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Gesichtscremen - Der ewige Kampf gegen Falten

  • Rechtzeitig vorbeugen
  • Der Testsieger ist teuer
  • Keine Wunder erwarten

Nur minimale Verbesserungen sind möglich

Dior verspricht: „Nach einer Stunde: bis zu 60 Prozent weniger Falten“. Lancôme wirbt mit dem „Lifting“-Effekt. Nivea Vital „mildert sichtbar Falten.“ Alle diese Werbesprüche nehmen den Mund reichlich voll. Zwar kann eine gute Creme die Gesichtshaut glatter und frischer erscheinen lassen. Die tatsächliche Verbesserung kann aber nur minimal sein.

Es passiert in der Tiefe

Denn Augenfältchen („Krähenfüße“) und Mimikfalten bilden sich in tieferen Hautschichten, wo keine Creme hinkommt. Und für eine effektive Wirkung gegen Falten sind spezielle Inhaltstoffe nötig (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis -  „Die wichtigsten Antifaltenwirkstoffe“).

Pflege verlangsamt Alterung

Unbestritten ist aber auch, dass regelmäßige Pflege den Prozess der Hautalterung verlangsamen kann (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis - "Tägliche Hautpflege ein Muss" unser Interview mit Dr. Anna Maria Convalexius).

Zum Vergleich: Nivea in der blauen Dose

Neun solche Pflegecremen haben wir gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest untersucht. Sieben Produkte werben mit der Antifaltenwirkung, zwei mit Feuchtigkeit. Diese beiden waren auch die teuersten. Wie oft bei Kosmetiktests wurde zusätzlich eine Allzweckcreme mitgetestet, nämlich die Nivea in der blauen Dose. Dass Menschen mit trockener Haut zu einer besonders fettreichen Creme greifen sollten, ist übrigens eine Irrmeinung (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis - „Trockene Haut: Fett oder Feuchtigkeit“).

La Mer ist Testsieger

La Mer verspricht ein Mehr an Feuchtigkeit. Der Tiegel kostet 119 Euro, das macht nahezu 40 Euro für 10 Milliliter. Aber: Nicht nur der Preis ist Spitze, auch das Testergebnis. Hier vergaben die deutschen Kollegen eines ihrer raren „sehr gut“.

Gut“ schnitten Helena Rubinstein, Nivea Vital, Diadermine und Lancôme ab. Doch in ihren Pflegeeigenschaften sind sie alle nicht entscheidend besser als die blaue Nivea, die die Gesichtshaut ebenfalls „gut“ pflegt.

Dior verringert Falten am wenigsten

Die schwächste Faltenreduzierung zeigte sich bei Dior. Diese Creme schnitt gemeinsam mit L’Oréal nur „weniger zufriedenstellend“ ab. Ein großer Name sagt demnach wenig über die Qualität.

Eines der Kriterien im Test war die Hautverträglichkeit. Nur vereinzelt kam es zu vorübergehenden Hautreaktionen wie Jucken oder Rötungen. Je nach individueller Empfindlichkeit kann fast jeder Inhaltstoff daran schuld sein. Für länger andauernde Nebenwirkungen werden meist Konservierungsstoffe, Parfüms, Lichtschutzfilter oder Farbstoffe verantwortlich gemacht. Unsere Tabelle listet diese Zusatzstoffe auf. Empfindliche können sich also vorher informieren.

In der Armbeuge ausprobieren

Wer zu Hautirritationen neigt, sollte jede neue Creme sicherheitshalber erst ein paar Tage in der Armbeuge ausprobieren. Parfümerien geben dafür oft eine kostenlose Probepackung ab.

Eine der Hauptursachen für Falten ist die Sonnenbestrahlung. Daher enthalten Antifaltencremen oft Lichtschutzfilter. Leider aber wird der Lichtschutzfaktor nicht immer genau angegeben. Die Ausnahmen: Lancôme (LSF15), Nivea Vital (10) und Diadermine (6). Hier wären genauere Informationen hilfreich. Schließlich will jede Frau – ihrem Hauttyp entsprechend – selbst entscheiden, wie stark sie sich vor der Sonne schützt.

Wer Falten vermeiden will, sollte nicht nur die Sonne, sondern auch Zigaretten und Alkohol nur in Maßen genießen. Nikotin verschlechtert die Blutversorgung und zerstört die elastischen Hautfasern. Regelmäßiger Alkoholgenuss entwässert das Gewebe und entzieht ihm wertvolle Mineralstoffe. Viel Bewegung an frischer Luft und ausreichend Schlaf sind für die Haut ein wahrer Jungbrunnen. Auch ausgewogene und vitaminreiche Ernährung kann zu jugendlichem Aussehen beitragen. Hilfreich, aber nicht immer machbar: Vermeiden Sie Stress! Denn Falten entstehen auch durch seelische Anspannung.

