Jetzt kann man eine ganze Bibliothek mit 13.000 Büchern in die Tasche stecken. „Mit dem Reader hat Sony das Lesen revolutioniert!“ Mit solchen Worten bewarb Sony seinen E-Book-Reader PRS-505. Wir haben es angesehen: Es funktioniert soweit; Texte anhören kann man damit nicht.
Der E-Book-Reader ist ein Lesegerät, mit dem man elektronische Bücher lesen kann. Man könnte dies zwar auch über einen Computer oder über ein Handy, aber mit dem Reader ist es wesentlich komfortabler. Auch nach Aussage unserer Experten kommt es an das Lesevergnügen heran, das man empfindet, wenn man ein richtiges Buch in den Händen hält.
Leichter und kleiner als viele Bücher
Das Gerät wiegt 260 Gramm und misst 175x122x8 mm – leichter und kleiner als viele Bücher. Der Reader verfügt über ein Achtgraustufen-Display und eine Auflösung von 600x800 Pixel. Die auf Textdarstellung optimierte E-Ink-Technologie ermöglicht eine flimmerfreie Darstellung auf dem Display, das auch ohne Beleuchtung auskommt: Es begnügt sich mit der Reflexion des Umgebungslichts. Lesen wird so tatsächlich zu einem augenfreundlichen Vergnügen, auch aus spitzem Winkel oder bei grellem Sonnenlicht. Lediglich bei Dunkelheit benötigt man eine Leselampe oder eine spezielle Leuchtauflage, die man als Zusatzausstattung erstehen kann.
Braucht wenig Energie
Weiterer Vorteil der E-Ink-Technologie: Man benötigt zur Benutzung fast keine Energie, nur zum Umblättern wird der Akku beansprucht. Laut Hersteller reicht eine Akkuladung für 6800 mal Umblättern – man könnte damit also zehn dicke Wälzer lesen. A propos: Ein Ladegerät ist im Preis von 299 Euro nicht inbegriffen. Dafür muss man sich auch kein spezielles Gerät zulegen, jedes Ladegerät mit USB-Anschluss kann dafür verwendet werden.
Auch PDF, Word, RTF und TXT
Der Reader besitzt einen internen Speicher von 192 MB – damit können ca. 160 Bücher im ePub-Format abgelegt werden. Mit Speicherkarten (MemoryStick oder SD Karte) lässt sich die Kapazität auf 16 GB erweitern – genug, um sich eine Bibliothek von 13.000 Büchern anzulegen. Der Reader unterstützt neben dem E-Book-Format ePub auch PDF, Word, RTF und TXT.
Schrift vergrößern
ePub hat den Vorteil, dass die Seiten auch beim Vergrößern der Schrift richtig umbrochen werden: So wird immer eine ganze Seite angezeigt (wie in der Textverarbeitung auf einem PC), und man muss nicht jedes Mal nach rechts scrollen, um eine ganze Zeile lesen zu können. Auch das kann als Vorteil des Readers gesehen werden: viele ältere Leser haben Probleme, die kleine Schrift mancher Bücher zu lesen, beim Reader kann die Schrift einfach vergrößert werden.
Bedienung relativ einfach
Auch die Bedienung ist relativ einfach, es gibt allerdings auch nicht viel zu bedienen – man wählt ein Buch aus und dann muss nur mehr umgeblättert werden. Das wird dem Reader auch angekreidet: Es ist ein reines Lesegerät, es gibt keine weiteren Funktionen, auch Anhören (wie bei einem Hörbuch) ist nicht möglich. Man benötigt einen Computer, um E-Books aus dem Internet oder von einem Speichermedium auf den Reader laden zu können. Und man kann auch keine Notizen machen oder Texte bearbeiten. Das Gerät hat lediglich eine einfach Bookmark-Funktion, man kann also Lesezeichen setzen.
Das unterscheidet den Sony-Reader von anderen Angeboten auf dem Markt. Das bekannteste ist Kindle. Der Reader von Amazon wird mittlerweile auch nach Europa ausgeliefert. Auf dem heimischen Markt ist seit einigen Monaten Hixbooks präsent, der Lesegeräte über Partnerbuchhandlungen vertreibt.
Bücher von Thalia, Morawa und buchmedia
Sony bietet selbst keine elektronischen Bücher an, sondern kooperiert mit den heimischen Buchhandelsketten Thalia, Morawa und buchmedia. Dort bzw. über die Internet-Portale dieser Händler können E-Book-Dateien bezogen werden. Derzeit ist das Angebot noch auf einige hundert Bücher aus unterschiedlichen Sparten (von Krimis bis Fachbüchern) beschränkt. Man gesteht auch zu, dass man sich derzeit noch in der Pionierphase befinde. Der Preis eines E-Books soll sich an der jeweils günstigsten Ausgabe des gedruckten Buches orientieren. Nicht gerade eine Mezzie, wenn man bedenkt, dass die Herstellungskosten einer elektronischen Datei ungleich geringer sind als die eines Druckwerkes.
Offen ist auch noch die Frage des Kopierschutzes. Theoretisch könnte das Kopieren der E-Books stark beschränkt werden. Zu hoffen ist, dass die Buchverleger aus den Fehlern der Musikbranche gelernt haben, die mit allzu restriktiven Kopierbedingungen illegale Tauschbörsen im Internet erst so richtig groß gemacht haben.
Mehr auf www.gutenberg.org
Eine legale Möglichkeit, Bücher aus dem Internet zu laden, gibt es allerdings. Über www.gutenberg.org lassen sich heute schon zahlreiche Bücher downloaden. Das Projekt Gutenberg hat es sich zur Aufgabe gestellt, Bücher, dessen Copyright abgelaufen ist, zu digitalisieren und im Internet zur freien Verfügung zu stellen – in der Regel erlischt das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Auch hier gilt: Das Angebot (vor allem deutschsprachiger Literatur) ist noch relativ überschaubar.
Zielgruppe Leseratten
Zielgruppe des E-Book-Readers sind Leseratten, die auch unterwegs gerne mehrere Bücher mit sich führen. Ob die Menschen künftig auch daheim auf das Schmökern in einem gedruckten Buch verzichten wollen, ist eher zu bezweifeln. Neugierige mögen sich den Reader jetzt schon zulegen, es ist aber sicher nicht unvernünftig, abzuwarten, wie sich der E-Book-Markt weiter entwickelt.