Jetzt ist wieder die Zeit, in der die Bodentruppen des Christkinds (Eltern, Großeltern usw.) ausschwärmen, um das Spielzeug, das unter dem Baum liegen soll, zu beschaffen. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, denn die Kinderaugen sollen glänzen. - "Kunde König“, ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.
Alois Grasböck |
Schwere Gewissenskonflikte
Dabei kann es zu schweren Gewissenskonflikten kommen. Betrachten wir diesen Fall: Eine engagierte Mutter denkt an pädagogisch wertvolles, ökologisch einwandfreies und außerdem sauteures Holzspielzeug, das die Phantasie ihres Sechsjährigen beflügeln soll. Der Bub hingegen steht in seiner Schulklasse unter schwerem sozialen Druck, wenn er nicht endlich den batteriefressenden Monster-Krempel bekommt, den alle seine Freunde längst haben. Holzspielzeug? Das würde seinen gesellschaftlichen Status auf Weichei-Ebene drücken.
Opas warme Socken
Oder der Opa, der in seiner Kindheit, als die Zeiten härter waren, von einer Modelleisenbahn geträumt hat. Bekommen hat er warme Socken. Aber seine Enkel sollen es besser haben! Leider träumen die von etwas ganz anderem, nämlich von einem ziemlich gewalttätigen Computerspiel. In Einzelfällen kann Spielzeug sogar zur Rache missbraucht werden, etwa nach dem Motto: "Wenn mir meine Schwägerin weiterhin auf die Nerven geht, schenk‘ ich ihrem jähzornigen Kind ein Riesenpuzzle, damit kann sich dann die ganze Familie tagelang herumärgern!“
Keine Chance gegen Werbung
Unzählige Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollten, haben die bittere Erfahrung machen müssen, dass sie gegen Werbung und Unterhaltungsindustrie auf Dauer keine Chance haben. Alle Appelle an die Vernunft helfen wenig, wenn der Trend, die Konzerne und die Nachbarskinder „Hot Wheels“ oder „Hello Kitty“ rufen.
Soll uns nichts Schlimmeres passieren als der Überfluss und die Qual der Wahl. Aber leichter wär‘s, wenn tatsächlich das Christkind bestimmen würde, was die Kinder bekommen. Wer weiß, vielleicht wäre dann sogar Holzspielzeug der große Renner.
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