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Blutdruckmessgeräte - Fehlanzeige

  • Einzelmessungen wenig aussagekräftig
  • Falsche Ergebnisse durch Handhabungsfehler
  • Ärgernisse im Detail

Rund 1,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind Hypertoniker, das heißt sie leiden an hohem Blutdruck. Wobei „leiden“ der falsche Ausdruck ist, denn das Heimtückische an dieser Krankheit ist, dass man sie anfangs überhaupt nicht spürt. So kommt es, dass über 60 Prozent der Betroffenen entweder gar nichts von ihrer Erkrankung wissen oder zu leichtfertig damit umgehen.

Schwerwiegende Folgen

Die Folgen anhaltenden Bluthochdrucks sind jedenfalls schwerwiegend: Er lässt die Gefäße rascher altern, bahnt Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall den Weg und kann zu Nierenversagen oder Netzhautblutungen führen. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen (siehe Kasten „Zivilisationskrankheit Bluthochdruck“) verschlimmert sich Bluthochdruck laufend.

Einmal jährlich prüfen lassen

Grundsätzlich sollte jeder Erwachsene einmal jährlich seinen Blutdruck kontrollieren lassen. Dies kann beim Hausarzt oder in der Apotheke erfolgen. Aussagekräftiger sind freilich regelmäßige (Selbst-)Messungen über einen längeren Zeitraum hinweg, weil man erst so einen vorhandenen Trend feststellen kann. Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass der Blutdruck bei jedem Menschen je nach Tageszeit und körperlicher oder geistiger Anstrengung schwankt: Vormittags und gegen Mittag ist er am höchsten, in der Früh und am Nachmittag niedriger. Gegen drei Uhr nachts erreicht er sein Minimum.

Regelmäßig kontrollieren

Empfehlenswert sind mindestens 30 Messungen, die stets unter den gleichen Bedingungen und in Ruhe erfolgen sollten. Der Abstand zwischen den einzelnen Messungen kann grundsätzlich eine halbe Stunde bis zu einen Tag betragen. Im Idealfall führt man jedoch zwei Messungen täglich durch, morgens und abends (vor der Einnahme allfälliger Blutdruck senkender Medikamente). 30 und mehr Messungen sind auch deshalb sinnvoll, weil die Messgenauigkeit der Geräte für den Hausgebrauch zum Teil zu wünschen übrig lässt. Je öfter man misst, desto näher kommt man aber an die tatsächlichen Werte heran. Hilfreich kann es sein, das Gerät nach dem Kauf zum Hausarzt mitzunehmen und eventuelle Abweichungen zwischen seinem und dem eigenen Blutdruckmessgerät zu vergleichen.

Systolischer und diastolischer Wert

Von Bedeutung sind übrigens zwei Werte: der höhere, systolische, und der niedrigere, diastolische. Der systolische Blutdruck entsteht, wenn der Herzmuskel das Blut durch die Adern pumpt, der diastolische Blutdruck ist jener, der während der Erschlaffung des Herzens herrscht. Die Werte werden in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) angegeben und durch einen Schrägstrich voneinander getrennt.

Messwerte in Tabelle eintragen

Hilfreich ist es, die Messwerte in eine Tabelle einzutragen, sodass sich eine Kurve ergibt (siehe Abbildung). So erkennt der Arzt mit einem Blick, wie viele Werte über einer bestimmten Grenze liegen und kann die Behandlung darauf abstimmen. Bei Erwachsenen liegt der Grenzwert (normaler Mittelwert) bei 135/85 mmHg. Er gilt gleichermaßen für alle Altersstufen. Achtung: Die von einigen Blutdruckmessgeräten angebotene automatische Errechnung des Mittelwertes aus den gespeicherten Messdaten kann die händische Aufzeichnung keinesfalls ersetzen, da sie keine Auskunft über die Schwankungsbreite gibt! Gleiches gilt für die gespeicherten Werte selbst.

