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Rentenversicherungen, Marktübersicht Teil 1 - Besser wird`s nicht

  • Schlechtere Einstiegsbedingungen kommen
  • Garantierte Rentenleistungen entscheidend
  • Hohe Unterschiede bei den Kosten

Änderungen kommen

Wer jetzt noch keine hat … der muss nicht unbedingt eine abschließen! Aber wenn Sie ohnehin mit dem Gedanken spielen, ausgerechnet mit einer Rentenversicherung fürs Alter vorzusorgen, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt: Per 1. 1. 2006 wird die garantierte Verzinsung für neu abgeschlossene Lebens- und damit auch Rentenversicherungen von 2,75 auf 2,25 Prozent gesenkt. Weiters werden für zukünftige Rentenbeträge aktualisierte und wegen der steigenden Lebenserwartung ungünstigere Sterbetafeln herangezogen. Dadurch werden sich die Prämien bei Neuabschlüssen um 5 bis 15 Prozent erhöhen. Für die gleiche Prämie erhalten Sie eine niedrigere Rente.

Aufstockung möglich

Wenn Sie bereits eine Lebensversicherung haben, wäre eine Aufstockung bis zum Doppelten der Prämie möglich (falls Sie sich dies leisten können). Auch so können Sie noch von den alten, günstigeren Konditionen profitieren.

Garantierte Leistungen vergleichen

Bevor Sie zuschlagen, sollten Sie sich trotz aller Eile eingehend informieren. Daher haben wir uns die aktuellen Angebote für eine jüngere Person angesehen, die fürs Alter vorsorgen möchte (Modell 1), sowie für einen bereits Pensionierten, der per Einmalerlag eine sofortige Rente beziehen möchte (Modell 2, das wir in der nächsten Ausgabe vorstellen). Wichtig sind die garantierten Leistungen, denn nur mit diesen können Versicherte fix rechnen.

Umsichtig auswählen

Durch umsichtige Auswahl können Sie sich bis zu mehrere tausend Euro zusätzlich sichern. Umsichtig sollte die Wahl auch deshalb sein, weil eine Rentenversicherung Sie jahrzehntelang an den einmal geschlossenen Vertrag bindet. Wenn Sie den Vertrag später ändern wollen, etwa weil Sie länger als erwartet arbeiten müssen, verlieren Sie unter Umständen die zum Vertragsabschluss günstigeren Bedingungen. Und wenn Sie aussteigen müssen, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, kann das den teilweisen oder kompletten Verlust Ihrer bereits eingezahlten Beiträge bedeuten.

Prämie nicht zu hoch wählen

Daher sind Laufzeiten von 20 oder 30 Jahren mit Vorsicht zu genießen. Andererseits sollte, wer auf diese Weise vorsorgen will, nicht zu spät starten, und die Rentenversicherung ist ein seit Jahrzehnten bewährtes Modell, das sich auch im Vergleich mit der relativ jungen prämiengeförderten Zukunftsvorsorge gut schlägt. Was im Einzelfall besser geeignet ist, muss individuell entschieden werden. Ein Vorteil der Rentenversicherung ist aber zweifellos die größere Wahlfreiheit bei der Vertragsgestaltung. Sowohl bei der Höhe der Einzahlungen, die nach oben hin offen ist, als auch bei den Auszahlungsvarianten. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe von „Konsument“. Aber Vorsicht: Legen Sie sich die Latte nicht zu hoch! Gerade bei langen Bindungen lässt sich das Risiko von Verlusten zumindest verringern, wenn Einzahlungsbeträge gewählt werden, die selbst in finanziell schwierigen Zeiten noch leistbar sind.

