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Uber - Der Taxischreck

, aktualisiert am

Uber nutzen oder es lieber sein lassen? Wenngleich das Online-Taxi mitunter günstiger ist als ein konventionelles Taxi, sprechen viele Gründe dagegen.

Das Unternehmen sieht sich als Revolutionär des Stadtverkehrs und hat in aller Unbescheidenheit den Namen Uber gewählt – abgeleitet vom deutschen Wort „über“ im Sinne von „überragend“, „über den anderen stehend“ oder auch schlicht „super“. Die alteingesessene Taxibranche schäumt vor Wut, wenn sie den Namen der Firma nur hört. Die mittlerweile auf zahllosen Smartphones präsente Uber-App ist eine sogenannte disruptive Technologie, eine digitale Neuheit, die einen ganzen Wirtschaftszweig ins Wanken bringt.

Mancherorts bereits verboten

Die Nutzer haben zweifellos zahlreiche Vorteile, allen voran den im Vergleich zum herkömmlichen Taxi oft viel günstigeren Fahrpreis. Andererseits ist Uber wegen seiner fragwürdigen Geschäftspraktiken höchst umstritten. In vielen Ländern ist Uber mittlerweile teilweise oder sogar komplett verboten. Auch andere Argumente – betreffend den Datenschutz, die Ausbildung der Fahrer oder den Versicherungsschutz während der Fahrt – sprechen gegen den Dienst.

Vermittlung per Handy-App

Dass die Firma so groß und mächtig geworden ist, das verdankt sie einer ebenso ein­fachen wie genialen Idee: Fahrten per Handy zu vermitteln. Die Gründer entwickelten eine App, die Fahrer und Kunden zusammenbringt. Anstatt wie bisher ein Taxi per Handzeichen oder Telefon zu rufen, genügt ein Fingertipp am Handy. Via GPS ermittelt die Technologie, welcher verfügbare Wagen dem Kunden gerade am nächsten ist. Dem Fahrgast wird in der App angezeigt, wie schnell das Auto bei ihm ist und wie viel die Fahrt kostet. Die „beste“ Route sowie der Preis sind schon vorab festgelegt.

 

 

Kundendaten

Prompt zur Stelle

Wird das Taxi per Tipp am Smartphone bestellt, ist es in der Regel prompt vor Ort. Der Fahrer fährt die ihm vom System vorge­gebene Strecke. Abgerechnet wird über Kreditkarte oder PayPal. Das bedeutet unterm Strich, dass Uber es seinen Kunden denkbar leicht und komfortabel macht. Ein paar Wischgesten am Handy, keine Sorge da­rüber, ob der Fahrer einen Umweg fährt, um mehr zu verdienen, und Bargeld muss man auch keins dabeihaben.

Preise von mickrig ...

Ein paar wichtige Details zum Preis: Dieser ist zu allen weniger gefragten Fahrzeiten unschlagbar günstig. Eine dreieinhalb Kilo­meter lange Strecke in Wien, etwa vom Augarten zur Volksoper, ist zeitweise um drei Euro zu haben. Sogar das Trinkgeld spart sich der Sparefroh, denn welches zu geben, ist bei Uber kein wirkliches Gebot.

... bis horrend hoch

Wer sich dagegen in der Silvesternacht, bei massivem Schneefall oder während eines Ausfalls der öffentlichen Verkehrsmittel ein Uber-Taxi bestellt, erlebt sein blaues Wunder. Da steigen die Preise auch für noch so kurze Fahrten ins Astronomische. So berichten Wiener Nutzer, dass sie am letzten Abend im Jahr für eine Fahrt innerhalb der Stadt über hundert Euro berappen mussten. Grund für die schwankenden Preise ist, dass sie sich – wie im Börsensystem – an Angebot und Nachfrage orientieren. Stehen die Uber- Autos überall in der Stadt herum, weil niemand eines braucht, gibt es Fahrten zu Schleuderpreisen. Wollen plötzlich alle hin- und herkutschiert werden, wird es horrend teuer. Dynamic Pricing wird das auf Neudeutsch genannt; diese dynamische Preisgestaltung kommt in immer mehr Bereichen des Handels zur Anwendung, vor allem im Internet.

Seltsame Preisberechnung

Es spielen wahrscheinlich auch noch andere Faktoren bei der Preisgestaltung eine Rolle. So soll Uber Medienberichten zufolge den Akkustand seiner Kunden ausgelesen und all jenen, die nur noch wenig Strom im Handy hatten, einen höheren Preis berechnet haben. Ein bald nicht mehr benutzbares Smartphone erhöht die Bereitschaft, mehr zu bezahlen, um das Zehnfache, wie die Prog­rammierer im Unternehmen herausfanden.

Kreativer Datenverwerter

Generell bleibt dem Kunden verborgen, was Uber mit den vielen Daten anstellt. In den AGB lässt sich die App den Zugriff auf allerhand Infos bewilligen, darunter nicht nur die üblichen personenbezogenen Daten. Auch die Namen und Kontaktangaben des Adressbuchs im Handy werden abgerufen, die Geräteinfo sowie Anruf- und SMS-Daten. Und auch von anderen Quellen holt sich Uber Infos über seine Kunden. Vom jeweiligen Zahlungsdienstleister etwa, und bei der Verwendung von Uber for Business (Geschäftskunden-Fahrdienst) sogar vom Arbeitgeber.

Mit der Einwilligung in die AGB erteilt der Nutzer Uber eine uneingeschränkte Lizenz zur Nutzung seiner Daten. Er erlaubt auf deren Basis Analysen, Tests und Forschungsarbeiten sowie die Überwachung von Nutzungstrends. Kurzum: Erklärt man sich erst einmal mit den Bedingungen einverstanden, darf Uber so ziemlich alles mit den Daten anstellen.

Tiefer Einblick in Privatleben

Wie kreativ das Unternehmen in Sachen Datenverwertung ist, hat es bereits bewiesen. Schon vor vier Jahren wurde bekannt, dass ein bestimmter Firmenzirkel über eine interne Software namens „God View“ jederzeit überprüfen kann, wo sich Fahrgäste gerade aufhalten und welche Fahrten sie wohin unternommen haben. Ein Manager prahlte sogar damit, kritische Journalisten mit Details aus deren Privatleben unter Druck setzen zu können. Damals versprach Uber, sich künftig an die Datenschutzbestimmungen zu halten. Doch erst unlängst warf ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma vor, nichts an den Praktiken geändert zu haben.

Auch mit „lustigen“ Statistiken fiel der Dienstleister bereits auf – etwa, als er ver­öffentlichte, in welchen Vierteln amerikanischer Städte die meisten One-Night-Stands stattfinden. Und sogar staatliche Behörden trickste Uber aus: Ein eigens dafür entworfenes Programm nutzte bestimmte Daten, um Mitarbeiter von öffentlichen Stellen zu identifizieren. Bestellungen, die den Verdacht nahelegten, von verdeckten Kontrolleuren zu kommen, wurden daraufhin nicht an­genommen.

Fahrer und Taxibranche unter Druck

In der Kritik steht Uber auch aus anderen Gründen: Im Gegensatz zur Taxibranche handelt es sich um ein bisher kaum reglementiertes Gewerbe. Mit der Schar an Uber-Fahrern ist ein Prekariat entstanden, das, wie einer der Fahrer erzählt, „wie wild“ arbeitet und dabei kaum etwas verdient. Ein Viertel des Bruttopreises streicht Uber selbst ein; und das bei Preisen, bei denen manchmal nicht einmal die Fahrtkosten gedeckt sind. Von Stundenlöhnen von 3,80 Euro ist die Rede, von überlangen Schichten, von Fahrern, die ihr Handy 80 Stunden in der Woche beobachten, um ja keine Aufträge zu verpassen. „Es ist nur ein Taschengeld, was wir da verdienen“, „wir werden ausgenutzt“ oder „eine neue digitale Sklaverei“, ist von den Fahrern zu hören. Dabei setzen sie nicht nur sich selbst, sondern die ganze Taxibranche unter Druck und unterminieren hart erkämpfte Arbeitsrechte. Zahlreiche Taxler arbeiten nebenbei noch bei Uber. Einer davon hält den Kritikern entgegen, es sei besser, herumzufahren und wenig Geld zu verdienen, als mit 20 anderen Taxlern an einem Standplatz zu warten.

Info zu Uber

Info zum Unternehmen

Uber ist ein Dienst, der Fahrten in über 600 Städten weltweit via Smartphone-App oder über die Website vermittelt. Das Unternehmen bietet die Dienste UberX und UberBlack, die Fahrgäste an Mietwagen mit Fahrer vermitteln. UberPop vermittelt private Fahrer mit eigenem Auto. UberTaxi arbeitet mit regulären Taxis. Dabei behält die Firma bis zu 25 Prozent des Fahrpreises an Provision ein.

Unterschiedliche Regelungen für Taxis und Uber

Das Unternehmen schreibt kontinuierlich rote Zahlen – 2016 betrug der Verlust rund 2,6 Mrd. Euro. Das nimmt Uber in Kauf, um seine Expansion voranzutreiben. Vielerorts ist Uber verboten, darf nur mit Einschränkungen fahren oder befindet sich im Rechtsstreit. Gar nicht mehr tätig sein darf Uber beispielsweise in Italien und den Niederlanden. Auch hierzulande laufen mehrere Klagen, bisher ohne Erfolg. Aktuell arbeitet Uber in Österreich ausschließlich mit konzessionierten Mietwagenbetreibern und ist daher auch einer ganz anderen Gesetz­gebung unterworfen als Taxifahrer. So sind Mietwägen anders versichert als Taxis. Sie dürfen die Taxispuren oder deren Parkplätze nicht nutzen. Die Fahrer können mehr Stunden am Stück arbeiten und müssen keine Taxiprüfung ablegen. Seit heuer wird in Wien auch der Essenslieferdienst UberEats angeboten, und noch vor Ende 2017 soll eine Art Sammeltaxi namens UberPool starten.

Stellungnahme von Uber

Nach der Veröffentlichung unseres Beitrags zu Uber ist auf der KONSUMENT-Seite von Facebook unter den Nutzern eine interessante Diskussion entbrannt. Uber hat reagiert.

Die Fronten waren ziemlich klar: Es gab die eindeutigen Befürworter und die eindeutigen Gegner – und beide hielten sich zahlenmäßig die Waage. Zeitgleich ist Uber Österreich mit dem Wunsch einer schriftlichen Stellungnahme an uns herangetreten, die wir – im Sinne der Ausgewogenheit und weil das Thema offensichtlich bewegt – hier auszugsweise veröffentlichen, aber bewusst unkommentiert lassen.
Ihr KONSUMENT-Team

Stellungnahme von UBER-Österreich

„[…]. Uber arbeitet in Wien ausschließlich mit professionellen Mietwagen- und Taxiunternehmern zusammen, die den staatlichen Lizenzierungsprozess durchlaufen und sich als verlässlich erwiesen haben. […].

In mehr als 600 Städten weltweit verlassen sich Menschen auf die Uber-App […]. Insgesamt kommt es so täglich zu mehr als 10 Millionen Fahrten. […]. Viele Nutzer geben an, dass sie neben dem Preisvorteil die Transparenz der App und die Sicherheit während der Fahrt als wichtige Kriterien erachten. […].

Uber setzt Technologie dafür ein, um Augenhöhe zwischen dem Fahrer und dem Konsumenten herzustellen. Das bedeutet zunächst einmal, dass ich als Konsument, bevor ich einsteige, genau weiß, wie viel die Fahrt kosten wird, wie der Fahrer heißt, wie er aussieht und wie das Nummernschild seines Fahrzeugs lautet. Außerdem kann ich all diese Information nach Abschluss der Fahrt mit nur einem Klick in der App wieder abrufen. Sollte einmal etwas schiefgehen, auch wenn es nur ein vergessener Regenschirm ist, kann ein Nutzer sofort mit dem Fahrer oder mit Uber Kontakt aufnehmen […].

Auch während der Fahrt bedarf es der Transparenz. Denn als nicht ortskundiger Fahrgast ist man darauf angewiesen, dass der Fahrer nach bestem Wissen und Gewissen die optimale Strecke wählt. Bei Uber ist dieser Vertrauensvorschuss nicht notwendig, denn es wird sowohl dem Fahrer als auch dem Fahrgast die beste Route auf dem Handy angezeigt. […].

[…]. Bei Uber bekommen Nutzer schon vorab den finalen Fahrpreis angezeigt. Am Ziel angekommen, wird der Betrag automatisch von der hinterlegten Kreditkarte abgebucht. […].

Nach Abschluss der Fahrt bekommt jeder Uber-Nutzer eine E-Mail, in der festgehalten ist, wann er mit wem wohin gefahren ist. Darüber hinaus ist darin auch die Route, die genommen wurde, auf einer Karte eingezeichnet und der exakte Fahrpreis aufgeführt. Sollte der Konsument also auch erst am nächsten oder übernächsten Tag in die Mail schauen und entdecken, dass beispielsweise ein Umweg gefahren wurde, so kann er dies mit wenigen Knopfdrücken in der App bei Uber melden und erhält die Preisdifferenz zurück.

[…]. Das Herzstück unserer App [ist] das 5-Sterne-Bewertungssystem. Dadurch, dass jede Fahrt im Nachhinein bewertet werden kann, profitiert ein Nutzer von den Erfahrungen hunderter vorheriger Fahrgäste. Damit hat jeder Fahrer den Anreiz, ein gutes Service anzubieten, weil er weiß, dass er sich so langfristig eine Reputation aufbauen kann […].“

Andreas Weinberger
General Manager Uber Österreich

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