In den Ländern der europäischen Union wird Säuglingsanfangsnahrung und Säuglingsfolgenahrung auf Basis von Kuhmilch- und seltener mit Sojaeiweiß angeboten. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung warnt in einer Aussendung vor Sojaeiweiß in Säuglingsnahrung.
Nur mit ärztlicher Empfehlung
Demnach sollten Säuglinge Sojanahrung nur aus medizinischen Gründen im Fall von bestimmten Stoffwechselstörungen und nur mit ärztlicher Empfehlung bekommen. Grund: Sojabohnen enthalten pflanzliche Substanzen, deren Wirkung ähnlich jener von Hormonen ist. Konkret geht es um die in Sojabohnen enthaltenen Isoflavone. Diese sind dem weiblichen Hormon Estrogen ähnlich.
Datenlage ungeklärt
Wir haben an der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien nachgefragt. Auch Univ. Prof. Dr. Kurt Widhalm, Leiter der Abteilung für Ernährungsmedizin, empfiehlt: „Kindernahrung auf Sojabasis sollten Eltern aufgrund der derzeitigen Datenlage im ersten Lebensjahr vermeiden. Soja ist jedoch eine hochinteressante Substanz und in den USA gibt es damit gute Erfahrungen“, legt Widhalm nahe, keine voreiligen negativen Schlüsse zu ziehen, solange die Datenlagen nicht restlos geklärt ist. In einem Artikel für das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin über die „Sicherheit von Kindernahrung auf Sojabasis“ (ÖAIE 2007/ Widhalm K., Fussenegger D.) gibt Widhalm zu bedenken: „Für eine definitive Sicherheitsbewertung müssen kontrollierte Langzeitstudien abgewartet werden.“
Einfluss auf Mineralstoffe und Spurenelemente
Bei den Substanzen, die hormonähnliche Wirkung haben können, handelt es sich vor allem um Isoflavone, deren chemische Struktur Ähnlichkeit mit dem weiblichen Hormon Estrogen hat. Sojaeiweiß enthält Isoflavone in relativ hohen Mengen. Bei Säuglingen, die mit Sojanahrung ernährt werden, lassen sich höhere Isoflavon-Konzentrationen im Blut nachweisen, als bei Säuglingen, die Kuhmilchnahrung erhalten oder gestillt werden.
Estrogene Effekte bei Menschen wurden allerdings bisher noch nicht beschrieben. Im Gegensatz dazu stehen Tierexperimente. Versuche an Mäusen haben gezeigt, dass sich eine hohe Isoflavon-Zufuhr auf die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane, auf das Immunsystem und die Schilddrüse auswirkt. Tierversuche lassen sich jedoch nie eins zu eins auf den Menschen übertragen.