Vorsicht vor Kuckuckseiern

Achten Sie bei der Auswahl einer Rentenversicherung auch darauf, dass Ihnen kein Kuckucksei untergejubelt wird. Rentenleistungen werden nämlich auch bei Er- und Ablebensversicherungen oder bei fondsgebundenen Versicherungen angeboten. Allerdings wird die Rente dort üblicherweise erst bei Rentenantritt kalkuliert – also nicht zu den bei Vertragsabschluss aktuellen günstigen Berechnungsgrundlagen –, und das bedeutet schlicht eine niedrigere garantierte Rente. Natürlich kommt auch noch die Gewinnbeteiligung dazu, aber wesentlich bei langfristigen Verträgen sind immer die fix zugesagten Ansprüche.

Wertanpassungen sollten beim Vergleich weggelassen werden: Derart hochgerechnete Ablaufleistungen sind ohne gleichzeitige Darstellung der Prämienentwicklung irreführend! Die garantierten Beträge sollten der wichtigste Anhaltspunkt bei Auswahl und Vergleich von Anbietern sein, denn ob die prognostizierten Gewinne einhaltbar sind, können die Versicherer heute nicht wissen. 

Kaum Informationen über Kosten

Eher im negativen Bereich rangieren die Rentenversicherer, wenn es um Angaben zu den Kosten geht. Mancher verwies auf die Rückkaufswerte, die Uniqa gab uns immerhin eine Bandbreite bekannt. Dass Kosten anfallen, steht außer Zweifel. Dazu zählen die Vertriebs- und Verwaltungskosten, darunter die Vermittlungsprovision; weiters die vierprozentige Versicherungssteuer sowie der Gewinnentfall, weil dem Versicherten alle diese Gebühren komplett zu Beginn der Laufzeit angelastet werden und die Prämien zunächst unverzinst bleiben. In den Angebotsunterlagen war dazu so gut wie gar nichts zu finden (lediglich Allianz, ÖBV, S-Versicherung und auch Uniqa erwähnen die Rückkaufswerte) – angesichts dieser Kostenfalle ein unhaltbares Informationsmanko.

Bessere Rückkaufswerte durch Kostenaufteilung

Dass damit auf die Dauer kein Staat zu machen ist, hat sich bereits in Deutschland gezeigt. Dort hat das Höchstgericht die Klauseln in Lebensversicherungsverträgen als intransparent und gesetzwidrig beurteilt. Danach hat sich aufgrund erfolgreicher Rückzahlungsklagen die Praxis durchgesetzt, die Abschluss- und Provisionskosten auf zumindest zehn Jahre zu verteilen, anstatt sie komplett zu Beginn der Laufzeit anzurechnen. Nun sind auch in Österreich schon einige Versicherer dazu übergegangen – mit der kundenfreundlichen Folge, dass damit bereits im ersten Jahr ein Rückkaufswert entsteht und vorzeitige Aussteiger nicht mit komplett leeren Händen dastehen.

Sparen durch jährliche Zahlungswesen und Direktionspolizze

Wie stark sich der Kostenfaktor auf den (garantierten) Ertrag auswirkt und wie groß die Unterschiede sind, lässt sich anhand unseres Modellbeispiels gut nachvollziehen (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis - „Traumurlaub statt Horrorkosten“). Die satte Differenz: 3800 Euro! Auch wenn es Ihnen die Anbieter beim Vergleichen vor Vertragsabschluss nicht leicht machen, die genauen Kosten zu eruieren, stehen Ihnen immerhin zwei Möglichkeiten offen, um die Kosten in jedem Fall zu verringern: Zahlen Sie jährlich (nicht monatlich) ein, das bringt bis zu 6 Prozent mehr Leistung! Und falls Sie sehr gut informiert sind und wirklich genau wissen, was Sie wollen, können Sie mittels Direktionspolizze (in der Tabelle mit (!) gekennzeichnet) Beratungskosten sparen und bis zu 7 Prozent mehr Rente erreichen.

Schlechtes Geschäft: Vorzeitige Auflösung

Wir bekämpfen überhöhte Verluste beim vorzeitigen Ausstieg aus Lebensversicherungen.

