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Thunfisch und Wein: VKI keine moralische Anstalt - Editorial von VKI-Geschäftsführer Franz Floss

Gelegentlich müssen wir für unsere Arbeit harsche Kritik einstecken. - Ein Editorial von VKI-Geschäftsführer Franz Floss.

Franz Floss (Bild: Wilke)
 Geschäftsführer
Franz Floss

Leser rügten uns wegen unseres Tests Grüner Veltliner (Konsument 7/2010). "Wir haben in Österreich 700.000 alkoholgefährdete Menschen und der VKI hat nichts Besseres zu tun, als die besten Tropfen zu küren", schrieb uns ein verärgerter Abonnent, von Beruf Arzt, vor wenigen Monaten.

"Thunfisch stirbt aus und wir testen?"

Schon im Planungsstadium schlug dagegen unser aktueller Thunfischtest hohe Wellen. Diesmal war innerhalb der Belegschaft Sturmstärke 10 angesagt: "Der Thunfisch stirbt aus und wir führen eine Bewertung von Dosenthunfisch durch", waren viele Kollegen fassungslos.

Diese Einwände haben viel für sich: Alkohol ist problematisch, das steht außer Streit, und einige Arten von Thunfisch sind stark gefährdet. Warum testen wir solche Produkte trotzdem? Nun, wir sind keine moralische Anstalt, auch wenn der erhobene Zeigefinger manchmal recht praktisch wäre. Wir sagen, gestützt auf objektive Ergebnisse, was Sache ist – aber wir schreiben niemandem vor, was er kaufen soll. Als Verein für Konsumenteninformation (VKI) liefern wir kritischen Verbrauchern die nötigen Grundlagen, um eine Wahl treffen zu können. Die Entscheidung für oder gegen ein Produkt liegt aber bei jedem Einzelnen.

Ob es einem gefällt oder nicht: Thunfisch ist am Markt. Es würde mit Sicherheit keine Dose weniger verkauft, wenn wir uns darüber ausschwiegen. Sehr wohl aber besteht die Hoffnung, dass Käufer in Zukunft genauer schauen, was auf den einzelnen Fischdosen steht (siehe Ethik-Report Thunfisch), dass Kunden sich dafür interessieren, woher ihr Fisch kommt. Und dass Hersteller, die meinen, sich um klare Antworten herumdrücken zu können, auf  ihrer undeklarierten Ware sitzen bleiben.

Was denken Sie?

Was denken Sie: Sollen wir Produkte wie Thunfisch oder die umstrittenen SUV testen? Sagen Sie uns Ihre Meinung! Per E-Mail an leserbriefe@konsument.at oder an Redaktion Konsument, Verein für Konsumenteninformation (VKI), Linke Wienzeile 18, 1060 Wien.

Leserreaktionen

Aufklären

Sie klären den Konsumenten auf, dass er zwar ein gutes Produkt kauft, dessen Herstellung aus den unterschiedlichsten Gründen aber problematisch ist (Kinderarbeit, Ressourcenverschwendung …). Sie schreiben deshalb niemandem vor, was er kaufen soll oder nicht.

Hannes Partsch
E-Mail
(aus Konsument 12/2010)

Zustimmung

Natürlich sollen Sie weiterhin Produkte wie Thunfisch etc. testen! Ihre Tests sind super!

Herbert Kathrein
E-Mail
(aus Konsument 12/2010)

Unbedingt testen

Solange diese Produkte vom Konsumenten gekauft werden, ist der VKI nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, zu testen und auf Vor- und Nachteile hinzuweisen. Erfahrungsgemäß werden solche fragwürdigen Produkte am ehesten vom Markt genommen, wenn sie zu wenig verlangt werden.

Fritz Eberle
Innsbruck
(aus Konsument 12/2010)

Weitermachen

Gerade der Testbericht Thunfisch in Dosen hat mich in etlichen Belangen aufgeklärt und die Frage, ob Thunfisch noch gegessen werden soll/darf, doch klargestellt. Also bitte hier weitermachen.

Paul Schlichting
E-Mail
(aus Konsument 12/2010)

Dagegen

Ich bin strikt dagegen, beispielsweise SUV, Spritfresser, für die großteils eine sachliche Begründung fehlt, positiv zu testen und damit einen Kaufanreiz zu schaffen. Damit macht man sich zu einem Erfüllungsgehilfen einer Lobby, die argumentiert, sie befriedige ja nur Kundeninteressen.

Herbert Kaar
E-Mail
(aus Konsument 12/2010)

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