Unser Test über Nahrungsergänzungsmittel von Amway, Herbalife, FitLine, Juice Plus zeigte wenig schmeichelhafte Resultate. Vertreter der Branche machten daraus ein - Zitat - "erfreuliches Ergebnis". - Ein Kommentar von KONSUMENT-Redakteurin Dr. Elisabeth Spanlang.
E-Mail: Redakteurin Elisabeth Spanlang |
"Keine leeren Versprechungen", titelte Ende Februar 2013 eine Werbeeinschaltung in der "Niederösterreichischen Wirtschaft“, der Zeitung der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Anlass für den Beitrag war der Test über den Direktvertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM), den wir in KONSUMENT 2/2013 veröffentlicht hatten. Dort waren die Direktvertreiber und ihre Produkte nicht sonderlich gut weggekommen.
Veranstaltung als Gehirnwäsche
Wir kritisierten die Methoden, mit denen die zahlreichen Pillen und Säfte, die eigentlich kaum jemand braucht, um viel Geld an die Kunden gebracht werden. Und die suggestiven Massenveranstaltungen, aus denen Konsumenten häufig als neue "Berater“ herauskommen, grenzen unserer Meinung nach an Gehirnwäsche. Alles in allem also nicht gerade schmeichelhafte Ergebnisse.
Nur Lobenswertes!
Was lesen wir dazu im Verlautbarungsorgan der niederösterreichischen Wirtschaftskammer (hier der Artikel: Direktvertrieb: Keine leeren Versprechen)? Nur Lobenswertes! "Eine kritische Reportage zur Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln in der Zeitschrift KONSUMENT brachte ein sehr erfreuliches Ergebnis für die Direktberater“, wurde in der Anzeige ernsthaft behauptet.
Nur zwei Punkte positiv erwähnt
Darauf folgten die einzigen positiven Textpassagen unseres Tests. Auch von einem "Achtungserfolg“ war die Rede und davon, "dass Direktberater ihre Verantwortung nicht nur als Kaufmann, sondern auch als Berater ernst nehmen“.
Den kritischen Rest verschwiegen
Wir nehmen in Sachen NEM nichts und niemanden mehr ernst! In unserem kritischen Beitrag gab es genau zwei Punkte, die wir lobend hervorgehoben hatten: die Beratungsdauer beim Kauf von NEM und dass die uns angepriesen Produkte nicht mit krankheitsbezogenen Angaben beworben wurden. Das Erstere ist selbstverständlich, das Letztere schlicht verboten. Aus einer Selbstverständlichkeit und einer eingehaltenen Vorschrift eine Jubelmeldung zu machen, ist eine reife Leistung. Dabei den entscheidenden Rest eines kritischen Beitrags einfach unter den Tisch fallen zu lassen, auch.
Andererseits: Wer es nötig hat, sich mit ein paar aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten in einem Inserat selbst abzufeiern, ist sowieso nur eins: arm dran!