstrümpfe der Klasse II sein. Die Krankenkassen erstatten jedes halbe Jahr – abzüglich Selbstbehalt – die Kosten für ein neues Paar. Ihre richtige Verwendung sollte unter fachärztlicher Kontrolle genau gezeigt werden.

Salben und Gelen nicht verwenden

Medikamente bringen die Krampfadern nicht zum Verschwinden. Möglicherweise aber werden durch Flavonoide zum Einnehmen die Beschwerden etwas gelindert. Zweifelhaft ist die Wirksamkeit von Salben und Gelen, ihre Inhaltstoffe dringen nicht tief genug durch die Haut ein und können sogar schaden: Sie können Allergien auslösen, die auf der verdünnten Haut zu Geschwüren führen.

Krampfadern veröden

Krampfadern werden verödet, wenn eine Operation entweder nicht erwünscht ist oder der Patient aus gesundheitlichen Gründen nicht operiert werden kann. Der Eingriff erfolgt ambulant, ohne Narkose. Es wird eine Flüssigkeit injiziert, die künstlich eine Entzündung verursacht und eine Vernarbung der Vene erzeugt. Für zwei bis drei Wochen wird anschließend das Tragen eines Kompressionsstrumpfes empfohlen. In dieser Zeit ist es wichtig, die normalen Aktivitäten fortzusetzen und viel zu Fuß zu gehen. Manchmal kommt es zu schmerzhaften Venenentzündungen, Hautreizungen, offenen Hautstellen und Pigmentierungen. Verödete Venen können verhärten und sich entzünden, deshalb dauert es bis zu vier Monate, bis sie nicht mehr sichtbar sind.

Mehrere Behandlungen nötig

Pro Sitzung darf nur eine begrenzte Menge des Verödungsmittels gespritzt werden, weshalb meistens mehrere Behandlungen nötig sind. Manchmal öffnen sich verödete Venen wieder und müssen neuerlich behandelt werden. Bei Stammvenen ist die Rückfallsrate mit 50 Prozent sehr hoch. Eine Verbesserung hat die Schaumverödung gebracht: Dabei wird das Verödungsmittel mit Luft oder Gas aufgeschäumt. Weil der Schaum den Rückfluss des Blutes ausschaltet, bessern sich die Beschwerden bereits nach wenigen Wochen.

Krampfadern ziehen

Chirurgisch behandelt werden vorwiegend die Stammvenensysteme, deren Venenklappen nicht mehr funktionieren, die erkrankten Durchbruchs- und Verbindungsvenen sowie dicke Seitenastvenen. Die Operation zielt darauf ab, so viele Krampfadern wie möglich zu ziehen (Strippen). Die größte oberflächliche Vene ist die Vena saphena, die vom Knöchel bis zur Leiste führt. Sie wird heute beim Strippen nicht mehr zur Gänze entfernt: Erhaltene Teile können bei später eventuell notwendigen Operationen am Herzen für den Bypass zur Verfügung stehen. Unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung legt der Chirurg mit kleinen Schnitten in der Leistenbeuge oder Kniekehle sowie am Unterschenkel oder Knöchel die Vene frei. Dann wird sie mit einer Sonde aus dem Bein herausgezogen.

Risiko: gefühllose Stellen

Durch Kleinstschnitte (Häkchenmethode) lassen sich die Seitenastkrampfadern entfernen. Es können auch beide Beine gleichzeitig operiert werden. Ein Druckverband verhindert Blutungen und Schwellungen. Das Bein wird anschließend mit einem Kompressionsstrumpf für weitere vier bis sechs Wochen komprimiert. Es können Blutergüsse und leichte Schmerzen auftreten. Bei etwa 20 Prozent der Patienten wird der Hautnerv des Knöchels bei der Operation verletzt; die betreffende Stelle kann gefühllos werden. Andere Risiken sind selten.