Gut vergleichbar nur auf dem Papier

Ob 7, 60 oder 250 Speicherwerte: Übersichtlich vergleichbar sind sie nur auf dem Papier. Bei den beiden getesteten Geräten mit Computerschnittstelle (Nais und Omron R5) ermöglichen gegen Aufpreis lieferbare Programme die grafische Darstellung der Daten als Verlaufskurve.

Handhabung ist nicht fehlerfrei

Da die Messung vollautomatisch erfolgt, ist die Bedienung der Geräte auch für Ungeübte an sich kein Problem. Dennoch gibt es Fehlerquellen, vor allem was das korrekte Anlegen der Manschette betrifft. Auch wenn die Hersteller den Vorgang in Wort und Bild beschreiben, sind die Ë ËAnwender zum Teil überfordert. Nur Braun bietet konkrete Hilfestellung über ein Pfeilsystem am Display. Das Gerät schnitt allerdings bei der Messgenauigkeit schlecht ab.
Eher für Verwirrung sorgen dürften  Geräte, die als Extra den so genannten arteriellen Mitteldruck anzeigen (Beurer, Braun). Er ist in der derzeitigen medizinischen Praxis (noch) nicht von Bedeutung.

Display-Lesbarkeit beachten

Die Lesbarkeit des Displays ist ein wichtiger Punkt, den man beim Kauf beachten sollte. Bei der alternierenden Anzeige von Blutdruck und Pulsfrequenz (Omron R5, Delwa, RR-Test Mini Carpal), kann es unter Umständen zu Missverständnissen kommen.

Wie einfach ist der Batteriewechsel

Keine Fehlerquelle, aber ärgerlich: Der Batteriewechsel ist nur bei vier Geräten (boso, Nais, Omron M5, Delwa) wirklich einfach durchzuführen, bei IEM Klock plus ist er sogar sehr schwierig. Bei häufiger Verwendung lohnt sich übrigens die Verwendung aufladbarer Batterien beziehungsweise – sofern dies der Hersteller vorgesehen hat – eines Netzgerätes. Bei einigen Geräten wurden beim Verstauen unbeabsichtigte Fehlstarts ausgelöst. Nur Philips verhindert dies durch einen Deckel über dem Display.

Bedienungsanleitung prüfen

Von unterschiedlicher Qualität sind die den Testgeräten beiliegenden medizinischen Hinweise. Zum Teil stehen technische Informationen zu sehr im Vordergrund. Lobenswert sind in dieser Hinsicht die Bedienungsanleitungen der Firmen Nais und Omron.

Falschmessungen vermeiden

Einen der häufigsten Fehler bei Oberarmgeräten begehen die Anwender, indem sie den unteren Rand der Manschette nicht wie vorgeschrieben zwei bis drei Zentimeter oberhalb der Armbeuge anlegen, sondern direkt darüber. Wichtig ist außerdem, die Platzierungsmarke zu beachten, die über der Oberarmarterie liegen sollte. Diese Arterie verläuft an der Oberarminnenseite. Hilfreich ist es, zuvor den Puls der Arterie zu ertasten. Messen sollte man im Sitzen in entspannter Haltung, während der Unterarm auf einer Unterlage ruht. Die Manschette befindet sich dabei auf Herzhöhe. Auch bei den Handgelenksgeräten ist die enspannte Sitzhaltung wichtig. Die Manschette muss genau nach den Angaben des jeweiligen Herstellers angelegt werden. Beim Messen muss das Gerät in Herzhöhe gehoben werden, indem man den Arm auf eine Unterlage oder in die Beuge des anderen Arms legt.
Sollte es geschehen, dass das Gerät nachpumpt, dann ist die Messung nicht korrekt. In diesem Fall sollte man nach einer Minute neuerlich messen.

Oberarmgeräte haben in der Regel die größeren, besser ablesbaren Displays, ihre Handhabung ist allerdings etwas umständlicher, weil man den Ärmel aufkrempeln muss. Auch ist es schwieriger, die Manschette selbst anzulegen.

Handgelenksgeräte wiederum verleiten dazu, schnell zwischendurch zu messen, ohne die nötige Ruhe. Ungeeignet sind sie für Personen mit Arteriosklerose oder mit Herzrhythmusstörungen, weil sie in diesen Fällen Fehlmessungen liefern.