Die wichtigsten Antifaltenwirkstoffe

Neben pflegenden Cremen gibt es spezielle Antifaltenwirkstoffe. Der älteste ist das Vitamin A. In letzter Zeit haben sich aber auch die Vitamine C und E in der Anti-Aging-Kosmetik einen Namen gemacht. Besonders beliebt sind auch Fruchtsäuren zum Glätten des Hautbildes.

Vitamin A
Ursprünglich wurde Vitamin-A-Säure beim Hautarzt als starkes Peeling verwendet. Wesentlich milder und nebenwirkungsärmer ist Retinol, ein chemisches Abwandlungsprodukt der starken Säure. Retinol bewirkt eine Abschuppung der verhornten Zellen, verbessert die Zellerneuerung und sorgt für eine verstärkte Feuchtigkeitszufuhr. Außerdem stellt Vitamin A einen optimalen Schutz vor freien Radikalen dar.

Vitamin C
Vitamin C ist ebenfalls ein Radikalenfänger mit antioxidativer Wirkung. Zusätzlich stimuliert Vitamin C den Bindegewebsstoffwechsel und fördert die Bildung von neuen Kollagenfasern. Dadurch wird die Haut gleichsam gestrafft. Vitamin C ist außerdem sehr gut wasserlöslich und kann daher in fettfreien Lösungen angeboten werden. Oft wird Vitamin C Liquid nur tröpfchenweise auf die Falten, zum Beispiel um  Augen und Mund, aufgetragen.

Fruchtsäuren
Fruchtsäuren sind schon seit Kleopatra bekannt. Das viel zitierte Milchbad ist nichts anderes als ein Bad in Fruchtsäuren, denn Milch enthält natürliche Fruchtsäuren (Zitronensäure) und nach dem Sauerwerden Milchsäure, die heute auch in Cremen und Feuchtigkeitspräparaten eingesetzt wird. Diese Fruchtsäuren, auch alpha-Hydroxyacids (AHAs) genannt, bewirken ein leichtes chemisches Peeling der Haut. Gleichzeitig wird die Bildung neuer Zellen beschleunigt. Die verhornte Zellschicht wird daher dünner, und die Haut wirkt glatter und straffer. Um eine gute Wirkung zu erzielen, sollte die Fruchtsäurekonzentration der Creme mindestens drei Prozent betragen. Wer Fruchtsäurecremen das erste Mal aufträgt, wird ein leichtes Brennen und Kribbeln spüren. In den nächsten Tagen wird die Haut auch leicht abschuppen. Damit hier keine zu starke Reaktion zu erwarten ist, sollte die Creme anfangs nur einmal täglich aufgetragen werden. Erst nach etwa 14 Tagen kann sie dann morgens und abends verwendet werden.

Trockene Haut - Fett oder Feuchtigkeit

Der Begriff „trockene Haut“ ist nach Dermatologenmeinung nicht wirklich korrekt. Eigentlich müsste es feuchtigkeits- und fettarme Haut heißen. Es ist nämlich ein Irrglaube, dass trockene Haut in erster Linie Fett braucht. Oft bewirkt zu viel Fett auf trockener Haut nur, dass die Creme nicht richtig einzieht, die Haut aber trotzdem spannt.

Herauszufinden, ob die Haut mehr Feuchtigkeit oder mehr Fett benötigt, ist meist gar nicht so leicht. Spezielle Messgeräte wie Corneometer und Sebumeter geben genauen Aufschluss darüber, wie gut die Haut mit Feuchtigkeit und Fett versorgt ist. Dabei ist immer der Feuchtigkeitsgrad ausschlaggebend. Wer trockene Haut hat, sollte auf keinen Fall immer nach dem fettesten Produkt greifen; besser sind Cremen, die Harnstoff, Hyaluronsäure oder beispielsweise Algenextrakte zusätzlich als Feuchtigkeitsspender enthalten.

Trockene Raumluft
Gerade bei trockener Heizungsluft lechzt die Haut geradezu nach Feuchtigkeit. Die beste Faltencreme nützt nichts, wenn die Haut aus der Luft keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Luftbefeuchter oder besser noch regelmäßiges Lüften der Räume und viel Trinken sorgen für mehr Feuchtigkeit in der Haut. Eine Creme mit speziellen Feuchthaltefaktoren hält diese Feuchtigkeit in der obersten Hautschicht. In sehr trockenen Räumen hilft oft nur das Besprühen des Gesichts mit Thermalwassersprays und anschließendes Nachcremen.

Kalte Winterluft
Wer sich viel im Freien aufhält, muss die empfindliche Haut vor der Kälte schützen. Cremen mit Feuchthaltefaktoren, die Wasser an der Hautoberfläche binden, sind hier absolut fehl am Platz. Bereits bei Temperaturen knapp über 0 Grad Celsius würde das Wasser zu frieren beginnen! Nur sehr fette Cremen bieten der Haut bei tiefen Temperaturen wirklich guten Schutz. Wer auf die Kälteschutzcreme vergessen hat, kann sich mit einer Sonnencreme fürs Gesicht oder mit einer Augenfaltencreme gut behelfen. Beide Cremen haben in der Regel einen hohen Fettgehalt.