Aus einem Leserbrief: "Jetzt habe ich meine fondsgebundene Lebensversicherung schon vier Jahre, aber auf der Kontostandsmitteilung scheint wesentlich weniger Guthaben auf als ich eingezahlt habe.“ Bei Lebensversicherungen ist dies prinzipiell so, allerdings merkt man es – außer bei fondsgebundenen – nur beim vorzeitigen Ausstieg. In den ersten Jahren der Laufzeit zahlt der Versicherte nämlich mit seinen Prämien erst die Unkosten für den Vertrag, vor allem die Provision des Vermittlers. Man bekäme erst zur Hälfte der Laufzeit ungefähr das heraus, was man eingezahlt hat. Wer bis zum vereinbarten Ablauf versichert bleibt, ist von diesem Verrechnungssystem nur insofern negativ betroffen, als die Prämien in den ersten Jahren keinen Gewinn bringen, sondern zum Abstottern der Provision dienen.

Problem bei vorzeitigem  Ausstieg

Schmerzlich wird es aber für jene, die aus dem Vertrag vorzeitig aussteigen wollen oder müssen bzw. diesen stilllegen lassen. Dann fallen neben den so genannten Abschlusskosten oft noch weitere Abzüge an. Sie erhalten – wenn überhaupt – nur einen Bruchteil jenes Betrages, den sie an Prämien eingezahlt haben, den so genannten Rückkaufswert. Verluste in Höhe von über tausend Euro sind hier nicht ausgeschlossen (siehe dazu: Tabellen - "M&P Rentenversicherungen: Ansparvariante")!

Doch vielen Lebensversicherungskunden ist dieses Risiko nicht bewusst. Woher auch? Bei der Vermittlung zählt es aus nahe liegenden (Provisions-)Gründen nicht zu den Schwerpunktthemen, obwohl das wegen des massiven Verlustrisikos ebenso unentbehrlich wäre wie die Aufklärung bei Aktieninvestments. Und in den Versicherungsbedingungen werden die Nachteile oft ebenfalls nur mangelhaft erklärt.

Musterprozess möglich

Verschwommene Klauseln, unklare Bestimmungen – daraus lassen sich weder konkrete Kostenbelastungen noch die Höhe von Abschlägen herauslesen. Daher gehen wir im Auftrag des Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz mittels Abmahnungen und Verbandsklagen gerichtlich gegen die entsprechenden Bestimmungen in Lebensversicherungsverträgen vor. Dadurch soll in Zukunft besser informiert und für bereits rückgekaufte Versicherungen Geld zurückgezahlt werden.

Wer betroffen ist

Konkret geht es um Lebensversicherungen, die ab dem 1. 1. 1997 – bei unzulässigen Stornoabschlägen auch ab 1. 1. 1995 – abgeschlossen und in den letzten drei Jahren vorzeitig aufgelöst wurden oder seit Vertragsbeginn prämienfrei gestellt sind, und in deren Verträgen die Kosten unklar dargestellt wurden. Und schließlich sollte der Rückkauf nicht mehr als drei Jahre zurückliegen, sonst sind die Ansprüche verjährt.

Vorzeitige Auflösung: Angebot an Geschädigte

Haben Sie Ihre Lebensversicherung in den letzten drei Jahren vorzeitig aufgelöst oder prämienfrei gestellt? Dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung!

Wir analysieren Ihren Vertrag und schätzen ab, inwieweit die Ausstiegskosten überhöht waren. Danach intervenieren wir beim Versicherer. Zahlt dieser nicht und ist er auch nicht zum Verjährungsverzicht bereit, zeigen wir Wege zur klagsweisen Klärung auf. Für den Aufwand verrechnen wir 70 Euro je Vertrag.

Beratungshotline

Weitere Informationen gibt es bei unserer Beratungs-Hotline 0900 910 024 (max. € 0,68 pro Minute) oder unter www.verbraucherrecht.at . Sie können die Unterlagen auch direkt an unsere Rechtsabteilung faxen: (01) 588 77-75.

Rentenversicherung oder Zukunftsvorsorge?

Vor- und Nachteile im Vergleich zur prämiengeförderten Zukunftsvorsorge (PZV)

Rentenversicherung PZV
+ langfristige Garantieverzinsung und Garantie der Rechnungsgrundlagen (Sterbetafel) + staatliche Förderung
+ höherer garantierter Wert + komplette Steuerfreiheit
+ flexiblere Vertragsgestaltung + Kapitalgarantie
+ kein Limit der Prämienhöhe - begrenzte Einzahlungshöhe
+ steuerliche Absetzbarkeit - kaum Wahlmöglichkeiten
+ Betrag kann frei verwendet werden, falls doch keine Rente gewünscht (dann allerdings Steuernachzahlung) - bei Kapitalzugriff Rückzahlung der Förderung und Nachversteuerung
+ sichere Veranlagung durch strenge gesetzliche Vorgaben - hoher Aktienanteil von 40 Prozent, dadurch Verlustgefahr; problematisch bei Börsentief am Laufzeitende
- keine Steuerfreiheit - niedriger garantierter Wert (bei unserer Testannahme nur € 39.240,-)
- keine staatliche Förderung

Fast 3800 € Unterschied: Traumurlaub statt Horrorkosten

Unser Modell zeigt die Kostenunterschiede zwischen dem Versicherer mit der höchsten Garantiesumme und jenem mit der niedrigsten.

Die Differenz beträgt fast 3800 Euro - ein netter Polster für Extrawünsche im Ruhestand.

Versicherer ÖBV Wüstenrot
Prämiensumme
(was wurde einbezahlt)
36.000,- 36.000,-
Garantierte Vertragssumme 50.213,- 43.690,-
tatsächlicher Sparanteil pro Jahr
(= was vom Jahresbeitrag tatsächlich
veranlagt wird, der Rest sind Kosten)
1.069,- 943,-
Sparanteil gesamt (über 30 Jahre) 32.070,- 28.290,-
Kosten über 30 Jahre 3.920,- 7.710,-
Rendite pro Jahr 2,1 % 1,3 %

Rentenversicherungen - Kompetent mit Konsument

  • Änderung kommt.  In Kürze werden die Garantiezinsen gesenkt und ungünstigere Sterbetafeln (=Berechnungsgrundlage) verwendet.
  • Aufstocken erwägen.  Wenn Sie schon eine Rentenversicherung haben, können Sie diese zu den bisherigen guten Konditionen bis zum Doppelten aufstocken.
  • Mehrere Angebote einholen.  Bei Versicherern mit hoher garantierter Rente oder Auszahlungssumme.
  • Leistbare Beiträge wählen.  Wenn Sie die Versicherung vorzeitig auflösen müssen (wegen Arbeitslosigkeit, Scheidung, Geldbedarf), können Sie u.U. das eingesetzte Kapital verlieren.

So haben wir erhoben

Bei 11 Lebensversicherern haben wir Informationen mittels Fragebogen erhoben. Abgefragt wurden Angebote für zwei Personenprofile.

Ansparvariante:  35-jährige/r Angestellte/r, keine Vorerkrankungen, geboren am 1.5.1970, Prämie: 1200 Euro jährlich, Laufzeit: 30 Jahre).

Sofortverrentung:  Die Ergebnisse für Modell 2 veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe.

Die abgefragten garantierten und prognostizierten Werte sowie die Rückkaufswerte wurden in der Tabelle abgebildet. Entscheidendes Auswahlkriterium sind die garantierten Leistungen; die prognostizierten Leistungen beruhen nur auf Schätzungen.

Gewinnbeteiligung: Die Höhe der Gewinnbeteiligung zeigt, mit welchen Gewinnbeteiligungssätzen die derzeitigen Prognosen errechnet werden.

Rückkaufswerte: Die Rückkaufswerte nach 1, 3 und 10 Jahren verdeutlichen, dass manche Versicherer schon dazu übergegangen sind, die Abschlusskosten auf mehrere Jahre aufzuteilen (dann gibt es auch im ersten Jahr schon einen Rückkaufswert).

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