  • Bei Erwachsenen sind Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg normal. Besonders der niedrige, diastolische Wert sollte dabei die 90 nicht überschreiten.
  • Bluthochdruck (Hypertonie) besteht bei einem diastolischen Blutdruckwert von mehr als 95 mmHG und/oder einem höheren, systolischen Wert von mehr als 160 mmHg.
  • Bei Werten von 140/90 bis 160/95, also zwischen dem normalen und dem erhöhten Bereich, spricht man von Grenzwerthypertonie. Eine Änderung des Lebensstils wird empfohlen.
  • Erhöhter Blutdruck ist erst dann krankhaft, wenn er mindestens vier Wochen auf hohem Niveau bleibt.
  • Liegt der systolische Druck unter 105 mmHg, bei gleichzeitigen Beschwerden wie Mattigkeit oder Schwindel, spricht man von niedrigem Blutdruck.

Gut leben mit dem Risiko: Die Ursachen sind bekannt – und die Sofortmaßnahmen im Grunde einfach.

Bluthochdruck ist in den meisten Fällen eine Folge des Lebensstils in den hoch entwickelten Industrieländern. Zu viel Fett und Salz im Essen, zu wenig Bewegung, dazu Stress, Lärm, Nikotin und Alkohol – dies ist eine unheilvolle Mixtur, die den Blutdruck in die Höhe treibt. Ob daraus anhaltender und somit krankhafter Bluthochdruck resultiert, ist allerdings meist anlagebedingt. Man spricht auch von primärer Hypertonie. Nur selten sind Krankheiten die Ursache (sekundäre Hypertonie). Und manchmal entsteht er als Nebenwirkung von Medikamenten wie der „Pille“, verschiedener Augen-, Husten- und Schnupfenmittel, Appetithemmer und Kortison.

Geringe körperliche Beschwerden

Heimtückisch ist, dass Bluthochdruck kaum körperliche Beschwerden mit sich bringt, wie etwa Kopfweh. Niedriger Blutdruck hingegen, der (außer bei kranken Herzkranzgefäßen) keine unmittelbare Gesundheitsgefahr darstellt, äußert sich sehr deutlich durch Flimmern vor den Augen, Schwindel, Kopfweh, Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Zur Bekämpfung von Bluthochdruck ist nicht zwingend die Verschreibung von Medikamenten erforderlich. Manchmal genügt es schon, ein paar Kilo abzunehmen und sich um eine vernünftigere Lebensweise zu bemühen, um Normalwerte zu erreichen. Wenn das nicht ausreicht, muss der Arzt weitere Schritte setzen.

Risiko reduzieren

Die folgenden Maßnahmen, deren Berücksichtigung günstige Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand haben, können auch dabei helfen, hohen Blutdruck zu senken beziehungsweise ihm vorzubeugen:

  • Gewicht reduzieren: Schon fünf Kilo weniger können den Blutdruck in manchen Fällen um bis zu 30 mmHg senken.
  • Bewusst ernähren: weniger tierische Fette, weniger Salz, dafür viel Obst und Gemüse.
  • Ausdauersport betreiben: regelmäßige Bewegung im Freien, wie Wandern, Schnellgehen, Schwimmen, Rad fahren, Skilanglauf.
  • Risikofaktoren meiden: Tabak- und Alkoholkonsum reduzieren, Stresssituationen vermeiden.
  • Keine Selbstbehandlung: ärztliche Ratschläge befolgen, Medikamente nicht eigenmächtig einnehmen oder absetzen!

