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Haarfarben - Haarige Experimente

  • Lang haltende Produkte in Rot- und Brauntönen im Test
  • Rottöne treffen selten, Braun überdeckt Grau

Egal, ob dem lästigen Grau der Kampf angesagt werden soll oder einfach aus Lust an Veränderung: Viele Frauen bedienen sich regelmäßig der „Farbtöpfe“ der Industrie. Weil die Sache beim Friseur ganz schön ins Geld gehen kann, ist für viele das Selbermachen die Alternative. Die Regale in den Drogerien zeigen die Fülle des Angebots mit zahllosen Farben und Schattierungen.

Grundsätzlich sollte man vorweg Überlegungen zur gewünschten Haltbarkeit anstellen, und da gibt es die Auswahl zwischen drei Stufen: Tönungen, die sind schnell drin und ebenso rasch wieder herausgewaschen. Intensiv-Tönungen halten etwas länger (siehe dazu: Weitere Artikel - "Haartönungen"), die Anwendung ist etwas komplizierter. Diesmal im Test: lang haltende Haarfarben.

Komplizierte Anwendung

Die Anwendung ist – im Vergleich mit den anderen Gruppen – am kompliziertesten, dem Haar wird auch deutlich mehr Chemie zugemutet. Dafür erwartet man sich aber, dass die Farbe dem entspricht, was auf der Packung angegeben ist. Am unzuverlässigsten waren in diesem Test die Rottöne. Am Beispiel von Wella Viva Pure Red: Der leuchtend rote Schopf, der auf der Packung abgebildet war, wurde selten erreicht, meist fiel das Ergebnis dunkler aus. Auch Londa lag oft daneben. Poly Colors Burgunder/Dunkle Kirsche produzierte bei Testpersonen mit dunklem Ausgangston oft fast völlig schwarze Köpfe, nur mit einem Schimmer rot.

Vier Wochen bis zum richtigen Farbton

Gelegentlich stellte sich der angepriesene Farbton erst nach einer Wartezeit von vier Wochen ein, also wenn sich ein Teil der Farbe bereits verflüchtigt hatte. Beim Nachfärben sollten Sie in so einem Fall zur nächsthelleren Nuance greifen, um irgendwann den gewünschten Ton zu treffen.

Auch wenn es beim Farbton Probleme gab, die Gleichmäßigkeit der Färbung – von der Wurzel bis zu Spitze – war meist in Ordnung. Dies ist ein heikler Punkt beim Haarefärben. Denn häufig nimmt eine Partie die Farbe stärker an als der Rest, und das ist oft das geschädigte Haar. Die Spitzen zählen dazu, weil sie durch die UV-Strahlen am längsten gebleicht wurden. Auch frühere Färbungen spielen eine Rolle. Im Vergleich dazu kann es sein, dass die nachgewachsenen Haare der letzten vier Wochen die Farbe wesentlich schlechter aufnehmen, weil hier das Haar noch völlig intakt ist. Es kann hier grauer bleiben als ein schon einmal gefärbter Bereich weiter unten.

Grau gut abgedeckt

Um gleich beim Grau zu bleiben: Es wurde zumeist gut abgedeckt. Die Brauntöne waren hier noch etwas besser als die roten. Die Brauntöne von L’Oreal und Londa erhielten hier als einzige ein „Sehr gut“. Nicht jede Versuchsperson war mit dem Ergebnis ganz zufrieden gestellt: Vor allem mit Rot gab es fallweise Probleme, denn gelegentlich waren die ursprünglich grauen Haare heller als der Rest.

Unterschiedliche Farbbeständigkeit

Nach vier Wochen überprüften wir die Haltbarkeit. Besonders bei den Rottönen war einiges von der Pracht geschwunden. Londa und Poly Color konnten wir nur ein „weniger zufriedenstellend“ attestieren. Manche Farben, vor allem die braunen, waren hingegen noch so wie zu Beginn.

