Frisch gemähtes, feuchtes Gras bildet eine kompakte Masse, in deren Inneres
kaum Sauerstoff gelangen kann. Die fleißigen kleinen Lebewesen sind zwar
trotzdem am Werk, doch das Ergebnis dieses ohne Luftzutritt (= anaerob)
stattfindenden Verwesungsvorgangs sind übel riechende Stoffwechselprodukte.
Hinzu kommt, dass einfach auf den Kompost gekippter Rasenschnitt die
Durchlüftung des gesamten Haufens beeinträchtigt.
Kompost braucht Luft
Die Sauerstoffzufuhr ist also das Um und Auf, weshalb Sie Gras grundsätzlich
mit gehäckseltem Baum-, Hecken- oder Strauchschnitt vermischen sollten (bei
kleinen Mengen kann es auch Laub oder Erde sein). Das bedeutet, dass Sie einen
Häcksler anschaffen müssen. Tipp: Eine wesentliche Verbesserung bringt es, wenn
Sie das Gras zunächst auf der Rasenfläche liegen lassen, damit die Sonne es
trocknet. So schaffen Sie eine aufgelockerte Struktur.
Zusätze bei Gras wirkungslos
Anders als Gras ist häckselbares Material nicht die ganze Saison über im
Garten verfügbar. Deshalb könnte man auf die Idee kommen, es mit einem
Kompostzusatz zu versuchen. Unter Bezeichnungen wie „Kompoststarter“ oder
„Schnellkomposter“ versprechen diese Produkte eine Beschleunigung der Rotte,
Geruchsbindung oder beides.
Praxistest mit Thermokomposter
Wir haben mit reinem Rasenschnitt einen Praxistest durchgeführt. Dazu haben
wir Thermokomposter verwendet, das sind weitgehend geschlossene, wärmeisolierte
Kompostbehälter, welche die bei der Rotte entstehende Wärme zurückhalten, um den
Vorgang abzukürzen. Den Rasenschnitt haben wir laut Herstellerangaben mit den
Kompostzusätzen vermengt und dann abgewartet. Das Ergebnis roch genauso
scheußlich, wie es anzuschauen war. Häufig kam es auch zu Schimmelbildung.
Fazit: Ohne Strukturmaterial sind Kompostzusätze bei Gras völlig
wirkungslos.
Sechs bis acht Monate
Ins Reich der Märchen verweisen möchten wir übrigens die Behauptung mancher
Hersteller, dass man bei ordnungsgemäßer Verwendung der Produkte bereits nach
sechs bis acht Wochen anwendungsbereiten Kompost erhält. Realistisch sind, bei
günstigen äußeren Voraussetzungen, sechs bis acht Monate! In der Zeit davor ist
die Rotte noch im Gange, und Sie können das Material nur für ganz bestimmte
Zwecke – etwa die Düngung von Gemüse in der Vegetationsphase – einsetzen.
Biotonne oder Abholservice
Stellt sich noch die Frage, wohin mit dem Rasenschnitt, wenn Sie ihn lieber
nicht kompostieren möchten. Die Antwort ist: zur nächsten Biotonne
beziehungsweise zur zuständigen Sammelstelle bringen. Möglicherweise gibt es
auch einen Abholservice. Die Details müssen Sie bei Ihrem zuständigen
Gemeindeamt oder Magistrat erfragen, denn sie sind von Gemeinde zu Gemeinde
unterschiedlich geregelt.