Zum Inhalt
Ein Tomatenstrauch in einem Garten.
Hilft Tomatenextrakt vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall? Bild: vlalukinv/Shutterstock.com

Tomatenextrakt - Senken des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Zur Wirkung von Tomatenextrakt liegen bisher nur kleine und kurze Studien mit etlichen Mängeln vor. Dabei wurde der Einfluss verschiedener Mittel aus Tomatenextrakt auf den Blutdruck überprüft. Nicht getestet wurde, ob durch die Einnahme das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall senken.

Die bisherigen Studien reichen nicht aus, um die Wirksamkeit von Tomatenextrakt auf den Blutdruck zu bestätigen.

KONSUMENT Faktencheck-Medizin: Beweislage unzureichend

 

Unzureichend erforscht

Beweislage: unzureichend. Es liegen dazu bisher nur kleine und kurze Studien mit etlichen Mängeln vor. Dabei wurde der Einfluss verschiedener Mittel aus Tomatenextrakt auf den Blutdruck überprüft. Nicht getestet wurde, ob durch die Einnahme das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall senken.

Viele Risikofaktoren für Herzinfarkt oder Schlaganfall

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen und sind in Mitteleuropa für viele Todesfälle verantwortlich. In Österreich starben 2011 rund 32.000 Menschen an den Folgen einer Herz-Kreislauf- Erkrankung. Auch Invalidität und Arbeitsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit und verminderte Lebensqualität gehen häufig darauf zurück. Es gibt viele Risikofaktoren, die langfristig zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Dazu gehören Bluthochdruck, Rauchen oder erhöhte Blutzuckerwerte. Ein Rauchverzicht und die Behandlung der Risikofaktoren können die Gefahr von Herzinfarkt oder Schlaganfall senken.

Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall nicht geprüft

Eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse hat laut Fachleuten ebenfalls einen schützenden Effekt. Einige Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln haben Präparate im Angebot, die Inhaltstoffe aus Obst und Gemüse in konzentrierter Form enthalten und die Herz-Kreislauf- Gesundheit fördern sollen. Darunter ist auch ein Mittel aus Tomatenextrakt, das eine Pressemitteilung zufolge sogar Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall bieten soll. Ist diese sensationelle Wirkung aber auch durch Studien belegt? Es gibt zwar einige Untersuchungen zu verschiedenen Mitteln aus Tomatenextrakt, die in Apotheken, Drogerien oder Internet- Shops verkauft werden. Allerdings wurde in keiner Arbeit überprüft, inwieweit derartige Präparate eine schützende Wirkung vor Herzinfarkt oder Schlaganfall haben.

Blut: Effekte im Reagenzglas

In einigen Studien ging es darum, wie sich die Einnahme auf die Klebrigkeit der Blutplättchen auswirkt. Im Reagenzglas zeigte sich, dass das Blut weniger zusammenklumpte. Ob solche Effekte auch im Körper auftreten und dann auch tatsächlich Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern, ist jedoch unklar. Enttäuschend waren auch Studien zur Wirkung von Mitteln aus Tomatenextrakt auf den wichtigen Risikofaktor Bluthochdruck. Vermeintlich positive Effekte sind mit Vorsicht zu genießen, denn die Studien waren allesamt schlecht gemacht. Es nahmen so wenige Probanden teil, dass sich daraus keine verlässlichen Schlussfolgerungen ziehen lassen.

Keine ausreichenden Belege für Schutz

Bisher gibt es also keine ausreichende Belege dafür, dass die Einnahme von derartigen Mitteln Herz und Kreislauf schützt. Aber auch zur Sicherheit der Präparate fehlen Daten: Laut den Veröffentlichungen gab es zwar keine Nebenwirkungen, doch wir vermissen genauere Angaben, wie mögliche unerwünschte Wirkungen erfasst wurden. In der EU ist übrigens sehr genau geregelt, mit welchen gesundheitsbezogenen Behauptungen („health claims“) Hersteller ihre Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel überhaupt bewerben dürfen. Für Mittel aus Tomatenextrakt wären Aussagen wie „fördert die normale Blutplättchenaggregation und trägt zu einem gesunden Blutfluss bei“ erlaubt. Weitergehende Aussagen, etwa „zur Vorbeugung von Herzinfarkt oder Schlaganfall“, wären dagegen unzulässig.

Lesen Sie mehr unter: Medizin Transparent: Medizin Transparent: Tomatenextrakt

 

 

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf www.medizin-transparent.at

 

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Rezeptfreie Medizin - Weiterhin nur in Apotheken erhältlich

Rezeptfreie Arzneimittel dürfen weiterhin nur von Apotheken abgegeben werden und nicht etwa über Drogeriemärkte. Auch das absolute Verbot der Abgabe von Arzneimitteln in Selbstbedienung bleibt. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden.

Topfenwickel - Viele positive Wirkungen?

Topfenwickel - Viele positive Wirkungen?

Haben Topfenwickel eine schmerzlindernde Wirkung, etwa bei Muskel- und Gelenkschmerzen, wirken sie fiebersenkend und helfen sie stillenden Frauen bei einem Milchstau?

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang