Zum Inhalt
Frau hat Handy in der Hand, darauf zu sehen ein VPN-Logo
Wie privat ist ein VPN-Service wirklich? Bild: Wright-Studio / shutterstock.com

VPN-Dienste - Anonymität ist relativ

VPN steht für virtuelles privates Netzwerk. Eine VPN-Verbindung errichtet eine von der Außenwelt abgeschottete, anonymisierte Internetverbindung, auch Tunnel genannt. So hat man bei Verwendung öffentlicher WLAN-Hotspots eine Absicherung gegen unerwünschtes Mitprotokollieren des eigenen Datenverkehrs. 

Weiters wird die eigene IP-Adresse (quasi die Postadresse des Geräts im Internet) durch eine andere ersetzt, man ist also auf den ersten Blick anonym. Außerdem kann man mittels VPN-Ver­bindung einen anderen geografischen Standort vorgeben und so auf das ­An­gebot ausländischer Streamingplattformen oder Mediatheken zugreifen.

Der nachstehende Artikel stammt aus dem aktuellen KONSUMENT-Buch "Sicher im Internet?" Darin schildern wir Mittel und Wege, wie Sie bei der Nutzung von Smartphone und Computer Ihre Privatsphäre besser schützen, Ihre Daten sichern und Bedrohungen erkennen und abwenden können.

Netzwerkzugriff

Der ursprüngliche Zweck eines VPN ist ein anderer – nämlich der, vom Homeoffice aus einen abgesicherten und uneingeschränkten Zugriff auf das Firmennetzwerk zu haben oder eine Firmenfiliale mit dem Netzwerk der Zentrale zu verbinden. Die drei für den Privatbereich interessanten Nutzungs­szenarien sind später dazugekommen.

Funktionsweise

Wenn Sie im Browser eine Internetseite aufrufen, sich bei einem Benutzerkonto anmelden oder ­einen Begriff googeln, dann geht diese Anfrage direkt an den Zielserver, auf dem die Informationen liegen. Mitgeschickt werden Daten wie Standort, Betriebssystem, Browser und IP-Adresse Ihres Geräts.

Ist ein VPN-Dienst aktiviert, dann wird die Anfrage an einen der Server des VPN-Anbieters geschickt, der sie an den Zielserver weiterleitet. Die dort eintreffende IP-Adresse und der Standort sind somit jene des zwischengeschalteten VPN-Servers und nicht Ihre eigenen. Der von Ihrem Gerät ausgehende Datenfluss wird verschlüsselt. Ein möglicher Angreifer, der sich im selben WLAN wie Sie befindet, kann zwar feststellen, dass Daten verschickt werden, aber nicht, wohin sie gehen; und er kann sie nicht entziffern. Wobei man dazusagen muss, dass dieses Problem dank der standardmäßigen Website-Verschlüsselung (https) mittlerweile in den Hintergrund getreten ist.

Schwachstellen

Dazu kommt, dass die Aussicht auf Anonymität und Datenschutz etwas trügerisch ist. Es handelt sich um keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Ohne zusätzliche Maßnahmen reicht die Verschlüsselung nur bis zum VPN-Server. Solche Server werden vom VPN-Dienst in der Regel vor Ort in verschiedenen, auch außereuropäischen Ländern angemietet. Von allfälligen Angreifern, die an diesem Punkt ansetzen könnten, abgesehen, könnten je nach lokaler Gesetzeslage auch Behörden auf diese Server zugreifen.

Archiv - Illustration hoher schwarzer Regale voll mit weißen Aufbewahrungsboxen, davor eine dünne braune Leiter die nach oben ragt
VPN-Dienste können selber Daten sammeln. Der Umgang mit diesen ist unterschiedlich. Bild: Andrey-VP / shutterstock.com

Sammeln von Nutzungsdaten

Bewusst sein muss einem weiters, dass zwar Google & Co weniger Daten geliefert bekommen, die VPN-Dienste selbst aber ebenfalls Nutzungsdaten sammeln und die Aktivitäten ihrer Kund:innen im Internet nachvollziehen können. Je nach Firmensitz, Datenschutzbestimmungen und Gesetzeslage ist der Umgang mit diesen Daten unterschiedlich.

