Wenn man angerufen wird, dass man einen Hauptgewinn gemacht hat, ist Misstrauen angebracht. Ein angeblicher Notar versucht vermeintlichen Gewinnern Geld via Western Union zu entlocken. Dieser Schmäh ist jetzt neuerlich im Umlauf.
"Sie haben einen Hauptgewinn gemacht“ erfuhr Herr Otto aus Wien am Telefon. "Rufen Sie gleich die Notariatskanzlei Schmid in Berlin an, dort erfahren Sie mehr“, flötete eine Frau Kaiser am anderen Ende der Leitung.
Streng geheim
Neugierig geworden, wählte Herr Otto die angegebene Nummer und wurde zu einem Herrn Dr. Seefellner verbunden, der ihm zu seinem Gewinn beglückwünschte: Entweder 48.000 Euro in bar oder einen Audi 5. Herr Otto gab vor, sich für das Geld zu interessieren. "Wunderbar, da sparen Sie viel Geld“ erwiderte der Herr Doktor. Die Ziehung habe nämlich aus steuerlichen Gründen in Istanbul stattgefunden und das Auto hätte von dort nach Österreich überstellt werden müssen.
Außerdem trug der angebliche Notar Herrn Otto strengstes Stillschweigen auf: „Das Finanzamt darf nichts von der Sache wissen, also erzählen Sie am besten niemandem davon“. Für die Übergabe in Wien sei aber eine Kaution von 650 Euro nötig, die nachher refundiert würde. Diesen Betrag solle Herr Otto via Western Union an eine Spedition in Istanbul überweisen. „Aber top Secret, bis Sie den Scheck in der Hand halten“.
Kaution ist futsch
Herr Otto hatte natürlich nicht vor, tatsächlich 650 Euro auf gut Glück ins Blaue zu schicken. Ihn machte stutzig, dass ihn der freundliche "Notar" nicht nach seiner Adresse gefragt hatte und er berichtete uns von seinem Erlebnis. Noch bedenklicher finden wir, dass hier eine Transaktion per Western Union gefordert wird. Dabei handelt es sich um einen Bargeldtransfer. Wenn das Geld ankommt, nimmt es der Adressat in Empfang und kann damit über alle Berge verschwinden. Später kann man den Betrag nicht mehr zurückfordern. Anders bei einer Zahlung mit Kreditkarte: Wenn man per Karte bei einem Online-Händler bezahlt, der sich als unseriös entpuppt und keine Ware liefert, wird das Geld von der Kreditkartenfirma anstandslos rückgebucht.
Vorsicht: Betrugsversuch!
Nicht umsonst warnt die durchaus seriöse Western Union ja davor, Geld an Personen zu schicken, die man nicht persönlich kennt. Wird also verlangt, den Kaufpreis, die Kaution oder sonst einen Geldbetrag via Western Union senden, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. Somit hat es auch durchaus seinen Sinn, dass der "Gewinner“ niemandem von seinem Glück erzählen soll. So schinden die Betrüger einen Zeitvorsprung heraus. Herr Otto dürfte nicht der einzige sein, der in diesen Tagen einen Anruf aus Berlin bekommt.
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