So ändern sich die Zeiten. Früher hieß es „Ohne Geld koa Musi“, heute muss man beim Einkaufen damit rechnen, dass es „Kein Geldausgeben ohne Gedudel“ gibt - mehr dazu in unserem Bericht [ " Musikberieselung - Mitten ins Ohr " ].
Dröhnung im Lauf
Vielleicht ist es ein Glück, dass das durchschnittliche Ohr in der modernen Konsumgesellschaft ziemlich abgestumpft ist. Im normalen Tagesablauf bringt man leicht ein paar Stunden Pop und Schlager zusammen, teils freiwillig, teils unfreiwillig. Vielen reicht das nicht, die verpassen sich sogar dort eine Dröhnung, wo es relativ still wäre, zum Beispiel beim Laufen in der Natur.
So gesehen wäre es fast komisch, wenn ausgerechnet beim Einkaufen der Geräuschpegel stark sinken würde. Man stelle sich das vor: In einem schwach besuchten Supermarkt herrscht bleierne Stille, die Sonderangebote brüten dumpf vor sich hin, weit entfernt hört man unheilvoll ein Einkaufswagerl quietschen – da hallt es plötzlich wie ein Schuss, weil ein Packl Reis umgefallen ist! Da ist es schon lustiger, wenn man ausgerechnet beim Verlassen einer Filiale hört, dass „Baby come back“ halblaut von der Decke rieselt. Aber solche Zufälle sind selten.
Sonderprüfung im Advent
Natürlich steht neben dem Gedudel die Frage im Raum, ob sich die Kunden durch Musik dazu verleiten lassen, mehr oder teurer einzukaufen als geplant. Mag sein, aber wer als Kunde König sein will, muss Verantwortung für sich selbst tragen. Man höre kurz auf das Gesäusel und sage sich: Jetzt erst recht nicht!
Eine Sonderprüfung ist der Advent. Es ist wirklich das Letzte, wenn man von „Last Christmas“ etc. beschallt wird, bis man sich eine Weihnachtslied-Allergie eingefangen hat. Das arme Verkaufspersonal! Als Kunde sollte man erste Anzeichen ernst nehmen. Sobald eine innere Stimme auf gewisse Lieder mit „Net schon wieder!“ reagiert, wird es Zeit, den Shopping-Tempel zu verlassen.