Ausgetrickst

Man muss auch darauf hinweisen, dass es Möglichkeiten gibt, die Anonymisierung per VPN-Dienst auszutricksen; etwa indem ein Bestandteil einer bereits aufgerufenen Internetseite nachträglich geladen wird. So wird dann die tatsächliche IP-Adresse preisgegeben. Manche Streamingdienste nutzen solche technischen Tricks und erkennen, dass es sich um einen vorgetäuschten Standort handelt.

Tipp

Falls eine Mediathek-App dies­bezüglich Probleme macht: Löschen Sie den App-Cache. Dann "vergisst" die App, dass Sie bereits versucht haben, ­Inhalte abzurufen.

Konzept Datenschutz und Identität - Weltkarte, darüber Sprechblasen und Quadrate mit Mensch-Symbol in unterschiedlichen Transparenzstufen
Die Anonymisierung kann auch ausgetrickst werden, um die echte IP-Adresse preiszugeben. Bild: kentoh / shutterstock.com

Nicht zwingend notwendig

Ein VPN-Dienst ist nicht unbedingt erforderlich. Er kann infolge der Datenverschlüsselung und Standortverschleierung in öffentlichen WLANs die Sicherheit er­höhen; und er bringt einen zusätzlichen Nutzen, wenn man auf Streaminginhalte aus dem Ausland zugreifen möchte. Versprechen in Richtung absoluter Ano­nymität im Internet muss man jedoch aus technischen Gründen relativieren. Unbedingt achten sollte man auf die Datenschutz­bestimmungen des VPN-Anbieters und einen wählen, der seinen Firmensitz in Europa oder noch besser im EU-Raum hat.

Sobald man den Computer aufdreht oder das Handy zur Hand nimmt, ist es mit der Anonymität vorbei: Spam- oder Phishing-Mails, Virenattacken, Betrugsversuche, Cookies und das übermäßige Sammeln persönlicher ­Daten – wir alle sind mit den Schattenseiten des Internets und der sozialen Medien konfrontiert. Unser Buch "Sicher im Internet" zeigt Mittel und Wege, persönliche Dokumente und Daten ­besser zu schützen, und liefert leicht umsetzbare Anleitungen zur Absicherung von Geräten und Privatsphäre.

KONSUMENT-Buch: "Sicher im Internet"
KONSUMENT-Buch: "Sicher im Internet" Bild: VKI

KONSUMENT-Buch: "Sicher im Internet?"

Sobald man den Computer aufdreht oder das Handy zur Hand nimmt, ist es mit der Anonymität vorbei: Spam- oder Phishing-Mails, Virenattacken, Betrugsversuche, Cookies und das übermäßige Sammeln persönlicher ­Daten – wir alle sind mit den Schattenseiten des Internets und der sozialen Medien konfrontiert. Das Buch "Sicher im Internet?" zeigt Mittel und Wege, persönliche Dokumente und Daten ­besser zu schützen und liefert leicht umsetzbare Anleitungen zur Absicherung von Geräten und Privatsphäre.

160 Seiten | 25 € (+ Versand)

Bestellung in unserem Online-Shop oder via kundenservice@konsument.at | Tel. 01 588 774 | Fax 01 588 77-72.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

E-Mails und Datenschutz - Sorgsamer Umgang

E-Mails und Datenschutz - Sorgsamer Umgang

Mittel und Wege, wie Sie bei der Nutzung von Smartphone und Computer Ihre Privatsphäre besser schützen, Ihre Daten sichern und Bedrohungen erkennen und abwenden können.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang