Bare Münze - Finanz-Infos von KONSUMENT. - Diesmal: Vom Stock-Margin-Trading der Direktbank direktanlage.at können wir nur abraten.
Kaum ist die Finanzkrise einigermaßen ausgestanden, kommen bereits wieder hoch spekulative Anlageprodukte auf den Markt. Ein Beispiel ist das so genannte „Stock-Margin-Trading“, bei dem Anleger bei geringem Einsatz von Eigenkapital große Summen investieren können. Durch die Hebelwirkung lässt sich an der Kursentwicklung einer Aktie überproportional verdienen (Werbeaussage direktanlage.at). Das Risiko kann durch Setzen einer Stop-Loss-Order begrenzt werden. Das wiederum soll weitere Nachschusspflichten (Margin Calls) verhindern oder minimieren. Angeboten wird dieses Produkt vorerst für alle DAX-30 sowie die ATX 5- Aktientitel.
Aktien auf Pump
Stutzig sollte bereits machen, dass ein Kreditvertrag über 50.000 Euro zu einem Nominalzinssatz von 6,875% fixer Bestandteil dieser Anlage ist. Das bedeutet: Nur ein kleiner Teil des Kapitals mit dem spekuliert wird, wird durch eigenes Geld (Eigenmittel) finanziert. Für den Großteil wird ein Kredit aufgenommen. Noch klarer sieht man, wenn man nicht nur die Werbebotschaft, sondern auch die Risikohinweise studiert. Dort heißt es:
„Stock-Margin-Trading Geschäfte dienen ausschließlich der Spekulation bei höchstem Verlustrisko. Stock-Margin-Trading Geschäfte sind zu keinem anderen Zweck geeignet.“
Die Stop-Loss-Order, die angeblich das Verlustrisiko begrenzen kann, kann Verlust nämlich nicht wirklich abfedern. Wenn der Handel ausgesetzt wird oder der Aktienwert ausserhalb der Handelszeit der Börse absinkt, ist die Stopp-Loss-Order für den Kunden wertlos. Somit können Verluste doch schlagend werden. Auch das Damoklesschwert der Nachschusspflicht schwebt weiterhin über dem Anleger.
Böser Hebel
Wenn man nicht nur mit eigenem Geld spekuliert, sondern dafür auch einen Kredit aufnimmt, kommt es zur so genannten Hebelwirkung. So lassen sich nicht nur höhere Wertsteigerungen lukrieren, wie die Werbeaussendung von direktanlage.at glauben macht. Auch die Verluste können sich vervielfachen.
Das kann auch die Stopp-Loss-Order nur in geringem Maß verhindern. Direktanlage.at wählt als Beispiel einen Eigenmittelanteil von zehn Prozent. Der Stopp-Loss-Kurs ist je nach Eigenmittelanteil vorgegeben: Bei 10% Eigenanteil liegt das Stopp-Loss-Limit bei 5% unter dem Ankaufskaufkurs, bei 15% Eigenmittel bei 10% unter dem Kaufkurs.
Wirkungslose Risikobegrenzung
Fällt der Kurs tatsächlich auf zehn Prozent unter den Ankaufskurs, bedeutet dies bei 15 Prozent eingesetzem Eigenkapital einen Verlust von zwei Dritteln des Kapitals des Anlegers! Als effiziente Verlustbegrenzung kann man so etwas wohl nicht bezeichnen. In der Renditeberechnung sind außerdem die Zinsen für den Kredit sowie Spesen für Wertpapierankauf und Depot zu berücksichtigen.
Bei Overnight-Positionen steigt dieses Verlustpotenzial noch weiter. Bei einem Eigenmitteleinsatz von 35% liegt der Stop Loss 30 Prozent unter dem Kaufkurs. Hier liegt das Verlustrisiko also bei 85 Prozent der Eigenmittel zuzüglich Kreditzinsen und Spesen. Somit funktioniert der Hebel also in beide Richtungen. Bei Einsatz von 10 bzw. 15% Eigenmittel ist nur die Option Intraday möglich. Dies bedeutet, die Aktienposition wird nach 17:13 Uhr desselben Tages auf jeden Fall verkauft, egal, ob Verlust oder Gewinn eingefahren wurde. Ab Eigenmittelanteil von 20% ist auch die Option Overnight möglich. Hier beträgt die maximale Laufzeit 61 Tage.
Finger weg!
Unser Fazit: Hier handelt es sich um ein Produkt ausschließlich für Glücksspieler. Vor Stock-Margin-Trading können wir wegen des hohen Verlustrisikos nur warnen.