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Ärzte-Test: Diabetesberatung - Einstellungssache

  • Bei ersten Diabetes-Anzeichen sofort zum Arzt .
  • Gute Beratung ist von entscheidender Bedeutung .
  • Diabetes ist nicht heilbar, aber man kann sich gut darauf einstellen

Nur die Hälfte weiß davon

Weit über eine halbe Million Österreicherinnen und Österreicher leiden unter sogenanntem Alterdiabetes (Diabetes mellitus Typ 2), doch nur die Hälfte weiß davon. Hauptrisikofaktoren für den „Zucker“ sind Übergewicht, Bluthochdruck, eine gestörte Glukoseverwertung (Glukosetoleranz), Bewegungsmangel oder Vererbung. Zu Beginn verläuft die Krankheit beschwerdefrei.

Acht bis zehn Jahre bis zur ersten Diagnose

Bis sich erste Symptome bemerkbar machen und der Arzt die Diagnose stellt, vergehen durchschnittlich acht bis zehn Jahre. In vielen Fällen treten zu diesem Zeitpunkt bereits Augenveränderungen oder Nierenschäden auf. Wer nicht spätestens dann seine Lebensweise umstellt, dem drohen Fußamputation Erblindung, Herzinfarkt, Nierenversagen oder Schlaganfall.

Für Patienten mit erhöhtem Blutzuckerwert ist eine genaue Anamnese (Erhebung von Vorgeschichte, Krankheitsentwicklung und aktueller Befindlichkeit) unerlässlich. Sind die Risikofaktoren der Erkrankung bekannt, kann die Stoffwechselstörung durch eine Änderung des Lebensstils positiv beeinflusst werden. Aufklärung und Beratung durch den Arzt sind für den Diabetiker deshalb von entscheidender Bedeutung.

13 Ärzte im Test

Da in Wien zahlreiche Wahlärzte praktizieren, haben wir in unserem Test Wahlärzte für Allgemeinmedizin unter die Lupe genommen. Im Unterschied zu Kassenärzten können diese ihre Honorare frei festlegen. Die Krankenkassen erstatten dem Versicherten für die Behandlung 80 Prozent der Kosten, die ein Kassenvertragsarzt laut Honorarordnung verrechnen darf.

Viele Ärzte lehnen ab  

Die Auswahl der Mediziner erfolgte zufällig. Dabei zeigte sich allerdings, dass viele  Ärzte für eine Diabetesberatung nicht zur Verfügung stehen. Obwohl „Zucker“ inzwischen zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten gehört, stieß unserer Testperson immer wieder auf Ablehnung. Die telefonische Anfrage um einen Beratungstermin wurde mehrfach mit der Bemerkung abgewiesen, dass Diabetes nicht in das Fachgebiet des betreffenden Arztes falle.

Sehr unterschiedliche Honorare

13 Ärzte, die mit der Testperson einen Termin vereinbarten, nahmen sich für die Beratung zwischen 30 und 120 Minuten Zeit. Das in Rechnung gestellte Honorar variierte zwischen 0 und 180 Euro, wobei die Höhe des Betrages nicht von der Beratungsdauer abhängig war. So wurden für 45 Minuten einmal 43, einmal 100 und von einem Arzt sogar 180 Euro verrechnet.

Beratungsqualität weitgehend positiv

Die Bewertung der Beratungsqualität fällt weitgehend positiv aus. Drei Mal können wir ein „sehr gut“, sechs Mal ein „gut“, vier Mal ein „durchschnittlich“ vergeben. Pluspunkte sammelten alle Mediziner bei der Erhebung der Patientengeschichte, wo nur geringfügige Versäumnisse auszumachen waren. Qualitätsunterschiede machen sich bei der Untersuchung sowie der eigentlichen Diabetesberatung bemerkbar.