"Tägliche Hautpflege ist ein Muss"

Dr. Anna Maria Convalexius,
Leiterin des Ärztezentrums für Medizin und Schönheit in Wien-Mauer

     Foto: Dr. Convalexius Kann man der Hautalterung vorbeugen?
Ein Muss ist die tägliche Hautpflege. Die äußerste Hautschicht ist wie ein Mauerwerk aufgebaut. Interzellularlipide bilden dabei den „Mörtel“ für die abgestorbenen Hornzellen und stellen damit einen Schutz vor Austrocknung und Umwelteinflüssen dar. Ist diese natürliche Schutzbarriere gestört, trocknet die Haut stark aus, Fältchen können sich rascher bilden.

Ab wann beginnt die Hautalterung?
Die Alterung der Haut wird durch so genannte intrinsische Faktoren, die vor allem genetisch bestimmt sind, und durch extrinsische Faktoren, in erster Linie Umwelteinflüsse, speziell die UVA-Strahlung, ausgelöst. Schon ab dem 20. Lebensjahr können sich feine Fältchen um die Augen zeigen. Ab 30 kommen typische Mimikfalten dazu. Ab 50 beginnen schließlich die Gesichtskonturen zu erschlaffen, und tiefere Falten manifestieren sich.

Das heißt aber, dass man die Alterung der Haut sogar verstärken kann?
Ja, das stimmt. UVA-Strahlen, die im Sonnenlicht und vor allem bei Solarien vorkommen, führen zu einer nachhaltigen Zerstörung der Fibrinoblasten im tiefer liegenden Hautgewebe. Häufige Sonnenbäder – auch im Solarium – beschleunigen also die Hautalterung dramatisch. Ein guter Breitbandsonnenschutzfilter ist daher in jedem Fall schon ein Anti-Aging-Produkt!

Es gibt zahlreiche Faltencremen – welchen Wirkstoffen kann man wirklich vertrauen?
Feuchtigkeit spendende Substanzen wie Hyaluronsäure und Harnstoff sind vor allem in der Faltenprophylaxe exzellent. Für die Verminderung von feinen Fältchen und für ein strafferes Hautbild sind besonders Vitamin A und C sowie Fruchtsäuren geeignet. Auch diese Pflegecremen sollten immer einen UV-Schutz enthalten.

Lassen sich Falten mit einer guten Creme wirklich wegbügeln?
Feine Fältchen an der Hautoberfläche lassen sich mit einer guten Creme sicher verbessern. Allerdings gibt es hier natürliche Grenzen: Tiefe Mimikfalten beispielsweise lassen sich nur durch einen kosmetischen Eingriff glätten. In Frage kommen dafür chemische Peelings, Dermabrasion, Laserbehandlungen oder die Unterspritzung mit Botulinustoxin, Kollagen, Hyaluron- oder Milchsäureprodukten.

Kompetent mit Konsument

  • Regelmäßig pflegen. Konsequentes Cremen kann die Hautalterung hinauszögern.
  • Nicht zu fettreich. Sonst zieht die Creme möglicherweise schlecht in die Haut ein.
  • Luxus für die Haut. „Sehr gut“, aber teuer: La Mer. „Gut“ benotet wurden Nivea Vital, Helena Rubinstein sowie die „blaue“ Nivea.

So haben wir getestet

Der Test wurde gemeinsam mit der Stiftung Warentest durchgeführt und umfasste zehn Gesichtscremen, davon zwei mit dem Werbeschwerpunkt Feuchtigkeit, sieben mit dem Schwerpunkt Antifaltenwirkung. Zum Vergleich wurde eine Allzweck-Creme mitgetestet. Je nach Werbeversprechen wurden die Ergebnisse der Messungen unterschiedlich gewichtet.

Faltenreduktion und Verminderung der Hautrauigkeit: Beides wurde im Gesicht von jeweils 30 Probandinnen mit der FOITS-Messmethode ermittelt. Die Testerinnen wendeten die Cremen vier Wochen lang morgens und abends an. Die Messungen erfolgten vor der ersten und 12 Stunden nach der letzten Anwendung.

Feuchtigkeitsanreicherung: Wurde mit dem Feuchtigkeitsmessgerät Corneometer zeitgleich zur Messung der Faltenreduktion/Hautrauigkeit gemessen.

Abwertung: War die Faltenreduktion „nicht zufriedenstellend“ oder „weniger zufriedenstellend“, wurde das „Konsument“-Testurteil um eine halbe Note abgewertet.

Mogelpackung: Es wurde überprüft, ob es sich um Mogelpackungen handelt, die eine größere Füllmenge vortäuschen, als tatsächlich enthalten ist.

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