Kapsel oder Pad?
Bei der Entscheidung Kapsel oder Pad spielen in erster Linie kulinarische Vorlieben eine Rolle. Der Espresso aus den meisten Kapselgeräten ist stärker und bitterer und sollte mit einem feinen, dichten und geschmacksintensiven Schaum, der Crema, bedeckt sein. Die Wassermenge lässt sich allerdings so einstellen, dass neben Espresso auch ein deutlich schwächerer Verlängerter herausfließt. Der Kaffee aus den Padmaschinen hat da eine ganz andere Note. Er rinnt mit deutlich weniger Druck (1 bis 2 bar) aus der Maschine und wird mit deutlich mehr Wasser aufgebrüht. Das Ergebnis entspricht eher dem traditionellen Filterkaffee. Zwar bildet auch hier eine feine Crema – das optische i-Tüpfelchen eines jeden Espresso – doch diese ist weit weniger dicht und dazu auch noch weniger geschmacksintensiv.
Vergleich innerhalb der Gruppe
Da wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen wollen, sind die Testergebnisse in der Tabelle voneinander abgesetzt und auch so zu lesen. Bei den Kapselgeräten wurden die Espressi miteinander verglichen und bei den Padmaschinen traten die Filterkaffees gegeneinander an. Die Padmaschinen wurden stets mit einer Standardfüllung Senseo Classic gefüttert. So hätten sich Unterschiede im Geschmack eindeutig auf die Geräte zurückführen lassen, wenn es sie denn gegeben hätte. Doch beim Geschmack waren alle drei Produkte gleich gut.
Gerät und zugehörige Kapseln als Einheit
Bei den Kapselrivalen funktionierte diese Testmethode jedoch nicht. In die Cafissimo passen nur Tchibo-Hülsen, in die Maschine von Starbucks nur Verismo, in jene von Bosch nur Tassimo. Gerät und Kapsel bilden eine Einheit. Deshalb wählten unsere Tester je System eine vergleichbare mittelstarke Espressoröstung. Dass der Espresso von Lavazza aus der AEG Favola Cappuccino eine leicht metallische Note aufweist und zudem deutlich bitterer und verbrannter als die sensorisch guten Espressi schmeckt, kann also am Gerät oder am Kaffee liegen. Auch aus der Francis Francis-Maschine mit den teuersten Hülsen im Test (46 Cent) rinnt nur mittelmäßiger Espresso: Dieser schmeckt deutlich stärker verbrannt als die anderen und säuerlicher. Im Gegensatz dazu überzeugt der Kaffee aus den Nespresso-Geräten durch intensives und stark geröstetes Aroma. Auch die Crema ist bei beiden feinporig, fest und beständig.
Kapseln verhaken sich
Beim täglichen Gebrauch zeigen fast alle Maschinen gewisse Mängel. 320 Kaffees wurden aus jeder Maschine bezogen, das simuliert eine Nutzungsdauer von mehre- ren Monaten. Mal verhaken sich Kapseln, mal bleiben nasse Filtersäckchen im Träger kleben, mal tropfen die Düsen noch lange vor sich hin. Vor allem der WMF-Padautomat zeigt hier Schwächen. Abgesehen vom Putzaufwand bei kleckernden und tropfenden Modellen sind Portionsmaschinen jedoch äußerst wartungsarm. Das Wichtigste ist, dass sie ab und zu entkalkt werden, viel mehr ist nicht erforderlich. Wer Kapseln oder Pads mit Milchprodukten verwendet, sollte Träger und Düsen danach gründlich reinigen, damit sich keine Keime festsetzen.
Latte macchiato aus Milchpulver
Die für die Zubereitung von Latte macchiato und anderen Kaffeespezialitäten mit Milch angebotenen Produkte haben allerdings mit ihren italienischen Vorbildern wenig gemein. Tassimos Latte macchiato besteht aus einer Kapsel mit Espresso sowie einer zweiten mit einem flüssigen Milchkonzentrat, das an süße Kondensmilch erinnert. Starbucks Verismo setzt auf Hülsen mit Milchpulver; die Maschine macht daraus ein geschäumtes Getränk. Für Padgeräte werden fertig gemischte Kaffee-Milchpulver-Pads angeboten, zum Beispiel Café Latte von Senseo. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät: Neben Kaffee- und Milchpulver enthält das Pad Zucker, Fett, Trennmittel und künstliche Aromen. Im Ergebnis überzeugen derartige Produkte weder optisch noch geschmacklich.
70 Euro für ein Kilo
Beim Kaffeepreis haben die Padmaschinen die Nase deutlich vorn. Eine Tasse, gebrüht aus dem Senseo-Beutel, kostet etwa 21 Cent – macht rund 26 Euro das Kilo. Nespresso-Fans müssen sogar rund 70 Euro pro Kilo hinblättern. Die Kapseln von illy und Starbucks sind noch teurer. Nicht gerade klein sind auch die Preisunterschiede bei den Maschinen. Die günstigste gute für Pads, Philips Senseo HD 7825, kostet 90 Euro. Die preiswerteste gute Kapselmaschine (Melody 3 KP220) ist für rund 120 Euro zu haben. Ein weiterer Vorteil der Padautomaten liegt darin, dass man sich nicht an einen Kaffeeanbieter bindet. Die Pads haben eine Standardgröße und passen in jedes beliebige Gerät.
Unterschiedliche Konstruktion der Produkte
Anders die Kapselkonkurrenz: Hier konstruiert jeder Anbieter seine Produkte etwas anders. Der Kunde geht eine Art Zwangsehe mit dem System des Herstellers ein, für das er sich entscheidet. Das kann auf Kosten der Abwechslung gehen. Starbucks etwa vertreibt für seine Verismo nur drei verschiedene Espressoröstungen. Für die Anbieter ist die Kundenbindung äußerst lukrativ. Beim erfolgreichen Nespresso-System ist der Patentschutz mittlerweile ausgelaufen, was günstigere Anbieter auf den Plan gerufen hat. Auch beim Umweltschutz liegen die Pads haushoch voran. Sie bestehen aus Zellstoff und sind kompostierbar. Die meisten Kapseln werden aus Plastik gefertigt, die zudem oft noch einzeln in Folie eingepackt sind. Bei Nespresso bestehen die Hüllen aus Aluminium, für deren Herstellung extrem viel Energie benötigt wird. Ein besseres Gewissen kann sich immerhin verschaffen, wer die benutzten Alukapseln dem Recycling zuführt.