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Skischuhe - Schmerzfrei auf der Piste

Skischuhe im Test: Die 300-Euro-Preisklasse überzeugt durch Qualität, doch das individuelle Anpassen der Skischuhe an den Fuß ist nur bedingt möglich. Dafür gibt es spezielle Systeme.

Lesen Sie auch unseren Preisvergleich: Skigebiete in Österreich 12/2012 und Skischuhanpassung 3/2012

Wer am Ende des Skitages froh ist, endlich aus den Schischuhen herauszukommen, hat mit Sicherheit das falsche Paar an den Füßen. Der Wunsch nach Komfort ist natürlich legitim, aber nur dann, wenn er mit guter Passform und festem Fersensitz bei gleichzeitiger Zehenfreiheit einhergeht. Komfort bedeutet bei Skischuhen auf keinen Fall, einfach eine Nummer größer zu kaufen, denn wenn man im Schuh "schwimmt“, hat man die Ski nicht mehr im Griff.

Test: Skischuhe um 300 Euro

Wer keine Fußprobleme hat, sollte in der ge­testeten Preisklasse von rund 300 Euro fündig werden. Es handelt sich um die verkaufs­stärkste Gruppe von Skischuhen, mit ausgewogenem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie zielt auf die Ansprüche guter Freizeitskifahrer ab.

Innenschuhe anpassen

Was kann man nun von dieser Mittelklasse erwarten? Nachdem sich der Fuß nicht an den Schuh anpassen kann, wird viel Wert auf individuelle Einstellmöglichkeiten gelegt. Mittlerweile Standard sind die thermoverformbaren Innenschuhe, die sich in einem gewissen Ausmaß an die Fußform anpassen lassen.

Head und Atomic mit variablen Leisten

Head und Atomic haben, das zeigt unser Testbericht, zusätzlich variable Leistenbreiten: Bei Head geht man mit einem Inbusschlüssel ans Werk, während Atomic mit einem Gummieinsatz im Schuh arbeitet, der bei ­breiteren Füßen nachgibt. Tecnica wiederum hat das "Air-System“ entwickelt, bei dem man den Innenschuh im Fersenbereich aufpumpen kann. In der Praxis konnten wir weder Vor- noch Nachteile erkennen, allerdings stellt sich die Frage nach der Haltbarkeit der integrierten Luftpumpe.

Kanting: X- oder O-Beine ausgleichen

Kanting ist das nächste Stichwort. Es bedeutet, dass die seitliche Schaftneigung an die Neigung des Unterschenkels angepasst werden kann. Anders gesagt: X- oder O-Beine werden ausgeglichen, sodass die Sohle des Skischuhs vollflächig in der Bindung steht.

Eine weitenverstellbare Manschette bieten im Test lediglich die zwei Damenmodelle von Salomon und Head. Bei stark ausgeprägten Waden kann es sinnvoll sein, darauf zu achten.

Zwei oder vier Schnallen?

Zwei oder vier Schnallen?

Auffällig ist, dass fast alle aktuellen Skischuhmodelle mit vier Schnallen ausgestattet sind. Nur Atomic beschränkt sich auf zwei entsprechend breitere am Rist und am Schaft, was sich aber im Test weder positiv noch negativ bemerkbar gemacht hat.

Schließkraft der Schnallen

Ein interessantes ­Detail am Rande ist die Schließkraft der Schnallen im Labortest. Bei manchen Modellen muss man um einiges mehr an Kraft aufwenden, um sie zu schließen. Die Teilurteile bewegen sich hier zwischen „sehr gut“ und „durchschnittlich“, das Herrenmodell von Rossignol erhielt das einzige „weniger zufriedenstellend“ im Test. Davon abgesehen ist aber die Bedienung der Schnallen durch deren Form und Anordnung bei allen Skischuhen komfortabel.

Feinjustierung möglich

Sämtliche Schnallen verfügen über eine Feinjustierung („Mikroregulierung“), es gibt also nicht nur die üblichen Einrastpositionen, sondern man kann durch Heraus- oder Hinein­drehen der Schnalle eine noch genauere Anpassung der Weite vornehmen. Falls das zu wenig ist, kann man teilweise auch die Position der Schaftschnallen verändern. Um von all diesen Möglichkeiten profitieren zu können, lässt man sie sich am besten vom Händler erklären bzw. müssen manche Anpassungen (Kanting und thermoverformbarer Innenschuh) ohnehin von diesem durchgeführt werden.

Komfort eines Skischuhes

Rutschhemmung der Sohle getestet

Erstmals wurde auch die Rutschhemmung der Sohle bewertet, die nur bei zwei Modellen ­etwas zu wünschen übrig ließ (Note "durchschnittlich“).

