Prompt zur Stelle
Wird das Taxi per Tipp am Smartphone bestellt, ist es in der Regel prompt vor Ort. Der Fahrer fährt die ihm vom System vorgegebene Strecke. Abgerechnet wird über Kreditkarte oder PayPal. Das bedeutet unterm Strich, dass Uber es seinen Kunden denkbar leicht und komfortabel macht. Ein paar Wischgesten am Handy, keine Sorge darüber, ob der Fahrer einen Umweg fährt, um mehr zu verdienen, und Bargeld muss man auch keins dabeihaben.
Preise von mickrig ...
Ein paar wichtige Details zum Preis: Dieser ist zu allen weniger gefragten Fahrzeiten unschlagbar günstig. Eine dreieinhalb Kilometer lange Strecke in Wien, etwa vom Augarten zur Volksoper, ist zeitweise um drei Euro zu haben. Sogar das Trinkgeld spart sich der Sparefroh, denn welches zu geben, ist bei Uber kein wirkliches Gebot.
... bis horrend hoch
Wer sich dagegen in der Silvesternacht, bei massivem Schneefall oder während eines Ausfalls der öffentlichen Verkehrsmittel ein Uber-Taxi bestellt, erlebt sein blaues Wunder. Da steigen die Preise auch für noch so kurze Fahrten ins Astronomische. So berichten Wiener Nutzer, dass sie am letzten Abend im Jahr für eine Fahrt innerhalb der Stadt über hundert Euro berappen mussten. Grund für die schwankenden Preise ist, dass sie sich – wie im Börsensystem – an Angebot und Nachfrage orientieren. Stehen die Uber- Autos überall in der Stadt herum, weil niemand eines braucht, gibt es Fahrten zu Schleuderpreisen. Wollen plötzlich alle hin- und herkutschiert werden, wird es horrend teuer. Dynamic Pricing wird das auf Neudeutsch genannt; diese dynamische Preisgestaltung kommt in immer mehr Bereichen des Handels zur Anwendung, vor allem im Internet.
Seltsame Preisberechnung
Es spielen wahrscheinlich auch noch andere Faktoren bei der Preisgestaltung eine Rolle. So soll Uber Medienberichten zufolge den Akkustand seiner Kunden ausgelesen und all jenen, die nur noch wenig Strom im Handy hatten, einen höheren Preis berechnet haben. Ein bald nicht mehr benutzbares Smartphone erhöht die Bereitschaft, mehr zu bezahlen, um das Zehnfache, wie die Programmierer im Unternehmen herausfanden.
Kreativer Datenverwerter
Generell bleibt dem Kunden verborgen, was Uber mit den vielen Daten anstellt. In den AGB lässt sich die App den Zugriff auf allerhand Infos bewilligen, darunter nicht nur die üblichen personenbezogenen Daten. Auch die Namen und Kontaktangaben des Adressbuchs im Handy werden abgerufen, die Geräteinfo sowie Anruf- und SMS-Daten. Und auch von anderen Quellen holt sich Uber Infos über seine Kunden. Vom jeweiligen Zahlungsdienstleister etwa, und bei der Verwendung von Uber for Business (Geschäftskunden-Fahrdienst) sogar vom Arbeitgeber.
Mit der Einwilligung in die AGB erteilt der Nutzer Uber eine uneingeschränkte Lizenz zur Nutzung seiner Daten. Er erlaubt auf deren Basis Analysen, Tests und Forschungsarbeiten sowie die Überwachung von Nutzungstrends. Kurzum: Erklärt man sich erst einmal mit den Bedingungen einverstanden, darf Uber so ziemlich alles mit den Daten anstellen.
Tiefer Einblick in Privatleben
Wie kreativ das Unternehmen in Sachen Datenverwertung ist, hat es bereits bewiesen. Schon vor vier Jahren wurde bekannt, dass ein bestimmter Firmenzirkel über eine interne Software namens „God View“ jederzeit überprüfen kann, wo sich Fahrgäste gerade aufhalten und welche Fahrten sie wohin unternommen haben. Ein Manager prahlte sogar damit, kritische Journalisten mit Details aus deren Privatleben unter Druck setzen zu können. Damals versprach Uber, sich künftig an die Datenschutzbestimmungen zu halten. Doch erst unlängst warf ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma vor, nichts an den Praktiken geändert zu haben.
Auch mit „lustigen“ Statistiken fiel der Dienstleister bereits auf – etwa, als er veröffentlichte, in welchen Vierteln amerikanischer Städte die meisten One-Night-Stands stattfinden. Und sogar staatliche Behörden trickste Uber aus: Ein eigens dafür entworfenes Programm nutzte bestimmte Daten, um Mitarbeiter von öffentlichen Stellen zu identifizieren. Bestellungen, die den Verdacht nahelegten, von verdeckten Kontrolleuren zu kommen, wurden daraufhin nicht angenommen.
Fahrer und Taxibranche unter Druck
In der Kritik steht Uber auch aus anderen Gründen: Im Gegensatz zur Taxibranche handelt es sich um ein bisher kaum reglementiertes Gewerbe. Mit der Schar an Uber-Fahrern ist ein Prekariat entstanden, das, wie einer der Fahrer erzählt, „wie wild“ arbeitet und dabei kaum etwas verdient. Ein Viertel des Bruttopreises streicht Uber selbst ein; und das bei Preisen, bei denen manchmal nicht einmal die Fahrtkosten gedeckt sind. Von Stundenlöhnen von 3,80 Euro ist die Rede, von überlangen Schichten, von Fahrern, die ihr Handy 80 Stunden in der Woche beobachten, um ja keine Aufträge zu verpassen. „Es ist nur ein Taschengeld, was wir da verdienen“, „wir werden ausgenutzt“ oder „eine neue digitale Sklaverei“, ist von den Fahrern zu hören. Dabei setzen sie nicht nur sich selbst, sondern die ganze Taxibranche unter Druck und unterminieren hart erkämpfte Arbeitsrechte. Zahlreiche Taxler arbeiten nebenbei noch bei Uber. Einer davon hält den Kritikern entgegen, es sei besser, herumzufahren und wenig Geld zu verdienen, als mit 20 anderen Taxlern an einem Standplatz zu warten.