Nur einer maß den Bauch

Nur ein Mediziner sah sich beispielsweise veranlasst, den Bauchumfang der Patientin zu messen. Die Menge des Bauchfetts gilt jedoch als wichtiges Indiz zur Einschätzung des Diabetes-Risikos. Nur drei Ärzte untersuchten die Füße der Patientin eingehend. Dies ist besonders wichtig, da bei Diabetikern nicht selten Nervenschädigungen auftreten, die in Kombination mit einer gestörten Wundheilung zu Amputationen führen können. Versäumnisse konstatierten wir auch, was die Information über Diabetesschulungen angeht. Nur sechs Mediziner erteilten den Rat, eine Diabetesambulanz beziehungsweise einen Internisten aufzusuchen.

Bestnoten für Dr. Hajek

Am besten betreut fühlte sich unsere Testerin von Dr. Hajek. Der diplomierte Sport- und Ernährungsmediziner ging ausführlich auf die Krankheit und damit verbundene Risiken ein, beschrieb den Therapieverlauf, informierte über eine notwendige Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten und riet dazu, die Veränderungen des Lebensstils langsam und stufenweise in Angriff zu nehmen.

Füße kontrolliert

Die Untersuchung verlief sehr sorgfältig. So inspizierte Dr. Hajek die Füße der Patientin genau auf Verletzungen. Als einziger aller getesteten Mediziner dachte er daran, sowohl BMI als auch Bauchumfang aufzunehmen. Zudem klärte er über die weiteren Schritte auf: Überweisung zum Augenarzt, erneute Harnuntersuchung und – abhängig vom Befund – Überweisung an eine Diabetesambulanz beziehungsweise zum Internisten.

70 Minuten Beratung ohne Honorar

Ebenfalls mit „sehr gut“ schnitt Dr. Baniadam ab. Die Ärztin nahm sich für die Testperson 70 Minuten Zeit, ohne dafür ein Honorar in Rechnung zu stellen. Die körperliche Untersuchung der Patientin war ausführlich und genau. Mit dem Hinweis, dass in nächster Zukunft viele Arztbesuche notwendig würden, gab sie der Patientin den Tipp, sich einen Arzt in der Nähe ihres Wohnortes zu suchen. Außerdem empfahl Dr. Baniadam eine Diabetes-Ambulanz aufzusuchen.

Bei Dr. Hitsch fühlte sich unsere Testperson ebenfalls „sehr gut“ aufgehoben. Der nach anthroposophischen Leitlinien praktizierende Arzt riet, den erhöhten Blutzuckerspiegel schulmedizinisch in einer Diabetesambulanz oder beim Internisten abklären zu lassen und die Befunde beim nächsten Termin vorzulegen. Als einziger Arzt informierte Dr. Hitsch über die für Zuckerkranke empfohlenen Diabetesschulungen.

Sechs Mal „gut“

Im Test mit „gut“ wurden Dr. Buksnowitz, Dr. Bretis, Dr. Maurer, Dr. Eichenbaum, Dr. Pichler und Dr. Lechner bewertet.

Dr. Buksnowitz führte mit der Testperson ein ausführliches Anamnesegespräch und erläuterte, warum eine langsame und nachhaltige Umstellung des Lebensstils unumgänglich sei. Der Arzt ermahnte die Patientin, täglich den Nüchternblutzucker zu messen sowie ein Blutdruckprotokoll zu erstellen und überwies sie zum Augenarzt.

Dr. Bretis unterstützt Diabetespatienten nach eigenen Angaben lediglich begleitend. Die Homöopathin forderte die Patientin auf, den erhöhten Blutzucker schulmedizinisch abklären lassen und die Befunde bei der nächsten Untersuchung vorzulegen. Sie stellte eine Überweisung für eine Ultraschalluntersuchung von Ober- und Unterbauch aus und riet dazu, einen Internisten aufzusuchen. Vorschläge zur Umstellung der Ernährung wurden schriftlich festgehalten und der Patientin ausgehändigt.

"Kaufen Sie einen Hometrainer"

Dr. Maurer machte auf die Testperson ebenfalls einen kompetenten Eindruck. Der Arzt gab gute Erläuterungen zur Diabeteserkrankung. Als Tipp zur Umstellung der Bewegungsgewohnheiten und Abbau überflüssiger Pfunde riet er zum Kauf eines Hometrainers mit Coachfunktion. Dr. Maurer überwies die Patientin zur Untersuchung in ein Pilzambulatorium. Weitere Tests sollten bei der nächsten Konsultation folgen.

Dr. Eichenbaum punktete vor allem bei der Sorgfaltspflicht für ihre Patientin. Als die Testperson einen vereinbarten zweiten Termin platzen ließ, meldete sich die Ärztin telefonisch und mahnte eindringlich, die Krankheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sich auf jeden Fall in ärztliche Behandlung zu begeben.

Psyche, Ängste und Schlafsituation

Dr. Pichler ging besonders auf die Psyche, Ängste und Schlafsituation der Testerin ein. Als einer der wenigen Mediziner nannte er Kontaktstellen für Diabetesberatung und empfahl, eine Ambulanz beziehungsweise einen Internisten aufzusuchen.

Dr. Lechner erläuterte ausführlich den Therapieverlauf und die notwendige Umstellungen in der Ernährung. Die Untersuchung erfolgte in einer Zungendiagnostik nach der traditionellen chinesischen Heilkunde (TCM). Im Anschluss daran wies er die Patientin an, bestimmte Kräuterpräparate mit abnehmender Wirkung einzunehmen. Als einer von nur drei Ärzten kontrollierte er zudem die Füße der Patientin.

Vier Mal „durchschnittlich“

Dr. Zehetbauer, Dr. Polke, Dr. Frenzel und Dr. Kofler wurden mit „durchschnittlich“ bewertet.

Obwohl die Testerin sich telefonisch zur Diabetesberatung bei Dr. Zehetbauer angemeldet hatte, wurde sie erst beim Termin in der Praxis darüber informiert, dass Diabetes nicht in das Spezialgebiet des Mediziners falle, da sich dieser auf den Bewegungsapparat spezialisiert habe. Die Anamnese erfüllte der Mediziner dennoch „sehr gut“. Bei der Untersuchung der Patientin sowie der Diabetes-Beratung zeigten sich hingegen Versäumnisse. Immerhin nannte der Arzt zwei Internisten, an die sich die Testerin wenden sollte.

Wenig Beratung

Dr. Polke studierte die Laborwerte genau, ging aber nicht auf Entstehung und Hintergründe von Diabetes ein. Der Arzt händigte der Patientin mit dem Hinweis, 14 Tage lang den Blutzuckerspiegel zu messen, kostenlos ein Blutzuckermessgerät aus. Dazu verschrieb er ihr neben einem geeigneten Antidiabetikum auch ein blutdruck- und ein cholesterinsenkendes Mittel.

Mehr Aufmerksamkeit auf Nieren gerichtet

Dr. Frenzel betrachtet Diabetes nicht als lebensgefährliche Erkrankung. Die Ärztin äußerte – obwohl sie keine Untersuchung vorgenommen hatte – den Verdacht, dass die Patientin eine Wanderniere habe, und riet zu einer Röntgenuntersuchung der Nieren. Zudem gab sie der Testerin die Empfehlung für eine Familienaufstellung und die Lektüre von zwei Büchern, die sich mit Krebs befassen.

Viel Geld für unnötige Blutuntersuchung

Am wenigsten gut aufgehoben fühlte sich unsere Testperson bei Dr. Kofler. Die Ärztin nahm der Patientin Blut für eine Untersuchung ab, obwohl diese mehrfach auf einen bereits bestehenden Befund verwies. Die Kosten in Höhe von 803 Euro wurden dabei nicht erwähnt.

Risikofaktoren für Diabetes

Sie tragen ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken und sollten sich vom Arzt untersuchen lassen, wenn mehrere der folgenden Faktoren zutreffen:

  • Genetisch belastet: Bei einem Ihrer Blutsverwandten wurde bereits Diabetes festgestellt.
  • Bauch: Ihr Taillenumfang (auf Nabelhöhe) liegt über 88 cm (Frau) beziehungsweise 94 cm (Mann). 
  • Hoher Blutdruck: Es wurden Ihnen bereits Medikamente gegen Bluthochdruck verordnet. 
  • Erhöhte Zuckerwerte: Bei einer ärztlichen Untersuchung wurden erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt. 
  • Übergewicht: Ihr BMI liegt über 25 (Body-Mass-Index: ab 25 beginnt Übergewicht)). 
  • Kein Sport: Sie bewegen sich pro Tag weniger als 30 Minuten. 
  • Durst: Sie spüren vermehrt starken Durst. 
  • WC: Sie müssen verstärkt Wasser lassen. 
  • Müde: Sie sind häufig sehr müde. 
  • Abgenommen: Sie haben aus unerklärlichen Gründen stark an Gewicht verloren. 
  • Augen: Sie sehen immer wieder etwas verschwommen. 
  • Stress:  Sie erleben immer wieder Stress-Situationen. 
  • Nikotin:  Sie sind Raucher.

Diese Ärzte haben wir getestet

Dr. Maria Baniadam
Biberstraße 5
1010 Wien
Tel. (01) 409 52 64

Dr. Matthias Lechner
Schottengasse 9
1010 Wien
Tel. 0676 843 01 362

Dr. Ingrid Frenzel
Marokkanergasse 3
1030 Wien
Tel. (01) 40692 93

Dr. Wolf Polke
Theobaldgasse 7/10
1060 Wien
Tel. (01) 586 13 16

Dr. Heinz Hajek
Seidengasse 28
1070 Wien
Tel. (01) 512 23 66

Dr. Michael Buksnowitz
Lederergasse 16/3
1080 Wien
Tel. (01) 957 89 65

Dr. Erfried Pichler
Gilgegasse 16/8
1090 Wien
Tel. 0650 310 52 22

Dr. Karin Eichenbaum
Speisinger Straße 57–61/21
1130 Wien
Tel. (01) 804 30 34
Dr. Norbert Maurer
Kupelwiesergasse 16
1130 Wien
Tel. (01) 877 30 01

Dr. Gerlinde Bretis
Breitenseer Straße 20–22/17
1140 Wien
Tel. (01) 786 61 15

Dr. Gernot Zehetbauer
Gentzgasse 26/26
1180 Wien
Tel. (01) 479 98 00

Dr. Sonja Kofler
Obkirchergasse 38/4/1
1190 Wien
Tel. (01) 320 20 00

Dr. Reinald Hitsch
Endresstraße 94–96/5
1230 Wien
Tel. (01) 888 69 69

Die Testperson: Diabetes Typ 2

Bei unserer Testperson (53 Jahre alt) handelt es sich um eine bereits diagnostizierte, nicht insulinpflichtige, übergewichtige Diabetikerin (Typ 2). Die Testerin trat als Privatpatientin auf.

Diabetesberatung: Kompetent mit "Konsument"

  • Vorsicht:  Einen erhöhten Blutzuckerspiegel auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Diabetes ist eine Erkrankung, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann
  • Ernährung:  Achten Sie bei der Ernährung auf ausgewogene und kalorienbewusste Mischkost. Fett- und zuckerhaltige Lebensmittel sowie Nikotin und Alkohol möglichst meiden. Mehrmals täglich kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und viel Wasser und ungesüßten Tee trinken.
  • Bewegung:  Betreiben Sie regelmäßig ein moderates Körpertraining (Wandern, Fahrradfahren). Mit intensiverem Kraft- und Ausdauertraining sollte erst nach einer ärztlichen Untersuchung begonnen werden.
  • Diabetesschulung:  Wenn Ihnen Ihr Arzt von sich aus keine Informationen gibt: Fragen Sie nach Adressen für Diabetikerschulungen und -anlaufstellen.
  • Blutzuckermessung:  Messen Sie anfangs vor und nach dem Essen oder sportlicher Betätigung Ihren Blutzucker. So wissen sie wie Ihr Körper reagiert und können sich darauf einstellen.

 

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