Fußball mit Nebenwirkungen
Es gibt Ereignisse, die man nicht übersehen kann, selbst wenn man möchte. Weihnachten zum Beispiel. Oder die Fußball-WM, die schon die längste Zeit ihre Werbung vorauswirft, was jeden Gedanken, es gehe um etwas anderes als ums Geld, ziemlich schrullig erscheinen lässt.
Konsument-Satiriker |
Was schert mich Frau, was schert mich Kind ...
Die lustigste Nebenwirkung, die solche Veranstaltungen mit sich bringen, ist die angebliche Sorge um die so genannten Fußballwitwen. Dabei wird von der Vorstellung ausgegangen, dass die Frauen rasch von innerer Leere und bohrender Langeweile befallen werden, sobald ihre Männer „Tooor!“-schreiend vor dem Fernseher hocken und vorübergehend nicht an ihr Schatziputzi denken.
... wenn wir beim Elferschießen sind?
Logisch wäre es, sich noch mehr Sorgen um Fußballwaisen
zu machen, doch davon hört man nichts. Vermutlich wird davon ausgegangen, dass
die Fußballwitwen ohnehin reichlich Zeit haben, sich um die Kinder zu
kümmern.
So rundet sich die Fußball-WM zu einem Klischee, in dem die
brüchig
gewordene Männerwelt noch in Ordnung zu sein scheint. Nach dem
Motto: Was schert mich Weib, was schert mich Kind, wenn die gerade beim
Elferschießen sind? Soll sein, eine WM dauert nicht ewig.
Lieber Bier ...
Nichts gegen
Männer, die mit einem Sechser-Tragerl Bier zu schicksalshaften TV-Abenden
schreiten, doch kann eine Weltmeisterschaft auch eine andere Art von Mannesmut
zum Vorschein bringen.
Der Satz „Fußball
interessiert mich überhaupt nicht“ kann, je nach Umgebung, irritierte Blicke
oder akuten Warmduscher-Verdacht auslösen.
...als Bücher
Und während des Endspiel-Fiebers bringt sich ein Mann mit der
Bemerkung „Keine Zeit, ich will endlich die neuen Essays von Franz Schuh lesen“
relativ sicher in den Geruch eines Sonderlings.
Es sei denn, er sagt das im
Kreise literarisch interessierter Fußballwitwen.