Trotz allem gelang es den beiden Atomic-Modellen sowie dem Damenmodell von Tecnica nicht so recht, unser Skiteam zu überzeugen. Zu wenig Halt im Schuh geht mit unzureichender Kraftübertragung auf den Ski einher. Am schlechtesten schnitt diesbezüglich jedoch das Herrenmodell von Tecnica ab. Fast durchwegs "weniger zufriedenstellend“ in diesen Bereichen ist alles andere als eine Empfehlung.

Komfort beim Ein- und Aussteigen

Zum Komfort eines Skischuhs zählt weiters, wie leicht man ein- und aussteigen kann. Das gelingt bei Raumtemperatur grundsätzlich besser, weil der Kunststoff der Außenschale weicher ist. In kaltem Zustand sind einige Schuhe deutlich sperriger, bis hin zum Damenmodell von Rossignol, bei dem das Ein- und Aussteigen kaum zu bewältigen ist, weil die Kunststofflaschen der harten Schale am Rist blockieren. Da hilft auch die Grifflasche an der Zunge nichts, die an sich eine sehr hilfreiche Einrichtung ist und mittlerweile zur Standardausstattung der Skischuhe gehört.

Wärmeisolierung

Unterschiedlich ist auch die im Labor gemessene Wärmeisolierung der Testmodelle. Zum Ausgleich kann man eventuell zu einer Sohlenheizung greifen. Viele Modelle sind dafür vorbereitet, d.h. sie haben eine Öffnung an der Ferse des Innenschuhs, die das Verlegen des Kabels erleichtert.

Testtabelle: Skischuhe Herren

Testabelle: Skischuhe Damen

Individuelle Skischuhanpassung

Thermoverformbare Innenschuhe eignen sich nur für geringe Korrekturen. Je stärker ein Fuß vom Durchschnitt abweicht, desto schwieriger wird es, im regulären Sortiment fündig zu werden.

Individuelle Skischuhanpassung (Bild: Strolz Skischuh)Ob breiter Vorderfuß, schmale Ferse, hoher oder flacher Rist, Hallux, Fersenüberbein, starke Waden, besonders stark hervor­stehende Knöchel oder Operationsnarben – es gibt zahlreiche Varianten, die das Tragen von Skischuhen zur Qual werden lassen.

Deshalb gibt es Systeme, die eine sehr indi­viduelle Skischuhanpassung ermöglichen. Das hat allerdings seinen Preis (ca. 450 bis 900 Euro). Andererseits tauscht man einen ­Skischuh, der drückt, wesentlich früher und öfter aus als einen gut sitzenden.

In einem Praxistest in der Saison 2011/12 hat ein Team des VKI die damals auf dem Markt befindlichen Systeme im Detail begutachtet. Die Komplettfassung finden Sie in unserem Test Skischuhanpassung 3/2012.

Klassiker stammt von der Firma Strolz

Der Klassiker unter den Komplettsystemen stammt von der Firma Strolz, deren selbst gefertigte Skischuhe aus mehreren Modulen (Schale, Schaft, geschäumter Innenschuh, ­Einlagesohlen) zusammengestellt werden und die quasi eine Maßanfertigung darstellen. Diese Lösung ist optimal für Problemfüße. Die Anpassung ist allerdings zeitaufwendig und das Schuhdesign ist weniger ansprechend.

Fischer setzt auf verformbare Außenschale

Die Firma Fischer wiederum setzt auf eine Außenschale, deren Kunststoff in erwärmtem Zustand verformbar und so dem Fuß anpassbar ist („Vacuum Fit“-Technologie). Das ­funktioniert gut, allerdings konnte zum Test­zeitpunkt nur der untere Teil der Schale, nicht aber der Schaft angepasst werden (Nachteil bei starken Waden).

Nachjustierungen: nicht bei jedem Schuh möglich

Die Innenschuhschäumung ist eine gängige Möglichkeit der Skischuhanpassung. Bei der teureren Lösung werden Schale, Innenschuh und Einlagesohle individuell zusammengestellt, bei der preisgünstigeren verwendet man die Schalen vorhandener Skischuhe und bestückt sie mit Innenschuhen, wie sie z.B. von der Firma Boot Doc und Comform´able angeboten werden. Das Ergebnis kann in ­beiden Fällen durchaus überzeugen, allerdings ist es nur schwer möglich, Nachjustierungen vorzunehmen, und nicht jede Schale ist dafür geeignet. Wichtig ist auf jeden Fall ein eingehendes Beratungsgespräch.

Zusammenfassung

  • Skischuhe ausprobieren. Im Idealfall fahren Sie die neuen Skischuhe sofort Probe und können bei Bedarf nachjustieren lassen. Am einfachsten geht das bei einem Kauf vor Ort.
  • Komfortabel oder sportlich. Der Flexwert hilft bei der Schuhwahl: je höher der Wert, desto härter die Schale und desto sportlicher der Schuh. Allerdings ist der Flexwert nicht genormt und nur für den Vergleich von Modellen derselben Marke geeignet.
  • Nicht kalt fahren. Die Schuhe sollten vor dem Anziehen warmgehalten werden.
  • Innenschuhe entfernen. Spätestens nach Urlaubsende die Innenschuhe herausnehmen und trocknen, um Gerüche und Schimmelbildung zu vermeiden.
  • Trocken lagern. Skischuhe mit geschlossenen Schnallen an einem dunklen, trockenen Platz aufbewahren.