B. Braun VertriebsgesmbH Austria, An den Langackern 5, A-2344 Maria Enzersdorf, (02236) 465 41-0
beurer: HTN GmbH, Polzing 12, A-4682 Geboltskirchen, (07732) 35 41-0
boso: Roche Diagnostics Roche Austria GesmbH,
Engelhorngasse 3, A-1210 Wien, (01) 277 87-0
Braun: Gillette Gruppe Österreich GmbH, IZ NÖ-Süd, Straße 2, Objekt M2, A-2355 Wiener Neudorf,
(02236) 620 08-0
Delwa Medizintechnik GmbH, Industriepark 3/12,
D-78244 Gottmadingen, (0049 7731) 79 88 30
IEM: Gepa-Med Medizintechnik GmbH, Sprengersteig 4, A-1160 Wien, (01) 489 63 53-0
MBO International Electronic GmbH, Degengasse 40, A-1160 Wien, (01) 484 73 30-0
Nais: Bständig Verbandstofffabrik GmbH, Ranftlgasse 9, A-1170 Wien, (01) 405 35 43-0
Omron: Rosner KG, Huschkagasse 8 A, A-1190 Wien,
(01) 320 02 11-0
Philips: Österreichische Philips Industrie GmbH, Triester Straße 64, A-1100 Wien, (01) 601 01-0
RR-Test: Herba Chemosan, Michelbeuerngasse 9 A,
A-1090 Wien, (01) 401 04-0

  • Selbstmessung wichtig. Sie verschafft einen aufschlussreichen Überblick, Beschwerden und Symptome lassen sich besser deuten, ungünstige Einflüsse erkennen und vermeiden. Entscheidend ist, regelmäßig und in Ruhe zu messen und schriftliche Aufzeichnungen zu führen.
  • Bedienungsfehler vermeiden. Vor dem Kauf das Gerät unbedingt ausprobieren und die Bedienungsanleitung
    penibel befolgen.
  • Richtige Manschettengröße. Die Manschette muss gut passen. Bei Bedarf kleineres oder größeres Modell wählen.
  • Knöpfe und Display. Vor allem ältere Menschen sollten darauf achten, dass die Bedienungsknöpfe ausreichend groß und übersichtlich angeordnet sind und dass die Anzeige auf dem Display gut erkennbar ist.
  • Kostenzuschuss von der Kasse. Möglicherweise beteiligt sich die Krankenkasse an den Kosten für das Blutdruckmessgerät. Fragen kostet nichts …

In Kooperation mit der Stiftung Warentest wurden getestet: 13 Blutdruckmessgeräte, davon 10 Geräte mit Handgelenksmanschette und 3 Geräte mit Oberarmmanschette. Alle Geräte sind mit automatischer Druckablassung, Pulsanzeige und digitaler Anzeige ausgestattet.

Abwertung

Das „Konsument“-Testurteil konnte nur 0,4 Bewertungsstufen besser sein als die Beurteilung der Messgenauigkeit. War diese „nicht zufriedenstellend“, konnte auch das Testurteil nicht besser sein.

Messgenauigkeit

Prüfung in Anlehnung an DIN 58 130 (Normentwurf vom Februar 2000 zur klinischen Prüfung von Blutdruckmessgeräten).
Invasive Vergleichsmessungen an 18 Patienten (8 Männer, 10 Frauen), wobei alle Geräte an allen Patienten geprüft wurden. Jeweils fünf Wiederholungsmessungen, Feststellung der Messwertdifferenzen zwischen der invasiven Messung (mittels Katheter in der Arterie) und der im gleichen Zeitraum vorgenommenen Prüfgerätemessung systolisch und diastolisch. Die so ermittelten Daten wurden statistisch ausgewertet. Als noch akzeptabel wurde eine Messung dann betrachtet, wenn sowohl systolisch als auch diastolisch die Messwertdifferenzen nicht größer als 10 mmHg waren.
Die hämodynamische Instabilität der Patienten wurde kontrolliert und bei den Bewertungen berücksichtigt. Die Patienten wiesen keine Herzrhythmusstörungen auf.

Handhabung

Fünf Prüfpersonen bewerteten Gebrauchsanweisungen, Anlegen der Manschette, Durchführung der Messung, Ablesen der Messwerte, den Abruf
gespeicherter Daten, Batteriewechsel. Darüber hinaus wurde die für eine
Messung benötigte Zeit ermittelt, wobei aus Vergleichsgründen ein Blutdruck von 120/80 zu Grunde gelegt wurde.

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