Gesunde Venen übernehmen Arbeit

Die Funktion der entfernten Venen wird von gesunden übernommen. Die operative Entfernung ist aber nur möglich, wenn das tiefer liegende Venensystem voll funktionsfähig ist. Die Operation beseitigt die Beschwerden und verhindert Komplikationen, hinterlässt aber Narben. Insgesamt sind die kosmetischen Ergebnisse gut. Langfristig wirkt die Operation nachweislich besser als die Verödung, aber es können auch nach einer Operation wieder Krampfadern entstehen.

Radiowellen- und Laserstripping

Über die Erfolge der verschiedenen Behandlungsmethoden finden sich erstaunlich wenige Vergleichsstudien. Aus Angst vor dem Stripping und vor Rückfällen schieben Patienten die notwendige Behandlung häufig zu lange auf. Die Diskussion dieser Probleme hat zur Entwicklung neuer Behandlungsformen geführt, die weniger eingreifend und genauer sind, wodurch es wahrscheinlich auch seltener zu Rückfällen kommt.

Ambulante Behandlung möglich

Sie können unter lokaler Betäubung ambulant durchgeführt werden, ein Hautschnitt ist nicht nötig: Der Arzt führt eine Nadel in die erkrankte Vene und bringt ein dünnes, biegsames Rohr (Katheter) ein. Langsam und unter Ultraschallkontrolle wird der Katheter fußwärts vorgeschoben. Bei der Radiowellenmethode überträgt er Hochfrequenzenergie als Wärme von 85 °C auf die Venenwand: Das Gefäß reagiert ähnlich wie ein Pullover, den man zu heiß wäscht – es schrumpft. Die Gefäßwand wird zerstört und mit der Zeit vom Körper abgebaut. Das Bein bekommt für einige Tage einen Druckverband. Nach einem Jahr ist die behandelte Vene endgültig verschwunden, es bleiben keine Narben zurück. Diese Behandlung eignet sich für oberflächliche Krampfadern.

Laser lässt Vene schrumpfen

Bei der Lasermethode wird durch den Katheter ein Laserlichtleiter vorgeschoben. Die Laserlichtenergie wird in Wärme (1000 °C) umgewandelt. Dadurch schrumpft und verschließt sich die Vene und löst sich nach einiger Zeit auf. Nur leichte ziehende Schmerzen sind in den ersten zwei Wochen zu spüren. Eine Zeit lang muss ein Kompressionsverband getragen werden. Laserlichtstripping wird vor allem bei geschädigten Stammvenen eingesetzt. Beide Methoden führen zu guten funktionellen und kosmetischen Resultaten. Sie werden allerdings nur von Zusatzversicherungen bezahlt.

Regelmäßige Kontrolle unbedingt notwendig

Wichtig ist, dass Betroffene dem Fortschreiten der Krankheit gegensteuern, regelmäßig zur Kontrolle gehen und eine notwendige Behandlung nicht unnötig hinausschieben. Wunder – wie sie der selig gesprochene Kaiser Karl vollbracht haben soll – sind nicht zu erwarten.

Beratung: Univ.-Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic, FA für Dermatologie und Venerologie; Vorsitzende der Arbeitsgruppe Phlebologie der ÖGDV (Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie)

Vorbeugung und Selbsthilfe

  • SSS-LLL:  Beachten Sie die Formel SSS–LLL: Sitzen und stehen ist schlecht, lieber laufen und liegen. Oft Treppen steigen, regelmäßig Ausdauersport betreiben.
  • Beine hoch:  Im Sitzen Beine hochlagern; nachts das Fußende des Bettes hochstellen.
  • Muskelpumpe:  bei längerem Sitzen und Stehen mit den Füßen wippen und kreisen, Beine anziehen und strecken; öfter aufstehen und herumgehen. 
  • Extreme Hitze meiden.  Kalte Beingüsse zweimal täglich verbessern die Blutzirkulation.
  • Übergewicht bekämpfen,  Hautverletzungen vermeiden, das Rauchen zurückschrauben.
  • Strümpfe:  Konsequent jeden Morgen medizinische Kompressionsstrümpfe anziehen.
  • Achtung Reisende:  Krampfadern sind ein zusätzlicher Risikofaktor für Thrombosen.

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