Testkriterien

Im Test: Damen- und Herrenmodelle der Preisklasse um rund 300 Euro.

Funktionsprüfung

Kraft- und Bewegungsübertragung beim Skilauf: Die Schuhe wurden auf präparierten Pisten gefahren. Bewertet wurden Fahren, Schwingen und Steuern; Halt im Schuh: Es wurde der Fersenhalt und der Schafthalt beurteilt.

Komfort: Das Ein- und Aussteigen wurde im Stehen und im Sitzen mehrmals durchprobiert. Die Schuhe wurden sowohl in warmem Zustand (Lagerung bei 20 °C +/–5 °C) als auch in kaltem Zustand (Lagerung bei –5 °C +/–1 °C probiert.

Schnallen: Die Handhabung und der im Labor gemessene Kraftaufwand der Schließeinrichtungen wurden wie oben in kaltem und warmem Zustand beurteilt.

Zusatzeinrichtungen wie Gehfunktion, Verstellmöglichkeiten (Tuningelemente) etc. waren auf ihre Funktion zu überprüfen. Das Herausnehmen und Einsetzen des Innenschuhs war zu beurteilen. Gehen und Stehen, inkl. Auf- und Absteigen auf Stiegen, war unter Berücksichtigung der Zusatzeinrichtungen (Entriegelungen), aber mit geschlossenen Schnallen zu beurteilen.

Technische Prüfung

Schließkraft der Schnallen: Der Kraftaufwand zum Schließen der Schnallen wurde gemessen.

Rutschhemmung der Sohle: Die Prüfung erfolgte entsprechend der ÖNORM EN 13287:2004. Der zu prüfende Schuh wurde auf die Bodenfläche gestellt, mit einer gegebenen Vertikalkraft belastet und horizontal gegenüber der Bodenfläche bewegt (oder die Bodenfläche wurde horizontal gegenüber dem Schuh bewegt). Die Reibungskraft wurde gemessen und der dynamische Reibungskoeffizient berechnet. Die Prüfstücke wurden vor der Prüfung bei 23 (+/–2) °C und einer relativen Luftfeuchte von 50 (+/–5) % nach EN ISO 20344 konditioniert und die Prüfung wurde innerhalb von 30 Minuten nach der Entnahme aus diesem Normklima durchgeführt.

Als Prüfbedingung wurde Vorwärtsgleiten der Ferse bei im Winkel auf der Bodenfläche aufgesetztem Schuh gewählt.

Die Prüfungen erfolgten auf einem Boden aus Keramikfliesen unter Verwendung einer Detergenslösung mit einer Massenfraktion von 0,5 % Natriumlaurylsulfat in entmineralisiertem Wasser.

Wärmeisolierung: In den bei Raumtemperatur (23 °C) gelagerten Skischuh wurden vorgewärmte (36 °C) Stahlkugeln entsprechend ISO 3290 eingefüllt und der Schuh wurde am Kragen verschlossen. Danach wurde das Prüfgut in einem Klimaschrank mit einer Raumtemperatur von –20 °C und 60 % r.-F. eingebracht und für 5 Minuten konditioniert. Im Anschluss daran wurden sofort mit einer Thermografiekamera Aufnahmen zu Feststellung des Wärmeverlustes vorgenommen.

Anbieter

Atomic Austria GmbH
Lackengasse 301
A-5541 Altenmarkt im Pongau
06452 39 00-7572
www.atomicsnow.com

Dalbello Sportschuh GesmbH
Rummerweg 1
A-5600 St. Johann im Pongau
06412 53 60-0
www.dalbello.it

Fischer Sports GmbH
Fischerstraße 8
A-4910 Ried im Innkreis
07752 909-621
www.fischersports.com

Head Austria GmbH
Tyroliaplatz 1
A-2320 Schwechat
01 701 79-303
www.head.com

Lange Verkaufsbüro Österreich
Valiergasse 62/1
A-6020 Innsbruck
0512 364 585
www.langeskiboots.com

Nordica: Tecnica Group Austria GmbH
Klausgasse 32
A-5730 Mittersill
06562 45 10-0
www.nordica.com

Rossignol Österreich GmbH
Valiergasse 62/1
A-6020 Innsbruck
0512 36 45 85
www.rossignol.at

Salomon Österreich GmbH
Göllstraße 24
A-5082 Grödig
0662 45 55 47-100
www.salomon.com

Tecnica: Tecnica Group Austria GmbH
Klausgasse 32
A-5730 Mittersill
06562 45 10-0
www.nordica.com

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