Überraschung beim Zubehör

Bei Londa gab es Überraschungen beim Zubehör. Bei den meisten Produkten dient eine Applikatorflasche zum Auftragen. Londa muss man in einer Schale anrühren und mit dem Pinsel auftragen. Nur manche Packung enthielt ein solches Utensil. Bei Poly Color fehlten die unverzichtbaren Handschuhe. Die Menge reichte nur für sehr kurzes Haar oder eine Nachwuchsfärbung. Wovon auf der Packung nichts zu lesen war. In Österreich wird es im Gegensatz zu Deutschland mit Applikatorflasche angeboten, deshalb fehlt das Testurteil. Auch bei Wella Viva gab es eine böse Überraschung: Das Material der Applikatorflasche bekam Risse, und die Farbe spritzte umher.

Die eigene Haarfarbe zählt

Fazit: Das Ergebnis hängt vor allem vom eigenen Ausgangston ab. Denn diese Art von Produkten kann die natürliche Haarfarbe nicht vollständig überdecken. Die Auswahl des richtigen Farbtones ist daher schwierig und muss selbst dann nicht gelingen, wenn der eigene Ausgangston zur Farbskala auf der Packung passt. Wenn Packungen und Gebrauchsanweisungen mehr Aufklärung über diese Punkte enthielten, könnte man sich manch herbe Enttäuschung ersparen.

Zum Naturton zurück - Schwarzkopf Poly Re-Nature

  • Mittelblond bis Dunkelbraun. Poly Re-Nature verspricht eine Schritt für Schritt erfolgende Rückkehr zum eigenen Naturton. Es eignet sich aber nicht für hellblondes, blondiertes, rotes, rotblondes oder schwarzes Haar. Bleibt mittelblond bis dunkelbraun, wobei bei Blondtönen mindestens 50 Prozent der Haare grau sein sollten. Sonst fällt das Ergebnis vielleicht zu dunkel aus.
  • Das Wirkprinzip. Die so genannte Naturton-Creme bildet mithilfe von Sauerstoff naturähnliche Farbpigmente, sodass die ursprüngliche Haarfarbe wieder aufgebaut wird. Einwirkzeit: je nach Farbintensität 5 bis 20 Minuten.
  • Klappt selten beim ersten Mal. Um ein Ergebnis zu erzielen, braucht es zwei bis drei Anwendungen im Abstand von etwa 14 Tagen. Im Test waren die Prüfpersonen mit Färbung und Grauabdeckung ganz zufrieden. Nur Glanz und Griff fielen nicht so gut aus wie bei den konventionellen Farben. Da können aber Pflegeprodukte nachhelfen. Zwei Anwendungen kosten zirka 11,99 Euro.

Kompetent mit Konsument

  • Farbton finden. Hilfreich ist, eine abgeschnittene Haarsträhne mit ins Geschäft zu nehmen und mit den Farbskalen auf den Packungen zu vergleichen. Häufig gibt es dort auch Proben von Kunsthaar.
  • Haut schützen. Handschuhe verwenden, denn die Hände haben meist Risse. Farbe sorgfältig auftragen, ohne mehr Hautpartien anzufärben als unbedingt nötig.
  • Mut zur Farbe. Das Farbergebnis ist vom Naturton abhängig. Nicht jedes Haar nimmt die Farbe gleich auf. Fallweise sieht die Färbung nach einiger Zeit besser aus.

So haben wir getestet

10 Produkte der Haltbarkeitsstufe III, davon je 5 rote und dunkelbraune Töne. Der Test wurde gemeinsam mit der Stiftung Warentest durchgeführt.

Überprüft wurde an je zehn Probanden im Praxisversuch auf dem ganzen Kopf. Zwei Friseure beurteilten das Ergebnis im Vergleich zu den Packungsangaben, Gleichmäßigkeit und Grauabdeckung. Nach vier Wochen wurde der Vorgang wiederholt. Außerdem wurde der Haarzustand nach dem Färben beurteilt. Bei der Anwendung wurden Vorbereiten, Auftragen, Verteilen, Konsistenz, Ausspülen sowie die Anfärbung der Kopfhaut beurteilt. Dazu die Reibechtheit nach DIN 54 021, die Anwendungshinweise und die bildlichen Angaben zur Farbfindung.

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