Die Oberbank möchte neue Wertpapierkunden gewinnen und bietet im Internet einen Depotcheck an. Beratung ist das aber keine.
„Setzen Sie auf die Geldanlage im Zeichen des Vertrauens“ lautet der neue Werbeslogan der Oberbank. Und weiter: „Überlassen Sie nichts dem Zufall. Sondern der Expertise Ihrer Oberbank.
Nur wer bei seiner Veranlagung auf eine ausgewogene Gewichtung aller Anlageklassen achtet, setzt auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Ertrag.“ Die Bank bietet an, das derzeitige Anlageportfolio zu analyiseren und daraus das für den Kunden ideale Depot zu berechnen – mit dem gratis Online-Check. Und damit man sich schnell entscheidet, winken 100 Euro für die Depotübertragung.
https://depotcheck.oberbank.at/
Im Praxistest
Wir haben für Sie die Probe aufs Exempel gemacht und zwei Depots mit unterschiedlichsten Werten eingegeben:
Depot 1: Mündelgeld - eher sichere Geldanlage - 90.000 Euro (90 Prozent) Anleihen - 10.000 Euro (10 Prozent) Bargeld |
Depot 2: Der Zocker - riskante Geldanlage - 100.000 Euro (100 Prozent) Aktien |
Zwei Anforderungen - einmal Mündelgeld, einmal Zocker -, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch kommt die Oberbank in ihrer maschinellen Lösung zwei Mal zum gleichen Ergebnis: Sie empfiehlt in beiden Fällen 45% Anleihen, 40% Aktien und 15% Bargeld.
Auf Kundenbedürfnisse vergessen
Bei der "Geldanlage im Zeichen des Vertrauens“ wurde leider ein wesentlicher Schritt bei der Ermittlung des idealen Depots übersehen: der Kunde! Gemäß Wertpapieraufsichtsgesetz ist die Bank nämlich verpflichtet, die Beratung immer im Kundeninteresse durchzuführen (§ 38: Verpflichtung zum Handeln im besten Interesse des Kunden). Und diese Anforderung vom Gesetzgeber bedeutet: zuerst ist der Kunde nach seinen Verhältnissen, seinen Erfahrungen, seinen Wünschen und seiner Risikoneigung zu befragen! Danach wird dann das so genannte Kundenprofil erstellt, das die Basis für die nachfolgende (!) Beratung ist.
Unser Fazit
Wir halten diese "Geldanlage im Zeichen des Vertrauens" für nicht sehr vertrauenswürdig. Die gesetzlichen Pflichten einer Bank sind Voraussetzung für eine kundenorientierte Beratung. Darauf hat die Oberbank leider vergessen.
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